09.04.2018

Bitmovin: 30 Mio. US-Dollar Investment für Klagenfurter Startup

Das Klagenfurter Startup Bitmovin (Hauptsitz mittlerweile in San Francisco) sichert sich in einer Series B-Finanzierungsrunde 30 Mio US-Dollar Kapital vom VC Highland Europe und bestehenden Investoren. Wir sprachen mit Co-Founder und CEO Stefan Lederer.
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Bitmovin: Christopher Müller (CTO & Co-Founder) und Stefan Lederer (CEO & Co-Founder)
(c) Bitmovin: Christopher Müller (CTO & Co-Founder) und Stefan Lederer (CEO & Co-Founder)

Wenn man von so etwas, wie dem “Silicon Valley Dream” sprechen kann, dann trifft der Begriff wohl gut auf das (Ex-)Startup Bitmovin zu. 2013 in Klagenfurt am Wörthersee von Stefan Lederer, Christopher Müller und Christian Timmerer aus einem PhD-Forschungsprojekt gegründet, hat sich das Unternehmen inzwischen zum – nach eigenen Angaben – weltweit führenden Anbieter von Online Video Infrastructure Software heraufgearbeitet. Kernprodukt ist dabei ein Cloud-basierter Video-Encoding-Dienst samt Player und Analytics-Tool, der durch sehr hohe Geschwindigkeiten bei gleichzeitig hoher Video-Qualität im Steaming überzeugt. Nun sicherte sich Bitmovin in einer Series B-Finanzierungsrunde 30 Millionen US-Dollar Kapital vom VC Highland Europe und den bestehenden Investoren Atomico, Constantia New Business, Dawn Capital und Y-Combinator.

+++ Archiv: Wie erging es Bítmovin beim Y Combinator im Valley? +++

2015 Erstes Ö-Startup im Y-Combinator

Möglich wurde der Aufstieg – Unternehmen wie Periscope, die New York Times, ProSiebenSat.1, das Red Bull Media House, und RTL sind inzwischen Kunden – im Silicon Valley. 2015 war Bitmovin, das auch Teil des Speedinvest-Portfolios ist, das erste österreichische Startup im Y-Combinator-Programm, das, wie üblich, Anteile übernahm. Der Firmensitz wurde etwas später nach San Francisco verlegt. Neben den bereits genannten internationalen VCs investierten auch zahlreiche Business Angels, etwa der ehemalige Cisco CTO und der frühere Vice President of Engineering von Netflix. Mit dem aktuellen Investment kommt Bitmovin inzwischen auf 43 Millionen US-Dollar eingesammeltes Kapital.

Nahezu Verdopplung des Teams geplant

Mit dem neuen Investment soll nun das Team massiv aufgestockt werden. “Wir sind aktuell 65 im Team weltweit, und das wollen wir auf 110 bis 120 bis Jahresende ausbauen”, erklärt Co-Founder und CEO Stefan Lederer im Gespräch mit dem Brutkasten. Zudem arbeite man an neuen Produkten. Vom Lead-Investor der aktuellen Runde erwartet sich Lederer dabei noch deutlich mehr, als nur Kapital. “Wir haben uns für Highland Europe entschieden, weil wir gesehen haben, dass sich das ganze Team wirklich einsetzt und echt extrem gut ist. Das hat Highland Europe definitiv von den anderen VCs abgehoben mit denen wir gesprochen haben”, sagt der CEO.

“Haben initial mit den 30 Millionen Dollar geplant”

Die Verhandlungen seien sehr fair gewesen und auch die Summe sei ganz nach Wunsch: “Wir haben initial mit den 30 Millionen Dollar geplant und unser Budget für die nächsten Jahre aufgestellt, das hat auch Highland Europe gleich am Anfang überzeugt hinsichtlich der Summe”, sagt Lederer. Von Highland Europe liegt ein Statement aus einer offiziellen Aussendung vor: “Da sich die Umstellung auf Streaming einem Wendepunkt nähert und zum dominierenden Format für den Konsum von Sport, Nachrichten, Filmen und Theater wird, adressiert Bitmovin ein beispielloses Marktpotential”, wird Fergal Mullen, Partner bei Highland Europe, zitiert. “Video ist heute für alle Social-Media-Plattformen sowie für viele weitere Internet-Unternehmen und zunehmend auch für klassische Unternehmen und Bildungseinrichtungen von signifikanter Bedeutung – daher befinden sich Stefan und sein Team in der besten Position, um die Zukunft der Videotechnologie zu gestalten.”

Bitmovin soll am Standort Österreich “massiv wachsen”

Wenn der CEO oben vom weltweiten Ausbau spricht, hat er dabei durchaus oder sogar vorwiegend den Standort Österreich im Sinn. “Wir haben in Österreich gerade erst letztes Jahr unser Büro in Wien eröffnet, zusätzlich zu dem in Klagenfurt. Wir wollen an beiden Standorten massiv wachsen, und ein Großteil der offenen Stellen befindet sich hier”, sagt er. Vom großen IT-Fachkräftemangel hierzulande wirkt Bitmovin weniger betroffen: “Wir finden hier echt tolle Mitarbeiter, die den Entwicklern im Silicon Valley um nichts nachstehen, und uns ermöglichen weltweit führende Produkte zu entwickeln”, sagt der Co-Founder.

Hintergrund: Boom der Online-Videos

Da sich die Video-Konsumation von Kabel- und Satelliten-TV in Richtung Online-Video verlagert, bietet Bitmovins Technologie essenzielle API-Bausteine für Medienanbieter, um die Inhalte auf jedem Gerät und zu jeder Zeit nutzen zu können. Cisco prognostiziert, dass bis 2021 80 Prozent des gesamten Internet-Datenverkehrs aus Video bestehen werden. Zu den jüngsten Innovationen von Bitmovin zählen die Unterstützung des AV1-Videoencoding-Standards (der neueste lizenzfreie Codec, welcher von Apple, Facebook, Google, Microsoft und Samsung unterstützt wird) sowie die Erweiterung der Videokodierung mit Algorithmen, die auf künstlicher Intelligenz basieren. Dies hat zu branchenweiter Aufmerksamkeit und Anerkennung für Bitmovin geführt, darunter u.a. die Auszeichnung mit dem Best of NAB Award durch das Streaming Media Magazin sowie die wiederholte Nennung durch Streaming Media in den “Top 100 Unternehmen, die für Online-Video die größte Bedeutung haben”.

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Eyyes: Gefahren reduzieren

Oft ist es nur ein kurzer Blick aufs Handy oder ein Sekundenschlaf – und ein Auto rast mit mehr als 100 km/h in eine Straßenbaustelle. Allein auf Deutschlands Autobahnen kommt es im Schnitt einmal wöchentlich zu derartigen Unfällen. Die Folgen sind meist verheerend: Die Baustellenfahrzeuge werden beschädigt, im schlimmsten Fall gibt es Verletzte und Tote. Autobahnmeister, Pannenhelfer, Polizei und Feuerwehr setzen sich täglich für die Sicherheit ein – doch ihre Arbeit wird durch unaufmerksames Verhalten von Autofahrern massiv gefährdet.

Das KI-System des niederösterreichischen Unternehmens Eyyes soll diese Gefahren deutlich reduzieren können: “Das ‘CollisionEye’ des Kremser Startups warnt Arbeiter und Einsatzkräfte an Gefahrenstellen frühzeitig, wenn ein Kfz oder LKW ungebremst auf sie zurast. Die Lösung wurde auf Deutschen Autobahnen intensiv getestet”, heißt es per Aussendung.

Virtueller Sicherheitskorridor

Das “CollisionEye” warnt konkret Einsatzkräfte in Echtzeit, wenn sich Fahrzeuge gefährlich nähern. Sobald ein Einsatzfahrzeug stoppt, erstellt das System mithilfe einer Kamera einen virtuellen Sicherheitskorridor hinter dem Fahrzeug. Die KI analysiert die Umgebung in Echtzeit, erkennt Gefahrenquellen und berechnet potenzielle Kollisionen. Nur bei tatsächlicher Gefahr werden akustische, optische und mobile Funkalarme ausgelöst. Damit sich Einsatzkräfte im Notfall rechtzeitig in Sicherheit bringen können.

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