29.07.2021

Blümel traf Startups: Das brauchen Jungunternehmen, um durchzustarten

Sieben Gründer:innen, zwei Investoren und viele Anliegen: Die Startup-Szene hatte Gelegenheit zum direkten Austausch mit dem Finanzminister.
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Finanzminister Gernot Blümel, Startups
Finanzminister Gernot Blümel bei einem Treffen mit Startups im Sommer 2021 © BMF

Am Rande des Salzburg Summit traf Finanzminister Gernot Blümel Vertreterinnen und Vertreter der Startup-Szene zu einem exklusiven Austausch. Neben brutkasten-Co-Founder Dejan Jovicevic, waren auch Magdalena Hauser und Wolfgang Lechner von dem Quantencomputing-Startup ParityQC, Eric Demuth von Bitpanda, Valentin Stalf von der deutschen Neobank N26, die Investoren Herbert Gartner und Franz Fuchsberger (beide eQventure), Domagoj Dolinsek von PlanRadar und Stefan Speiser von Latido eingeladen. 

Hürden verhindern Hiring von Top-Leuten 

Den dringendsten Handlungsbedarf sahen die Unternehmer:innen und Investoren bei Fachkräften und Schlüsselkräften. Einerseits ging es dabei um günstigere Modelle zur Mitarbeiter:innen-Beteiligung. Die Startups waren sich einig, dass nicht nur die direkte Beteiligung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (steuerlich) günstiger werden soll, sondern auch virtuelle Beteiligungsmodelle und Substanzgenuss-Modelle einfacher werden müssen. Auch der Finanzminister sieht die Wichtigkeit dieses Themas: „Im Rahmen des Gründerpakets arbeiten wir neben der neuen Gesellschaftsform sowohl an steuerlichen Anreizen für Angel-Investitionen als auch an verbesserten Möglichkeiten der Mitarbeiterbeteiligung. Das ist auch im Regierungsprogramm so vorgesehen. Natürlich sind auch die Inputs aus der Branche und Erfahrungen aus der Praxis dabei besonders willkommen“, so Blümel.

Ein sehr großes Anliegen war auch die Rot-Weiß-Rot-Card, auch wenn sie nicht in das Ressort von Blümel fällt: Magdalena Hauser erzählte von einem Top-Experten im Bereich Quantencomputing aus den USA, den sie für ihr Startup nicht nach Österreich holen konnte. “Ab einer gewissen Gehaltshöhe müsste man das Prozedere umdrehen, damit Startups schneller agieren können”, so die Jungunternehmerin, die mit dem Thema einen Nerv der Szene traf, wie alle Anwesenden bestätigten – auch Blümel kündigte an, sich diesen Punkt genauer anzusehen. “Derzeit kämpfen fast alle wachsenden Startups in Österreich mit diesem Thema”, sagt auch Dejan Jovicevic. “Die Rot-Weiß-Rot-Card wäre eine große Chance für Österreich, sich als Standort zu positionieren”.

Fördergelder sollen Privatgeldern folgen

Näher am Kernthema des Finanzministers war die Startup-Szene mit dem nächsten Thema: Eigenkapital. Herbert Gartner wies darauf hin, dass Österreich bis zur Vorkriegszeit viel Eigenkapital-Know-how hatte, dieses aber aus bekannten historischen Gründen verloren ging. Der eQventure-Gründer sprach sich deutlich für einen Beteiligungsfreibetrag aus – dazu gebe es international viele gute Beispiele. N26-Gründer Stalf, der auch als Investor tätig ist, betonte das Potenzial, das zu heben sei, wenn Fördergelder bei Startup-Investments Privatkapital folgen würden. Auch wenn es für eine Neuauflage des Covid-Startup-Hilfsfonds bereits mehrfach eine Absage gab und die Umsetzung des Runway-Fonds stockt, zeigte Blümel Interesse an dem von Stalf aufgebrachten Punkt. 

Öffentliche Aufträge für Startups

Ebenfalls angetan war der Finanzminister von der Idee, öffentliche Aufträge für Startups besser zugänglich zu machen. Hauser betonte, dass das ein besserer Weg sei, als Startup-Förderungen zu erhöhen. “Gerade im Bereich Quantencomputing wäre das eine Chance, Österreich als ein führendes Land zu positionieren”, so Hauser. In Deutschland werden für diesen Bereich bereits 2 Milliarden Euro in die Hand genommen. In der Grundlagenforschung sei man mit Wien und Tirol international bereits führend, das müsse durch gezielte Investitionen auch in der Wirtschaft möglich sein. 

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CFO Günter Hagspiel, CEO Michael Leitner, Gründer Christopher Schöpf (v.l.n.r.) (c) e.bs AG

Die in Dornbirn ansässige e.battery systems AG (e.bs AG) ist auf die Entwicklung und Herstellung maßgeschneiderter Batterie- und Energiespeichersysteme spezialisiert. Im Jahr 2019 wurde e.bs AG – damals noch als GmbH – als Spin-Off von AKKU Mäser gegründet. Mit der erfolgreichen Finanzierungsrunde und der strategischen Übernahme der deutschen kumkeo GmbH unterstreicht die e.bs AG nun ihren Wachstumskurs der letzten Jahre.

e.bs AG erhält Investment in Höhe von 11 Mio. Euro

Die e.bs AG schließ ihre im Jahr 2023 gestartete Finanzierungsrunde erfolgreich ab und erzielte dabei ein Gesamtvolumen von 11 Millionen Euro. Das Kapital stammt sowohl von bestehenden Aktionären als auch von neuen Investoren. Den größten Anteil trugen die beiden Lead-Investoren Udo Filzmaier und Heinz Senger-Weiss bei.

CFO Günter Hagspiel kommentierte den Abschluss der ersten Finanzierungsrunde: „Wir sind sehr dankbar und stolz, dass sowohl bestehende Aktionäre als auch in etwa im selben Umfang neue Investoren das Unternehmen mit frischer Liquidität für die weiteren Wachstumsziele unterstützen“.

e.bs AG übernimmt deutsches Unternehmen

Neben dem Abschluss der Finanzierungsrunde gab die e.bs AG auch die erfolgreiche Übernahme der kumkeo GmbH bekannt, die künftig unter dem Namen e.bs kumkeo GmbH firmiert. Das in Hamburg und Kiel ansässige Unternehmen ist auf skalierbare IT-Lösungen und digitale Transformationsstrategien spezialisiert, insbesondere im Bereich erneuerbare Energien.

Durch die Fusion entstehe ein „leistungsfähiges, international aufgestelltes Unternehmen“, das seinen Kund:innen künftig ein „noch breiteres Angebot an innovativen und skalierbaren Lösungen“ anbieten will, erklärt CEO Michael Leitner. In den kommenden Monaten sollen die Standorte und Teams beider Unternehmen zusammengeführt werden. Ziel sei es, „Synergien zu nutzen, das Geschäft weiter auszubauen und die gemeinsame Marktpräsenz zu verstärken“.

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Die e.battery systems AG entwickelt Batterielösungen, die nicht nur hohe Leistung erbringen sollen, sondern auch auf Ressourcenschonung ausgerichtet sind. Die Gesellschaft hat bereits drei Produktlinien auf den Markt gebracht: Battery Packs, Second-Life Energiespeicher und ein Battery Management System. Ziel sei es, mit leistungsstarken Batteriesystemen die Elektromobilität voranzutreiben. Der Second-Life-Ansatz trägt zur Nachhaltigkeit bei, indem die Energiespeichersysteme erneut einsetzbar sind, so das Produktversprechen. Durch den verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen will die e.bs AG ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Energiewelt leisten.

Durch die Übernahme verfügt das Unternehmen künftig über Standorte in Dornbirn, Hamburg und Kiel, während die Produktion weiterhin durch einen Partnerbetrieb in Niš (Serbien) erfolgt. Das neue Gesamtunternehmen beschäftigt laut eigenen Angaben insgesamt 120 Mitarbeitende und erzielt einen konsolidierten Jahresumsatz von 25 Millionen Euro.

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