07.04.2016

Berlin – das Startup Mekka Europas

Nur wenige Städte der Welt haben eine solche Strahlkraft wie die deutsche Bundeshauptstadt. Neben Musik, Kunst, Lifestyle und der Kreativwirtschaft konnte sich Berlin in den vergangenen Jahren auch als der Startup Hotspot Europas etablieren. Der Brutkasten hat bei Georg Krenn, dem stellvertretenden Wirtschaftsdelegierten der Wirtschaftskammer Österreich nachgefragt, was der Standort Berlin österreichischen Startups zu bieten hat.
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(c) fotolia-JFL Photography: Berlin gilt als Startup-Hochburg.

Berlin. Die Rahmenbedingungen sind mehr als gut: Internationales Umfeld, gut ausgebildete Menschen, im Vergleich reichlich Kapital, Förderungen und der Wille Neues entstehen zu lassen. Berlin wird damit auch für österreichische Startups immer spannender. Der deutsche Markt ist der größte Europas. Diesen Trend hat auch die Außenwirtschaft Austria erkannt.

Im Gespräch mit Georg Krenn (Wirtschaftsdelegierte Stv. in Berlin) gehen wir dem Phänomen nach und stellen die Frage nach den Unterschieden zwischen Berlin und Wien.

Berlin gilt als der europäische Startup Hotspot – warum ist das eigentlich so?

Es klingt schon etwas abgedroschen, aber in der Startup-Szene Europas ist Berlin gerade „the place to be”. Im Jahr 2015 konnte die deutsche Hauptstadt erstmals die höchsten Venture Capital-Investments in Europa überhaupt anziehen: Berliner Startups erhielten 2015 in 205 Investitionsrunden gut EUR 2,1 Mrd. an Venture Capital-Investitionen – das sind 70 % des gesamten deutschen Venture-Capital-Volumens! Auf europäischer Ebene folgte abgeschlagen dahinter London mit VC-Investments von rund EUR 1,7 Mrd. Zum Vergleich: Europaweit wurden 2015 insgesamt knapp EUR 11,8 Mrd. in Jungunternehmen investiert, der Anteil von Berlin ist daher wirklich signifikant.

Verblüffend ist vor allem die Entwicklung der Stadt seit dem Mauerfall. In Berlin und Umgebung gibt es fast keine Industrie, also musste ein anderer Weg geschaffen werden, um Arbeitsplätze zu schaffen und die Stadt interessant zu machen. Das ist Berlin als Startup-Stadt exzellent gelungen. Die Startbedingungen sind günstig: Berlin weist eine hohe Lebensqualität bei vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten auf, es gibt ein lebendiges Szeneleben und das Umfeld ist international. Alles Gründe für junge Unternehmer, ihre Geschäftsidee gerade hier umzusetzen. Besondere Anziehungskraft übt die Hauptstadt auf Gründer aus der Kreativwirtschaft und der Technologiebranche aus. Während anderswo Büroflächen bereits rar sind, profitiert die Berliner Startup-Community von den vergleichsweise niedrigen Büro- und Standortkosten, der hervorragenden Infrastruktur und dem großen Angebot mehrsprachiger Fachkräfte aus aller Welt. Die durchschnittlichen Kosten sind etwa im Vergleich zu San Francisco oder London einfach um ein Vielfaches geringer, so dass es vor allem internationale Kreative immer mehr nach Berlin zieht.

“Die durchschnittlichen Kosten sind in Berlin im Vergleich zu San Francisco oder London einfach um ein Vielfaches geringer”, Georg Krenn, stv. Wirtschaftsdelegierter der Wirtschaftskammer Österreich.

Welche Unterschiede für Startups gibt es im Vergleich: Wien – Berlin?

Der Compass Report hat 2015 in seinem jährlichen Ranking zum globalen Startup-Ökosystem die Wiener Startup-Szene gar nicht erst erwähnt, während Berlin es auf Platz 9 geschafft hat – das zeigt schon einmal die signifikanten Strukturunterschiede. Ein Hauptpunkt ist vor allem die Wertigkeit für Startups: In Berlin hat man die Bedeutung von Startups für die Wirtschaft erkannt, vor allem durch große Player wie etwa Rocket Internet oder Zalando, die enorm viele Arbeitsplätze schaffen. Auch die Kultur des Scheiterns ist in Berlin weitaus üblicher. Ist einmal ein Projekt schiefgegangen, versucht man hier sein Glück sofort mit einem neuen Produkt, ohne dass einem ein Makel anhaftet, wie das in Österreich oft der Fall ist. Man darf sich aber dennoch nicht vorstellen, dass in Berlin alles immer einfach für Startups abläuft: Auch hier müssen bei der Startup-Gründung Spießrutenläufe absolviert werden, von einem One-Stop-Shop ist auch in Berlin keine Rede. Attraktiv ist in Berlin aber vor allem auch die umfangreiche Förderlandschaft.

“Der Compass Report hat 2015 in seinem jährlichen Ranking zum globalen Startup-Ökosystem die Wiener Startup-Szene gar nicht erst erwähnt.”

Das Silicon Valley ist das Mekka für Gründer. Welche Faktoren sprechen diesbezüglich für Berlin und welche nicht?

Silicon Valley ist das Mekka für Gründer in den USA, Berlin das Mekka für Gründer in Deutschland.  Der Vergleich mit dem Silicon Valley hinkt dennoch – während die VC-Investments von EUR 2,1 Mrd. 2015 in Berlin ein riesiger Erfolg für eine europäische Stadt waren, waren es 2014 im Silicon Valley alleine USD 26 Mrd. Die Aktivitäten von VC-Gesellschaften/Business Angels in Berlin und Deutschland nehmen deutlich zu, ein Silicon Valley Niveau wird aber unerreichbar bleiben. In der Seed-Phase gelingt es meistens noch gut Investments in Berlin zu bekommen, substantielle Investments sind jedoch dann oft sehr schwer zu realisieren. Attraktiv ist Berlin vor allem, weil man leicht an gut ausgebildete internationale Fachkräfte herankommt, die in der Regel mit einem akzeptablen Gehalt zufrieden sind – alleine die Möglichkeit in Berlin leben zu können, zieht viele Internationals in die Stadt. Der deutsche Markt ist mit 80 Millionen Einwohnern zwar groß, im Vergleich dazu sind die USA aber natürlich viermal größer – mehr Chancen ein Global Player zu werden. Auch haben die meisten Startups in Berlin oft nur den Fokus sich auf deutschsprachige Kunden auszurichten und nicht weltweit agieren zu wollen, damit bleiben Unternehmen vielfach unter ihren Möglichkeiten.

Wie viele österreichische Startups leben und arbeiten derzeit in Berlin?

Nach offiziellen Schätzungen wird in Berlin alle 20 Stunden ein neues Startup gegründet – der Markt ist also durchgehend in Bewegung. Eine genaue Schätzung wie viele Startups aus Österreich derzeit in Berlin leben, ist daher nicht so einfach möglich. Außerdem muss man immer unterscheiden zwischen Startups, die in Österreich gegründet wurden, vorerst nur dort tätig waren und erst nach einiger Zeit nach Berlin expandiert sind sowie jenen, die von Österreichern direkt in Berlin gegründet wurden. In Österreich gegründete Startups die in Berlin leben und arbeiten, kann man an einer Hand abzählen – größer ist die Zahl von Startups, die direkt hier von Österreichern (mit-)gegründet wurden, ohne einen Konnex in die Heimat zu haben. Um ein Vielfaches höher ist aber natürlich die Zahl jener Startups, die aus Österreich heraus hier Projekte haben und ihre Dienstleistungen anbieten, ohne aber eine fixe Niederlassung zu haben. Erwähnen muss man aber auch die vielen Österreicher, die in Berlin einfach für deutsche Startups tätig sind. Auch hier versuchen wir natürlich die Österreicher zu vernetzen, denn es ist spannend zu sehen, wo Österreicher überall „ihre Finger drin haben” – bei rund 24.000 in Berlin lebenden Österreichern auch kein Wunder! Besonders erfolgreich sind aber jedenfalls die Startups, die mit Hilfe von Inkubatoren/Acceleratoren hier umfangreiche Netzwerke geknüpft haben.

“24.000 Österreicher leben in Berlin.”

Ein österreichisches Startup versucht sein Glück in Berlin – welche Tipps haben Sie für die Gründer?

Vorab ist es sehr wichtig zu schauen, ob es für das Produkt oder die Dienstleistung einen Markt gibt. Gerne unterstützen wir dabei abzuklären, ob ein Markteinstieg überhaupt sinnvoll ist. Wenn man dann die Entscheidung getroffen hat in Berlin durchzustarten, sollte man mit seinem Produkt möglichst schnell auf den Markt kommen – es bringt in der Regel nichts ewig lang an einem Produkt zu feilen, bis es aus der eigenen Sicht perfekt ist. Vielmehr sagt einem die Rückmeldung der Kunden, ob das Produkt gut ist und sich durchsetzen wird. Außerdem ist es wirklich wichtig ein großes Netzwerk zu haben, einerseits um die richtigen Ratschläge/Feedback zum Produkt auch von anderen Gründern zu bekommen, andererseits um eine signifikante Marktdurchdringung zu erreichen. Nur wenn man im Gespräch ist, wird man wahrgenommen und erfolgreich sein. Ist man als Startup nur auf sein eigenes Produkt fokussiert, ohne seine Augen und Ohren offen zu halten, wird man Chancen verpassen. Es zahlt sich daher aus jemanden an Bord zu haben, der für die Kommunikation nach außen zuständig ist und dabei eine gewisse Umtriebigkeit an den Tag legt. Hilfreich ist dabei vor allem auch die Vernetzung mit anderen Startups, etwa im Bundesverband Deutscher Startups.

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Welche Branchen sind in Berlin gerade für Startups spannend?

Chancen sich mit neuen Innovationen und Produkten als Startup in Berlin zu etablieren, bieten sich aus unserer Sicht vor allem im Gesundheitswesen (Digital Health), im Energiebereich, der IKT, sowie bei der Kreativwirtschaft. Im Gesundheitsbereich spielt die zunehmende Überalterung eine große Rolle, Berlin ist hier im IT-Bereich einer der Vorreiter, so findet auch die conHIT, die bedeutendste Fachmesse Europas im Bereich Gesundheits-IT, in Berlin statt. Das AußenwirtschaftsCenter Berlin organisiert hier auch regelmäßig eine österreichische Gruppenbeteiligung, um die Technologien aus Österreich in diesem Bereich vorzustellen. Im Energiebereich bringt vor allem die deutsche Energiewende enorme Chancen, um die bestehenden Marktstrukturen mitneuen Geschäftsmodellen aufzubrechen. Berlin entwickelt sich aber auch immer mehr zu einer IKT-Stadt, so hat etwa die Investitionsbank Berlin einen eigenen Venture-Capital Fonds für Technologie aufgesetzt. In den letzten Jahren gab es einen Wandel in Berlin zu einem wahren Mekka der Kulturwirtschaft für junge und etablierte Kreative und da die Kreativwirtschaft eine Wachstumsbranche und ein Innovationstreiber auch für andere Branchen ist, bestehen hier noch Chancen sich zu etablieren.

Welche konkreten Leistungen können Sie österreichischen Startups in Berlin (an)bieten?

Österreichischen Startups steht natürlich die volle Leistungspalette des AußenwirtschaftsCenters Berlin offen. In der Regel müssen Firmen WKÖ-Mitglieder sein, um unsere Leistungen in Anspruch nehmen zu können – bei Gründungsinteressierten sind wir da aber nicht so streng und freuen uns, wenn wir schon in der Gründungsphase selbst unterstützen können. Im Wesentlichen bieten wir vier Hauptätigkeitsfelder für Startups an: Der wichtigste Punkt ist die Vermittlung von Geschäftspartnern, wo wir für Startups zB potenzielle Vertriebspartner, Kunden im B2B-Bereich oder Lieferanten recherchieren und selektieren. Mit unserer Unterstützung können Startups ihren Kundenkreis schnell vergrößern. Außerdem unterstützen wir Startups gerne mit Informationen über die Marktstruktur und hinsichtlich der Erfolgsaussichten Ihres Produktes oder Ihrer Dienstleistung, wobei wir gerne auch Rechtsinformationen durch unsere juristisch ausgebildeten MitarbeiterInnen geben können. Vor allem Fragen zum Steuerrecht oder zum Thema Firmengründung sind Dauerbrenner für unser Büro. Ein weiteres Angebot sind Veranstaltungen und Messen, wie etwa Zukunftsreisen oder die Messebeteiligung auf der CeBIT. Dadurch wollen wir die Vernetzung in der hiesigen Startup-Szene erleichtern. Die nächste Chance für eine Reise nach Berlin bietet sich von 30. Mai – 01. Juni 2016, wo die Junge Wirtschaft der WKÖ eine Messereise zur Metropolitan Solutions unternimmt, in deren Rahmen es auch einen Einblick ins Berliner Startup-Ökosystem geben wird. Zu guter Letzt können wir gerne mögliche Geschäftspartner auf ihre Seriosität und Bonität überprüfen, oder – wenn wirklich einmal eine Rechnung nicht bezahlt wird – unterstützen wir gerne dabei offene Forderungen einzufordern. Gerne können Startups außerdem unsere Büroflächen nutzen: Wir sind als AußenwirtschaftsCenter Berlin im Gebäude der Österreichischen Botschaft einquartiert und können hier die Räumlichkeiten benutzen. Wenn also Startups für ein Meeting in Berlin sind und keinen Besprechungsraum zur Verfügung haben, können sie gerne unsere Besprechungszimmer nutzen. Für größere Events haben wir außerdem einen Veranstaltungssaal mit bis zu 130 Sitzplätzen – ideal für Pressekonferenzen oder Product-Launches. 

Zum Abschluss noch gerne ein paar Worte zum Startup Standort Berlin – wie wird sich Berlin in Hinblick auf deutsche und internationale Startups entwickeln. Berlin 2020? Wo steht dann die Stadt?

Der Boom von Berlin als Startup-Hotspot hat natürlich auch seine negativen Seiten. Die Strahlkraft Berlins ist ungebrochen, Vielfalt und Internationalität ziehen Menschen aus aller Welt an und werden das auch 2020 noch tun. Doch die Kosten in der Stadt steigen durch den steten Zuzug immer weiter an. Natürlich sind sie im Vergleich zu anderen Städten immer noch auf niedrigem Niveau, doch weil Preise, Löhne und Gehälter nicht in gleichem Maße wie die Kosten für Arbeit und Leben nach oben gehen, wird es auch für Startups in Berlin immer schwieriger werden. Nach Sicht der Industrie- und Handelskammer Berlin könnte es vor allem in den Branchen Kultur- und Kreativwirtschaft eng werden, während es im IT-Bereich beim derzeitigen Boom bleiben wird. Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass Oberbürgermeister Klaus Wowereit schon 2003 festgestellt hat, dass Berlin arm, aber sexy ist. Das hat sich auch heute nicht geändert, da die Stadt schwer verschuldet ist, während neue Fragen – wie etwa die Flüchtlingsunterbringung oder das BER-Flughafenfiasko – die Stadt weiter auf die Probe stellen werden. Dennoch wird Berlin sicher weiterhin und auch 2020 die Gründerstadt #1 in Deutschland bleiben.

Danke für das Gespräch!

+++ Auch interessant: Berlin: Hotspot für motivierte Gründer +++

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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