24.06.2022

Bitpanda trennt sich von mehr als 200 Mitarbeiter:innen

Im Lichte von Krypto-Winter und VC-Krise kündigte das Wiener Unicorn Bitpanda heute Kündigungen an mehreren Standorten an, um weiterhin auf Erfolgskurs zu bleiben.
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bitpanda p.f.c.
Foto: Bitpanda

Bitpanda hat laut Unternehmensangaben aktuell mehr als 1.000 Mitarbeiter:innen in zehn Standorten in der EU. Wie heute zunächst intern verkündet wurde, wird man nun aber auf einen Personalstand von etwa 730 Arbeitnehmer:innen reduzieren. Das Wiener Scaleup, das 2021 als erstes heimisches Unternehmen den Unicorn-Status nach gängiger Definition erreichte, führt in einem umfassenden Brief an die Belegschaft, der auch öffentlich gemacht wurde, die Gründe für den Schritt an. Die Gründer Eric Demuth und Paul Klanschek stellen dazu gegenüber dem brutkasten klar: “Wir sind weiterhin eine gesunde Firma und planen daher jetzt für eine mögliche Rezession in der Welt vor. Es geht immer darum, ‚ahead of the curve’ zu sein. Daher machen wir jetzt eine einmalige größere Restrukturierung, um damit für die nächsten Jahre gerüstet zu sein, egal wie sich die Marktlage in der Welt entwickelt”.

“Wir hätten uns gewünscht, dass unsere Kommunikation persönlich verlaufen wäre”

Das oben erwähnte Schreiben erging heute an die gesamte Belegschaft via Slack und E-Mail. “Wir hätten uns gewünscht, dass unsere Kommunikation darüber persönlich und ohne offene Fragen verlaufen wäre. Die strengen rechtlichen Anforderungen im Kontext der verschiedenen lokalen Gerichtsbarkeiten bringen hier erhebliche Einschränkungen mit sich”, heißt es zu dieser Vorgehensweise im Brief. Und weiter unten: “Es handelt sich um Kollegen, die wir schätzen, die uns am Herzen liegen und die großartige Arbeit leisten”. Man habe die “schwierige, aber notwendige” Entscheidung getroffen, um sicherzustellen, dass man solide kapitalisiert sei, um “den Sturm zu überstehen und finanziell gesund aus ihm herauszukommen, egal wie lange es dauert, bis sich die Märkte erholen”.

Bitpanda will sich weiterhin selbst finanzieren können

Konkret heißt es zur aktuellen wirtschaftlichen Lage unter anderem: “In den letzten Monaten hat sich die Marktstimmung dramatisch verändert, angeheizt durch geopolitische Spannungen, steigende Inflation und die Sorge vor einer bevorstehenden Rezession. An den Finanzmärkten herrscht derzeit große Unsicherheit, und obwohl wir wissen, dass die Branche zyklisch ist, weiß niemand, wann sich die Marktstimmung ändern wird”. Man habe schon früher Krypto-Winter erlebt und sei immer gestärkt daraus hervorgegangen, weil man sich darauf konzentriert habe, ein finanziell gesundes Unternehmen zu sein, einen konservativen Ansatz zu verfolgen und stets darauf bedacht war, sich selbst zu finanzieren. “Das ist auch jetzt der Fall, und das bedeutet, dass das Kostenmanagement von entscheidender Bedeutung ist. Wir müssen unsere Arbeitsweise grundlegend ändern und uns auf das Wesentliche konzentrieren”, heißt es weiter.

Mehrere Unterstützungen für Bitpanda-Mitarbeiter:innen

Den nun gekündigten Mitarbeiter:innen wird im Schreiben von Bitpanda eine Reihe von Unterstützungen angeboten, etwa über ein “Talent Connect Hub”, das bei der Jobsuche helfen soll, oder über die direkte Verbindung mit HR-Agent:innen. Auch wird nötigenfalls der Kontakt zu geschulten Psycholog:innen hergestellt und es wird ein 24/7 “Employee Assistance Program” eingerichtet, bei dem sich die Betroffenen Hilfe in einer ganzen Bandbreite von Themen holen können. Auch jenen Mitarbeiter:innen, die nicht direkt von den Kündigungen betroffen sind, bietet das Unternehmen eine Reihe von Unterstützungen an, um mit der Situation und damit verbundenen Unsicherheiten besser umgehen zu können.

Internationale VC-Krise führte bereits zu vielen Fällen von Massenkündigungen

All diese Maßnahmen seien eng mit den Investor:innen abgestimmt und auch anhand derer Erfahrungen gemeinsam beschlossen worden, sagen Demuth und Klanschek gegenüber dem brutkasten. Bereits seit einigen Wochen führt eine Krise im internationalen Venture Capital-Bereich zu ähnlichen Entwicklungen bei sehr vielen Scaleups weltweit. Weil künftige Finanzierungsrunden aktuell unsicher sind, müssen viele Wachstumsunternehmen nun schnell Profitabilität erreichen, was zuletzt zu zahlreichen Fällen von Massenkündigungen führte. Der brutkasten befragte dazu erst kürzlich einige der heimischen Scaleups. Von Bitpanda hieß es da noch: “Downsizing ist der letzte Ausweg, und wir tun alles in unserer Macht Stehende, um diesen Schritt zu vermeiden”.

DisclaimerDie Bitpanda GmbH ist mit 3,9849 % an der Brutkasten Media GmbH beteiligt.

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Benefits, Home-Office
(c) GrECo - Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits GrECo.

Es herrscht eine Zeit im Arbeitswesen, in der sich sehr viele Personen mit der Zukunft und davon ausgehend mit Benefits von Unternehmen beschäftigen. Dabei steht vor allem die betriebliche Vorsorge hoch im Kurs. Neun von zehn Befragte finden eine Pensionsvorsorge (91 Prozent), eine private Krankenversicherung (90 Prozent) oder steuerfreie Zukunftsleistungen wie lohnsteuerfreie betriebliche Vorsorge (89 Prozent) bei der Jobsuche besonders attraktiv. Das zeigt die aktuelle “Health & Benefits Studie” des Versicherungsunternehmens GrECo, die sowohl die Arbeitnehmer:innen- als auch die Arbeitgeberseite befragt hat.

Benefits: Anforderungen an Jobs steigen

Die unternehmenseigene Befragung unter österreichischen Unternehmen wurde im Juli und August 2024 durchgeführt, um die Sichtweisen und Strategien der Arbeitgeber zu beleuchten. Diese Umfrage richtete sich an heimische Entscheidungsträger:innen aus den Bereichen “Human Resources” und “Benefits-Management”. Insgesamt nahmen 274 Unternehmensrepräsentant:innen an der Befragung teil. Dabei lag der Fokus auf den geplanten Benefits-Maßnahmen der nächsten zwei Jahre.

“Die Anforderungen an den Job steigen weiter. Viele Arbeitnehmer:innen wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei den alltäglichen Herausforderungen unterstützt. Auch eine zusätzliche Pensions- und Krankenvorsorge, die deutlich über die staatliche Grundversorgung hinausgeht, wird zunehmend geschätzt. Lösungen, die Mitarbeiter:innen auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste”, erklärt Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits bei GrECo.

Für Unternehmen gilt es, sich bewusst zu machen, dass Benefits, die zeitgemäß und besonders relevant für die Lebensqualität der Mitarbeitenden sind, den besten Pull-Faktor darstellen und einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben.

Langfristig vs. kurzfristig

Vor allem langfristige Benefits wie Vorsorgelösungen hätten laut der Umfrage für acht von zehn Befragten (83 Prozent) eine höhere Priorität als kurzfristige Vorteile wie Fitnessangebote. Ein Unterschied zeigt sich jedoch bei der Gen Z, deren Fokus auf anderen Herausforderungen wie beispielsweise mentaler Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Karriere gerichtet ist.

“Das liegt nicht daran, dass die Gen Z Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung nicht schätzt. Untersuchungen zeigen, dass die Gen Z anfälliger für Burnout und Stress ist. Der Mental Health-Aspekt wird somit immer wichtiger, um Fluktuation und geringer Produktivität entgegenzuwirken“, erklärt Schuller. “Es geht hier um ein abgestimmtes Paket, das sowohl Prävention als auch die entsprechende Absicherung im Bedarfsfall sicherstellen kann.”

Bemerkenswert ist, dass trotz aller Bemühungen aktuell 67 Prozent der Unternehmen die Vorteile betrieblicher Vorsorgeleistungen noch nicht ausschöpfen. Dabei bieten steuerfreie Zukunftssicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherung und Pensionszusagen gerade die finanzielle Sicherheit, die sich die Mitarbeiter:innen wünschen würden, so die Studie.

Der Jahresbericht der Pensionsversicherung Österreich zeigt, dass ein Viertel der österreichischen Arbeitnehmer:innen (25 Prozent) noch vor dem Ruhestand berufsunfähig sind und nur vier Prozent der Erwerbstätigen in Österreich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben.

“Diese Lücke wird aber nach wie vor auch in der Praxis von nur rund 17 Prozent der Unternehmen abgedeckt. Auch eine “Pensionszusage” bieten nur 27 Prozent an und das, obwohl sie angesichts der steigenden Lebenserwartung ein wichtiges Angebot wäre, um die Erhaltung des Lebensstandards im Alter sicherzustellen”, liest man im Bericht.

Benefits kein Obstkorb

Im Kampf um die besten Talente steigt der Druck auf die Arbeitgeber, über das Gehalt hinaus ansprechende Sozialleistungen anzubieten. Über ein Drittel (35 Prozent) der heimischen Arbeitnehmer:innen ist sogar bereit, auf zehn Prozent des Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür wichtige Benefits erhalten – in der Gen Z ist es sogar jede:r Zweite (46 Prozent).

Benefits wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten, zählen jedoch nicht dazu. Sie werden viel mehr als selbstverständliche Voraussetzung betrachtet und sind wie der Obstkorb, den nur mehr 24 Prozent als sehr ansprechend bewerten, seit langem kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

“Eine ‚One-size-fits-all-Lösung‘ bei Benefits ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen, die die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen erkennen und entsprechend handeln, sind für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser gerüstet und langfristig erfolgreicher”, so Schuller weiter.

Kommunikation mangelhaft

Aufholbedarf gibt es auch in der Kommunikation: Nur 56 Prozent der Mitarbeiter:innen kennen auch alle angebotenen Benefits. Auf Seite der Arbeitgeber gilt es dringend, eine zugängliche Übersicht der angebotenen Benefits zu schaffen und diese laufend zu kommunizieren. Etwa ein Drittel (32 Prozent) der befragten Unternehmen gibt zudem an, keine genaue Kenntnis darüber zu haben, wie viel Prozent der Lohnsumme für Benefits aufgewendet werden.

“Das zeigt deutlich, dass Unternehmen ihre Kommunikationsstrategie für bestehende Mitarbeiter:innen dringend verbessern müssen, denn 88 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber, der sich um sie kümmert”, fasst Schuller abschließend zusammen. “Nur wer langfristige Absicherung und moderne Arbeitsmodelle kombiniert, wird im Wettbewerb um die besten Talente bestehen können – erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels.”

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