30.05.2022

Buffett, Frey und Lagarde gegen Bitcoin: Woher kommt der ganze Hass?

Bitcoin ist in einem Bärenmarkt - da drehen seine Gegner gerne Ehrenrunden. Was treibt sie an?
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Niko Jilch mit einer Replik auf Bitcoin-Aussagen von Warren Buffett, Christine Lagarde und weiteren
Nico Jilch mit einer Replik auf Bitcoin-Aussagen von Warren Buffett, Christine Lagarde und weiteren | (c) brutkasten/Wikimedia Commons / adobe stock
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Charlie Munger ist ein alter Mann. Das ist keine Beleidigung. Der 1924 geborene Munger ist 98 Jahre alt. Nur elf Jahre jünger als die amerikanische Notenbank Federal Reserve. Munger agiert seit vielen Jahrzehnten als rechte Hand von Warren Buffett, dem berühmtesten Investor überhaupt. Munger hat einen guten Humor und ist bekannt für flotte Sprüche. Eines seiner ältesten Zitate hat aber einen ernsten Hintergrund: “Show me the incentives and I will show you the outcome.” – “Zeigen Sie mir die Anreize, und ich werde Ihnen das Ergebnis zeigen.”

Wer lang genug im Finanzmarkt ist, der weiß: Dieser Satz stimmt zu 100 Prozent. In den USA, wo Börsetalk zum Alltag gehört, fällt das immer wieder auf. Nehmen wir als Beispiel den berühmten Hedgefondsmanager Bill Ackman. Der warnte im März 2020 – nach dem Corona-Crash – im Fernsehen vor der “Hölle auf Erden”. Und machte dabei unglaubliche 2,6 Mrd. Dollar Profit, weil er gegen den Markt gewettet hatte.

Freilich: Den Großteil der Gewinne hatte er zu diesem Zeitpunkt schon eingefahren. Sein Auftritt war nur ein Bonus. Die Gewinne kamen auch aus einer Absicherung, einem Hedge. Und das muss man dem Hedgefondsmanager lassen: er machte seinem Namen alle Ehre. “Talking the book” nennt man das an der Wall Street, wenn man versucht, den eigenen Einfluss zu nutzen um den Markt zu beeinflussen. Alle machen es. Wirklich alle.

Munger und Buffett haben nichts von Bitcoin – und halten nichts davon

Auch Warren Buffett und Charlie Munger. Auch diese genialen Investoren, die von Hunderttausenden bewundert werden, haben Interessen und Anreize. Sie sind groß geworden in der Ära des billigen Geldes. Und deswegen hassen sie Bitcoin.

Munger nannte es “Rattengift” und auch Buffett äußerte sich zuletzt wieder. Er hat Einfluss. Solche Ansagen gehen um die Welt. Nichtmal 25 Dollar würde er aufwenden, um alle Bitcoin der Welt zu kaufen, so Buffett. Der Kern seiner Kritik: Bitcoin produziert nichts, es wirft weder Zinsen noch Dividenden ab. Es ist im Grunde dasselbe Argument, das Buffett auch gegen Gold verwendet. Und wenn man seine Anreize kennt, kann man es auch verstehen. Ich kann auch nachvollziehen, warum er “produktive” Assets bevorzugt. Aktien sind toll!

Aber sie haben in den vergangenen 50 Jahren gewaltig von der Verwässerung der Währungen profitiert. Ab dem Ende des Goldstandards im Jahr 1971 kam es zu einer gewaltigen Inflationswelle. Die hat Assetpreise nach oben getrieben – und die Schere zwischen Arm und Reich auseinander. Bitcoin will das beenden. Sein Geldsystem ist noch viel strikter als jenes des Goldstandards.

Wieso sollten Buffett und Munger da auf ihre alten Tage einsteigen? Sie haben nichts zu gewinnen. Im Gegenteil: Je mehr Geld in Bitcoin fließt, desto weniger geht in die Aktien. Und das ist auch eines der wichtigsten Argumente für Bitcoin. In the long run zumindest. Kurzfristig sieht es mal wieder so aus, als würden die oberflächlichen Argumente von Buffett und Co. reüssieren. Denn der Preis fällt, wir sind in einem Bärenmarkt. Und in solchen Phasen drehen die Gegner von Bitcoin gerne Ehrenrunden.

Standard-Autor Eric Frey wettert seit 11 Jahren gegen Bitcoin

Im “Standard” hat Eric Frey zuletzt für Aufregung gesorgt. “Stoppt den Kryptowahnsinn” schrieb er: “Kryptoassets haben anders als Aktien, Anleihen oder klassische Währungen keinen materiellen Wert; ihr Kurs hängt immer nur davon ab, wie viel andere zu bezahlen bereit sind.” Frey ist sich sicher: “Der Absturz von Bitcoin und Co ist ein Glück, die Welt braucht diese Innovation nicht.”

Wenn das mal die afghanischen Frauen lesen, die seit zehn Jahren Bitcoin nutzen und denen das digitale Geld sogar dabei half, vor den Taliban zu fliehen, wie es in diesem sehr interessanten Standard-Artikel zu lesen ist.

Dabei hatte der Standard-Journalist Frey im Jahr 2017 noch hoch und heilig versprochen, nichts mehr über Bitcoin zu schreiben. Und das war ein vernünftiger Ansatz. Aber die Klicks waren wohl wichtiger. Bitcoin im Titel – das zieht! 1900 Kommentare hat das neueste Werk schon eingesammelt.

Die Incentives des Journalisten sind sicherlich andere als jene von Warren Buffett oder Charlie Munger. Frey will sich selbst bestätigen – immerhin sagt er Bitcoin seit 2011 den baldigen Untergang voraus. Schon damals schrieb er: “Das Bitcoin-Fiasko im Internet zeigt, dass staatliche Notenbanken die einzige verlässliche Quelle von Geld sind.” Und 2013 forderte Frey, der an sich als Liberaler gilt, ein glattes Verbot der Kryptowährung. Alle drei berühmten Frey-Artikel kamen übrigens in Phasen stark fallender Preise. Timing ist alles!

Auch Christine Lagarde mag Bitcoin noch immer nicht

Dass das Geld am besten vom Staat gedruckt werden sollte ist eine Feststellung, die auch Christine Lagarde sicherlich teilen wird. Immerhin ist sie als Chefin der Europäischen Zentralbank zuständig für die Herausgabe dieses “einzig verlässlichen” Geldes. Das Problem ist nur, dass sie viel zu viel davon herausgibt, was zu einer gewaltigen Inflation geführt hat und immer mehr Menschen nun berechtigte Zweifel an der “Verlässlichkeit” ihres Geldes anmelden. Sie hielt dem jetzt entgegen und meinte, das “Kryptos” überhaupt wertlos seien. Das Wort “Bitcoin” nimmt sie gar nicht mehr in den Mund.

Bei der Notenbankchefin ist immerhin klar, wo die Incentives liegen: Sie will keine Konkurrenz für ihr eigenes Produkt sehen – was ja verständlich ist. Dass sie sich der einfachen “Krypto”-Masche bedient, statt konkret auf Bitcoin einzugehen, ist ebenso verständlich – wenn auch nicht sehr seriös. Lagarde ruft nach Regulierung. Was sie darunter versteht, lässt sie offen. Immerhin verrät sie uns, dass einer ihrer Söhne in Krypto investiert ist.

Bitcoin ist in einem Bärenmarkt. Die Häme und der Spott werden weiter gehen. Auch deswegen, weil solche Forderungen und Artikel nichts ändern werden. Bitcoin hat sich in den vergangenen 13 Jahren als extrem widerstandsfähig erwiesen und erfüllt für viele Menschen auf der Welt sehr wohl einen Zweck. Menschen, die unter hoher Inflation oder autoritären Regimen leiden. Menschen, die wir auch im Westen immer besser verstehen können – weshalb Bitcoin auch hierzulande Zulauf erhält.

Buffett, Munger, Frey und Lagarde müssen ihre Meinung entweder ändern – oder sich auch in Zukunft noch oft beschweren. Denn “stoppen” wird Bitcoin wohl niemand mehr.

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Syncraft HQ
Syncraft Standort in Schwaz, Tirol (c) Syncraft

Der europäische Green-Deal verpflichtet alle EU-Länder, den Klimawandel bis 2050 mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Auch Unternehmen müssen deshalb nachhaltig werden.

Ein großer Teil der heimischen Treibhausgasemissionen entsteht jedoch nach wie vor in der Energiegewinnung. Hier möchte das Tiroler Scaleup Syncraft ansetzen. Mit Firmensitz in Schwaz, konzentriert sich das Unternehmen auf den Bau sogenannter Rückwärtskraftwerke. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept? brutkasten hat dazu mit Syncraft gesprochen.

“Wollen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems leisten”

Kohlekraftwerke benötigen fossile Kohle, um Energie zu erzeugen. Dabei wird jedoch sehr viel CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Syncrafts Rückwärtskraftwerke kehren diesen Prozess um. Die Kraftwerke wandeln ungenutztes Wald-Restholz in Energie um, doch das bei der Verbrennung entstandene CO2 wird in Kohle gespeist. Dabei spricht das Unternehmen von “grüner Kohle”.

Die Kohle speichert rund 30 Prozent des im Holz enthaltenen CO2 dauerhaft. Das Endprodukt kann anschließend in Baumaterialien wie Beton verwendet werden. Ebenfalls kann die Kohle zur Defossilisierung weiterverwertet werden, indem sie in anderen Industrien fossile Kohlenstoffe ersetzt.

Bereits 2016 zeigte eine Studie der FH Vorarlberg das Potenzial von Holzkohle als Kohlenstoffsenker. Diese sogenannte „grüne Kohle“ dient nicht nur als effektiver CO2-Speicher, sondern findet in verschiedensten Bereichen Anwendung – von der Landwirtschaft bis hin zur Bauindustrie. Syncraft möchte dieses Wissen nutzen, um seine Technologie kontinuierlich zu verbessern. Aufklärung und Forschung rund um die Einsatzmöglichkeiten von grüner Kohle, auch bekannt als „Biochar“, haben sich mittlerweile zu einem zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells entwickelt.

„Unser Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems zu leisten“, sagt Syncraft-Gründer Marcel Huber. Huber hat 2007 einen Schwebefestbettvergaser an der Hochschule MCI Innsbruck entwickelt – die patentierte Technologie, auf welcher das Unternehmen ruht. Zwei Jahre später gründete Huber Syncraft als Spin-off. 2014 gingen die ersten Rückwärtskraftwerke in Südtirol und Vorarlberg in Betrieb. Bis heute realisierte Syncraft mehr als 40 Rückwärtskraftwerke – unter anderem in Kroatien, Italien und Japan.

Neue Anlage in Gänserndorf

Mit rund 60 Mitarbeitenden konzentriert sich Syncraft auf die Kernbereiche des Kraftwerksbaus, der Forschung & Entwicklung, des Vertrieb und der Verwaltung. Der neue Firmensitz in Schwaz wurde 2024 eröffnet und soll ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen laufen.

Zu den jüngsten Erfolgen zählt die Eröffnung eines Rückwärtskraftwerks in Gänserndorf, Niederösterreich. Die Anlage versorgt das Fernwärmenetz mit 750 kW Wärme und speist 500 kW Elektrizität ins öffentliche Netz ein.

Darüber hinaus konnte Syncraft den Energy Globe Austrian Award 2024 in der Kategorie Wasser gewinnen. Wasser deshalb, da die Kohle auch dafür verwendet wird, um Abwasser zu reinigen, sagt das Unternehmen. Mit dem Projekt “Smarte Abwasserreinigung mittels Pulverkohle” konnten sich Syncraft gegen rund 300 andere Umweltprojekte durchsetzen.

Offen für Investor:innen

Syncraft hat sich mittlerweile zu einem profitablen Scaleup entwickelt. Seit der Gründung wirtschaftet das Unternehmen laut eigener Aussage mit den gleichen Gesellschaftern. Da Syncraft als Spin-off an der Hochschule MCI Innsbruck entstanden ist, zählt dazu auch MCI selbst.

Für die Zukunft hat sich Syncraft das Ziel gesetzt, sich noch weiter zu entwickeln und weiter zu wachsen. “Sollte uns also in Zukunft ein interessantes Investitionsangebot erreichen, werden wir uns dieses auf jeden Fall genauer anschauen”, so das Unternehmen.

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