“Being Public” oder wie die Börse das (Unternehmer-)Leben verändert
Im Gastbeitrag zieht startup300 Co-Founder Bernhard Lehner ein erstes Zwischenresümee nach etwas mehr als 100 Tagen der Linzer AG im direct market plus der Wiener Börse.
Ein Blick auf den Kalender zeigt: 105 Tage sind vergangen, seitdem wir die startup300 AG am direct market plus der Wiener Börse gelistet haben. Wow! Das heißt, dass ich jetzt doch glatt diese berühmten ersten 100 Tage für ein erstes Resümee übersehen habe. Auch gut, dann hole ich das an dieser Stelle schnell mal nach.
Wichtige Wahl bei der ersten ordentlichen Hauptversammlung
Wenn dieser Beitrag erscheint, wird die erste ordentliche Hauptversammlung der startup300 AG als Public Company bereits Geschichte sein. Und ich werde wissen, ob wir ein neues Aufsichtsratsmitglied haben. Ich hoffe, schon. Denn es ist uns etwas, wie ich meine, Großartiges gelungen: Hannes Niederhauser, CEO der S&T AG, stellt sich der Wahl zum fünften Aufsichtsrat der startup300 AG. Ich hoffe, dass die Aktionäre ihn gewählt haben. (Anm. der Redaktion: Hannes Niederhauser wurde gewählt).
Warum ich dieser Wahl so große Bedeutung für die startup300 AG beimesse? Weil es nach nur 107 Tagen an der Wiener Börse der nächste Professionalisierungsschritt für unser ehrgeiziges Projekt wäre. Denn mit Hannes Niederhauser würden wir eine Person zum Organ gewählt haben, die Kapitalmarktwissen und -erfahrung auf einem ganz neuen Niveau einbringen könnte. Zur Erinnerung: Niederhauser hat die S&T AG zu einem Unternehmen mit einem Umsatz von rund einer Milliarde entwickelt und hat bisher eine Marktkapitalisierung von rund 1,5 Milliarden Euro erreicht. Er verfolgt eine konsequente M&A-Strategie und er behauptet sein Unternehmen im Tec-DAX. Einer seiner Aktionäre bei der S&T AG ist niemand geringerer als Foxconn (Anm.: die Foxconn-Tochter Ennoconn). Mit einem Wort: Hannes Niederhauser ist eine extrem erfahrene und bestens vernetzte Person am internationalen Kapitalmarkt.
“Während im Startup-Umfeld zum Beispiel oft Zukunftsphantasie und Wachstumsdynamik ausreichen, die Unternehmensbewertungen in die Höhe zu treiben, sind die Anleger an den Börsen davon meist viel weniger zu beeindrucken.”
(Bedingt) nützliche Erfahrung
Und genau diese Erfahrung ist es, die uns jetzt dabei hilft, den nächsten Schritt zu machen. Die startup300 AG trägt Gründer-DNA in sich. Vorstände, Aufsichtsräte und die mir bekannten Aktionäre sind allesamt erfahrene und erfolgreiche Startup-Founder und -Investoren. Aber diese enorme Erfahrung beim Bauen und Hochbringen von Unternehmen hilft uns an der Börse jetzt nur bedingt. Denn die Logik des Investierens in Tech-Startups ist eine ganz andere als die des Investierens in ein börsennotiertes Unternehmen.
Während im Startup-Umfeld zum Beispiel oft Zukunftsphantasie und Wachstumsdynamik ausreichen, die Unternehmensbewertungen in die Höhe zu treiben, sind die Anleger an den Börsen davon meist viel weniger zu beeindrucken. Während Business Angels ihre Investments fast immer auch als eine kleine Wette verstehen (es bleibt ihnen auch nichts anderes über, denn die Unsicherheiten in den frühen Unternehmensphasen sind einfach nicht), sind Anleger auf der Suche nach Berechenbarkeit und nach Verlässlichkeit.
Glaube an die Vision
Die startup300 AG steckt gerade zwischen diesen Welten. Während unsere Beine noch auf dem Startup-Grund stehen, haben wir unsere Kopf bereits im Börsen-Himmel. Nach 105 Tagen gibt es natürlich noch keine neuen Wirtschaftszahlen und -Kennziffern, auf Basis derer Anleger ein mögliches Investment überprüfen können. Wir veröffentlichen ja am direct market plus keine Quartalszahlen, sondern zeigen unseren wirtschaftlichen Fortschritt nur rund alle sechs Monate. Wer sich die Aktie der startup300 AG in das Depot legt, der tut das also heute, weil er an unsere Vision glaubt und (noch) nicht deshalb, weil er unsere Fundamentaldaten so prickelnd findet.
Rund 2 Mio. Euro Geldumsatz der startup300-Aktie bisher
Mit Personen wie Hannes Niederhauser gelingt es uns, diese beiden Welten näher zusammenzubringen. Denn beide können voneinander lernen. Auch der Vorstand eines extrem erfolgreichen Börse-Unternehmens wird in der Startup-Welt das eine oder andere Neue entdecken. Und umgekehrt gilt das natürlich auch. Auf diese Challenge würde ich mich freuen.
Worüber ich mich noch freue: Dass es trotz der noch eingeschränkten Verfügbarkeit der wirtschaftlichen Entwicklung der startup300 AG schon jede Menge Anleger gibt, die uns während der ersten 100 Tage ihr Vertrauen geschenkt haben. Rund zwei Millionen Euro Geldumsatz ist doch eine gar nicht so schlechte Liquidität am direct market plus in den ersten rund 100 Tagen, wie ich meine.
KI in Gesundheit, Bildung und öffentlichem Dienst: „Chancen nutzen, Risiken minimieren”
Nachlese. Was kann Künstliche Intelligenz in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten? Welche Chancen und Risiken bringt Künstliche Intelligenz mit sich? Wie lässt sich ihr Potenzial verantwortungsvoll nutzen, ohne ethische Leitlinien zu überschreiten? Diese und viele weitere Fragen stehen im Fokus der zweiten Folge von „No Hype KI“.
KI in Gesundheit, Bildung und öffentlichem Dienst: „Chancen nutzen, Risiken minimieren”
Nachlese. Was kann Künstliche Intelligenz in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten? Welche Chancen und Risiken bringt Künstliche Intelligenz mit sich? Wie lässt sich ihr Potenzial verantwortungsvoll nutzen, ohne ethische Leitlinien zu überschreiten? Diese und viele weitere Fragen stehen im Fokus der zweiten Folge von „No Hype KI“.
Gut zwei Jahre ist es her, dass ChatGPT einen Hype rund um generative KI-Modelle auslöste. Doch es stellen sich auch viele kritische Fragen beim Einsatz von KI – besonders in sensiblen Bereichen. Klar ist: Künstliche Intelligenz bietet viele Vorteile und vereinfacht komplexe Prozesse. Gleichzeitig wirft sie jedoch auch Herausforderungen und Ängste auf, mit denen man sich kritisch auseinandersetzen muss.
Was KI in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten kann, diskutierten in der zweiten Folge „No Hype KI”:
Bernd Konnerth (Microsoft Österreich | Public Sector Lead)
Carina Zehetmaier (Women in AI Austria | Präsidentin)
Harald Herzog (Österreichische Gesundheitskasse | Leiter Digitalisierung und Innovation)
Moritz Mitterer (ITSV | Aufsichtsratsvorsitzender)
Markus Fallenböck (Universität Graz | Vizerektor für Personal und Digitalisierung).
Menschenzentrierter Ansatz im Mittelpunkt
Künstliche Intelligenz ist schon längst Teil unseres Alltags – ob bewusst oder unbewusst. Und obwohl KI bereits in vielen Lebensbereichen der Österreicher:innen präsent ist, bleibt die Skepsis bei vielen groß. Laut Carina Zehetmaier ist es daher ein besonders wichtiger Faktor, dass man jeder einzelnen Person KI näher bringt, sodass mehr Vertrauen in die Technologie entsteht: „Derzeit gibt es noch viele Ängste rund um KI. Aber es gibt auch noch gewisse Schwachstellen wie zum Beispiel das Halluzinieren, oder auch Vorurteile, die in den Systemen drinnen sind und widergespiegelt werden können. Es ist relevant, dass man sich hier von Anfang an mit den kritischen Fragenstellungen auseinandersetzt“.
Hierbei müsse an vorderster Stelle die öffentliche Hand hohe Standards setzen – vor allem aus menschenrechtlicher Sicht. Zehetmaier befürwortet in diesem Zusammenhang den AI Act, der klare gesetzliche Rahmenbedingungen schafft. „Die öffentliche Hand ist der direkte Adressat der Grund- und Menschenrechte“, sagt sie.
Ein weiterer wichtiger Punkt von Zehetmaier ist die Notwendigkeit, marginalisierte Gruppen nicht zu übersehen. Man müsse sich bemühen, geschlechtsspezifische und andere Vorurteile in Datensätzen zu vermeiden. „Wir wissen auch, dass Automatisierung den Gender-Pay-Gap öffnet anstatt schließt, das heißt, da müssen wir aktiv und gezielt gegensteuern“.
Verantwortungsvolle KI bedeute, aktiv an den Daten und Algorithmen zu arbeiten. Nur so könne sichergestellt werden, dass KI-Anwendungen nicht nur technologisch effizient, sondern auch ethisch und gesellschaftlich verantwortungsvoll gestaltet werden.
Dass die Anwendung von generativer KI nicht bloß Kosten senken soll, sondern den Menschen Nutzen bringen muss, ist auch für Bernd Konnerth von Microsoft klar. „Wir setzen auf Responsible-AI-Standards, bei denen es um Inklusivität, Fairness, Datenschutz und all diese Themen geht. Das sind Leitplanken in unserer Produktentwicklung“, sagt der Public Sector Lead von Microsoft Österreich.
Von der Unternehmenstransformation bis hin zum öffentlichen Dienst sei ein breites Umschulungsprogramm notwendig, um Ängste abzubauen: Es sei wichtig, „Umgebungen zu schaffen, die es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich machen, mit der Technologie zu interagieren, um den Berührungsängsten entgegen zu wirken”.
Universität Graz startete UniGPT für Mitarbeitende
Was Bildung angeht, betont Markus Fallenböck von der Universität Graz die Bedeutung einer breiten Wissensvermittlung. Es gehe nicht nur um Spezialist:innen für KI, sondern vor allem um die große Masse an Mitarbeitenden, die einen “sinnvollen Umgang mit KI erlernen” müssen: „Je mehr Wissen wir in die Bevölkerung kriegen, umso mehr können wir Chancen nutzen und Risiken minimieren“.
Die Universität Graz hat dazu eine eigene Micro-Credential-KI gestartet, um Studierenden ein Grundwissen zu KI zu vermitteln: “Das ist ein abgeschlossenes Studienpaket, das man in jedes Studium integrieren kann und das gerade in einer Pilotphase ist”, erläutert Fallenböck. Das Paket lasse sich in jedes Studium integrieren. “Da ist die Idee, dass in ein paar Jahren jeder Bachelor-Studierende, der in Graz einen Abschluss macht, ein Grundwissen hat zu KI-Bereich, Technik, Wirtschaft, Recht, Ethik”.
Für die eigenen Mitarbeiter:innen hat die Universität Graz im Mai 2024 außerdem den Chatbot UniGPT gestartet. Bereits mehrere hundert Mitarbeiter:innen wurden dafür bereits eingeschult. “Da sitzt die Universitätsprofessorin neben der Sekretariatskraft und beide interessieren sich für KI und werden es in ihrem Arbeitsalltag gut einsetzen”, schildert Fallenböck seine Eindrücke.
Über die eigenen Mitarbeitenden will die Universität Graz Wissensvermittlung aber auch in die Bevölkerung tragen. Dazu hat sie im Oktober etwa erstmals den Technology Impact Summit zum Thema KI in Graz veranstaltet. “Weil natürlich auch wichtig ist, dass wir die breite Öffentlichkeit mit dem Thema erreichen. Je mehr Wissen wir in die Bevölkerung kriegen, umso mehr, können wir auch das Chancennutzen und Risikominimieren wirklich schaffen”, erläutert Fallenböck.
ITSV: Künstliche Intelligenz im Gesundheitssystem
Die ITSV wiederum steuert und koordiniert die IT-Aktivitäten der österreichischen Sozialversicherung – und beschäftigt sich schon länger mit dem KI-Thema. Aufsichtsratsvorsitzender Moritz Mitterer erzählt im Talk, dass das Unternehmen bereits 2018 mit der Erprobung von KI-Lösungen begonnen habe. In einem geschützten Umfeld wurden dabei erste Erfahrungen gesammelt, bevor die Systeme in den Echtbetrieb übergingen. Dieser schrittweise Ansatz habe wesentlich dazu beigetragen, das Vertrauen in KI-Modelle im Unternehmen zu stärken.
Besonders bei sensiblen Daten, wie etwa Gesundheitsdaten, ist die Gefahr von Missbrauch ein zentraler Risikofaktor. Mitterer erläutert die Bedeutung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit: „Man muss Patientinnen und Patienten mitnehmen, indem man entsprechend strenge Regeln hat und Compliance hat. Und indem man offen damit umgeht, falls doch was sein sollte“.
KI schafft Abhilfe bei steigendem Leistungsaufkommen bei ÖGK
Die ITSV arbeitet dabei unter anderem für die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). Harald Herzog von der ÖGK erläutert, dass das steigende Leistungsaufkommen – etwa wachsende Fallzahlen, steigende Lebenserwartung, mehr Konsultationen – nach neuen Wegen verlangt: „Würden wir die Prozesse so weiterspielen wie bisher, bräuchten wir mehr Personal“, so Herzog. „Unsere Aufgabe ist es effizient zu arbeiten und alle technischen Möglichkeiten der KI auszunutzen“.
KI könne hier unterstützen, etwa bei der Wahlarztkostenerstattung. Ziel sei es, einen Großteil der Fälle automatisiert abwickeln zu können. Laut Herzog geht es aber nicht darum, den persönlichen Kontakt zu ersetzen, sondern lediglich zu ergänzen.
Zusätzliches Wirtschaftswachstum von bis zu 18 Prozent durch KI-Nutzung
Auch die öffentliche Verwaltung steht vor Herausforderungen, etwa aufgrund der Pensionierungswelle oder des Fachkräftemangels. Künstliche Intelligenz könnte dabei eine Rolle spielen. Bernd Konnerth von Microsoft Österreich sagt: „Künstliche Intelligenz kann eine Antwort sein – vielleicht nicht die Einzige, aber sie hat sehr viel Potenzial durch die Automatisierung wiederkehrender Tätigkeiten, viel Nutzen zu stiften“.
Aktuell befinde sich Österreich erst am Anfang, dieses Potenzial auszuschöpfen. Konnerth verweist auf eine Studie, dass Österreich ein Wirtschaftswachstum von bis zu 18 Prozent erzielen könnte, wenn das ganze Potenzial von KI ausgeschöpft werde.
Ausblick: KI-Nutzung in fünf Jahren
Wo steht der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in fünf Jahren? „Ich hoffe, dass wir nicht mehr über die Technologie reden müssen, so wie wir heute auch nicht mehr über Strom sprechen, sondern dass sie einfach da ist“, so Microsoft-Experte Konnerth.
Carina Zehetmaier wiederum blickt auf die EU als Werteunion. In fünf Jahren solle man sehen, dass Österreich und Europa es geschafft haben, einen wertebasierten, menschengerechten KI-Einsatz umzusetzen. Für Österreich könne sich hier eine besondere Chance bieten, so Zehetmaier. Das Land könne sich als Vorreiter für einen vertrauenswürdigen, menschenzentrierten Umgang mit KI etablieren. Es gehe darum, „den menschenzentrierten Ansatz im Einklang mit Werten und Grundrechten umzusetzen“.
KI birgt enormes Potenzial
Die Diskussionsrunde ist sich einig, dass KI in sensiblen Arbeitsfeldern längst keine ferne Zukunftsvision mehr ist, sondern bereits eine zentrale Rolle darstellt. Die Chancen sind enorm – von effizienteren Verwaltungsprozessen über eine präzisere Gesundheitsversorgung bis hin zu einer gerechteren Bildung. Doch um diese Möglichkeiten zu nutzen, braucht es breites Verständnis, klare Regeln, vertrauenswürdige Technik und einen sensiblen Umgang mit Daten.
Folge nachsehen: No Hype KI – Was kann KI in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?
Hier gehts es zur Nachlese von Folge 1: „No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?”
Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.
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