24.05.2021

Back Market Gründer über das 276 Millionen Euro Investment und die Expansionspläne für Österreich

Das französische Scaleup Back Market, das einen Marktplatz für generalüberholte Produkte betreibt, konnte sich von internationalen Investoren ein 276 Millionen Euro Investment sichern. Im Interview mit Brutkasten Earth gibt Co-Founder und CEO Thibaud Hug de Larauze einen exklusiven Einblick in die internationale Skalierungsstrategie und spricht über seine Expansionspläne für den österreichischen Markt.
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Back Market
Im Jahr 2014 gründeten Quentin Le Brouster, Thibaud Hug de Larauze, Vianney Vaute, das Unternehmen in Paris v.l.n.r.) | (c) Julie Glassberg

Anfang letzter Woche sorgte das 276 Millionen Euro schwere Investment für das französische Scaleup Back Market, das einen Marktplatz für generalüberholte Elektronik-Produkte betreibt, für internationale Schlagzeilen. Die Series-D-Investitionsrunde wurde von der global agierenden Growth-Equity-Gesellschaft General Atlantic und eine Reihe namhafter VC-Investoren angeführt und soll nun den Weg für die globale Skalierung ebnen. Neben zahlreichen europäischen Ländern ist Back Market mittlerweile in Nordamerika und Asien aktiv.

Im Interview mit Brutkasten Earth gibt Back Market Co-Founder und CEO Thibaud Hug de Larauze einen exklusiven Einblick, wie er gemeinsam mit seinem Team, das mittlerweile rund 480 Mitarbeiter umfasst, die globale Skalierung weiter forcieren möchte. Zudem spricht Hug de Larauze, der das Startup 2014 mit zwei weiteren Mitstreitern gründete, über seine Expansionspläne für Österreich und warum sich der österreichische Markt für generalüberholte Produkte gegenüber anderen Märkten unterscheidet.


Welche konkreten Wachstumsziele habt ihr an das 276 Millionen Euro schwere Investment geknüpft?

Unser Team ist bereits von gut 200 Mitarbeitern Anfang 2020 auf heute rund 480 Mitarbeiter gewachsen. Was die Anzahl der Kunden angeht, konnten wir gerade die 5-Millionen-Marke knacken. Künftig wollen wir dieses Wachstum in Europa und weiteren Ländern fortsetzen. Back Market ist in diesem Jahr bereits in Finnland, Portugal, Irland und Japan gestartet und damit nun in insgesamt 13 Ländern aktiv. In Kürze werden wir auch in Griechenland, Schweden, der Slowakei und Kanada auf dem Markt sein.

Wie sieht aktuell die Kostenstruktur von Back Market aus – könnt ihr euch schon aus dem Cashflow finanzieren? 

Was wir sagen können ist, dass der Markt für Neugeräte ein 1,5 Billionen Dollar schwerer Markt ist. Entsprechend braucht es sehr viel Skalierung, um mit diesem Markt auf Augenhöhe gehen zu können. Für die Skalierung und Schnelligkeit müssen wir viel investieren und neue Mitarbeiter einstellen. Dafür brauchen wir Bargeld, so dass wir automatisch alles, was wir verdienen, wieder investieren, um unser Unternehmen weiterzuentwicklen und globaler zu werden. 

Wofür wollt ihr das frische Kapital einsetzen und wie viel wird davon in Marketing-Aktivitäten fließen?

Mit dem frischen Kapital werden wir vor allem in drei Bereiche investieren: die Qualität und Kundenzufriedenheit, die Händlerservices und unsere „Winner takes it all“-Strategie. Hier planen wir ein noch schnelleres Tempo für die aktuellen Länder sowie die weltweite Expansion. Wie viel davon in Marketing-Aktivitäten fließt, kommunizieren wir nicht. 

Was sich aber herauskristallisiert, ist, dass sich 40 Prozent unserer Kunden eher in einer finanziell schwächeren Situation befinden und entweder Studierende sind, gerade keine Arbeit haben oder in Teilzeit arbeiten.

Stichwort Marketing: Welche Strategie verfolgt ihr im Marketing-Bereich und wie wollt ihr die Plattform bzw. Marke bekannter machen?

Als Marke steht Back Market dafür, es für jeden cool und einfach zu machen, generalüberholte Elektronikgeräte zu kaufen. Unsere Mission ist es, erneuerte Elektronik zu einer attraktiven Alternative zu Neugeräten zu machen, um die Umweltbelastung durch Technik zu verringern und eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft zu erschaffen. Um das zu erreichen, müssen wir die Denkweise rund um den Kauf „nicht neuer“ Elektronikgeräte grundlegend ändern.

Wie sieht der typische Back Market Kunde aus und wie hoch ist der Anteil an “Recurring-Customers”? 

Den typischen Kunden gibt es nicht. Tatsächlich sind bei uns sehr unterschiedliche Kundentypen mit dabei. Was sich aber herauskristallisiert, ist, dass sich 40 Prozent unserer Kunden eher in einer finanziell schwächeren Situation befinden und entweder Studierende sind, gerade keine Arbeit haben oder in Teilzeit arbeiten. Die meisten unserer Kunden kommen erstmals zu Back Market, um ein Smartphone zu kaufen, weil sie es bei uns 30 bis 70 Prozent günstiger finden als zum Neupreis. Dann kommen sie zurück, um Computer oder Haushaltsgeräte zu kaufen.

Was sind aktuell die Hauptmotive eurer Kunden – wollen sie primär preiswerte Elektronikprodukte kaufen oder steht auch der Umweltgedanke im Vordergrund? 

Anfangs waren die ökologischen Beweggründe in allen Ländern, in denen wir gestartet sind,  sehr, sehr gering und der Preis stand an erster Stelle. Mittlerweile sehen wir aber, wie sich die Mentalität verändert. Wir hatten unsere Kunden zu Beginn gefragt, warum sie Refurbished- Geräte kaufen: Während es zunächst drei Prozent aus einem ökologischem Antrieb heraus taten, sind es jetzt schon 20 Prozent.  

Für uns ist es in Österreich schwieriger, Fuß zu fassen als in Deutschland, da es bereits einen etablierten Marktplatz für Refurbished gibt.

Wie grenzt Back Market sich von anderen Plattformen für generalüberholte Produkte am Markt ab? 

Mit Back Market waren wir bereits ein früher Pionier in einem wachsenden Sektor der Elektronik – professionell wiederaufbereitete Elektronikgeräte. Im Gegensatz zu anderen Marktplätzen bietet Back Market Konsumenten dabei mehr als nur die Möglichkeit, Elektronik günstiger zu kaufen. Wir wollen sie zugleich über die Kreislaufwirtschaft aufklären und ihnen zeigen, dass sie auch beim Kauf gebrauchter Elektronik keine Abstriche machen und hier nicht länger Qualität gegen Preis eintauschen müssen.

Eine weitere Besonderheit ist, dass wir stark auf Technologie setzen, um unser Angebot zu optimieren und den Kauf von erneuerten Produkten genauso einfach und angenehm zu gestalten wie den neuer Produkte. Unsere sepzielle Buybox-Funktion ist ein gutes Beispiel dafür. Im Gegensatz zu den meisten anderen Marktplätzen zeigen wir unseren Kunden nicht den gesamten Katalog auf einmal an. Stattdessen verwenden wir einen Algorithmus, der sicherstellt, dass wir für jede beliebige Produkt-ID oder SKU (Modell, Sorte, Lagerung, Farbe) nur das beste Produkt aus allen Optionen anzeigen, die von den Refurbishern, die auf unserer Website verkaufen, angeboten werden. Das „beste“ Produkt ist eine Entscheidung, die viele verschiedene Faktoren berücksichtigt, die sowohl mit der Qualität als auch mit dem Preis zu tun haben, einschließlich der Historie zur Qualität und Kundendienstleistung des jeweiligen Händlers.

Seht ihr euch aus Unternehmensperspektive als Konkurrenz zu Plattformen wie Ebay oder lokalen Marktplätzen und Anzeigenportalen? Wie sehen das die Kunden?

Nein. Wir sind kein einfacher E-Commerce Marktplatz. Wir sind ein Kreislauf-Marktplatz und widmen uns voll und ganz dem übergeordneten Ziel der Nachhaltigkeit. Wir sprechen eine Käufergruppe an, die anders denken will und damit ein Zeichen setzen will. Es geht darum, überlegter zu konsumieren. Unsere Kunden identifizieren sich mit unseren Werten und stimmen uns dabei zu, mit dem Status Quo der Elektronikindustrie brechen zu wollen.

Die Mehrheit sind sicherlich keine Impulskäufer.

Welches Wachstum habt ihr euch für den österreichischen Markt vorgenommen? 

Österreich ist ein unglaublich spannender Markt. Die Konsumenten orientieren sich an ähnlichen Werten wie die deutschen Konsumenten, Nachhaltigkeit hat dabei einen hohen Stellenwert. Für uns ist es in Österreich schwieriger, Fuß zu fassen als in Deutschland, da es bereits einen etablierten Marktplatz für Refurbished gibt. Unser Angebot ist allerdings wesentlich breiter, preislich attraktiver und mit einer längeren Garantie. Deswegen hoffen wir, dass wir auch die österreichische Kundschaft von unserem Modell überzeugen können. 

Inwiefern unterscheidet sich der österreichische Markt für generalüberholte Produkte von anderen Märkten? (eventuell spezifische Herausforderungen)

Wie auch in Deutschland kennen viele Konsumenten in Österreich den genauen Unterschied zwischen „gebraucht“ und „refurbished“ noch gar nicht und verhalten sich vorsichtig gegenüber dem, was ihnen neu ist. Die Mehrheit sind also sicherlich keine Impulskäufer, was auch sehr gut ist. Vertrauen gewinnt man nur, wenn man liefert und nicht nur herumredet. We are up to the challenge!

Mittlerweile gibt es am Markt auch Anbieter, die Elektronikprodukte zum Mieten anbieten. Wäre dieses Geschäftsfeld auch für Back Market interessant? 

Nein, wir konzentrieren uns auf unsere Mission: Hochwertige Technologie zugänglicher zu machen, indem wir den Kauf generalüberholter Geräte sicherer, einfacher und attraktiver für die Allgemeinheit machen.


Factbox zum Thema Elektronik-Schrott

Der durchschnittliche Europäer behält sein Smartphone nicht einmal zwei Jahre, obwohl es oftmals ohne Probleme fünf Jahre halten könnte. Ganze 80 Prozent der CO2-Emissionen, die während des gesamten Lebenszyklus eines Smartphones ausgestoßen werden, entstehen bei der Produktion. Und: Die weltweite Menge des Elektroschrotts erreichte im Jahr 2019 ein Rekordaufkommen von 53,6 Millionen Tonnen und wird den Vorhersagen der Vereinten Nationen zufolge bis zum Jahr 2030 rund 74 Millionen Tonnen erreichen.
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Diskussionsrunde der Folge 2: Harald Herzog, Moritz Mitterer, Carina Zehetmaier, Bernd Konnerth, Markus Fallenböck (c) brutkasten

„No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.


Gut zwei Jahre ist es her, dass ChatGPT einen Hype rund um generative KI-Modelle auslöste. Doch es stellen sich auch viele kritische Fragen beim Einsatz von KI – besonders in sensiblen Bereichen. Klar ist: Künstliche Intelligenz bietet viele Vorteile und vereinfacht komplexe Prozesse. Gleichzeitig wirft sie jedoch auch Herausforderungen und Ängste auf, mit denen man sich kritisch auseinandersetzen muss.

Was KI in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten kann, diskutierten in der zweiten Folge „No Hype KI”:

  • Bernd Konnerth (Microsoft Österreich | Public Sector Lead)
  • Carina Zehetmaier (Women in AI Austria | Präsidentin)
  • Harald Herzog (Österreichische Gesundheitskasse | Leiter Digitalisierung und Innovation)
  • Moritz Mitterer (ITSV | Aufsichtsratsvorsitzender)
  • Markus Fallenböck (Universität Graz | Vizerektor für Personal und Digitalisierung).
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Menschenzentrierter Ansatz im Mittelpunkt

Künstliche Intelligenz ist schon längst Teil unseres Alltags – ob bewusst oder unbewusst. Und obwohl KI bereits in vielen Lebensbereichen der Österreicher:innen präsent ist, bleibt die Skepsis bei vielen groß. Laut Carina Zehetmaier ist es daher ein besonders wichtiger Faktor, dass man jeder einzelnen Person KI näher bringt, sodass mehr Vertrauen in die Technologie entsteht: „Derzeit gibt es noch viele Ängste rund um KI. Aber es gibt auch noch gewisse Schwachstellen wie zum Beispiel das Halluzinieren, oder auch Vorurteile, die in den Systemen drinnen sind und widergespiegelt werden können. Es ist relevant, dass man sich hier von Anfang an mit den kritischen Fragenstellungen auseinandersetzt“.

Hierbei müsse an vorderster Stelle die öffentliche Hand hohe Standards setzen – vor allem aus menschenrechtlicher Sicht. Zehetmaier befürwortet in diesem Zusammenhang den AI Act, der klare gesetzliche Rahmenbedingungen schafft. „Die öffentliche Hand ist der direkte Adressat der Grund- und Menschenrechte“, sagt sie.

Ein weiterer wichtiger Punkt von Zehetmaier ist die Notwendigkeit, marginalisierte Gruppen nicht zu übersehen. Man müsse sich bemühen, geschlechtsspezifische und andere Vorurteile in Datensätzen zu vermeiden. „Wir wissen auch, dass Automatisierung den Gender-Pay-Gap öffnet anstatt schließt, das heißt, da müssen wir aktiv und gezielt gegensteuern“.

Verantwortungsvolle KI bedeute, aktiv an den Daten und Algorithmen zu arbeiten. Nur so könne sichergestellt werden, dass KI-Anwendungen nicht nur technologisch effizient, sondern auch ethisch und gesellschaftlich verantwortungsvoll gestaltet werden.

Responsible AI: Inklusivität, Fairness, Datenschutz

Dass die Anwendung von generativer KI nicht bloß Kosten senken soll, sondern den Menschen Nutzen bringen muss, ist auch für Bernd Konnerth von Microsoft klar. „Wir setzen auf Responsible-AI-Standards, bei denen es um Inklusivität, Fairness, Datenschutz und all diese Themen geht. Das sind Leitplanken in unserer Produktentwicklung“, sagt der Public Sector Lead von Microsoft Österreich.

Von der Unternehmenstransformation bis hin zum öffentlichen Dienst sei ein breites Umschulungsprogramm notwendig, um Ängste abzubauen: Es sei wichtig, „Umgebungen zu schaffen, die es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich machen, mit der Technologie zu interagieren, um den Berührungsängsten entgegen zu wirken”.

Universität Graz startete UniGPT für Mitarbeitende

Was Bildung angeht, betont Markus Fallenböck von der Universität Graz die Bedeutung einer breiten Wissensvermittlung. Es gehe nicht nur um Spezialist:innen für KI, sondern vor allem um die große Masse an Mitarbeitenden, die einen “sinnvollen Umgang mit KI erlernen” müssen: „Je mehr Wissen wir in die Bevölkerung kriegen, umso mehr können wir Chancen nutzen und Risiken minimieren“.

Die Universität Graz hat dazu eine eigene Micro-Credential-KI gestartet, um Studierenden ein Grundwissen zu KI zu vermitteln: “Das ist ein abgeschlossenes Studienpaket, das man in jedes Studium integrieren kann und das gerade in einer Pilotphase ist”, erläutert Fallenböck. Das Paket lasse sich in jedes Studium integrieren. “Da ist die Idee, dass in ein paar Jahren jeder Bachelor-Studierende, der in Graz einen Abschluss macht, ein Grundwissen hat zu KI-Bereich, Technik, Wirtschaft, Recht, Ethik”.

Für die eigenen Mitarbeiter:innen hat die Universität Graz im Mai 2024 außerdem den Chatbot UniGPT gestartet. Bereits mehrere hundert Mitarbeiter:innen wurden dafür bereits eingeschult. “Da sitzt die Universitätsprofessorin neben der Sekretariatskraft und beide interessieren sich für KI und werden es in ihrem Arbeitsalltag gut einsetzen”, schildert Fallenböck seine Eindrücke.

Über die eigenen Mitarbeitenden will die Universität Graz Wissensvermittlung aber auch in die Bevölkerung tragen. Dazu hat sie im Oktober etwa erstmals den Technology Impact Summit zum Thema KI in Graz veranstaltet. “Weil natürlich auch wichtig ist, dass wir die breite Öffentlichkeit mit dem Thema erreichen. Je mehr Wissen wir in die Bevölkerung kriegen, umso mehr, können wir auch das Chancennutzen und Risikominimieren wirklich schaffen”, erläutert Fallenböck.

ITSV: Künstliche Intelligenz im Gesundheitssystem

 Die ITSV wiederum steuert und koordiniert die IT-Aktivitäten der österreichischen Sozialversicherung – und beschäftigt sich schon länger mit dem KI-Thema. Aufsichtsratsvorsitzender Moritz Mitterer erzählt im Talk, dass das Unternehmen bereits 2018 mit der Erprobung von KI-Lösungen begonnen habe. In einem geschützten Umfeld wurden dabei erste Erfahrungen gesammelt, bevor die Systeme in den Echtbetrieb übergingen. Dieser schrittweise Ansatz habe wesentlich dazu beigetragen, das Vertrauen in KI-Modelle im Unternehmen zu stärken.

Besonders bei sensiblen Daten, wie etwa Gesundheitsdaten, ist die Gefahr von Missbrauch ein zentraler Risikofaktor. Mitterer erläutert die Bedeutung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit: „Man muss Patientinnen und Patienten mitnehmen, indem man entsprechend strenge Regeln hat und Compliance hat. Und indem man offen damit umgeht, falls doch was sein sollte“.

KI schafft Abhilfe bei steigendem Leistungsaufkommen bei ÖGK

Die ITSV arbeitet dabei unter anderem für die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). Harald Herzog von der ÖGK erläutert, dass das steigende Leistungsaufkommen – etwa wachsende Fallzahlen, steigende Lebenserwartung, mehr Konsultationen – nach neuen Wegen verlangt: „Würden wir die Prozesse so weiterspielen wie bisher, bräuchten wir mehr Personal“, so Herzog. „Unsere Aufgabe ist es effizient zu arbeiten und alle technischen Möglichkeiten der KI auszunutzen“.

KI könne hier unterstützen, etwa bei der Wahlarztkostenerstattung. Ziel sei es, einen Großteil der Fälle automatisiert abwickeln zu können. Laut Herzog geht es aber nicht darum, den persönlichen Kontakt zu ersetzen, sondern lediglich zu ergänzen.

Zusätzliches Wirtschaftswachstum von bis zu 18 Prozent durch KI-Nutzung

Auch die öffentliche Verwaltung steht vor Herausforderungen, etwa aufgrund der Pensionierungswelle oder des Fachkräftemangels. Künstliche Intelligenz könnte dabei eine Rolle spielen. Bernd Konnerth von Microsoft Österreich sagt: „Künstliche Intelligenz kann eine Antwort sein – vielleicht nicht die Einzige, aber sie hat sehr viel Potenzial durch die Automatisierung wiederkehrender Tätigkeiten, viel Nutzen zu stiften“.

Aktuell befinde sich Österreich erst am Anfang, dieses Potenzial auszuschöpfen. Konnerth verweist auf eine Studie, dass Österreich ein Wirtschaftswachstum von bis zu 18 Prozent erzielen könnte, wenn das ganze Potenzial von KI ausgeschöpft werde.

Ausblick: KI-Nutzung in fünf Jahren

Wo steht der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in fünf Jahren? „Ich hoffe, dass wir nicht mehr über die Technologie reden müssen, so wie wir heute auch nicht mehr über Strom sprechen, sondern dass sie einfach da ist“, so Microsoft-Experte Konnerth.

Carina Zehetmaier wiederum blickt auf die EU als Werteunion. In fünf Jahren solle man sehen, dass Österreich und Europa es geschafft haben, einen wertebasierten, menschengerechten KI-Einsatz umzusetzen. Für Österreich könne sich hier eine besondere Chance bieten, so Zehetmaier. Das Land könne sich als Vorreiter für einen vertrauenswürdigen, menschenzentrierten Umgang mit KI etablieren. Es gehe darum, „den menschenzentrierten Ansatz im Einklang mit Werten und Grundrechten umzusetzen“.

KI birgt enormes Potenzial

Die Diskussionsrunde ist sich einig, dass KI in sensiblen Arbeitsfeldern längst keine ferne Zukunftsvision mehr ist, sondern bereits eine zentrale Rolle darstellt. Die Chancen sind enorm – von effizienteren Verwaltungsprozessen über eine präzisere Gesundheitsversorgung bis hin zu einer gerechteren Bildung. Doch um diese Möglichkeiten zu nutzen, braucht es breites Verständnis, klare Regeln, vertrauenswürdige Technik und einen sensiblen Umgang mit Daten.


Folge nachsehen: No Hype KI – Was kann KI in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?

Hier gehts es zur Nachlese von Folge 1: „No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?”


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