02.02.2024

Liefergrün insolvent – auch Österreich-Tochter in Konkurs

Ausgeliefert hat es sich vermutlich bald für das in Berlin sitzende Startup Liefergrün. Erst im November 2022 expandierte es nach Wien, nun ist es zahlungsunfähig.
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Liefergrün CEO Niklas Tauch und COO Nils Fischer (c) Liefergrün

Das im November 2022 nach Wien expandierte Startup Liefergrün musste Insolvenz anmelden. Betroffen ist nicht nur die in Wien sitzende Österreich-Tochter des Logistik-Startups, die heute einen Konkursantrag stellte, sondern auch das Mutterunternehmen in Deutschland mit Hauptsitz in Berlin. Die Gründe der Zahlungsunfähigkeit sind unbekannt. Stellungnahmen gibt es bislang keine, heißt es in mehreren deutschen Medien.

Erst 2022 schloss das in Münster gegründete Unternehmen eine Finanzierungsrunde ab – damals mit eCapital, Speedinvest und Norrsken VC und einer Summe von rund zwölf Millionen Euro. Auch das deutsche Logistik-Unternehmen DB Schenker ließ Kapital zufließen.

Munkeln über Personalveränderungen bei Liefergrün

Liefergrün wurde 2020 von Max Schleper, Robin Wingenbach und Niklas Tauch gegründet. In Anbetracht der Insolvenz herrschen Spekulationen über die etwaigen Einflüsse vergangener Personalveränderungen – so auch über Co-Founder Wingenbach, dessen COO-Tätigkeit im November 2022 von Nils Fischer übernommen wurde. Fischer war zuvor als Investor am Unternehmen beteiligt gewesen.

Mit November 2022 expandierte das Delivery-Startup nach Wien. Die Entwicklung des österreichischen Marktes hatte Sascha Sauer inne, der zuvor als Head of Logisitics und Head of Sales als Prokurist bei Hermes Logistik in Österreich tätig war (brutkasten berichtete). Laut Sauers LinkedIn-Profil war dieser nur bis Juni 2023 bei Liefergrün tätig und ist nun als Head of Logistics bei Anexia tätig.

Ziel war nachhaltiger Lieferservice

Ziel des Delivery-Startups war es, Lieferungen auf ihrer “letzten Meile” via (Lasten-)Rad und E-Vans durchzuführen und damit Emissionen sowie Platzprobleme, die herkömmliche Lieferfahrzeuge vor allem in urbanen Räumen verursachen, zu verringern. Mit diesem Konzept kooperierte das Startup bereits mit Marken wie dyson, adidas und Shop-Apotheke.

Liefergrün ermöglicht es Kund:innen zu bestimmen, wann ihre Lieferung ankommen und die Retoure abgeholt werden soll. Mit einer eigens entwickelten App soll die optimale Route für Fahrer:innen mit dem passenden Fahrzeug errechnet werden. Damit sollen Lieferungen effizienter werden und um bis zu 86 Prozent an Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Lieferprozessen sparen.

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Tractive
(c) Tractive - (v.l.) Wolfgang Reisinger, COO/CFO bei Tractive und Founder Michael Hurnaus.

Was im Mai 2024 – siehe hier – angekündigt wurde, ist nun wahr geworden. Damals hatte Tractive CEO Michael Hurnaus gesagt, man bewege sich noch heuer auf über 100 Millionen Euro ARR (Annual Recurring Revenue – eine wichtige Kennzahl für Startups mit Abo-Modellen) zu. Nun ist dieser Milestone geschafft.

Tractive erreicht Ziel, das nur wenigen Abonnementunternehmen gelingt

Wie der Gründer auf Linkedin beschreibt, haben er und sein Team nach zwölf Jahren harter Arbeit, Hingabe und der Verbesserung des Lebens von Millionen von Haustiereltern ein lang angestrebtes Ziel erreicht: “100 Mio. € ARR bei Tractive – etwas, das nur sehr wenige Abonnementunternehmen jemals erreichen”.

Er sagt: “Wir sind besonders stolz darauf, dass wir dieses Niveau erreicht haben, während wir Hunde- und Katzenbesitzern helfen, indem wir Produkte entwickeln, die das Leben unserer Kunden wirklich zum Besseren verändern – und das mit viel Spaß.”

Das Abo-Modell

Damit Abo-Modelle wie jene von Tractive funktionieren, müsse man, laut Hurnaus Worten aus dem Spätfrühling, “dem Kunden zuerst erklären, dass es Sinn macht, ein Abo abzuschließen, und dass das nicht reine Abzocke ist”. Nach Erfahrungswerten bot das Scaleup schließlich ein Monats-, Jahres- und Zweijahres-Abo an – jeweils in einer Basic- und Premium-Variante.

Damit, so hieß es damals, gewinne man deutlich mehr Nutzer:innen für das Jahresabo – konkret um 20 Prozent mehr. Schließlich falle der Monatspreis mit der Abo-Dauer. Bezahlt wir das Abo im Voraus.

“Unser ständiges Bemühen, Produkte zu entwickeln, die in ihrer Kategorie führend sind, zahlt sich aus”, so Hurnaus auf Linkedin weiter. “Wir haben das Unternehmen fast aus dem Nichts aufgebaut und benötigten im Laufe der Jahre nur sehr wenige Finanzmittel.”

Tractive: USA als Erfolgstreiber – das Valley aber nicht als Vorbild

Das Tractive-Team hat während seiner gesamten Reise jeden einzelnen Euro in die Verbesserung ihrer Produkte, in die Einstellung von Mitarbeiter:innen aus der ganzen Welt und in den Aufbau der Unternehmenskultur investiert.

“Unser Team besteht aus rund 270 talentierten Mitarbeiter:innen und wir wachsen weiter. Wir sind auch weiterhin auf der Suche nach den besten Talenten und werden noch selektiver vorgehen, um nur die außergewöhnlichsten Mitarbeiter einzustellen, die wir finden können”, so Hurnaus weiter.

Seit knapp dreieinhalb Jahren ist das Pet-Tech auch in den USA vertreten. Im Vorjahr konnten die Staaten sogar Deutschland bei der Anzahl der Tractive-Kunden überholen. Hurnaus dazu: “Die USA sind nach wie vor unser am schnellsten wachsender Markt, und wir werden dieses Wachstum weiter vorantreiben.”

Nach zwölf Jahren erwartet Tractive, dass sich diese Dynamik fortsetzt, und prognostiziert ein Wachstum von rund 40 Prozent im Jahr 2025. “Ein gesundes Wachstum, das heißt: nachhaltig, ohne Massenkündigungen oder übermäßige ineffiziente Marketingausgaben”, erklärt Hurnaus abschließend. “Das ist der österreichische Weg, im Gegensatz zum Silicon-Valley-Ansatz (der für viele Unternehmen funktioniert, aber nicht unser Stil ist)”.

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