04.04.2019

Bitpanda möchte mit neuer PSD2-Konzession zum Zahlungsinstitut werden

Das in Wien ansässige Fintech-Unternehmen Bitpanda hat von der österreichischen Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) eine Konzession als Zahlungsinstitut gemäß europäischen Bestimmungen (PSD2) erhalten. 
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(c) greenberg advisory/APA-Fotoservice/Juhasz

Bitpanda, ein Wiener Fintech mit rund einer Million Nutzern und mehr als 100 Mitarbeitern, erweitert sein Geschäftsmodell. Die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) hat der Bitpanda Payments GmbH eine Konzession als Zahlungsinstitut gemäß europäischen Bestimmungen (PSD2) erteilt. Basierend auf diesem Meilenstein wird Bitpanda in den kommenden Monaten neue Features und Produkte ankündigen, heißt es vom Unternehmen.

Bitpanda als “Brücke für digitale Assets”

“Unser Ziel ist es, die Lücke zwischen der modernen und traditionellen Finanzwelt zu schließen. Die Konzession als Zahlungsinstitut erlaubt uns, bestehende Hürden zu überwinden,” sagt Philipp Bohrn, einer der beiden Geschäftsführer der Bitpanda Payments GmbH. Zuvor war Bohrn neun Jahre lang Geschäftsführer des Fachverband Finanzdienstleister der Wirtschaftskammer Österreich.

+++Bitpanda Swap: Erstmals sofortiger Wechsel zwischen Kryptowährungen+++

Lukas Enzersdorfer-Konrad, früherer Leiter der Abteilung Digitalisierung und Innovation bei der Bankengruppe Raiffeisen und jetzt zweiter Geschäftsführer, stimmt zu: “Wir wollen eine Brücke für digitale Assets bilden und es unseren Nutzern ermöglichen, mit diesen überall zu bezahlen. Mit der Lizenz sind wir ein Pionier in Europa, um bequeme und innovative Produkte und Funktionen auf der Bitpanda-Plattform anbieten zu können.” Bitpanda CEO Eric Demuth ergänzt: “Wir sind sehr froh darüber, dass Bitpanda eines der wenigen europäischen Kryptowährungs-Fintechs ist, dass eine derartige Lizenz erhalten hat. Das ist ein großer Schritt in Richtung unserer Vision eine offene, innovative Investment-Plattform zu bauen.”

Bitpanda will Österreichs erstes Unicorn werden

Bitpanda ging im Dezember 2014 online, damals unter dem Namen Coinimal. Das Unternehmen hat nun über 100 Mitarbeiter und eine Million User. Das Trading Volumen lag 2018 bei einer Milliarde Euro. „Wir sind, was für ein Fintech ungewöhnlich ist, schon seit einigen Jahren profitabel“, sagt Demuth: „Das alles haben wir mit organischem Wachstum aus eigener Hand geschafft. Wir mussten nirgendwo betteln gehen.“

Selbst in der Zeit des Kryptowinters sei das Unternehmen gewachsen und habe Mitarbeiter eingestellt. „Wir planen auch, weiter in Wien zu bleiben und – da lehne ich mich jetzt weit aus dem Fenster – Österreichs erstes Unicorn zu werden.“

Wozu die PSD2-Lizenz verwendet wird

Die PSD2-Lizenz wurde beantragt, weil man damit auch „den einen oder anderen Spaß“ jenseits der Krypto-Assets bearbeiten kann, wie Demuth sagt. Laut Carina Wolf, Leiterin der Rechtsabteilung bei Bitpanda, bedeutet die Konzession, dass man nun bequeme Bezahlmöglichkeiten mit digitalen Assets ermöglichen kann. Die Konzession sei in vier Monaten Rekordzeit beantragt worden – obwohl Bitpanda mit recht “exotischen” Szenarien auf die FMA zugegangen ist, wie Wolf sagt.

Konkret umfasst die Lizenz laut Wolf drei Tatbestände: Das Zahlungsgeschäft, das Finanztransaktionsgeschäft und die Zahlungsauslösedienste. Konkret bedeutet das unter anderem, dass man nicht mehr auf Drittanbieter angewiesen ist, um die Schnittstelle zwischen der Fiat- und der Kryptowelt herzustellen. “Nun können wir erstmalig die Fiat-Services selbst anbieten und haben somit eine gewisse Unabhängigkeit”, sagt Wolf zum brutkasten: “Außerdem können unsere Kunden über uns Krypto- und Fiatzahlungsservices in Anspruch nehmen.”

Man kann also in Zukunft seine Stromrechnung theoretisch in Kryptowährungen bezahlen, sowie einem Freund mit dem Bitpanda-Wallet Fiatgeld überweisen. Theoretisch ließe sich das Bitpanda Wallet künftig auch als Gehaltskonto verwenden lassen – allerdings müsste dafür eine entsprechende Struktur geschaffen werden, der Arbeitgeber muss dies gutheißen. Eine IBAN hat man dort aber noch nicht – dafür fehlt die rechtliche Basis, also die Bankkonzession.

Mögliche Kooperationen mit den Banken

“Außerdem treibt uns in der Produktentwicklung ein Open-Plattform-Gedanke”, sagt Enzersdorfer-Konrad: Man baue viele Lösungen selber, suche aber auch nach Kooperationen.

Demuth hatte zuvor Kooperationen mit etablierten Finanzinstituten noch ausgeschlossen, nun zeigt er sich nicht mehr allzu verschlossen für das Thema: Manche Finanzinstitute seien schon an Bitpanda herangetreten und nun könne man sich vorstellen, Lösungen zu integrieren, heißt es aus dem Management. Auch hier könnte PSD2 künftig eine Rolle spielen: Denn ab Herbst müssen die Banken gewisse Schnittstellen für Drittanbieter öffnen.

Potenzial für Immobilien und Edelmetalle

“Unsere Vision ist nicht, ein paar Kryptos zu verkaufen, sondern den Finanzmarkt aufzumischen”, sagt Demuth: In dieser Zeit sei lange nichts passiert. Bitpanda werde in den kommenden Monaten für professionelle Trader neue Services bauen, sowie das B2C-Geschäft weiter ausbauen. Generell ist es denkbar, diverse Assets aus der Old Economy zu digitalisieren. “Die Vision ist, dass  alles, was einen Wert hat, digitalisiert werden kann”, sagt Demuth. “In New York ist zum Beispiel ein Tower digitalisiert worden”, ergänzt Wolf. Noch in den kommenden Wochen werde man die erste klassische Assetklasse digitalisiert werden.

Um welche Assets es sich dabei genau handeln wird, darüber schweigt das Unternehmen noch. Laut Demuth sind zum Beispiel auch Edelmetalle ein interessantes Thema, zumal sie einerseits jedem bekannt sind, anderseits jedoch sehr illiquide sind. Hier macht die Digitalisierung Sinn, und sie hat theoretisch einen weiteren Vorteil: Man könnte die Assets in kleinere digitale Teile zerlegen – statt über 1000 Euro für eine Unze Gold könnte man zum Beispiel nur ein Hundertstel einer Unze für einen Bruchteil des Preises kaufen.

Fun Fact: Am 1. April hatte Demuth noch gescherzt, dass man die Assetklasse der holländischen Tulpen digitalisieren wolle.

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Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

Das ICBC-Projekt legt laut Kasinger großen Wert auf praxisnahe Lösungen. In sechs Arbeitsbereichen werden nun Use-Cases, Schnittstellen und Systemarchitekturen entwickelt, um die Marktfähigkeit sicherzustellen​. Bidirektionales Laden könnte laut dem Gründer für Österreich nicht nur die Elektromobilität attraktiver machen, sondern auch zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.


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