Das Wiener Unternehmen Muse Electronics hat nach zehn Jahren Entwicklungsarbeit das Backbone-Tablett auf den Markt gebracht. Dabei stehen sowohl Hardware- als auch Cyber-Sicherheit an erster Stelle.
Wie jeder einzelne Bereich in unserem Alltag, bleibt auch das Militär von der Digitalisierungs-Welle nicht verschont. Neue Militärtechnologien sowie autonome Waffensysteme treffen den Zahn der Zeit. Jedoch ergeben sich daraus immer größer werdende Herausforderungen im Cyberraum. Diese Technologien müssen – um falsche Einsätze und daraus resultierende fatale Folgen zu eliminieren – vor Hackerangriffen geschützt werden. Genau aus diesem Grund hat das Wiener Unternehmen Muse das weltweit sicherste Tablet der Welt entwickelt – zumindest das behauptet das Unternehmen.
Backbone wurde nach zehn Jahren Entwicklungsarbeit für den kompromisslosen Schutz von sensiblen Daten im militärischen und industriellen Einsatz konstruiert. Aber auch sein ultra robustes Design unterscheidet Backbone von herkömmlichen Tablets am Markt. “In einer Welt, in der die Cyberkriminalität immer einen Schritt voraus scheint und damit maßgeblich in das Konfliktgeschehen eingreift, wurde Backbone aus dem Bedürfnis heraus entwickelt, dass Datensicherheit zuallererst auf Hardware-Ebene gewährleistet sein muss“, sagt Philipp Lechner, Gründer und CEO von Muse Electronics. Das Team rund um Lechner besteht aus hochspezialisierten Experten sowie dem technischen Leiter Gerald Zach.
Backbone auch in Extrembedingungen einsetzbar
Das erst vor wenigen Wochen auf der IKT-Sicherheitskonferenz vorgeführte Tablet ist Dank seines abgerundeten Sicherheitskonzepts unter Extrembedingungen einsetzbar. Während es in bis zu zwei Meter Tiefe für 24 Stunden wasserdicht bleibt, kann Backbone in extremen Temperaturen von -20 bis +60 Grad Celsius betrieben werden. Zudem kann das Militär-Tablet aus Österreich bis zu einem Monat bei zehn bis 45 Grad Celsius gelagert werden. Mit der neuen Sicherheitsarchitektur garantiert die Hardware zudem die volle Kontrolle über die Bearbeitung und Speicherung von sensiblen Daten. “Softwarelösungen offenbaren Lücken, in die jederzeit von außen eingedrungen werden kann. Unser Hardware-Ansatz ist dahingegen auf allen Ebenen der Sicherheit kompromisslos“, erklärt Lechner.
Zahlreiche Sicherheitsfunktionen reduzieren Missbrauchs-Risiko
Laut Muse Electronics ermöglicht Backbone als erstes Tablet die physikalisch getrennte Bearbeitung und Speicherung von Daten mehrerer Sicherheitsdomänen – aus dem keine Daten entweichen dürfen. Dank mehrerer externer Bootmedien kann zudem gleichzeitig und physikalisch getrennt in mehreren Sicherheitsdomänen gearbeitet werden. Auch sicherheitskritische Funktionen wie Kamera, Mikrofon, GPS, WiFi und Bluetooth können auf Hardware-Ebene aktiviert oder deaktiviert werden, um unerlaubten Zugriff auf deaktivierte Module zu verhindern.
„Unsere einzigartige und patentierte Lösung ermöglicht somit die volle Kontrolle über Daten unterschiedlicher Sicherheitsdomänen. Potentielle Fehlerquellen, sowie Risiken eines Missbrauchs werden auf Hardware-Ebene maximal reduziert.“, erklärt Philipp Lechner, Gründer und CEO von MUSE Electronics.
Muse Electronics offen für Kooperationen
Das im Jahr 2014 gegründete Unternehmen setzt nicht nur bei der Entwicklung, sondern auch bei der Produktion des Tablets auf Österreich. Unterstützt wurde Muse Electronics dabei durch das österreichische Verteidigungsforschungs-Förderprogramm FORTE – eine Initiative des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT). Muse Electronics selbst ist in Österreich als Anbieter von innovativen Hardware-Sicherheitssystemen sowohl im militärischen als auch im industriellen Bereich tätig und offen für Kooperationen mit führenden Research & Technology Organisationen sowie mit innovativen Unternehmen.
Irland: Vom Agrarstaat zum „Hightech-Tiger“ – was Österreich lernen kann
Niedrige Steuern und clevere Ansiedlungspolitik katapultierten Irland nach vorn – doch die starke Abhängigkeit von US-Konzernen bleibt riskant. Welche Chancen und Warnsignale sich daraus ergeben, zeigte eine ACR-Studienreise, an der auch brutkasten teilgenommen hat.
Irland: Vom Agrarstaat zum „Hightech-Tiger“ – was Österreich lernen kann
Niedrige Steuern und clevere Ansiedlungspolitik katapultierten Irland nach vorn – doch die starke Abhängigkeit von US-Konzernen bleibt riskant. Welche Chancen und Warnsignale sich daraus ergeben, zeigte eine ACR-Studienreise, an der auch brutkasten teilgenommen hat.
Bis in die 1980er-Jahre lebte Irland hauptsächlich von Landwirtschaft und einfachen Industrien. Mit dem EU-Beitritt 1973, einer aktiven Ansiedlungspolitik und einem Körperschaftssteuersatz von 12,5 Prozent wandelte sich das Land jedoch zum High-Tech-Dienstleistungszentrum innerhalb der Europäischen Union. Anfang 2024 wurde die Körperschaftsteuer für Unternehmen mit globalen Umsätzen von mehr als 750 Mio. EUR auf 15 Prozent leicht angehoben. Für die rasante Transformation erhielt Irland im Wirtschaftskontext auch den Beinamen „keltischer Tiger“.
Heute stammen 80 Prozent der Exporte aus Sektoren wie IT, Pharma und Finanzdienstleistungen; 2025 erwartet die EU-Kommission wieder ein reales Wachstum von vier Prozent nach der leichten Delle 2023. Dieser Erfolg hat eine zweite Seite der Medaille: Die Wirtschaft ist stark von ausländischen Konzernen abhängig. Zudem ist die Stimmung angesichts des Zollstreits zwischen den USA und Europa spürbar nervös – Josef Treml, Wirtschaftsdelegierter der WKÖ in Irland, vergleicht das Land dabei mit einem Kaninchen, das gebannt auf die Schlange USA starrt.
Gleichzeitig stellt Brüssel die Digitalsteuer demonstrativ als Druckmittel im transatlantischen Zollstreit auf: Je lauter Washington mit neuen Abgaben droht, desto konsequenter will die EU die Gewinne der US-Tech-Riesen auf ihrem Territorium besteuern. Eine EU-weit einheitliche Digitalsteuer hätte für Irland zwei Seiten: Sie mindert den bisherigen Steuervorteil für US-Tech-Konzerne und könnte Investitionen bremsen, bringt Dublin aber zugleich dringend benötigte Mehreinnahmen. Politisch säße das Land zwischen Brüssel und Washington, während der Druck steigt, die Abhängigkeit von einigen Großkonzernen zu verringern und die Wirtschaft breiter – etwa in Forschung, GreenTech und kreativen Diensten – aufzustellen.
Studienreise von ACR
Doch wie wirken sich diese Rahmenbedingungen auf Irland als Innovationsstandort aus und was können wir in Österreich am Beispiel irischer Forschungslandschaft lernen?
Antworten auf diese Fragen wurden im Rahmen einer von ACR – Austrian Cooperative Research organisierten Studienreise gesucht und diskutiert, an der auch brutkasten teilnahm. ACR ist ein Netzwerk aus unabhängigen, gemeinnützigen Forschungsinstituten, das sich auf anwendungsnahe Forschung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) spezialisiert hat. Ziel ist es, Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit im Mittelstand durch praxisnahe Forschungs- und Entwicklungsleistungen zu stärken (brutkasten berichtete). Im Zuge solcher Reisen begutachtet ACR jedes Jahr einen internationalen Innovationsstandort in Europa, um frische Ideen und Best Practices nach Österreich zu holen.
Steueranreize – Motor und Abhängigkeit zugleich
Das niedrige Steuerregime und die Investitionsförderung der IDA Ireland (irische Wirtschaftsförderungsagentur) haben Giganten wie Google, Meta oder Apple angelockt. Laut Ciarán Seoighe, Deputy CEO von Research Ireland, tragen diese Multis zwar „den Löwenanteil“ an den F&E-Kooperationen des Landes, zugleich „ziehen sie Talente ab“ und können irische KMU aus dem Forschungsgeschehen drängen. Research Ireland ist in Irland für die Forschungsförderung zuständig und zu vergleichen mit der FFG in Österreich. Um die Balance zu verbessern, werden Kooperationen mit kleinen Unternehmen inzwischen doppelt auf die Leistungskennzahlen der staatlich geförderten Forschungszentren angerechnet.
Ciarán Seoighe in der Dublin Chamber | (c) martin pacher
Die Kehrseite dieser Global-Player-Dichte spürt Research Ireland täglich: irische KMU investieren nur „halb so viel in Forschung“ wie Vergleichsländer, erklärt Seoighe. Talent-Wettbewerb verschärft das Problem: Ein Doktorand verdient an der Uni 25.000 Euro, bei Google 75.000 Euro.
ADAPT am Trinity College – eine menschzentrierte KI-Schmiede
Einer der Höhepunkte der Reise war der Besuch des ADAPT Centre am renommierten Trinity College Dublin. Das Zentrum vereint rund 400 Forschende aus acht führenden irischen Universitäten und zählt zu den international bedeutendsten Einrichtungen für KI-gestützte digitale Technologien. ADAPT verfügt über ein öffentliches Basisbudget von rund 42 Millionen Euro, das vom irischen Staat bis mindestens 2026 bereitgestellt wird. Darüber hinaus wurden seit 2015 über 177 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben – darunter 50 Millionen Euro aus EU-Programmen und weitere Beiträge aus der Industrie. Der aktuelle Schwerpunkt liegt auf „Human-Centric AI“ – also KI-Anwendungen, bei denen Nutzer:innen, Ethik, Transparenz und Regulierung (etwa durch den EU AI Act) von Beginn an mitgedacht werden.
Conor McNally am ADAPT Centre | (c) martin pacher
Spin-out-Manager Conor McNally erläuterte, dass ADAPT pro Jahr rund fünf Deep-Tech-Startups inkubiert. Finanziert werden die Teams über den „Commercialisation Fund“ von Enterprise Ireland – mit bis zu 500.000 Euro pro Projekt. In den vergangenen fünf Jahren flossen so rund zehn Millionen Euro in 25 Ausgründungsvorhaben. Ein zentrales Element ist die interdisziplinäre Vernetzung von Fachwissen mit KI-Expertise – etwa im Fall einer Physiotherapeutin, die ein Wearable zur Behandlung von Schwindel entwickelt. Der klare Fokus auf Pilotkund:innen erklärt auch, warum B2B-Modelle bevorzugt werden: „Wer das Marktproblem nicht belegen kann, bekommt kein Geld“, so McNally.
Enterprise Ireland – der staatliche VC-Riese
Enterprise Ireland (EI) fungiert in diesem Puzzle als eine Art „staatlicher Super-Angel“. „Unser Ziel ist, dass Irland weltweit als der Ort gilt, an dem man am besten ein Unternehmen gründet“, erklärt Marina Donohoe, Head of Research, Innovation & Infrastructure bei EI . Die soeben präsentierte Fünf-Jahres-Strategie setzt sich ein ambitioniertes Etappenziel: 1 000 neue Startups, davon 50 forschungsgetriebene Spinoffs bis 2029. „Von diesen Tausend sollen rund fünfzig echte Venture Scientists stammen – Forscher:innen, die schon früh den Pfad zur Kommerzialisierung einschlagen“, präzisiert Donohoe.
Marina Donohoe in der Dublin Chamber | (c) martin pacher
Um das zu schaffen, greift die Agentur tief in die Werkzeugkiste: Sechs strategische Hebel reichen von massiver F&E-Finanzierung (Zielwert 2,2 Mrd. € kumuliert bis 2029) über Programme wie den sogenannten Commercialisation Fund bis zu einem globalen Netz von mehr als 40 Auslandsbüros, das selbst Kleinstfirmen „von Minute eins an Internationalisierung denken lässt“.
Die Stoßrichtung ist klar: Innovation und Export sollen Hand in Hand wachsen. Wer den Sprung wagt, kann laut Donohoe auf ein Team-Ireland-Prinzip zählen, das Forschungszentren, Inkubatoren und Kapital unter einem Dach vernetzt – ein Modell, das nicht nur Startups, sondern auch etablierte Mittelständler auf Milliardenumsätze bringen soll.
Blick der ACR-Präsidentin Iris Filzwieser
Was lässt sich nun für den heimischen Innovationsstandort mitnehmen? Für ACR-Präsidentin Iris Filzwieser ist Irland vor allem ein Lehrstück in Sachen Vertrauen in Wissenschaft und Forschung: „Dieses Grundvertrauen – das habe ich in keiner unserer 13 Studienreisen bisher so stark gespürt.“ Besonders beeindruckt zeigte sie sich vom niederschwelligen Wissenschaftsdialog in Irland, etwa dem sogenannten Science Bus: „Sie fahren durchs Land, schenken Kaffee aus und fragen die Leute, woran wir forschen sollen. Ich bin überzeugt, so kommt Innovation buchstäblich am Boden an.“
ACR-Präsidentin Iris Filzwieser gemeinsam mit Kevin Burke, National Director für Horizon Europe bei Enterprise Ireland | (c) ACR
Mit Blick auf Österreich benennt Filzwieser mehrere Stellschrauben: Erstens brauche es gezielte Internationalisierung, denn: „Wenn ich international nicht gesehen werde, werde ich niemals Partner. einer Kooperation“ Zweitens wünscht sie sich mehr Sichtbarkeit für Gründer:innen abseits von Unicorns: „Auch ein Unternehmen, das 35 Mitarbeiter:innen beschäftigt, seit 20 Jahren Steuern zahlt und solide wächst, ist eine gute Gründung – aber solche Geschichten kennt man kaum.“ Drittens fordert sie mehr Austausch und Durchlässigkeit in der Innovationslandschaft: „Mehr zuhören, mehr miteinander reden, buntere Gruppen – das würde ich total begrüßen.“
Disclaimer: Reise- und Übernachtungskosten für die Berichterstattung wurden von ACR – Austrian Cooperative Research übernommen.
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