16.11.2021

AWS TechTalk: Pizza und andere entscheidende Faktoren in der Produktentwicklung

Ideen zu haben ist eine Sache, sie zu einem tollen Produkt weiterzuentwickeln, eine andere. Manchen Unternehmen gehen Innovationen einfach von der Hand, für andere ist das schwierig. Im neuesten TechTalk geht Brutkasten gemeinsam mit Amazon Web Services (AWS) und den Podiumsgästen von Accenture, TourRadar und Raiffeisen Bank International (RBI) der Frage nach, wie schnell aus einer Idee ein Produkt entsteht, und welche Faktoren dabei helfen. Interessanterweise ist dabei die Größe einer Pizza mitentscheidend.
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Jedes Unternehmen möchte innovativ sein, um seinen Kunden langfristig gute Produkte zu bieten konkurrenzfähig zu bleiben. Doch dafür gilt es, den Fokus weg vom Produkt hin zum Kunden zu legen. Darüber sind sich die Talkgäste Philipp Jandrisevits, Managing Director von Accenture, Nicolas Trieb, COO von TourRadar, Stephan Lippert, Product Owner bei RBI, und Dragos Lapusneanu, Principal Account Manager bei AWS, einig.

Ein Produkt ist erst dann von Nutzen, wenn es Kunden bei der Lösung eines Problems hilft. Diese Denkweise ist entscheidend für Innovationsprozesse und sollte in der Unternehmenskultur verankert werden: „Bei AWS startet und endet alles mit dem Kunden –unsere Kultur und alle Prozesse sind auf ihn ausgerichtet. Wir hören den Kunden genau zu und versuchen, ihre Probleme in mit unseren Produkten und Services zu lösen. So schaffen wir einen echten Mehrwert“, erklärt Dragos Lapusneanu von AWS. Wichtig sei es aber auch, sich bei der Kundenorientierung zu fragen, wer denn eigentlich die Kunden seien, gibt Philipp Jandrisevits von Accenture zu bedenken. Im Fall von TourRadar sind das nicht nur die Kunden, die eine Tour über ihren Market Place buchen, sondern auch Lieferanten und Reiseveranstalter, für die TourRadar eine gut funktionierende Struktur schaffen sollte.

Optimale Ausrichtung in kleinen Pizza-Teams

Aus der Erfahrung von AWS und Accenture zeigt sich, dass besonders die Unternehmenskultur und die Organisationsstruktur für eine optimale Ausrichtung auf Kunden entscheidend sind. Mitarbeiter sollen ein möglichst hohes Maß an Eigenständigkeit und Verantwortungsbewusstsein haben – so können sich Ideen rasch weiterentwickeln. Je größer ein Team ist, desto schwieriger ist es allerdings, eigenständig zu agieren. AWS hat daher als Richtwert festgelegt, dass Teams nie größer als die Anzahl an Menschen sind, die an zwei amerikanischen Pizzen satt werden. „Wir arbeiten in Teams von acht bis maximal zwölf Personen, denn damit bleibt der Koordinations- und Kommunikationsaufwand gering“, erzählt Dragos Lapusneanu von AWS.

Diese Faustregel haben sich auch TourRadar und die RBI auferlegt. „Natürlich ist das nicht immer einfach. Bei größeren Projekten teilen wir die Teams in Unterteams ein. Wenn ein Team, das an einem Produkt arbeitet, mit der Zeit wächst und wächst, sollte es irgendwann separiert werden, um weiter effizient zu arbeiten. Hier muss man sich genau ansehen, welche Aufteilung sinnvoll ist, um keine Abhängigkeiten zu schaffen, die einer schlanke Arbeitsweise entgegenstehen“, so Stephan Lippert von RBI. „Wir teilen dafür die Teams so auf, dass sie jeweils für einzelne Aspekte von Produkten zuständig sind.“

Restrukturierung: Nicht einfach, aber langfristig sinnvoll

Organisationen neu zu strukturieren und ihre Kultur auf Kunden auszurichten ist kein einfacher Weg und es gibt kein Universalmodell, das für jedes Unternehmen anwendbar ist. Ein Start-up funktioniert anders als große, global agierende Unternehmen, die eine jahrzehntelange Geschichte haben. RBI stellte sich vor drei Jahren strukturell auf völlig neue Beine, vorbei war es mit der klassischen Organisation. „Das war schon eine große Veränderung, viele Führungsrollen mussten neu definiert werden. Doch der Weg hat sich gelohnt, heute passieren Innovationen deutlich schneller als früher und schaffen so den Nährboden für Innovationen, den in dieser Form üblicherweise nur Start-ups haben“, erklärt Stephan Lippert von RBI.

AWS steht seinen Kunden, egal ob Start-ups oder globale Player, stets mit Rat und Tat zur Seite. Gemeinsam werden Ideen weitergesponnen und mit den Services von AWS technisch weiterentwickelt. Die Cloud kann dabei entscheidende Vorteile bieten, wie sowohl TourRadar als auch RBI schon erfahren haben. „Als Start-up will man natürlich so schnell wie möglich auf den Markt kommen. Die Cloud half uns dabei, rasch einen Prototyp zu bauen, zu testen und dabei die Kosten für die technische Infrastruktur so gering als möglich zu halten“, so Nicolas Trieb von TourRadar.

Cloud als Treiber von Innovationen

„Auch wir machen uns diese Vorteile täglich zu eigen und beraten uns mit AWS, welcher Dienst am besten für unsere neue Idee passen könnte. Als Finanzinstitut unterliegen wir allerdings strengen Regelungen im Umgang mit Daten. Ein Datenleak wäre eine Katastrophe. Besonders in Osteuropa sehen die Gesetzesregelungen daher eine Back-up-Option vor, obwohl die Cloud dasselbe Maß an Datensicherheit bietet“, so Stephan Lippert von RBI.

Hier kann Dragos Lapusneanu von AWS beruhigen: „Wir kennen die Sorgen bei einem Wechsel in die Cloud. Das Thema Sicherheit hat für uns oberste Priorität, wir haben umfassende Sicherheitsmechanismen und schützen die Daten tausender Unternehmen, unter anderem natürlich auch aus dem Gesundheitssektor, der öffentlichen Verwaltung oder auch der Finanzbranche, wo mit besonders sensiblen Daten gearbeitet wird. Mit der AWS Cloud können Kunden ihren Datenschutzanforderungen gerecht werden und dabei dennoch individuell skalieren und Innovationen schnell zur Marktreife entwickeln.“

AWS Tech Talk (English): How quickly does an idea become a product?

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Coworking Salzburg
(c) Romy Sigl -

Früher hieß es, steig nicht zu Fremden ins Auto. Oder: Lass keine Fremden in deine Wohnung. Dann folgten “absurde” Ideen und daraus Uber und Airbnb. Dies sind zwei Beispiele von Visionen, die anfänglich auf Skepsis gestoßen sind, sich dann aber zu weltweiten Erfolgen entwickelt haben. Zugegeben, die Thematik rund um das Ende von Coworking Salzburg – siehe hier – ist nun eine, die zu einem Teil der Scheiterkultur in Österreich geworden ist. Aber durch die Botschaft eines anonymen Kritikers das offenbart, womit man heutzutage noch in der Republik als Teil des Startup-Ökosystems zu tun hat.

Scheiterkultur in Österreich

Bereits vor zehn Jahren meinte Hansi Hansmann, dass Österreich eine schlechte Scheiterkultur habe. Dabei sei gerade hier der Lernprozess extrem hoch, sagte der Business Angel damals. Seitdem gab es immer wieder Beispiele von einem gesunden Umgang mit Fehlern und Fehleinschätzungen, etwa von CrowdFarming oder von Direct Sales. Vor knapp fünf Jahren machte sich zudem das Labor für schönes Scheitern dafür stark, einen “lockeren Umgang” im Scheitern zu pflegen.

“Die letzten zehn Jahre haben mir gezeigt, dass echte Veränderung dort beginnt, wo wir uns trauen, unsere Fehler anzunehmen und darüber zu sprechen – egal ob als Einzelperson, in einem Team oder in einer Organisation”, sagte auch Fuckup-Nights-Initiator Dejan Stojanovic im November des vorigen Jahres, als seine Idee die erste Dekade feierte.

Offener Umgang

Romy Sigl ging mit dem Ende von Coworking Salzburg, wie oftmals von der Szene empfohlen, dementsprechend offen um, kämpfte um die Rettung und musste sich schlussendlich mit dem Aus ihrer Vision abfinden. Wie sie kürzlich auf LinkedIn schrieb, erreichte sie jedoch eine anonyme Botschaft, die einige kritische Fragen zum Coworking-Space und der Startup-Kultur in Salzburg aufwarf. Sigl machte sie öffentlich und startete damit einen Diskurs rund um die Art und Weise von Kritik und das allgemeine österreichische Mindset, das ab und an mit Missgunst und Schadenfreude einhergeht.

Die Nachricht an die Founderin enthielt u.a. folgende Aussagen: “Die sogenannte ‘Startup-Bubble’ rund um den Coworking Space in Salzburg ist für mich eine reine Illusion. Sie besteht aus Menschen, die glauben, Geschäftsideen zu haben, die jedoch oft absurd und nicht realisierbar sind. (…) Ich sehe es positiv, dass dadurch Coworking-Spaces, die sich als vermeintliche Top-Adressen darstellen, letztlich verschwinden. Aus meinen eigenen Einblicken in diesen Coworking-Space kann ich nur sagen, dass ich es äußerst kritisch finde, wenn Menschen in ihren Ideen bestärkt werden, obwohl von Anfang an klar ist, dass diese nicht funktionieren können.”

Und weiter: “So schwer es für Romys Ego auch sein mag, es ist an der Zeit, die Realität zu akzeptieren: Es ist vorbei, und das Projekt kann nicht mehr künstlich am Leben gehalten werden. (…) Niemand möchte mit einem heruntergekommenen Gebäude und einer visionär überzogenen, aber wenig greifbaren Community in Verbindung gebracht werden. Es ist Zeit, loszulassen und die Realität anzunehmen. Liebe Romy, ich wünsche dir persönlich alles Gute, aber ich rate dir, dich in Zukunft von Startups und ähnlichen Projekten fernzuhalten.”

Auf eine inhaltliche Ebene heben

Sigl verlinkt in ihrem Post in den Kommentaren die komplette Botschaft des anonymen Absenders, macht aber noch weitaus mehr. Sie entbröselt die zum Teil persönliche Kritik und hebt sie auf eine inhaltliche Ebene, indem sie sachlich auf die einzelnen Kritikpunkte eingeht.

Sie schreibt: “Ein Vorwurf lautete, dass Coworking-Spaces ‘absurde und nicht realisierbare’ Geschäftsideen fördern. Hier möchten wir widersprechen: Innovation entsteht oft aus Experimenten und Ideen, die zunächst unkonventionell wirken. Airbnb, Uber oder Slack sind nur einige Beispiele von Unternehmen, die zunächst als unrealistisch abgetan wurden. Coworking-Spaces sind keine Erfolgsgaranten, sondern Plattformen. Sie bieten Gründern Zugang zu Netzwerken, Ressourcen und einer inspirierenden Umgebung. Es ist Teil des unternehmerischen Prozesses, Ideen zu testen – und manchmal auch zu scheitern. Wir sind stolz darauf, viele Startups auf ihrem Weg begleitet zu haben, von ersten Prototypen bis hin zu marktfähigen Produkten.”

Der Kritik, dass ihrer Community “jegliche echte Expertise” fehle, setzt sie entgegen, dass ihr Space von Beginn an eine bunte Mischung aus erfahrenen Unternehmer:innen, kreativen Köpfen und jungen Gründer:innen dargestellt habe: “Gerade diese Vielfalt macht Coworking-Spaces aus. Sie sind Orte des Austauschs, wo Wissen geteilt und gemeinschaftlich Lösungen gefunden werden. Darüber hinaus haben wir mit etablierten Organisationen wie Startup Salzburg und dem Techno-Z in Puch zusammengearbeitet, um unseren Mitgliedern Zugang zu weiterführenden Ressourcen und Programmen zu bieten. Expertise entsteht durch Zusammenarbeit, nicht durch Ausgrenzung”, so Sigl weiter.

“Feig” und “Schlag unter die Gürtellinie”

Weitere Punkte von Sigls Replik betreffen Förderungen, die Tragfähigkeit des Co-Working-Projekts und eine negative Stimmung als Folge, auf die sie eingeht. Unterstützung erhält sie dabei von Teilen der LinkedIn-Community, die die Anonymität des Kritikers “feige” bzw. seine Zeilen einen “Schlag unter die Gürtellinie” nennen und auf die nachhaltige Wirkung der Gründerin eingehen.

“Der Standort und die heimischen Startups, inklusive Symptoma, haben vom Beleben des Standorts eindeutig profitiert. Der Space hat viele Leute zusammengebracht – ein Grundbaustein für Innovationen”, schreibt etwa Jama Nateqi, Founder und CEO von Symptoma.

Und Sven Maikranz, Gründer von Upstrive hält einen besonderen Punkt fest, wo man eine große Chance verpasst hätte: “Menschen, die sich selbst nicht genug Signifkanz geben können, versuchen es dadurch zu erreichen, dass sie andere runter drücken und schlecht machen. Traurig und schade, weil es sicher zu den Themen eine konstruktive Diskussion geben könnte, der Autor durch die Form und Anonymität sich aber selbst disqualifiziert.”

Passend dazu zitiert Sigl den Buchschreiber und Berater Mario Kellermann: “Kritik ist nur dann wertvoll, wenn sie sagt, wie es besser geht. Alles andere ist sonst nur leeres Gerede und sinnlose Wichtigtuerei.”

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