11.07.2017

bitpanda-Post-Kooperation: Kryptowährungen am Weg zum Mainstream?

Hintergrund. In 1800 Filialen der Post kann man nun Bitcoin und Co für Bargeld kaufen. Ist das ein erster Schritt für Kryptowährungen in die Mitte der Gesellschaft?
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(c) fotolia.com - rcfotostock

Bitpanda ist mit über 300.000 Usern nach eigenen Angaben Marktführer bei Kryptowährungen in Europa. Durch eine Kooperation mit der Post will man nun auch ein attraktives Angebot für Offline-Kunden bieten: Bitcoin, Etherum, Dash und Litecoin können jetzt in rund 1800 österreichischen Postfilialen fast zum gleichen Preis erworben werden, wie auf der Online-Plattform. Den großen Durchbruch erwartet man sich bei bitpanda dennoch nicht sofort: “Die Leute haben hohe Erwartungen, aber man darf nicht vergessen, dass wir noch immer technologisch in den Kinderschuhen stecken”, sagt Founder Eric Demuth.

In den Postfilialen wird man allerdings keine Bitcoins direkt erwerben können, also nach dem Kauf in der Post besitzt man noch keinen Coin. Es wird stattdessen ein Voucher für Bitpanda erworben, den man dann Online wieder einlösen muss, um die Bitcoins dem eigenen E-Wallet – also einer digitalen Geldbörse für digitale Währungen – hinzufügen zu können. Diesen Vorgang kennt man bereits aus den Trafiken. Laut dem Experten Lewi Ilkanaev erweitere dies das Vertriebsnetzwerk für Kryprowährungen und mache sie einer neuen, breiteren Zielgruppe zugänglich, die dafür weniger affin ist. Es ist allerdings zu bedenken, dass bei der Konvertierung des Gutscheins zusätzliche Bearbeitungskosten anfallen und den Einkauf teurer als Online machen können.

+++ Kooperation mit Wiener bitpanda: Kryptowährungen in 1800 Post-Filialen +++

Sehr verhaltener Optimismus

Man könne den Stand bei Kryptowährungen mit jenem des Internets in den frühen 90er-Jahren vergleichen. Und doch: “20 Jahre wird es bei Kryptowährungen nicht mehr dauern, da die Infrastruktur – das Internet – ja bereits da ist”, sagt Demuth. Bei der Post äußert man sich indessen auch nur vorsichtig optimistisch: “Durch unser flächendeckendes Filialnetz hat bitpanda es sicher leichter, da die gesamte Thematik durch diese Kooperation bekannter wird”, ist die knappe Antwort auf die Frage des Brutkasten, ob sich Kryptowährungen durch die Kooperation Richtung Mainstream bewegen. Man wolle den Kunden ein Produkt “am Puls der Zeit” liefern, gehe dabei aber kein Risiko ein, da kein Kapital gebunden werde. Ob man sich dadurch einen Vorteil Gegenüber der Konkurrenz in einem Zukunftsfeld erwartet? “Nicht wirklich, da dieses Thema bei uns aktuell noch nicht so bekannt ist”.

Euphorische Töne von der Konkurrenz

Deutlich euphorischer äußert sich auf Anfrage des Brutkasten ausgerechnet der bitpanda-Konkurrent Cointed aus Tirol: “Natürlich helfen solche Kooperationen enorm, Kryptowährungen generell bekannter zu machen. In nächster Zeit werden solche Meldungen auch bestimmt nicht abreißen, da die großen Konzerne schön langsam die Scheu vor den Kryptowährungen verlieren. Und Europa ist im Bezug auf die Blockchain-Technologie den USA gerade um einiges voraus”, sagt Albert Sperl von Cointed. Man strebe selbst derartige Kooperationen an und befinde sich bereits in entsprechenden Verhandlungen  – spruchreif sei aber noch nichts.

Kleiner Schritt oder “wie die Faust aufs Auge”?

Fazit: Wie stark die Auswirkung der bitpanda-Post-Kooperation auf die Popularität von Kryptowärungen in Österreich nun tatsächlich sein wird, bleibt abzuwarten. Dass selbst die beiden Kooperationspartner sich so verhalten äußern, legt aber nahe, dass diese Aktion nicht den großen Durchbruch bringen wird. Allein schon deswegen, weil die Ambitionen seitens der Post sich in Grenzen zu halten scheinen. Auch bitpanda-Founder Demuth bezeichnet die Kooperation gegenüber dem Brutkasten letztlich als “kleines Sideprojekt”. Dennoch könnte damit ein kleiner Schritt in Richtung Mainstream gelungen sein. Vielleicht verpufft die Aktion aber auch rasch, wie schon so manches Startup-Corporate-Projekt vor ihr. Ein bekannter österreichischer Bankenmanager sieht das jedenfalls so. Er sagte dem Brutkasten dazu unter der Hand: “Das passt wie die Faust aufs Auge. Aber da sollen sie selber draufkommen.”

+++ Kryptowährungen: Spekulationsblase oder die Revolution der Finanzwelt? +++

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Bodo B. Schlegelmilch, Dekan der WU Executive Academy und Ikigai-Expertin Klara Palucki. (c) WU Executive Academy

Globale Pandemie, Klimakatastrophen, Kriege, politische Unruhen: In unserer Welt scheint kaum mehr etwas beständig oder vorhersehbar zu sein. Auch die österreichische Wirtschaft bleibt von diesen Entwicklungen nicht verschont. Die Unsicherheiten am Arbeitsmarkt stellen Unternehmen und besonders Führungskräfte vor große Herausforderungen.

Genau hier setzt das Lebenskonzept Ikigai an. Es soll dazu beitragen, das Berufsleben mit mehr Sinn und Orientierung zu füllen. Wie Ikigai Führungskräfte zu mehr Erfolg verhelfen soll, erklären Bodo B. Schlegelmilch, Dekan der WU Executive Academy, und Ikigai-Expertin Klara Palucki.

Ikigai dient als “eine Art Kompass” für Führungskräfte

Das BANI-Umfeld der 2020er Jahre beschreibt eine Wirtschaft in zunehmender Unbeständigkeit und Komplexität. Das Akronym steht für eine Welt, die brüchig, ängstlich, nicht linear und unbegreiflich ist. Es wird also zunehmend wichtiger, dass Unternehmen lernen mit unberechenbaren Krisen zurechtzukommen. Das BANI-Modell soll dabei helfen, Veränderungen in der Arbeitswelt frühzeitig zu erkennen und sich flexibel anzupassen.

In dieser unvorhersehbaren BANI-Welt kann das Lebenskonzept Ikigai Führungskräften als „eine Art Kompass“ dienen. Es unterstützt dabei, “den Fokus auf das Wesentliche zu richten und Entscheidungen wertorientiert zu treffen”. Schlegelmilch betont: „In turbulenten Zeiten ist es entscheidend, sich seiner Werte klar zu werden und danach zu handeln. Ikigai hilft dabei, die innere Sicherheit zu finden, die man braucht, um auch in unsicheren Zeiten Kurs zu halten“.

Die vier Fragen von Ikigai

Das japanische Wort „Ikigai“ lässt sich als „die Freude und der Lebenssinn“ übersetzen. Ikigai basiert auf vier grundlegenden Fragen: Was liebst du? Worin bist du gut? Was braucht die Welt? Wofür kannst du bezahlt werden? Diese Fragen werden in einem Venn-Diagramm dargestellt, wobei der Schnittpunkt dieser vier Dimensionen den persönlichen Lebenssinn – das Ikigai – symbolisiert.

Dieser Ansatz bietet insbesondere Führungskräften eine Möglichkeit, für sich und ihre Teams einen „sinnorientierten und nachhaltigen Weg einzuschlagen“. Expertin Palucki fügt hinzu: „Wenn ich weiß, wohin ich gehen will, dann bin ich bereits auf dem Weg zur Selbstführung. Diese persönliche Klarheit ist eine Führungskompetenz, die sich positiv auf das gesamte Team auswirkt“.

Wie kann das Lebensmodell im Arbeitsumfeld helfen?

Führungskräfte, die den Sinn in ihrem Leadership erkennen, können ihre Teams dazu inspirieren, ebenfalls einen sinnorientierten Weg einzuschlagen. Sie schaffen ein Arbeitsumfeld, in dem individuelle Stärken und Interessen der Mitarbeitenden berücksichtigt werden. Hierbei spielt Job Crafting – die aktive Gestaltung der eigenen Arbeitsaufgaben und des Umfelds – eine zentrale Rolle.

„Wenn ich in meinem Job nicht glücklich bin, kann ich mir in kleinen Schritten ansehen, welche Aufgaben mir liegen und welche weniger. Dadurch lässt sich ein Arbeitsumfeld schaffen, das besser zu den eigenen Bedürfnissen passt. Oft hilft es auch, genauer hinzuschauen, wo der Sinn abhandengekommen ist. Indem wir Aufgaben im Sinne von Job Crafting shiften und neu verteilen oder neue Projekte initiieren, können wir wieder Sinn entdecken“, so Palucki.

“Ikigai ist wie ein Rezeptbuch, um den Purpose eines Unternehmens zu finden”

Für Führungskräfte ist es entscheidend, nicht nur ihr persönliches Ikigai, sondern auch das ihres Unternehmens zu verstehen. Die gleichen Fragen, die jeder auf dem Weg zum eigenen Ikigai beantwortet, können Führungskräfte auch auf das Unternehmen anwenden. Schlegelmilch vergleicht das so: „Ikigai ist wie ein Rezeptbuch, um den Purpose eines Unternehmens zu finden”.

„Letztendlich geht es aber darum, dass man Freude an dem hat, was man tut”, betont er. „Führungskräfte sollten sich fragen, warum sie das tun, was sie tun, und ob es ihnen auch tatsächlich Erfüllung bringt“. Weiterbildungen bieten hierbei eine gute Gelegenheit, um mehr Sinn und Orientierung in die eigene Karriere zu bringen.

In der heutigen Welt wird Sinnorientierung zu einer grundlegenden Voraussetzung für modernes, nachhaltiges Leadership, ergänzt Palucki. „Menschen wollen zunehmend Teil von etwas Größerem sein und bleiben eher im Unternehmen, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Arbeit einen (guten) Zweck erfüllt“.

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