17.07.2024
ARBEIT

“Bei Gehältern und Benefits verstecken wir uns nicht hinter einem Startup-Argument”

Florian Sailer war BMX-Profi und bereits 2008 erfolgreicher Gründer. Der heutige CEO des SaaS-Startups Knowledge Hero plädiert für faire Gehaltsstrukturen und hält nichts von "alternativer" Entlohnung wie manchmal in der Szene üblich.
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(c) zVg - Florian Sailer, CEO Knowledge Hero.

Geht es um Mitarbeiterbenefits und attraktive Arbeitsbedingungen, preisen sich Startups mit Pauken und Trompeten an. Beim Thema Gehalt sieht es anders aus – da werden alle plötzlich ganz leise. In Stellenanzeigen liest man dazu nur kurz, knackig und ohne jegliche Einordnung: “wettbewerbsfähig”. Dies hat Florian Sailer, CEO Knowledge Hero, beobachtet.

Tattoos und Skateboard

Tätowiert und im Skater-Outfit ist Sailer nicht der typische Chief Execution Officer. Er ist nicht nur Ex-BMX-Profi, sondern gründete 2008 den Online-Shop für BMX-Teile namens Kunstform. Mit seinem Multichannel-Konzept erreichte er im Laufe der Zeit einen Umsatz von über fünf Millionen Euro.

2015 beschloss er, seine beruflichen Horizonte zu erweitern und über den BMX-Lenker hinauszuschauen. Sailer übernahm bis 2021 die Leitung einer Inhouse-Agentur, die unter anderem für das Tattoo-Pflege-Startup TattooMed tätig war. Ziel war es, den E-Commerce-Bereich sowie diverse Vertriebskanäle und Marken aufzubauen. Im Anschluss daran machte er sich als Berater im Bereich E-Commerce selbstständig, bevor er dann 2022 als CEO bei Knowledge Hero einstieg. Das Startup schafft SaaS-basierte Lernlösungen und ihr Hauptprodukt ist heute u.a. (mit Ende Juli auch in Österreich) bei Lidl im Einsatz.

PLU

“Mit unseren Anwendungen wollen wir insbesondere die Mitarbeiter:innen in diesen Unternehmen dazu befähigen, sich notwendiges Wissen nachhaltig anzueignen. Wir agieren als Plattform und bieten branchenspezifische Lösungen an”, erklärt Sailer sein Geschäftsmodell. “Ziel ist es, uns mittelfristig als ‘Single Source of Learning’ zu etablieren. Als wir zum Beispiel erkannt haben, welche Auswirkungen das PLU-Nummernsystem (Anm.: Price look-up code) auf den Alltag der Mitarbeiter:innen und auch auf die Inventur von Supermärkten hat, waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort und kamen sehr schnell mit Lidl ins Gespräch.”

Abseits seines täglichen Broterwerbs prangert Sailer öfter an, dass Startups quasi in “Erfahrungswerten” entlohnen und von einer “tollen Arbeitsatmosphäre” sprechen, dabei aber Fairness vergessen.

Arbeit im Gehalt widerspiegeln

“Die Arbeit dient den Menschen und nicht andersherum – auch in Startups”, sagt er und betont, dass sich das auch im Gehalt widerspiegeln müsse.

“Wir verstecken uns nicht hinter einem ‘Startup-Argument’, wenn es um Gehälter oder weitere Benefits geht”, sagt Sailer. “Natürlich gilt: Je kleiner das Team, desto einfacher kann ein interessantes Setup für alle Mitarbeitenden gestaltet werden. Schafft man von Beginn an eine gute und klare Struktur, bewährt sich das in jedem Fall auch in Zeiten des Wachstums. Ich persönlich bin außerdem überzeugt, dass das gesamte Team von Sales-Erfolgen profitieren sollte. Bei uns wird beispielsweise jede:r beteiligt und erhält einen Bonus, wenn neue Kund:innen gewonnen werden. Schließlich ist jeder Schritt, der vor dem Verkauf gemacht wurde, ebenso notwendig und trägt zum Erfolg bei. Ein Sales-Erfolg ist für mich daher ein Paradebeispiel für Teamwork.”

Damit die Arbeit aber den Menschen dienen könne, müsse sie natürlich erstmal gemacht werden: “Und zwar nicht irgendwie, sondern so gut wie möglich”, so der Gründer weiter. “Vor allem Startups sind besonders auf das Engagement des Teams angewiesen. Es kommt wirklich auf jede einzelne Person an. Deshalb orientieren wir uns in Sachen Gehälter eher weniger an Startups, sondern an etablierten und erfolgreichen Unternehmen unserer Branche. Denn: auch wir wollen die besten Leute in unserem Team wissen.”

Early Stage und das Gehalt

Dass besonders frühphasige Startup nicht immer das nötige Kapital haben, um gute Gehälter zu zahlen – da versteht Sailer, wenn man “vertröstet”: “Am Ende des Tages geht es immer um die Menschen und um das ‘Hier und Jetzt’, egal, was man tut”, sagt er. “Natürlich ist es legitim, Dinge in Aussicht zu stellen oder diese auch an mögliche Erfolge zu koppeln. Für mich persönlich gilt aber immer: Zwischen gesagt und getan sollte eine möglichst kleine Diskrepanz herrschen. Wachstum sollte nie zu Lasten des Teams stattfinden und nicht immer um jeden Preis.”

Dienender Aspekt

Besonders in Österreich hat man manchmal das Gefühl, dass Menschen froh sein sollten, eine Arbeit zu haben – von einem “dienenden Aspekt”, wie ihn Sailer propagiert weit und breit keine Rede. Das sieht man in diversen Kampagnen, die aktuell gegen Entwicklungen wie 4-Tage-Woche bei vollem Gehalt, Remote-Work, Teilzeit, etc. gefahren werden. Angesprochen darauf plädiert Sailer hier für größtmögliche Freiheit für Unternehmen.

Er sagt: “In Bezug auf Österreich habe ich manchmal den Eindruck, dass die Entwicklung in manchen Bereichen etwas zeitversetzt im Vergleich zu Deutschland stattfindet. So wie es Deutschland in Vergleichen zu den USA oft tut. Ich bin überzeugt, dass jedes Unternehmen die Freiheit haben sollte, die Arbeitsmodalitäten und Bedingungen im Rahmen des gesetzlich Möglichen frei zu gestalten. Diskussionen oder ganze Kampagnen für oder auch gegen ein bestimmtes Modell sind meiner Meinung nach nicht zielführend.”

Am Ende zähle nur, dass das Unternehmen erfolgreich am Markt agiert. Denn nur dann könne die Arbeit, die verrichtet wird, auch tatsächlich den Menschen dienen: “Wenn das mit Remote und 4-Tage-Woche besser und nachhaltiger funktioniert, dann ist das der richtige Weg”, so Sailer weiter. “Das muss jedes Unternehmen für sich selbst bewerten und herausfinden. Wichtig ist, dass der Gesetzgeber hier keine unüberwindbaren Hürden baut bzw. diese so gut wie möglich abbaut.”

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ContextSDK, Investment, Contex, mobile Apps
(c) ContextSDK - Dieter Rappold (l.) und Felix Krause von ContextSDK.

Es kam mit großer Aufmerksamkeit daher. Das Startup ContextSDK wurde von CEO Dieter Rappold, Gründer von Speedinvest Pirates, sowie von Felix Krause (fastlane.tools) gegründet und konnte gleich zu Beginn prominente Investoren für sich gewinnen.

Die erste Finanzierungsrunde wurde von Business Angels wie Peter Steinberger (Gründer von PSPDFKit), Johannes Moser (Gründer von Immerok), Michael Schuster (ehemaliger Partner Speedinvest), Christopher Zemina (Gründer Friday Finance, GetPliant), Ionut Ciobotaru (ehemaliger CEO Verve Group), Eric Seufert (Heracles Capital) und Moataz Soliman (Mitgründer Instabug) angeführt. Kurze Zeit später stieg auch Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner ein – brutkasten berichtete. Nun folgt ein weiteres Investment.

ContextSDK: Expansion in die USA geplant

ContextSDK gab eine Seed-Finanzierung in Höhe von vier Millionen US-Dollar bekannt. Diesmal ist Speedinvest federführend, gemeinsam mit First Momentum Ventures und dem in New York ansässigen Unternehmen Heracles Capital. Die Finanzierung soll dazu verwendet werden, die Anzahl der verarbeiteten mobilen Ereignisse auf über 40 Milliarden zu steigern und die SaaS-basierte Plattform des Unternehmens bis 2025 in den USA einzuführen.

Eine der größten Herausforderungen im Bereich der mobilen Apps besteht nämlich darin, die Absicht der User:innen zu Beginn einer Sitzung zu verstehen und gleichzeitig die Privatsphäre zu wahren. Mobile Apps werden in verschiedenen Kontexten genutzt – unterwegs, in lauten Umgebungen oder vor dem Schlafengehen – und funktionieren doch in jeder Situation gleich. Das Fehlen einer kontextbezogenen Anpassung führt – so die beiden Founder – zu verpassten Gelegenheiten für personalisierte Benutzer:innenerfahrungen und zu einer schlechten User:innenbindung.

Edge-KI

Derzeit verlassen 77 Prozent der Nutzer:innen eine App innerhalb der ersten drei Tage und weitere 95 Prozent innerhalb von drei Monaten. ContextSDK ermöglicht die Anpassung von Apps an den realen Kontext ihrer User:innen “ohne aufdringliche Datenerfassung, die die Privatsphäre gefährdet”.

Dies gelingt durch den Einsatz maschineller Lernverfahren, die auf einem Gerät ausgeführt werden (Edge AI), um etwa 200 Signale zu interpretieren, die automatisch von modernen Smartphones gesammelt werden.

“Die größten Apps der Welt haben ihre Daten, Logik und Entscheidungsfindung auf der Serverseite optimiert”, sagt Rappold. “Es liegt auf der Hand, dass die Kombination mit Edge-KI, die durch maschinelles Lernen auf dem Gerät ermöglicht wird, zu besseren App-Erlebnissen, besserer Kundenbindung und letztlich zur Monetarisierung führen wird.”

Zukunft von mobilen Apps in Anpassung

Laut den Gründern liefern Machine-Learning-Modelle Produktverantwortlichen und CMOs “leistungsstarke Kontextsignale aus der realen Welt, um die Nutzererfahrung während der gesamten Customer Journey kontinuierlich zu optimieren”.

“Wir glauben, dass die Zukunft von mobilen Apps in ihrer Fähigkeit liegt, sich an den realen Kontext der Nutzer anzupassen. Wir führen diesen Wandel an und setzen unsere Vision um, den realen Kontext als neuen Goldstandard für die Interaktion mit mobilen Apps zu etablieren, um bessere Apps zu entwickeln, die Nutzer lieben werden”, sagt Krause.

ContextSDK mit drei Kernprodukten

Die Plattform von ContextSDK bietet derzeit drei Kernprodukte: Context Insights, Context Decision und Context Push. Jedes dieser Produkte zielt auf verschiedene Aspekte des mobilen App-Engagements ab, von Analysen und Messungen bis hin zu In-App-Entscheidungen und Push-Benachrichtigungen. Der auf den Datenschutz ausgerichtete Ansatz des Unternehmens möchte dabei sicherstellen, dass Apps das Nutzer:innen-Erlebnis personalisieren können, ohne dass aufdringliche Daten gesammelt werden müssen oder hohe Infrastrukturkosten anfallen.

“ContextSDK schließt eine kritische Lücke im Ökosystem der mobilen Apps”, sagt Speedinvest Partner Markus Lang. “Ihre Technologie bietet eine dringend benötigte Lösung für Apps, um personalisierte Erfahrungen zu liefern, ohne die Privatsphäre der Nutzer zu gefährden.”

Seit dem Start hat ContextSDK über zehn Milliarden Ereignisse verarbeitet, um seine Machine-Learning-Modelle zu trainieren.

“Wir waren beeindruckt von der Tiefe der Vision von ContextSDK und ihrer Fähigkeit, diese so schnell umzusetzen”, sagt David Meiborg, Partner bei First Momentum Ventures. “Ihr Ansatz, den realen Kontext als Proxy für die Userabsicht zu nutzen, ist nicht nur innovativ, sondern auch perfekt auf die wachsende Nachfrage nach datenschutzfreundlichen Lösungen für die Entwicklung mobiler Apps abgestimmt.”

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