12.01.2018

Blockchain: Österreich verpasst gerade seine größte Chance

Gastkommentar. Paul Polterauer und Bernhard Blaha von Herosphere kritisieren das Tempo der österreichischen Blockchain-Politik. Und sie haben vier Ratschläge für die Entscheidungsträger.
/artikel/blockchain-politik-oesterreich-verpasst-gerade-seine-groesste-chance
Paul Polterauer und Bernhard Blaha stellen Forderungen für eine Blockchain-Politik in Österreich
(c) Herosphere: Die Founder Bernhard Blaha, Philip Peinsold und Paul Polterauer

4. Dezember 2017, Bangkok, Blockchain World Conference. “Gibraltar und Österreich”, antwortet James Giancotti auf die Frage nach den Ländern, die künftig Hotspots für Blockchain-Technologien darstellen werden. Giancotti ist CEO von Oddup, einer der angesehensten Startup-Rating-Agenturen. Er weiß also, wovon er spricht, wenn er auf dieser Podiumsdiskussion Österreich herausstreicht. Ob man Blockchain-Technologien das selbe Potenzial wie dem Internet zusprechen will oder nicht, einen gewissen Nutzen kann man bei einer Technologie, die im Internet Fälschungen verhindert und Einzigartigkeit garantiert, nicht leugnen. Es braucht dazu aber auch die richtige Blockchain-Politik.

Blockchain-Politik: James Giancotti bei der Blockchain World Conference
(c) Herosphere: James Giancotti bei der Blockchain World Conference

+++ Wirtschaftsministerin Schramböck zu Startups, Blockchain und AI +++

“In Wien passiert alles 50 Jahre später”

Wenn das eigene Land selbst in Asien bereits Lorbeeren für seine Offenheit in Bezug auf ICOs im Speziellen und Blockchain im Allgemeinen erhält, dann hört man als gelernter Österreicher erstmal auf: Gustav Mahlers Aussage “Wenn die Welt einmal untergehen sollte, ziehe ich nach Wien, denn dort passiert alles fünfzig Jahre später” wird gerne als humorvoller Umgang mit der berüchtigten Langsamkeit österreichischer Politik gesehen. Sie ist aber auch eine schmerzliche Erinnerung an die vielen Chancen, die in Österreich Jahr für Jahr vergeben werden.

Rechtlich nicht nur “irgendwie eh legal”

Mit HEROcoin hat Österreich einen der ersten ICOs in der Tasche, der rechtlich nicht nur “irgendwie eh legal” sein sollte, sondern dessen dahinter stehendes Team ein Unmaß an Zeit und Geld in die Hand genommen hat, um Gutachten zur aktuellen Rechtslage und deren Anwendbarkeit auf ICOs zu erheben. Aus den Ergebnissen dieser Gutachten wurden dann mehrere Modelle zur Durchführung erarbeitet, von denen letztlich das rechtlich sicherste gewählt wurde. Antworten von Behörden oder Vertretern der Politik zur gewünschten Durchführung blieben über den gesamten Durchführungszeitraum relativ spärlich. Lediglich das finale “Okay” gestand man nach dem erfolgreichen ersten ICO zu.

„Diese Technologie hat unglaubliches Potenzial. Wir müssen schnell sein. Wer zögert, hat verloren!“ – Harald Mahrer

Die Blockchain ist bereit für die Massenadaption

Erkannt hat das Potenzial in der Politik scheinbar nur Ex-Wirtschaftsminister Harald Mahrer, der sich seit Monaten intensiv für eine klare und saubere Regulierung von Blockchain-Technologien in Österreich und eine eigene Blockchain-Politik einsetzt. Die Technologie ist bereit für die Massenadaption und die Unternehmen dahinter sind auf rechtliche Sicherheit angewiesen.

+++ Interview mit Harald Mahrer: “Blockchain ist Zukunft des Internets” +++

Es braucht Regulierung

Noch wichtiger ist eine Regulierung aber für den Endnutzer: Wie in so vielen neuen Technologien, haben auch auf der Blockchain Betrüger nicht lange auf sich warten lassen. Selbst in anderen österreichischen ICOs sind bereits Unregelmäßigkeiten aufgetreten. Im Gegensatz zum Bankenwesen ist einer der größten Vor-, aber auch Nachteile der Blockchain, dass niemand außer dem Nutzer selbst Verfügungsgewalt über die eigenen Werte hat. Keine Bank, die Überweisungen zu Betrügerkonten rückgängig machen oder gar vorab davor warnen würde.

Vier Punkte für die Blockchain-Politik

Wieso der Staat hier dann nicht längst begonnen hat, schlicht für den Konsumentenschutz an Regulatorien zu arbeiten, weiß wohl nur die Politik – wenn überhaupt. Der gelernte Österreicher greift sich jetzt wieder auf den Kopf und fürchtet ein Zwangskorsett, das nicht zur Sicherheit, sondern nur zur Massenabwanderung von Blockchain-Unternehmen beiträgt. Zurecht. Deshalb, liebe Politik, haben wir hier für euch einen Leitfaden verfasst, mit dem ihr Österreich mit einer guten Blockchain-Politik bereit für die Zukunft machen könnt:

  1. Geschwindigkeit. Wenn in 5 Jahren gegebenenfalls ein Gesetzesentwurf eingereicht wird, ist das, als hätten 2018 staatliche Institutionen noch keine SSL Verschlüsselung (Ja, der ORF ist gemeint). Die Schweiz, Gibraltar und Malta schlafen nicht. Estland, Liechtenstein und die Niederlande haben schon lange ihre Intention geäußert, die Blockchain intensiv in den Alltag einzubinden. Die arabischen Emirate binden die Blockchain in ihren Staatsapparat ein. Können wir einmal etwas in angemessener Zeit zustande bringen?
  2. Sandboxes. Harald Mahrer redet sich seit Monaten den Mund über Sandboxes für neuartige und unregulierte Technologien fusselig. Niemand will hier Steuern hinterziehen oder umgehen. Die Unternehmen wollen, dass der Staat von und mit ihnen lernt.
  3. Klare Ansagen. Wenn euren Bemühungen rechtlich unhaltbarer und uninterpretierbarer Kauderwelsch entspringt, lasst es lieber gleich und sagt den Unternehmen, dass sie ihre Steuern lieber im Ausland bezahlen sollen.
  4. Bildung. Ermöglicht den Leuten, durch saubere (nicht unkritische!!!) Berichterstattung mit tatsächlichen Fakten, Ängste und Vorurteile abzubauen. Jedes Mal wenn unsere “Qualitätsmedien” über Tulpenkrisen (hat eigentlich jemals jemand nachgelesen, was dort tatsächlich passiert ist?) oder Bitcoin als Schwarzmarkt-, Sklaven-, Drogen- oder Steuerhinterziehungswährung schreiben, ist absehbar, dass der Autor sich nicht die geringste Mühe gemacht hat, tatsächliche Recherche zu dem Thema zu betreiben. Dem muss durch Bildung entgegengesteuert werden.

Gibraltar wartet auch nicht ab

Schafft Österreich die richtigen R(c) ahmenbedingungen für eine gute Blockchain-Politik, kommen Blockchain-Unternehmen von selbst ins Land. Die regulatorischen Bedingungen in anderen Ländern sind ungünstig bis nicht vorhanden. Dass die Technologie Potenzial hat ist aber nicht abstreitbar. Österreich kann natürlich abwarten, was “die anderen” machen. Nur ob das für den Wirtschaftsstandort von Vorteil ist darf zurecht bezweifelt werden. Gibraltar wartet auch nicht ab.

+++ Wirtschaftsministerium: “9 Punkte Plan” für die Blockchain +++


Die Autoren

Paul Polterauer

Polterauer ist Co-Founder & CEO von Herosphere. Bevor er das Unternehmen gründete, das im Moment bereits mehr als 200.000 User zählt, arbeitete er für PwC. Dort war er im Bereich Corporate Finance, M&A und Deals tätig. Unter anderem arbeitete er an einem der größten Deals in Österreich zu dieser Zeit. Davor studierte Polterauer Business Administration in Österreich, Hong Kong und Hawaii. Er ist ein passionierter Fußball-, Tennis- und Star Craft II-Spieler.

⇒ Zu Polterauers LinkedIn-Profil

Bernhard Blaha

Blaha ist Co-Founder & COO von Herosphere. Vor Herosphere gründete Blaha bereits zwei andere Unternehmen, die nach wie vor laufen. Er bringt nicht nur wirtschaftliche, sondern auch technische Expertise in das Unternehmen ein. Blaha studierte Mobile Computing und Executive Management.

⇒ Zu Blahas LinkedIn-Profil

Deine ungelesenen Artikel:
18.11.2024

Steirisches Medtech meldet Insolvenz an – rund 1,6 Mio. Euro Schulden

Das Gleisdorfer Health-Startup ilvi muss sechs Jahre nach seiner Gründung Insolvenz anmelden. Die Gründe dafür sind u.a. der zu schnelle Verbrauch eines Darlehens.
/artikel/sterisches-medtech-meldet-insolvenz-an-rund-16-mio-euro-schulden
18.11.2024

Steirisches Medtech meldet Insolvenz an – rund 1,6 Mio. Euro Schulden

Das Gleisdorfer Health-Startup ilvi muss sechs Jahre nach seiner Gründung Insolvenz anmelden. Die Gründe dafür sind u.a. der zu schnelle Verbrauch eines Darlehens.
/artikel/sterisches-medtech-meldet-insolvenz-an-rund-16-mio-euro-schulden
Jumug Carbon Recovery Ataleo Insolvenzen
(c) Adobe Stock

Das Unternehmen ilvi mit Sitz in Gleisdorf, Steiermark, digitalisiert mit seiner Hardware-Software-Kombination die Erfassung von Vitalwerten von Patient:innen. 2018 gab es dafür eine knapp siebenstellige Kapitalspritze unter dem Lead von eQventure. Wie nun der KSV (Kreditschutzverband) bekannt gab, wurde ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Graz beantragt.

ilvi: Sanierungsplanquote von 20 Prozent

Es gibt 37 Gläubiger, elf Dienstnehmer:innen und rund 165.000 Euro Aktiva, bei 1,6 Millionen Euro Passiva. Das Unternehmen bietet eine Sanierungsplanquote von 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren vom Tag der Annahme des Sanierungsplanvorschlages an.

Zu den Gründen für die Insolvenz zählen, dass die Umsatzerlöse der ilvi GmbH für das Jahr 2024 nicht erzielt werden konnten. Zudem wurde ein gewährtes Darlehen schneller verbraucht als ursprünglich angenommen. Eine weitere Darlehensvergabe war nicht möglich. Gespräche mit potentiellen Investoren führten ebenfalls zu keinem positiven Abschluss.

2018 gegründet

Zur Geschichte: Die ilvi GmbH wurde am 16. August 2018 von Erwin Berger und Christoph Kauer als Spin-off der Berger Medizintechnik GmbH gegründet. Nach mehreren Wechseln an der Spitze wird das Unternehmen seit dem 14. Mai 2024 durch Geschäftsführer Franz Salomon selbstständig vertreten.

Das Medtech fokussierte sich auf Softwareentwicklung im Bereich der Medizintechnik, insbesondere im Bereich mobiler Datenerfassung im Gesundheitsbereich. Darauf basierend entwickelt, produziert und vertreibt das Unternehmen Medizintechnikprodukte.

Die mobilen Softwarelösungen hingegen zielen darauf ab, die Lebens- und Versorgungsqualität der Patient:innen zu verbessern und gleichzeitig die Gesundheitsversorgung der Zukunft sicherzustellen. Der “Personal Digital Assistant”, der Gesundheitswerte direkt am Krankenbett erfasst, via Bluetooth mit unterschiedlichen Geräten kommuniziert und Daten an das Krankenhaus-Informationssystem überträgt, soll die Arbeitsprozesse des Pflegepersonals digitalisieren und dadurch zugleich optimieren.

Fortführung von ilvi geplant

Die ilvi GmbH beabsichtigt das Unternehmen unter Umsetzung einiger Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen fortzuführen: “Der zu bestellende Insolvenzverwalter wird nunmehr zu prüfen haben, ob eine Fortführung im Interesse der Gläubiger liegt und der vorgelegte Sanierungsplan eingehalten werden kann”, sagt Brigitte Peißl-Schickmair, Leiterin Unternehmensinsolvenz Graz.

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Blockchain: Österreich verpasst gerade seine größte Chance

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Blockchain: Österreich verpasst gerade seine größte Chance

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Blockchain: Österreich verpasst gerade seine größte Chance

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Blockchain: Österreich verpasst gerade seine größte Chance

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Blockchain: Österreich verpasst gerade seine größte Chance

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Blockchain: Österreich verpasst gerade seine größte Chance

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Blockchain: Österreich verpasst gerade seine größte Chance

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Blockchain: Österreich verpasst gerade seine größte Chance

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Blockchain: Österreich verpasst gerade seine größte Chance