06.10.2022

Hermann Futter: “In der Finanzwelt ist die Business Angel Szene ein Micky-Maus-Thema”

Neben Katharina Schneider wurde dieses Jahr Hermann Futter mit dem "Business Angel of the Year 2022" ausgezeichnet. Wir waren bei der Award-Verleihung in den Wiener Sofiensälen und haben mit Futter über seine Tätigkeit als Business Angel und die aktuelle Stimmung in der Startup-Szene gesprochen.
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(c) martin pacher / der brutkasten

Der Award Business Angel of the Year wurde am Mittwochabend zum mittlerweile 14. Mal von der Austria Wirtschaftservice (aws) und den Gründerzentren (AplusB) vergeben. Die Auszeichnung in der Kategorie „male“ ging dieses Jahr an Hermann Futter. Er ist seit mehr als 30 Jahren Geschäftsführer der Compass Gruppe, einem führenden Anbieter von Wirtschaftsinformation in Österreich. Ende der 1990er Jahre kamen erste Investitionen in Startups hinzu. Aktuell hält er Beteiligungen bei weit über 50 Firmen – dazu zählen unter anderem JentisusePAT oder Stardust. Im Rahmen der Preisverleihung haben wir mit Futter über seine bisherige Tätigkeit als Business Angel gesprochen. Zudem gibt er einen Einblick, wie sich die Startup- und Investorenszene über die letzten Jahre verändert hat.


Was bedeutet dir die Auszeichnung des “Business Angel of the Year” persönlich?

Hermann Futter: Der Award ist natürlich eine Bestätigung für das Herzblut, das ich in meine Arbeit reingesteckt habe. Die eigentliche Auszeichnung eines Business Angels ist allerdings der erfolgreiche Exit. Der “Business Angel of the Year” ist daher mehr eine emotionale Angelegenheit, die ans Herz geht und nicht in die Geldbörse.

Was bedeutet für dich als Business Angel Erfolg?

Hermann Futter: Die größten Erfolge sind die menschlichen Erfolge. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn man menschlich die richtige Entscheidung getroffen hat und in die passenden Personen oder Teams investiert. Wir wissen, dass Ideen nicht alles sind. It’s all about the execution. Ein guter Business Angel trifft diese Entscheidungen oft nach dem Bauchgefühl. Er muss dafür die Menschen einschätzen können. Dafür muss man Menschen auch auf eine gewisse Art und Weise lieben. Die großen Erfolge sind, wenn man sich in Menschen nicht irrt.

Welche Exits sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Hermann Futter: Der erste klassische Exit war für mich – aber auch andere in der Startup-Szene – 123people. Das war 2008. An diesem Exit haben viele Menschen erstmalig erkannt, was es bedeutet, ein Risiko einzugehen und ein Jahr später die Früchte des Erfolgs heimzutragen. Das war sehr ansteckend und man hat damals natürlich Blut geleckt. Im Anschluss ist es mir gelungen, ein paar Investments zu tätigen, die sich als sehr gut erwiesen haben. Zwischen 2008 und 2011 bin ich ein paar meiner größten Wetten eingegangen. Normalerweise dauern die guten Exits sieben bis acht Jahre. Firmen müssen reifen, um einen erfolgreichen Exit hinzulegen.

Hast du gewisse Branchen, in denen du bevorzugt Investments tätigst?

Hermann Futter: Ich bin prinzipiell sehr offen, was Investments angeht. Ich habe fast sämtliche Branchen im Portfolio. Eigentlich tätige ich keine Investments in der Hardware, Food oder BioTech Branche. Dennoch halte ich auch in diesen Branchen Beteiligungen an Startups. Am wohlsten fühle ich mich aber im B2B-SaaS-Umfeld. Von dort komme ich quasi auch her.

(c) aws / pollak

Beim Investieren braucht man Menschenkenntnis. Hast du dich schon mal in Menschen geirrt?

Hermann Futter: Natürlich habe ich mich in Menschen geirrt. Ich habe zum Glück nicht sehr viele “Bauchflecke” hingelegt. Der größte umfasste ein Investment in Höhe von 350.000 Euro. Das hat natürlich schon sehr weh getan. Das war im Endeffekt menschlich mehr als enttäuschend und andere würden es vielleicht als Betrug bezeichnen. Aber das gehört natürlich zum Investieren dazu, daher heißt es auch Risikokapital und nicht Sparbuch.

Wie hat sich die Business Angel Szene über die Jahre verändert?

Hermann Futter: Die Angel-Szene hat sich professionalisiert und es ist mehr Logik dahinter. Ein Business Angel ist aber immer noch ein Mensch bzw. Bauchmensch, wie ich es immer sage. Trotz der Professionalisierung ist die heimische Angel-Szene aber noch immer ein ganz kleiner Teil der Finanzszene. Wenn man sich die Summen anschaut, dann ist die Business-Angel-Szene in der Finanzwelt ein Micky-Maus-Thema, aber auch ein sehr schönes Thema. Im Prinzip bevorzuge ich auch die schönen Themen und muss nicht zahlengetrieben analysieren, ob die siebte Nachkommastelle irgendeinen Index schlägt. Schlussendlich geht es um Menschen.

Welche Rolle spielen für dich Co-Investments mit anderen Business Angels aus der Szene?

Hermann Futter: Für mich gibt fast nur Co-Investments. Beispielsweise habe ich Investments mit Alfred Luger, Markus Ertler oder seit kurzem mit Hansi Hansmann getätigt. Wir kennen uns mittlerweile seit zwölf Jahren. Erst unlängst habe ich mit ihm in Stardust rund um Peter Buchroithner investiert. Ich habe damals mit Hansi telefoniert und er hat mir gesagt, dass es funktioniert. Es gibt Leute, denen man blind vertraut. Dafür muss man aber menschlich in der Lage sein, Misserfolge zu verkraften. Wenn man sich mit den richtigen Leuten zusammentut, dann sind Co-Investments ein No-Brainer.

Wie beurteilst du aktuell die Stimmung in der Startup- und Investoren-Szene?

Hermann Futter: Eines ist klar: Die großen Runden, die wir in der Vergangenheit gesehen haben, werden in Zukunft sehr schwer werden. Bei frühphasigen Runden ist das Problem nicht so krass. Hier geht es meist um kleine Beträge. Startups sind meines Erachtens aber noch immer das beste Investment.

Trifft dies auch auf die breite Masse zu?

Hermann Futter: Nein, für die breite Masse wird dies, nicht funktionieren. Sie wird von der Politik daran gehindert, risikoreich zu investieren. Das sehe ich als ganz großes Problem an. Man treibt die Leute ins Sparbuch oder in irgendwelche Aktienfonds, die sehr teuer sind und nicht den Ertrag bringen. Das ist die Perversion an sich.

Was muss sich deiner Meinung nach ändern?

Hermann Futter: Wir sehen ja derzeit schon erste Schritte. Die finanzielle Bildung ist in meinen Augen das A&O. Die Leute müssen verstehen, was eine Aktie ist, nämlich eine Unternehmensbeteiligung. Das ist derzeit bei 98 Prozent der Menschen nicht der Fall. Daher ist die Finanzbildung in der Schule etwas ganz wichtiges. Aktien sind nämlich kein Teufelswerks, sondern eine Unternehmensbeteiligung. Das müssten aber auch die Lehrer erst verstehen. Wenn man es schafft, dass sich eine ganz breite Masse in der Gesellschaft an Unternehmen beteiligt, hat man schon sehr viel gewonnen.


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Remitly, ein US-Online-Anbieter für Finanzdienstleistungen, hat 4.200 erwerbstätige Erwachsene aus 22 Ländern in einer Studie rund um das Thema Work-Life-Balance befragt. Im Zuge dessen ging es um tägliche Arbeitsstunden, die Länge des Arbeitsweges, die Schlafdauer vor einem Arbeitstag und und die Länge der täglichen Pausen. Auch die Zufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsleben fand Einklang in die Studie. Nach Erhebung der Daten wurden die einzelnen Faktoren bewertet. Das Ziel: Herauszufinden, welche Länder weltweit die “beste Work-Life-Balance bieten”. Erfasst wurden die Daten diesen September.

Der Norden ist am Balance-freundlichsten

Nach dem Ranking des US-Finanzdienstleisters steht Österreich gar nicht so schlecht da: Platz 11 erreichten wir im Rahmen der Studie. Wenig überraschend gingen Platz eins und zwei wieder in den Norden – konkret an Finnland (Platz eins) und Dänemark (Platz zwei). An dritter Stelle im Work-Life-Ranking steht die Schweiz.

Finnland ist laut Remitly mit 73 von 100 Punkten im Index das Land mit den besten Rahmenbedingungen für eine Work-Life-Balance. Der Studie zufolge soll Finnland seinen Erwerbstätigen schon seit fast 30 Jahren flexible Arbeitsbedingungen bieten.

Dänemark auf Platz zwei erreichte 70 von 100 Punkten. Die Durchschnittsarbeitszeit pro Tag belief sich hier auf sieben Minuten und 25 Stunden. Auch laut OECD Better Life Index liegt die Zufriedenheit im Beruf sowie die allgemeine Lebenszufriedenheit in Dänemark über dem weltweiten Durchschnitt.

Trotz längerer täglicher Arbeitszeit und längerer Pendelzeit als Platz 1 und 2 landet die Schweiz auf Platz drei, was Remitly unter anderem mit den vier bis fünf bezahlten Urlaubswochen begründet. Auch die Pausenzeiten umfassen mit 56 Minuten täglich ein Maximum unter den befragten Ländern.

Platz vier ergattert Frankreich – unter anderem auch deshalb, da die Normalarbeitszeit in Frankreich bei 35 Wochenstunden liegt. Alles darüber wird als Überstunde gerechnet und dementsprechend in Zeitausgleich oder Bezahlung vergolten.

Für Work Life Balance wird umgezogen

Neun der zehn führenden Länder befinden sich in Europa. Der einzige Ausreißer: Neuseeland auf Platz 5. Außerdem gaben vier von zehn (42 Prozent) Befragten an, dass sie in den nächsten fünf Jahren auf der Suche nach besseren Arbeitsbedingungen ins Ausland ziehen möchten.

In den Top zehn befinden sich nach den ersten vier Platzierten – nach Rangliste Finnland, Dänemark, Schweiz und Frankreich – schließlich Neuseeland (Platz 5), Schweden (Platz 6), die Niederlande (Platz 7), Portugal (Platz 8), Belgien (Platz 9) und Tschechien (Platz 10).

Österreich belegt Platz 11, gefolgt von Deutschland (Platz 12), Spanien (Platz 13), Italien (Platz 14) und Kanada (Platz 15).

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