28.02.2020

Bodyhacker Patrick Kramer: “Wir werden allmählich zu einem FinTech.”

Patrick Kramer ist ein Bodyhacker, der selbst mehrere Implantate im Körper trägt. Im Gespräch mit dem brutkasten erklärt er das Potenzial für Biohacking-Startups.
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Patrick Kramer von Digiwell
Patrick Kramer, Chief Cyborg Officer von Digiwell. (c) Digiwell

Auf dem A1 Business Summit in Wien setzte Patrick Kramer, “Chief Cyborg Officer” beim deutschen Unternehmen Digiwell, diversen Konferenzteilnehmern Implantate in die Hand ein. Mit den implantierten NFC-Chips können sie nun zum Beispiel smarte Türschlösser öffnen oder digitale Visitenkarten austauschen.

+++Vor Ort am A1 Business Summit: Markus Schreiber, Marketingleiter A1+++

Im Gespräch mit dem brutkasten spricht Kramer über aktuelle Trends im Biohacking, Marktpotenziale für Startups und ethische Fragestellungen rund um Gen-Editierung mit der CRISPR-Technologie.

Was ist der Anreiz für die Menschen, sich Implantate zu machen?

Patrick Kramer: Es gibt ganze Familien – Mutter, Vater und Kinder -, die zu mir kommen, weil sie zuhause ein Smart Home haben und keine Hausschlüssel mehr verwenden wollen. Oder Rechtsanwälte und Ärzte, die für ihre Kanzleien und Arztpraxen einen sicheren Zugang mit digitalen Schlüsseln wollen. Andere Menschen wollen Digitalisierung auf einem neuen Level erfahren und wissen, wie es ist, eine digitale Schnittstelle im eigenen Körper zu haben.

Wie viele Menschen haben bereits Implantate und wie viele hast du bereits eingesetzt?

Weltweit sind es 350-400.000 Menschen, wobei die meisten mehrere Implantate haben. Ich selber habe bisher rund 2500 Implantate eingesetzt.

Was können die unterschiedlichen Implantate?

Wir haben mittlerweile über 20 verschiedene Implantate. Von der Messung der Körpertemperatur für die Familienplanung bis zu Magnet-Implantaten, um elektromagnetische Felder zu spüren. Damit kann man zum Beispiel hinter einer Wand die stromführenden Kabel ertasten oder einen Induktionsherd ohne Zuhilfenahme eines Magneten einschalten. Man kann Elektromagnetismus also auf einen ganz neue Weise erleben. Und dann gibt es Implantate für Zutrittskontrollen und kryptobionische Implantate. Sie sichern meine digitale Identität ab und sind verschlüsselt. Wiederum andere Implantate leuchten unter der Haut – das kommt aus der Tattoo-Szene und sorgt zum Beispiel dafür, dass die Augen eines Drachen-Tattoos leuchten, wenn sie mit einem Handy in Kontakt kommen.

Das klingt schon sehr nach Cyberpunk.

Ja, das geht sehr in diese Richtung. Ich kenne auch jemand, dessen Ohren durch entsprechende Implantate beim Telefonieren leuchten. Ein anderes Gebiet ist wiederum der Rechtsanwalt, der mit dem Implantat sicheren Zugang zu seiner Kanzlei haben will. Das hat mit Cyberpunk nichts zu tun, sondern ist ein Sicherheitsthema.

(c) Digiwell

Wie viele Implantate hast du selbst?

Ich habe derzeit fünf Implantate. Das wechselt aber ständig, weil ich immer wieder alte Implantate raus und neue rein gebe, um zu testen, welche Möglichkeiten es gibt.

Sind Implantate für dich überhaupt noch etwas ausgefallenes, oder ist das Alltag?

Es ist Alltag. Die Dinge, die ich damit tue, sind für mich nichts Besonderes mehr. Ich möchte aber auch nie wieder zum vorherigen Status zurück. Kein Alltag sind wiederum die vielen tollen Gespräche, die man darauf basierend über das Thema Digitalisierung führen kann. Die Frage dabei lautet oft: Wie weit darf Digitalisierung gehen? Ist es nicht irgendwann zu viel? Für manche liegt die Grenze an der Hauptoberfläche, anderen wiederum kann es nicht weit genug gehen. Jede Meinung ist in dieser Hinsicht okay – es sollte aber jede Meinung fundiert sein und auf Fakten basieren. Angst und Unwissen sind auch in Bezug auf Implantate schlechte Ratgeber.

Warum hast du dich dafür entschieden, in diesem Feld aktiv zu werden?

Ich war früher Unternehmensberater, landete dann aber ab 2012 im Burnout. Ärzte konnten mir nicht mehr richtig helfen. Somit begann ich, mich mit Ernährung, Sport und Fitness und somit auch unbewusst mit dem Thema Biohacking zu beschäftigen. Zeitgleich kamen die ersten Fitnesstracker auf. Dann gab es die ersten Lösungen, die nicht auf, sondern unter der Haut lagen – mit diesem Thema habe ich dann 2014 angefangen. Das war damals sehr polarisierend, auch in der Medieneberichterstattung. Seitdem beschäftige ich mich beruflich damit.

(c) Digiwell

Und was genau machst du beruflich, wenn du nicht gerade auf Konferenzen anderen Menschen Implantate einsetzt?

Ich habe einen Webshop zu dem Thema und coache Unternehmen im Bereich Biohacking – etwa, wie man produktiver ist, seine Ernährung bei der Arbeit umstellt oder seinen Arbeitsplatz hacken kann. Wie man also gesünder und leistungsfähiger durch’s Arbeitsleben kommt. Außerdem halte ich mittlerweile weltweit Vorträge zu diesem Thema.

Wie kann man also im Arbeitsleben – auf legale Weise – produktiver werden?

Ein Klassiker ist, dass man den Kaffee mit Milch und Zucker durch einen Kaffee mit Butter und Öl ersetzt. Andere Ansätze sind, dass man einen Handstand oder Kopfstand während der Arbeitszeit macht, dass man über spezielle Pflanzen die Arbeitsplatzumgebung hacked oder sich bestimmte Schlafroutinen angewöhnt.

Aber das sind jetzt ehrlich gesagt nicht mehr als softe Fitness- und Lifestyle-Tipps.

Auch das ist Biohacking. Biohacking besteht aus vier Bereichen: Das eine ist das Fitness- und Mind-Thema. Dann gibt es das Thema des 3D-Bioprinting, also organische Materie zu drucken. Das ermöglicht in Zukunft, die äußere Form nach dem aktuellen Geschmack zu verändern. Das macht man heute schon zum Beispiel über Brustimplantate, künftig wird da aber noch viel mehr möglich sein. Das dritte Thema ist DNA-Hacking, etwa über CRISPR. In dieser Hinsicht passiert in manchen Ländern schon viel, in Europa sind wir verhaltener. Der vierte Bereich ist Bodyhacking: hier gibt man über Technologie unter der Haut dem Körper digitale Schnittstellen.

“Man kann auch mit einer Atemmaske trainieren, um bewusst die Sauerstoffzufuhr zu minimieren.”

Und manche dieser Bereiche sind also kontroverser als andere…

Auch das erste Feld, das Body- und Mind-Hacking, kann man krasser betreiben – zum Beispiel, dass man beim Training mit einer Atemmaske die Sauerstoffzufuhr minimiert. Das Bodyhacking wiederum wird von vielen Menschen viel skeptischer gesehen. Dabei bietet es mir im Alltag viele Vorteile: Dank des Implantats muss ich mich nicht mehr um Passwörter scheren und kann meine Schlüssel nicht mehr vergessen (Anm.: Weil man mit einem NFC-Implantat dazu passende Türschlösser öffnen kann.). Dinge, die ich eh mit mir mitführen muss, kann ich ohne Nachteile unsichtbar unter die Haut bringen – und somit mein Leben erleichtern.

Würdest du dein Unternehmen als Startup bezeichnen?

Wir machen das schon seit fünf bis sechs Jahren. Trotzdem fühlen wir uns als Startup, weil es sich so schnell ändert. Am Anfang ging es bloß um Zutrittskontrollen. Nun arbeiten wir daran, dass man auch ein Payment-Implantat nutzen kann. Somit gehen wir immer mehr in Richtung FinTech.

Ihr werdet ein FinTech?

Ja, und wir müssen uns mit Finanztransaktionen beschäftigen und mit der Frage, wie Bezahlen im Internet eigentlich funktioniert. Wir unterhalten uns mit Banken und Finanzdienstleistern. Das ist plötzlich eine völlig neue Dimension für uns.

Und das Ziel ist, dass man mit den Implantaten bezahlen kann?

Genau. Rund 80 Prozent unserer Gesprächspartner sagen, dass sie gerne mit einem Implantat bezahlen würden oder ihre Bankomatkarte gerne auf dem Implantat speichern würden. Das ist aber noch ein langer Weg, weil ein Implantat kein aktives Device ist, wie zum Beispiel ein iPhone mit einer Batterie, das Daten heraus sendet. Zudem muss ein solcher Service immer über die Prozesse und Applikationen der Banken und Payment-Anbieter laufen. Die müssen mitspielen, das muss freigeschaltet und personifiziert sein. Und man möchte ja auch kein Implantat haben, das (Anm.: Wie eine Bankomatkarte) ein Ablaufdatum hat.

“Es gibt Prognosen, laut denen die Branche pro Jahr um 20 Prozent wachsen wird.”

Welche Chancen siehst du insgesamt für Startups im Biohacking-Bereich?

Es gibt im Moment keinen Bereich, der so spannend ist wie die Biohacking -Themen. Es gibt wahnsinnig viele Startups in diesem Bereich – seien es welche mit Fokus auf Nahrungsergänzungsmittel, für Fitnessgeräte, für spezielle – legale! – Pilze, und so weiter. Wir haben in  dieser Hinsicht längst nicht die Spitze des Eisbergs erreicht. Es gibt Prognosen, laut denen die Branche jedes Jahr bis zu 20 Prozent wachsen wird. Es ist also ein spannendes Feld mit vielen Facetten, bei dem verschiedene Disziplinen zusammen kommen.

Und die wachsende Nachfrage wird wohl auch dafür sorgen, dass Ängste abgebaut werden.

Ja, und es gibt spezielle Förderprogramme, speziell für Startups im BioTech-Umfeld. Wir waren in diesem Kontext selbst 2018 in London unterwegs – mussten dort aber feststellen, dass wir mit unseren Implantaten gar nicht so BioTech sind. Andere züchten Algen, aus denen man Papier machen kann, während wir im Finance-Bereich unterwegs sind. Wir haben dort also mit Banken verhandelt, während die andere mit Biologen über Mutationen debattiert haben.

Welche anderen bekannten Biohacking-Startups kannst du nennen?

Ich persönlich finde Brain Effect super. Mit FlowGrade kooperieren wir viel. In den USA gibt es Bulletproof, sowie The Odin für das Thema CRISPR. Der Markt ist aber so riesig und wächst so stark, dass es genug Platz für alle gibt.

Stichwort CRISPR: Welche Länder preschen hier vor, und wie sieht die Zukunft aus?

China ist das Land, das die meisten Genomdaten speichert. Außerdem kreuzt China zum Beispiel DNA-Daten mit Social Media Profilen, um zu erforschen, welche DNA Menschen erfolgreich macht. Ansonsten wird in den USA viel im Heimbereich gemacht, unter anderem in der Tierzucht. Man kann – so wie früher der Chemie-Baukasten – über spezielle Websites CRISPR-Baukästen bestellen und selbst am Küchentisch DNA-Hacking betreiben.

Gibt es diese Baukästen auch in Europa auf legalem Weg?

Ja, man kann sich das bestellen. Es ist aber meines Wissens von Land zu Land unterschiedlich, ob es eingeführt werden darf. In Deutschland darf man es zum Beispiel kaufen, aber nicht in den eigenen vier Wänden betreiben, weil befürchtet wird, dass das daraus entstehende Abwasser genetisch modifiziertes Material enthält. In speziellen Labors oder in der Schule ist das aber durchaus möglich. Die Gesetzte sind in dieser Hinsicht jedoch nicht eindeutig, sie sind nicht auf den Do-It-Yourself-Trend ausgelegt: Man geht davon aus, dass Wissenschaft in den Laboren großer Konzerne stattfindet. Dass das nun auch am heimischen Küchentisch stattfindet, das ist der große Graubereich.

Verwendest du selber ebenfalls CRISPR?

Noch nicht. Ich würde es aber gerne selbst machen, weil ich es extrem spannend finde, mich mit diesen Zukunftsthemen zu beschäftigen. Daher gehört es zu den Themen, die ich bald angehen werde.

“Was wäre so schlimm daran, wenn wir uns alle unsere Wunsch-Augenfarbe aussuchen könnten?”

Es ist möglich, über genetische Modifikation Erbkrankheiten auszumerzen – das ist eine gute Sache. Der nächste Schritt wäre aber, dass man das Kind auch stärker oder intelligenter macht als andere. Entsteht dort nicht ein ethisch bedenklicher Wettbewerb?

Ich stelle die Frage mal anders herum: Was wäre, wenn wir alle schöner und intelligenter wären, besser sehen könnten und bessere Chancen hätten, über CRISPR unsere DNA zu modifizieren? Davon würden wir doch alle profitieren.

Das DNA-Hacking ist aber nicht gratis. Es würde also eine gesellschaftliche Kluft entstehen zwischen denen, die es sich leisten können und allen anderen.

Aber haben wir diese Kluft nicht ohnehin in unserem ganzen Leben? Die einen können sich teure Klamotten leisten, die anderen nicht. Wenn wir alle die gleichen Zugangsmöglichkeiten zu diesen Technologien hätten, dann wäre das ein wesentlich fairerer Wettbewerb. Wir sollten in erster Linie schauen, welche Möglichkeiten wie dank CRISPR überhaupt haben. Ein Beispiel: Es gibt gewisse DNA-Medikamente, die bis zu zwei Millionen Dollar kosten. Wenn du ein Kind hast, dass an dieser Erbkrankheit leidet und daher dieses für dich unleistbare Medikament braucht, ist das schrecklich für dich. Biohacker haben wiederum im DIY-Verfahren in der Garage Alternativen entwickelt, die nur 50 Dollar kosten. Das muss der Weg sein: Dass solche Krankheiten keine Frage des Geldes sein müssen. Auch ich möchte nicht, dass irgendwelche Supermenschen gezüchtet werden. Aber ich frage mich auch: Was wäre so schlimm daran, wenn wir uns alle unsere Wunsch-Augenfarbe aussuchen könnten?

Aber auch wenn wir Beide keine Zucht von Supermenschen wollen – es wird vermutlich Menschen geben, die sich das wünschen.

Das kann es natürlich immer geben. Aber es ist noch Science Fiction. Ich glaube nicht, dass es das in naher Zukunft geben wird. Man muss auch unterscheiden zwischen dem Einsatz von CRISPR im embryonalen Stadium, bei einer Pflanze, einem Bakterium oder weil ich selber an einer Krankheit leide. Ich bin der Meinung, dass medizinische Hilfe keine Frage des Geldes sein darf, wenn sie technisch möglich ist. Daher würde ich mich freuen, wenn diese Technologie günstiger und einfacher zur Verfügung steht.

==> zur Website von Digiwell

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Das Gründerteam Christian Hill und Gerhard Prossliner © BRAVE Analytics, Leljak

Das Grazer Spin-off BRAVE Analytics wurde von Christian Hill und Gerhard Prossliner im Jahr 2020 gegründet. Den Gedanken an ein gemeinsames Unternehmen gab es schon einige Zeit davor an der MedUni Graz. Nach erfolgreicher Dissertation und dem FFG Spin-off Fellowship kam es zur Ausgründung, zu ersten Kund:innen und einem Standortwechsel. Und schließlich zur erfolgreichen Einbindung in den Life Science Cluster Human.technology Styria unterstützt von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Mittlerweile zählt BRAVE Analytics ein 14-köpfiges Team und sitzt im ZWT Accelerator in Graz, einem Kooperationsprojekt zwischen SFG und Medizinischen Universität Graz.

Das Team von BRAVE Analytics (c) © BRAVE Analytics, Leljak

Mut in der Geschäftsphilosophie

BRAVE Analytics steht für Mut in der Geschäftsphilosophie der beiden Gründer und des gesamten Teams: Christian Hill und Gerhard Prossliner fühlen sich “zu Entdeckungen hingezogen und lieben es, die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Und genau diesen Spirit leben wir auch im Team.”

Wahrlich hat das Gründerduo mit seinem Spin-off das Forschungsgebiet Life Science in ein neues Licht gerückt: Denn BRAVE Analytics beschäftigt sich mit der automatisierten Qualitätssicherung für Pharma-, BioTech-Produkte, Wasser, Mineralien und Chemikalien. “Und das auf Partikel-Ebene. Das Ganze nennt sich Partikel-Charakterisierung und -Analytik”, erklärt Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten.

Neu ist die Technologie insofern, als dass die Partikel-Analyse direkt im Herstellungsprozess von Pharmaprodukten passiert. Also integriert, das heißt weder vor- noch nachgelagert, und damit effizient und kostensparend. “Damit machen wir eine sogenannte Prozessanalytik im Nano-Bereich”, erklärt Co-Founder Hill.

Die Lösung für ein Bottleneck

Damit haben die beiden Gründer zusammen mit ihrem Team eine Lösung für ein bis dato bestehendes “Bottleneck in der Industrie” geschaffen. Mit den modularen Messgeräten von BRAVE Analytics kann die Qualität von Produkten im Pharma- und BioTech-Sektor nämlich in Echtzeit gemessen werden. Das Kernstück der Lösung bildet die vom Spin-off eigens entwickelte, mehrfach patentierte OF2i Technologie.

Doch bekannterweise benötigen Life-Science-Lösungen wie diese einen breiten Umfang an Forschungsinfrastruktur, der sich gerade für frisch gegründete Spin-offs schwer stemmen lässt. Und: Es braucht die richtigen Verträge, das richtige Kapital und das richtige Team. Auf der Suche danach gab es für BRAVE Analytics einige Schlüsselmomente, wie Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten erzählt.

Der Standort für Life Science Startups

Die ersten Hardware-Aufbauten und Experimente fanden an der Medizinischen Universität Graz statt, die von den Anfängen mit Infrastruktur und Forschungspersonal unterstützte, die Universität Graz deckte die Bereiche Theorie und physikalisches Modelling und in Kooperation mit dem FELMI/ZFE der Technischen Universität Graz wird seit 2022 ein Zusatzmodul entwickelt.

Beim Schutz des geistigen Eigentums standen die Medizinische Universität Graz, die Steirische Wirtschaftsförderung SFG und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG als helfende Hände zur Seite. Konkret mit Unterstützung für die Erarbeitung von Exklusiv-Lizenzen, Agreements und generell mit dem Know-how, wie man eine Firma aufbaut. Hier waren uns auch das Unicorn der Universität Graz, die Gründungsgarage und der Science Park Graz eine große Hilfe”, so Prossliner.

“Wir sind klassische Science-Preneure”

Die fachspezifische Unterstützung kam im richtigen Moment: “Wir sind die klassischen Science-Preneure. Unser Background ist das Universitäts- und Ingenieurswesen. Für uns war es wichtig zu lernen, wie man in das Unternehmertum reinkommt und den Produkt-Market-Fit findet. Man muss diese Produktverliebtheit, die man als Erfinder meistens hat, loswerden. Und das passiert ganz viel durch Learning by Doing.”

Besonders hilfreich habe sich vor allem das Bootcamp des FFG-Spin-off-Fellowship und das LBG Innovator’s Road Programme erwiesen, welche “eine schrittweise Einführung für den Weg von der Wissenschaft in Richtung Unternehmung” geboten haben, so Hill. Förderungen erhielt das Spin-off außerdem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Austria Wirtschaftsservice aws, der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und auf EU-Ebene.

Die Szene, die “Gold wert” ist

Nicht nur “by doing”, sondern vor allem auch “von anderen, die die gleichen Themen, Probleme und Potenziale haben”, hat das Startup im Aufbau sehr viel an Know-how und Erfahrung gewonnen. “Das Peer-Learning ist für uns einer der wichtigsten Wissensfonds”, so Co-Founder Prossliner im Interview.

Ein dafür zugeschnittenes Netzwerk gibt es in der Grazer Life Science Szene: “Auch abseits institutioneller Veranstaltungen befinden wir uns hier in einem sehr lebendigen Startup-Umfeld. Vieles passiert auf Eigeninitiative von Gründer:innen. Das Startup-Leben hier ist wirklich Gold wert.”

Global Player nur “fünf Rad-Minuten entfernt”

“Wir sind Hardware-Hersteller, wir brauchen Hochpräzisionsfertiger für unsere Prozesstechnologie. Die Steiermark und insbesondere Graz haben sich zu einem Stakeholder-Nest der besonderen Vielfalt entwickelt. Kooperationspartner aus Industrie, Wirtschaft und Forschung sitzen hier in unmittelbarer Nähe. Wir finden Experten, Lieferanten und Fertiger mit extremer Präzision und einer super Verlässlichkeit”, erzählt Prossliner und meint weiter: “Wir arbeiten hier in einem sehr engen Umfeld mit einer sehr schnellen Dynamik. Das ist unglaublich wertvoll.”

Ein ganzes Stakeholder-Feld mit internationaler Spitzenstellung findet sich also im Grazer Becken. Oder, wie es Gründer Prossliner erneut unterstreicht: “Da sind Global Player dabei, die wir in wenigen Rad-Minuten erreichen. Man muss also nicht gleich nach Asien oder in die USA, das Netzwerk gibt es hier auch.” Nicht umsonst spricht man seit geraumer Zeit von der “Medical Science City Graz” – mit Playern wie der Medizinischen Universität und dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer ZWT im Netzwerk.

Gerhard Prossliner (links) und Christian Hill (rechts) mit der Geschäftsführung des ZWT – Anke Dettelbacher (Mitte rechts) und Thomas Mrak (Mitte links) ©ZWT/Lunghammer.

Besenrein eingemietet

Grund genug auch für BRAVE Analytics, sich hier als aufstrebendes Life-Science-Startup niederzulassen. Nach seinen Anfängen in den Räumlichkeiten der MedUni Graz hat sich BRAVE Analytics nämlich im ZWT Accelerator einquartiert: “Wir waren unter den Ersten, die hier eingezogen sind. Als alles noch ziemlich besenrein war.”

Mittlerweile wird auch mit anderen dort sitzenden Startups stockwerkübergreifend genetzwerkt. Sei es im Stiegenhaus, bei Weihnachtsfeiern oder informellen ZWT-Treffen. Manchmal wird auch gemeinsam gefrühstückt und in den Abendstunden philosophiert. Daneben gibt es regelmäßige Get-Together-Formate wie das ZWT-Frühstück. Im Zuge der Startupmark finden auch themenspezifische Kooperationsformate wie der Life Science Pitch Day, ein exklusives Pitchingevent für Startups und Investor:innen aus dem Life Science-Bereich, statt.

Fußläufig flexibel

Thomas Mrak, Geschäftsführer des ZWT, erzählt dazu: “Vernetzung steht bei uns an erster Stelle. Und zwar nicht nur unter Foundern, sondern auch zwischen bereits etablierten Firmen, Unis, Instituten, Professor:innen und Ärzt:innen, die alle flexibel und fast fußläufig zu erreichen sind. Ich würde sagen, das ist die Essenz der Medical Science City Graz und bildet das optimale Umfeld, um als Spin-off Fuß zu fassen.”

Unterstützung gibt es im Grazer ZWT auch mit einer optimalen Infrastruktur und “startup freundlichen” Mietverträgen und Mietkonditionen: “Wir bieten Startups, die bei uns einziehen, ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis, eine perfekte Ausstattung und sehr flexible Bedingungen. Vor allem hohe Investitionskosten und lange Bindungszeiten sind für Startups schon aufgrund ihrer dynamischen und teils volatilen Entwicklungen sehr kritisch, dabei helfen wir. Je nach Möglichkeit stellen wir nicht nur Büros und Laborinfrastruktur, sondern auch Seminar- und Besprechungsräume zur Verfügung.”

“Wir verstehen uns hier einfach sehr gut”

Unverkennbar gestaltet sich der Life Science Bereich in Graz als multidimensionaler Hub für Startups und Spin-offs – und das nicht nur auf akademischer Ebene: “Wir verstehen uns hier alle untereinander sehr gut. Es gibt kurze Wege, kurze Kommunikationswege und wir arbeiten zusammen auf Augenhöhe. Es klappt einfach zwischenmenschlich”, so Mrak.

BRAVE Analytics-Co-Founder Prossliner empfiehlt dahingehend: “Nutzt das tolle österreichische Förderungssystem. Wir haben hier vonseiten der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice aws und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG tolle Unterstützung erhalten. Vom ZWT, der MedUni Graz, der Uni Graz und der TU Graz ganz zu schweigen.”

Und: “Bindet schon frühzeitig Kund:innen ein. Nur so ermittelt man die real-life Kundenbedürfnisse potentieller Märkte, und man kann vielleicht auch erste Umsätze generieren, die man wiederum mit Förderungen hebeln kann. Man muss sich schließlich auch finanziell stabilisieren, um für Investor:innen attraktiv zu sein.”

Der Asia Pull für Life Science

Aktuell erarbeitet BRAVE Analytics eine Investitionsrunde. Mittlerweile hält das Spin-off unterschiedliche Produkte und Kunden am Markt. Auch Industriepartner sind vorhanden. Aktuell befinde man sich in der Prescaling-Phase – mit einem starken “Asia Pull”. Interesse kommt nämlich zunehmend von Abnehmern aus Asien, wie Christian Hill erzählt:

“Unsere Technologie eignet sich nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern auch für Wasser, Kläranlagen und Mikroplastik – und sogar für die Halbleiterindustrie. Wir bewegen uns hier in einem multidimensionalen Anwendungsfeld, gerade für das Umwelt- und Wassermonitoring. Das zieht viele Kunden aus Übersee an. Jetzt heißt es: die richtigen Schritte setzen und klug skalieren.”

Damit Christian Hill und Gerhard Prossliner ihre Ziele auch weiter verfolgen können, braucht es Menschen, die in den Life Science Sektor investieren: “Life Science ist ein Technologie- und Wissenschaftsfeld, das uns in Zukunft noch viel intensiver begleiten wird. Und auf das wir angewiesen sind”, so Thomas Mrak. Der ZWT-Geschäftsführer appelliert indes: “Es arbeiten so viele tolle Menschen mit persönlicher Motivation in diesem Feld. Diese haben das Potenzial, die Zukunft maßgeblich zu verändern. Doch dafür braucht es finanzielle Unterstützung, fundierte Netzwerke und noch mehr Aufmerksamkeit.”

Mehr Informationen zum steirischen Startup-Ökosystem und der Startupmark sind hier zu finden.

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AI Summaries

Bodyhacker Patrick Kramer: “Wir werden allmählich zu einem FinTech.”

  • Auf dem A1 Business Summit in Wien setzte Patrick Kramer, “Chief Cyborg Officer” beim deutschen Unternehmen Digiwell, diversen Konferenzteilnehmern Implantate in die Hand ein.
  • Mit den implantierten NFC-Chips können sie nun zum Beispiel smarte Türschlösser öffnen oder digitale Visitenkarten austauschen.
  • Im Gespräch mit dem brutkasten spricht Kramer über aktuelle Trends im Biohacking, Marktpotenziale für Startups und ethische Fragestellungen rund um Gen-Editierung mit der CRISPR-Technologie.
  • Ich habe einen Webshop zu dem Thema und coache Unternehmen im Bereich Biohacking – etwa, wie man produktiver ist, seine Ernährung bei der Arbeit umstellt oder seinen Arbeitsplatz hacken kann.
  • Ja, und wir müssen uns mit Finanztransaktionen beschäftigen und mit der Frage, wie Bezahlen im Internet eigentlich funktioniert.
  • Ja, und es gibt spezielle Förderprogramme, speziell für Startups im BioTech-Umfeld.

AI Kontextualisierung

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