06.10.2020

Christiane Holzinger über den JW Summit 2020 und die Organisation digitaler Events

Der JW Summit 2020 ging vom 25. bis zum 26. September in Wiener Neustadt als digitaler Event über die Bühne. Im Interview mit dem Brutkasten spricht die Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft, Christiane Holzinger, über die Bilanz des JW-Summit 2020, ihre persönlichen Highlights und die Learnings, die ihr Team im Zuge der Organisation des digitalen Events gemacht hat.
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JW Summit
(c) Anna Rauchenberger: Christiane Holzinger, Bundesvorsitzende Junge Wirtschaft
kooperation

Auf Basis einer Risikoanalyse Anfang September verzichtete die Junge Wirtschaft den JW-Summit 2020 als physisches Live-Event umzusetzen und organisierte den JW Summit vollständig digital – der brutkasten berichtete.

Mehr als 1300 Teilnehmer waren schlussendlich online live dabei und konnten über ein eigenes Event-Cockpit den Speakern Fragen stellen und mit anderen Teilnehmern interagieren.

Der brutkasten hat mit Christiane Holzinger, Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft, über die Highlights des JW Summit 2020 gesprochen und welche Learnings sie gemeinsam mit ihrem Team bei der digitalen Umsetzung des Events gemacht hat.


Der JW-Summit 2020 fand heuer gänzlich digital statt. Welches Fazit ziehst du? 

Beim Summit war heuer vieles ganz anders, aber er ist trotzdem toll gelaufen. Ich bin immer noch beeindruckt davon, wie reibungslos und professionell wir ihn gemeinsam über die Bühne gebracht haben. Natürlich war die Entscheidung für die reine online Variante sehr schwer. Wir hätten ihn zu gerne auch live abgehalten, aber aufgrund der Entwicklung der Pandemie Ende des Sommers/Anfang des Herbsts war für uns die Gefahr für die Teilnehmer trotz umfassendem Sicherheitskonzept zu groß. Im Nachhinein betrachtet hat es sich als richtig erwiesen, so kurzfristig auf einen komplett digitalen Summit umzuswitchen. Es war eine Herausforderung, aber wir Junge sind es gewohnt schnell und flexibel zu reagieren. So haben wir das Beste aus der Situation gemacht und ich bin stolz, dass die Junge Wirtschaft damit wieder einmal neue Maßstäbe gesetzt hat.

Welches Feedback habt ihr unter den Teilnehmern des JW-Summit 2020 gesammelt? 

Als ersten Eindruck können wir sagen, das Echo war gewaltig! Schon während der Veranstaltung haben wir im laufenden Chat mit den Besucherinnen und Besuchern vor ihren Screens zu Hause oder im Büro gesehen, wie gut die Keynotes und Talks, aber auch das Pausenprogramm angekommen sind. Wir freuen uns auch sehr über die tollen Kommentare in Social Media und über das positive Feedback unserer Partnerinnen und Partner. Für ein detailliertes Feedback haben wir aktuell eine Umfrage unter allen Summit-Teilnehmern gerade im Feld. Darauf bin ich schon sehr gespannt, denn das hilft uns immer noch besser zu werden.

Wie hast du die Interaktion und den Austausch am JW-Summit 2020 wahrgenommen?

Wir hatten sehr viele Fragen im Chat und auch die Business-Speednetworkings wurden sehr gut angenommen. Ich würde sagen, die Interaktion mit den Keynotespeakern wie auch zwischen den Teilnehmern hat sehr gut geklappt. Wir wissen, dass sich viele vernetzt und gute Businesskontakte geknüpft haben. Wobei ich ehrlicherweise natürlich dazu sagen muss, dass es für den Start einer Vernetzung schon eine andere Qualität hat, wenn ich jemanden vor Ort persönlich kennenlerne, aber wir erkennen, es geht auch remote gut.

Christiane Holzinger mit dem Bundesvorstand der Jungen Wirtschaft | (c) Michaela Habinger

Welche Learnings habt ihr im Rahmen der digitalen Umsetzung des JW-Summits gezogen?

Wir haben gesehen, dass ein digitaler Event mindestens genauso viel Detailplanung und Vorbereitung benötigt wie ein Live-Event. Es muss alles minutiös eingetaktet sein, weil es nur dann möglich ist, auf Unvorhergesehenes – und das sicher passiert -, wie zum Beispiel, dass die Keynote eines Speakers vielleicht 15 Minuten früher endet als geplant, spontan zu reagieren und rasch ein Zwischenprogramm zu improvisieren. Bei einem Live-Summit würde einfach die Kaffeepause dann ein bisschen früher starten, das geht online nicht, hier muss das Programm durchlaufen. Wir haben auch ein paar kleine praktische Dinge gelernt: Es ist notwendig, dass die angemeldeten Personen z. B. beim Business-Speednetworking schon ein paar Minuten vorher in den Raum kommen, damit wir wissen, dass sie da sind oder, dass auch online gilt, dass Programmpunkte mit begrenzter Personenanzahl ruhig ein bisschen überbucht werden können.

Was waren deine persönlichen Highlights des JW-Summit 2020?

Ein emotionales Highlight war für mich der Bericht des blinden Bergsteigers Andy Holzer über seinen Weg auf den Himalaya, aber auch die vielen motivierenden und praktischen Tipps der Keynotespeakerinnen Henriette Frädrich und Silvia Agha-Schantl haben mich beeindruckt. Sehr spannend war der Talk zwischen WKÖ-Präsident Harald Mahrer und dem Gründer von Delivery Hero Markus Fuhrmann. Aber das ist nur eine kleine Auswahl und mir würde noch viel einfallen.

Christiane Holzinger gemeinsam mit Andy Holzer auf der Bühne | (c) Michaela Habinger

Welche Projekte und Initiativen hat die Junge Wirtschaft für den Herbst und Winter aktuell in der Pipeline?

Die Verbesserungen, die wir bei den Covid-19 Hilfen auf den Weg gebracht haben und das Standing, das wir uns in den letzten Monaten damit erarbeitet haben, motivieren uns, mit voller Power und Energie dran zu bleiben – und aufzuzeigen, wie es weitergehen muss. Denn Hilfe ist gut, aber Weichenstellungen für die Zukunft sind mindestens genauso wichtig.

Was uns aktuell besonders unter den Nägeln brennt, ist die Vorziehung der besseren Absetzbarkeit des Arbeitsplatzes in der Wohnung von 2021 auf 2020. Denn die  Corona-Krise hat gezeigt, dass EPU, JungunternehmerInnen und GründerInnen nicht nur im Büro, sondern auch in ihrer Wohnung jederzeit einen Arbeitsplatz benötigen. Und dabei gilt es zu berücksichtigen, dass neben einem externen Büro auch der Arbeitsplatz im Wohnungsverband als Betriebsausgabe geltend gemacht werden kann. Das wäre eine echte Erleichterung für viele junge Betriebe.

Ein zweiter Punkt ist der Beteiligungsfreibetrag. Für uns als JW ist klar: Es muss eine zukunftsorientierte Investitionskultur in Österreich etabliert und daher die Beteiligung privater Investoren attraktiver gestaltet werden. Private Beteiligungen an Neugründungen oder kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sollen deshalb bis zu einer Höhe von 100.000 Euro als Freibetrag über fünf Jahre absetzbar sein. Das ist auch wichtig, um die Eigenkapiteldecke gerade der jungen Unternehmen zu stärken. Es gibt kein besseres Investment als jenes in junge Unternehmen.


Brutkasten als Kooperations-Partner

Der Brutkasten war als Kooperationspartner des JW-Summit live vor Ort und moderierte zwischen den Keynotes die Q&A-Sessions mit den Speakern. Die Teilnehmer hatte die Möglichkeit interaktiv Fragen an die Speaker zu stellen.

Q&A mit Mariana Kühnel | JW-Summit 2020

Q&A mit Calvin Hollywood | JW-Summit 2020

Q&A mit Henriette Frädrich | JW-Summit 2020

Q&A mit Nicola Fritze | JW-Summit 2020

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Ferry Fischer, Coach und Unternehmensberater (c) Ferry Fischer

Du siehst einen Golfprofi, wie er auf den letzten Löchern der finalen Runde ruhig und voller Konzentration den Fokus behält und das Turnier souverän gewinnt. Kann er das, weil er so talentiert ist oder weil er geheime Tricks kennt? Nein, er kann das, weil er sich selbst kennt und kontinuierlich seine mentale Fähigkeiten, die jede:r besitzt, entwickelt hat.

Selbstvertrauen kommt von Selbstbewusstsein. Je bewusster ich mir über meine Fähigkeiten und meine Schwachstellen bin (und natürlich auch, wie ich damit gut umgehen kann), desto mehr entwickle ich Vertrauen in mich selbst. Das ist ein Prozess stetiger Reflexion und Entwicklung.

Ich selbst halte mich für einen durchschnittlich talentierten Sportler und habe jeden Sport, den ich ausgeübt immer erst sehr spät begonnen. Dennoch war ich ehrgeizig und wollte was erreichen, also habe ich einen wichtigen Aspekt des Erfolges mehr entwickelt als die anderen. Die mentale Stärke. Und damit ist mir sowohl im Sport als auch im Beruf weit Überdurchschnittliches gelungen.

Hier stelle ich dir nun meine „Best Of Mental-Stärken“, bzw. Techniken vor, damit du auch davon profitieren kannst.

1. Resilienz: Der Umgang mit Rückschlägen

Im Sport ist Scheitern unvermeidbar – Golfer:innen, Tennisspieler:innen, etc. verlieren die allermeisten Turniere und gewinnen nur wenige. Mental starke Athlet:innen wissen: Eine Niederlage macht sie nicht zum Versager oder zur Versagerin, sondern gibt ihnen die Chance, zu lernen und zu wachsen.

Wichtig ist, dass ich weiß, dass ich es schaffen kann und von jeder Niederlage lerne. Unbeirrbar gehe ich meinen Weg, aber ich hinterfrage mich ständig und passe mich durch die Erfahrung des temporären Scheiterns an.

Wenn du im Golf den ersten Schlag gleich mal in den Wald schlägst und die Nerven bewahrst, mit dem Mindset „das braucht jetzt genau mich, um doch noch erfolgreich das Loch zu Ende zu spielen“, dann gibst du dem Erfolg eine gute Chance. Wenn du es dann schaffst, ist das Erfolgserlebnis umso größer. Schaffst du es nicht, dann nimmst du deine Learnings, gehst zum nächsten Loch und bist um ein Stück erfahrener, um mit einer ähnlichen Situation nun besser umzugehen (wie du das noch zwischen zwei Löchern schaffen kannst, zeige ich dir im Punkt 3).

Umsetzung für Founder:innen:

Lernperspektive einnehmen: Nach jedem Rückschlag bewusst analysieren: „Was lief gut? Was lief schlecht? Was lerne ich daraus?“ (am besten schriftlich, das verstärkt es noch) Fehlerkultur etablieren: Im Team kommunizieren, dass Fehler und Misserfolge ein natürlicher Teil des Wachstumsprozesses sind und Lessons Learned nach jedem Projekt etc. einfordern.

2. Klare Zielsetzung: Der Kompass zum Erfolg

Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann habe ich nie aufgegeben (und schon gar nicht aus Frust oder Enttäuschung), war jedoch stets bereit, mich aufgrund der Erfahrungen anzupassen. Das heißt, entweder habe ich mein Tun angepasst, um das Ziel zu erreichen oder ich habe das Ziel nach einer strukturierten Analyse der Fakten verändert oder verworfen (das ist für mich kein Aufgeben, sondern eine wohl durchdachte und selbstreflektierte neue Entscheidung).

Manchmal öffnen sich Möglichkeiten, die du nie für möglich gehalten hast und die sich erst ergeben, weil du dran geblieben bist. Solange ich an meine Vision glaube und bereit bin, mich, den Weg und die Rahmenbedingungen stets zu hinterfragen, kann mich nichts aufhalten. Das Ziel ist das Ziel, der Weg muss sich dem Ziel anpassen und ich mich auch.

Umsetzung für Founder:innen:

Sei dir klar, was du mit deinem Unternehmen erreicht haben willst: Setze dir nun (Zwischen-)Ziele, die dich dorthin bringen werden, und verfolge sie. Wenn du diese Ziele nicht erreichst, dann passe an (Schritte, Methoden, Zwischenziele). Aber verliere nicht das visionäre Ziel aus den Augen! OKR als Methode hilft da besonders gut!

Miss es oder vergiss es: Damit wir uns den Fortschritt nicht schönreden, was sehr leicht geschieht, müssen wir messen und laufend anpassen. Aber nie das große Ziel aus den Augen verlieren. Was leicht geht: genießen und dann mehr davon. Was schwer geht, noch einmal probieren und dann hinterfragen! Mein Motto dabei: „Face the brutal facts!“

3. Mentale Visualisierung: Erfolg beginnt im Kopf

Dabei gibt es zwei Ausrichtungen:

1. Mentales Vorerleben: Du siehst das Erreichen des Ziels vor Augen. Oder den erfolgreichen Abschluss mit Investor:innen.

Es zahlt sich aus, im Unterbewusstsein das Erfolgserlebnis im Vorhinein auszulösen, um dein Selbstbewusstsein zu stärken und den Fokus auf Erfolg zu lenken. Kein:e Slalomläufer:in der Welt würde den Slalom in Angriff nehmen, ohne vorher den erfolgreichen Lauf visualisiert zu haben. Würde er/sie das nicht machen, wäre ein Ausscheiden wohl das sichere Ergebnis.

Ich stelle mir vor schwierigen Gesprächen immer vor, wie das Gespräch zur Zufriedenheit beider gut endet. Nicht, wie es verläuft, denn das ist egal, Hauptsache es endet gut. Wenn dann das Gespräch oder die Verhandlung eine komische Richtung einnimmt, dann sage ich mir: „Interessant, wie sich das gerade entwickelt. Gut dass ich weiß, wie es ausgeht!“. Mit dieser Technik ist ein Erfolg nicht garantiert, aber die Erfolgswahrscheinlichkeit steigt enorm.

2. Mentales Umerleben: Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen real und imaginär Erlebtem. Es speichert beides als Erfahrung ab. Das können wir uns zu Nutze machen.

Wenn also etwas schief gelaufen ist, dann setze dich hin und erlebe die Situation so, wie sie optimal hätte verlaufen sollen. Spiele die Situation ideal durch und speichere so einen Erfolg ein, an den sich dein Unterbewusstsein dann in der nächsten ähnlichen Situation erinnern wird.

Umsetzung für Founder:innen:
Vorbereitung durch Visualisierung: Stelle dir vor einem Pitch oder einem schwierigen Gespräch vor, wie du souverän auftrittst und dein Ziel erreichst. Mentales Umerleben durchspielen: Nimm jeden Misserfolg her, analysiere, was schief gelaufen ist und wie du es hättest besser oder ideal machen können und spiele dann die Situation mit der Idealversion durch. Nimm die Erfolgsgefühle dabei war, das steigert noch den Effekt.

4. Selbstdisziplin: Die Kunst der konstanten Umsetzung flexibler Planung

Erfolg ist immer das Ergebnis des Tuns. Du kannst daher den Erfolg nicht machen, sondern nur ermöglichen. Machen kannst du aber deinen täglichen Beitrag. Daher überlege dir, was du jeden Tag ganz konkret tun kannst, um deinen gewünschten Erfolg zu schaffen. Setze dir Zwischenziele, um zu überprüfen, ob du den erwünschten Fortschritt erreichst. Erreichst du den Fortschritt nicht, dann überlege, ob das Ziel richtig gewählt ist und/oder ob das tägliche Tun ausreicht und passe bei Bedarf an.

Jetzt ist es wichtig, den täglichen Zweifel auszuschalten. Einmal in der Woche oder alle zwei Wochen darf angepasst werden. Täglich wird getan und abgehakt. Das funktioniert! Alleine durch das tägliche Abarbeiten des Plans deines eigenen Beitrags entsteht ein Erfolgserlebnis, das dich vorantreibt.

Wie ich mit Hockey im Alter von 21 Jahren begonnen habe und mir zum Ziel gesetzt habe, es in die erste österreichische Liga zu schaffen, war mir klar, dass mir technisch nahezu jeder Hockeyspieler, der von Kindheit an trainiert hat, überlegen sein wird. Was ich aber tun kann, war meine mentale Stärke und meine körperliche Kondition mehr zu entwickeln, als die anderen. Ich hatte einen genauen Plan für beides und nach 10 Jahren hatte ich es geschafft. Um die Zeit war ich sogar den österreichischen Nationalspielern, mit denen ich einmal trainiert habe, konditionell und mental überlegen. Ich habe in dieser Zeit jede Woche nach einem Plan trainiert und diese Pläne laufend nach meinen Fortschritten und Rückschritten angepasst. Heute würde man sagen, ich habe nach OKR trainiert. Das gab es damals aber noch nicht als Begriff.

Umsetzung für Founder:innen:
Routinen etablieren: Plane deinen täglichen Beitrag zum Erfolg und halte dich an diese Struktur. Überlegt anpassen: Passe deinen Plan nur in ruhigen Momenten an, nicht wenn unter der Woche Frust oder Zweifel aufkommen. Alles braucht seine Zeit, sich zu entwickeln und daher ist es wichtig, Pläne in Ruhe und überlegt zu erstellen und anzupassen. Wenn es aber keine messbare Entwicklung gibt, dann ist es auf jeden Fall Zeit, anzupassen.

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Christiane Holzinger über den JW Summit 2020 und die Organisation digitaler Events

Der JW Summit 2020 ging vom 25. bis zum 26. September in Wiener Neustadt als digitaler Event über die Bühne. Im Interview mit dem Brutkasten spricht die Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft, Christiane Holzinger, über die Bilanz des JW-Summit 2020, ihre persönlichen Highlights und die Learnings, die ihr Team im Zuge der Organisation des digitalen Events gemacht hat.

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