13.12.2017

Nach Pivot: Kärntner Startup Bergaffe erreicht Kickstarter-Ziel in 19 Stunden

Das Klagenfurter Startup Bergaffe hatte 2014 mit einem Extremsport-Tool gestartet. Nun begann das Geschäft mit Outdoor-Kleidung mit einer Kickstarter-Kampagne.
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(c) Bergaffe: Werbesujet

19 Stunden hat es gedauert, bis das Klagenfurter Startup Bergaffe sein Finanzierungsziel von 30.000 Euro auf Kickstarter erreicht hat. Seitdem sind noch ein paar Tausend Euro dazugekommen. Verkauft werden Multifunktions-Outdoor-Jacken und -Hosen. Die Jacken sollen durch insgesamt 50 Funktionen überzeugen. “Das ist der Tom Turbo der Outdoorbekleidung – 49 Tricks inklusive”, sagt Bergaffe-Designer Mark Strohecker scherzhaft.

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Pivot: “Aus der Marke sollte man was machen”

bergaffe flying tent david dietrich
(c) flying tent: David Dietrich

Es ist nicht die erste Kickstarter-Kampagne des Unternehmens. Bereits 2014 gab es einen ersten Anlauf. Damals wurde ein extrem leichtes Multifunktions-Tool für Extrem-Wintersportler auf den Markt gebracht, das noch immer im Sortiment ist. “Diese Tools sind in ihrer Komplexität sehr teuer geworden und es gibt nur einen sehr kleinen Markt dafür”, erklärt Bergaffe-Co-Gründer David Dietrich, der auch bei flying tent Geschäftsführer ist. “Mit der Lawinen-Schaufel wirst du nicht reich, aber aus der Marke sollte man was machen”, hätten ihm Freunde gesagt. Und er habe auch von anderer Seite immer wieder extrem positives Feedback auf die Marke bekommen. “Ich bin etwa, wenn ich in Wien mit dem Bergaffe-T-Shirt unterwegs war, immer wieder gefragt worden, wo man das bekommt”, erzählt Dietrich.

Netzwerk von flying tent für Bergaffe genutzt

Der Plan, unter der Marke Outdoor-Kleidung und später auch Rucksäcke zu designen und verkaufen, hätte prinzipiell ohnehin von Beginn an bestanden. Durch das Feedback sei man zusätzlich darin bestärkt worden. “Bei uns ist dann eine Zeit lang nach außen hin gar nichts passiert und wir haben uns rein mit der Produktentwicklung beschäftigt”, erklärt der Co-Founder. In der Zeit wurde auch die Outdoor-Firma Northland als Kooperationspartner für die Bekleidungsschiene gewonnen. Auch durch das Netzwerk, das er mit flying tent erworben hat, sei der Schritt überhaupt erst möglich geworden, erklärt Dietrich.

Drei Milliarden-Euro-Markt

Auch wenn mit der Outdoor-Kleidung ein eher klassisches Produkt gewählt wurde, sieht Dietrich Bergaffe, dass zu 54 Prozent ihm und zu 46 Prozent seinem Co-Founder Lukas Bürger gehört, nach wie vor als Startup. Doch er räumt ein: “Bei uns kommt die Innovation stärker von der Geschäftsmodell-Seite.” Denn die klassische Vertriebsstrategie der etablierten Marken laufe zusehends schlechter. Bergaffe wolle sich als neue “born global”-Marke über den Direktvertrieb positionieren.Und der Markt sei groß. “Allein im spezialisierten Wintersport-Jacken und -Rucksack-Bereich werden jährlich drei Milliarden Euro Umsatz gemacht”, sagt der Gründer. Und man sei bereits mit Unternehmen im Gespräch, die an einer Kooperation und am Vertrieb unter der Marke interessiert seien.

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Die Geschäftsführer der cycoders GmbH: CTO – DI (FH) Martin Guess, CEO – Thomas Mörth Bildrechte: cycoders GmbH
(c) cycoders GmbH - Die Geschäftsführer von cycoders Martin Guess und CEO Thomas Mörth.

Getuschel. Hinter vorgehaltener Hand wird geflüstert, Gespräche erst fortgesetzt, wenn die Führungskraft außer Hörweite ist. Man mutmaßt, man nimmt an. Man glaubt, dass die Firma Probleme hat und sich womöglich von Leuten trennen muss. Die Sorge wächst und man fürchtet, dass es einen treffen könnte. Und an die Arbeit zu denken, ist mit einem solchen Gefühl nur schwer möglich. So ähnlich geht es zu Krisenzeiten in Unternehmen zu, weiß Lolyo Co-Founder und CEO Thomas Mörth, der auch gemeinsam mit Martin Guess Geschäftsführer von cycoders ist. Er möchte mit seiner App Ängste von Mitarbeiter:innen lindern.

Lolyo mit direktem Draht

Die Idee dazu kam ihm vor ein paar Jahren, als er in seiner Werbeagentur kundenseitig den Wunsch verspürte, eine verbesserte digitale und interne Kommunikation zu entwickeln. “Es gab am Markt bereits einige Lösungen, aber die waren zu teuer oder zu kompliziert”, erzählt er. “Also haben wir entschieden, das wir uns der Sache annehmen.”

Heraus kam Lolyo, eine Mitarbeiter:innen-Mitmach-App als Kommunikationstool, das man aufs eigene Smartphone laden kann und so direkten Zugang zum Führungsteam erhält.

“Wenn man Mitarbeiter binden möchte, mitteilen, was man alles tut, dann war das bisher mit klassischen Kanälen schwierig”, so Mörth weiter. “So ein Tool ist heutzutage jedoch unverzichtbar und funktioniert nicht bloß einseitig, sondern auch umgekehrt. Es ist ein direkter Draht zur Unternehmensführung.”

Das Zeitalter der Verunsicherung

Gerade jetzt, wo Unternehmen Personal abbauen müssen oder zumindest die Gefahr dazu groß sei, herrsche in der Regel große Verunsicherung, weiß der Founder. “Das schlägt sich negativ in der Produktivität nieder, denn ängstliche Personen können nicht motiviert arbeiten.”

Die Folgen dieser negativen Gefühle können für alle Seiten verheerend sein: Die Arbeitsmoral verschlechtert sich und eine sinkende Produktivität, erhöhter Stress und Burnout-Gefahr schleichen sich ein und lähmen den täglichen Betrieb.

Mit den psychischen Folgen für die verbleibenden Mitarbeiter:innen hat sich Alexander Ahammer mit seinem Team vom VWL-Institut der Johannes Kepler Universität Linz in einer Studie beschäftigt. Eine der Erkenntnisse: Innerhalb eines Zeitraums von eineinhalb Jahren nach dem Personalabbau der untersuchten Firmen erfolgten 6,8 Prozent mehr Medikamentenverschreibungen sowie 12,4 Prozent mehr Krankenhaustage, erwähnte der Ökonom 2022 in einem APA-Gespräch. Dass diese Ängste Arbeitgeber:innen viel Geld kosten können, wurde auch in einer Studie der FH Köln aus dem Jahr 2000 belegt, wie Mörth erwähnt. “Diese Angst kann man aber mit den richtigen Instrumenten wegnehmen.”

Lolyo als mobiles Intranet

Lolyo ist im Detail ein mobiles Intranet, das Mitarbeitende miteinander vernetzt. Die drei primären Kanäle – News, Pinnwand und Chat – sollen dabei einen optimalen Informationsfluss garantieren. Zudem enthält die App eine Vielzahl an Features, die das Engagement erhöhen und interne formelle Abläufe wesentlich vereinfachen soll. Im Idealfall soll sie für alle Mitarbeitenden den Zugang zu allen digitalen Services des Unternehmens anbieten.

Insgesamt gibt es 30 verschiedene Features, die von Terminen, Formularen, Umfragen über automatische Übersetzung bis hin zum Start eines eigenen Podcast-Kanals verschiedene Angebote parat halten. Der Mitmach-Booster von Lolyo ist zudem als Anreiz gedacht, aktiv zu bleiben. Wenn man sich Nachrichten durchliest, liked oder kommentiert, erhält man Punkte, die dann in einem vom Unternehmen aufgesetzten “Goodies Store” eingelöst werden können. “Das ist unser USP”, sagt Mörth. “Wir haben diese Art von ‘Gamification’ von Anfang an integriert.”

300 Kunden

Seit dem Beginn im Jahre 2018 konnte Lolyo 300 Kunden (Anm.: darunter Liebherr, Efco, Recheis, Wutscher Optik) aus 15 Ländern für sich gewinnen. “Corona war für uns ein glücklicher Fall, denn die Unternehmen mussten umdenken”, erinnert sich Mörth. “Der Bedarf nach guter Kommunikation hat sich ja damals plötzlich erhöht.”

Auch die Mundpropaganda war für das 16-Personen starke Team wesentlich. “Wir sind ein kleines Unternehmen und nicht investorengetrieben”, erklärt der Founder. “Und haben keine Millionen an Marketing-Budget. Der Erfolg kam über unsere ‘Word of Mouth-Taktik’. Damit konnten wir bisher unseren Umsatz jährlich verdoppeln.”

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