03.09.2024
INNOVATION

AVL und AVES Reality: Mit Videospieltechnologie Verkehr simulieren

Die Grazer AVL gibt eine Kooperation mit dem deutschen Startup AVES Reality bekannt. Durch diese sollen künftig Testfahrten simuliert statt gefahren werden.
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Mann sitzt in Auto
Max Nestoriuc der AVL-Experte für Funktionen in selbstfahrenden Fahrzeugen (c) AVL

Gehören Testfahrten auf Straßen bald der Vergangenheit an? Ja, wenn man nach Graz und Garmisch Partenkirchen schaut. Das steirische Unternehmen AVL, das sich unter anderem auf die Entwicklung, Simulation und das Testen von Antriebssystemen spezialisiert hat, verkündet eine Kooperation mit dem deutschen Startup AVES Reality. In dieser Zusammenarbeit sehen die Unternehmen einen “Quantensprung in der Automobilindustrie”.

AVES Reality: schafft Simulationsumgebung für selbstfahrende Fahrzeuge

Durch Testfahrten werden automatisierte Fahrzeuge trainiert. Zugleich zeigen die Daten dieser Testfahrten den Entwickler:innen an, wie sich die Fahrzeuge verhalten. Diese in realen Umgebungen zu fahren oder besser gesagt: verfahren, bedeutet viele Kilometer um unterschiedlichste Testumgebungen kreieren zu können. Laut Aussendung stellen sich diese real gefahrenen Testfahrten jedoch als “massiver Aufwand, der mit physischen Tests und realen Prototypen nicht mehr effizient zu bewerkstelligen ist” dar.

Durch die Kooperation des Grazer Unternehmens AVL und des bayrischen Startups AVES Reality soll es nun möglich sein, “Milliarden an Testkilometern” nicht mehr zu verfahren, sondern zu generieren. Bereits jetzt setzt die Industrie simulierte Testfahrten in der Entwicklung ein. „Um automatisierte Fahrfunktionen zu validieren und zu überprüfen, sind digitale Testumgebungen unverzichtbar”, wird Max Nestoriuc, AVL-Experte für Funktionen in selbstfahrenden Fahrzeugen, in der Aussendung zitiert.

Neu ist, dass durch die Technologie des deutschen Startups AVES Reality fotorealistische, georeferenzierte 3D-Karten als Grundlage der Testfahrten genutzt werden können. Das bayrische Startup nutzt künstliche Intelligenz und Videospieltechnologie und erstellt damit 3-D-Inhalte in großem Maßstab. So werden hochkomplexe Verkehrszenarien und unterschiedlichen Umgebungen simuliert. „Dies reduziert nicht nur die Kosten, sondern auch den Aufwand, der normalerweise mit der Erstellung und Pflege dieser Karten verbunden ist”, lässt Nestoriuc wissen.

Die Datengrundlage für die simulierten Umgebungen bilden reale Geo-Daten. Satellitenbilder, die laut Aussendung auch “Gebäude, Straßen, Bäume, Straßenbegrenzungen und Markierungen” erfassen.

Startup-Programm als Eintrittstor in die Automobilbranche

Die Zusammenarbeit zwischen AVL und AVES Reality begann bereits im AVL-Startup Programm „AVL Creator’s Expedition“. Mit der Creators Expedition Initiative arbeitet AVL im Sinne der Co-Innovationen gemeinsam mit Startups an Projekten. Mit der Simulationslösung für Testfahrten wurden innerhalb des Startup-Programms bereits Machbarkeitsstudien abgeschlossen.

Dabei verkündete AVES Reality erst im April diesen Jahres eine erfolgreiche Pre-Seed Runde. In der Finanzierungsrunde befinden sich VCs wie FTTF, Bayern Kapital und die CADFEM International AG. Die Investments sollen dafür genutzt worden sein, die KI-gestützte Plattform weiter auszubauen.

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(c) Adobestock

Wie steht es um die Haltung und Aktivitäten rund um Nachhaltigkeit in der heimischen Wirtschaft? Ein umfassendes Bild liefert eine neue Befragung der Unternehmenberatung Deloitte, die gemeinsam mit Foresight im Herbst 2024 über 400 Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeiter:innen befragt hat.

Strategische Verankerung fehlt

Das Ergebnis: Unternehmen erkennen zunehmend die Relevanz von Nachhaltigkeit. So schätzen 86 Prozent der Befragten das Thema als entscheidend für ihren künftigen Geschäftserfolg ein. Zudem haben mehr als die Hälfte der Unternehmen Maßnahmen zur Dekarbonisierung eingeleitet, etwa durch Photovoltaikanlagen oder den Umstieg auf grünen Strom. Diese Maßnahmen bleiben laut Deloitte jedoch häufig oberflächlich. Die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit im Kerngeschäft – inklusive klarer Zielsetzungen – ist oft nicht ausreichend ausgeprägt.

“Zwar setzen viele Betriebe bereits Einzelmaßnahmen um, aber es fehlen die strategische Verankerung sowie klar definierte und laufend überprüfte Nachhaltigkeitsziele. Die nachhaltige Transformation kann allerdings nur mit einem klaren strategischen Fokus gelingen“, so Karin Mair, Managing Partnerin Risk Advisory & Financial Advisory bei Deloitte Österreich.

Geschäftskunden üben Druck aus

Besonders der Druck aus den nachgelagerten Wertschöpfungsstufen treibt Unternehmen an. 60 Prozent der Befragten berichten, dass ihre Geschäftskunden (30 Prozent) sowie öffentliche und private Kunden die Haupttreiber für Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind. Dieser Druck wird durch strikte Berichtspflichten und die zunehmende Nachfrage nach Transparenz verstärkt.

Im Fokus vieler Nachhaltigkeitsagenden steht vor allem die Reduktion der CO2-Emissionen. 61 Prozent der Befragten haben dazu zwar mit der Umsetzung konkreter Maßnahmen begonnen, hinsichtlich der erwartbaren Kosten für eine umfassende Dekarbonisierung herrscht aber große Unsicherheit. So kann oder will über ein Drittel (39 Prozent) derzeit keine Angaben über die diesbezügliche Kostenveranschlagung des Unternehmens machen.

Investitionsbereitschaft geht zurück

Gleichzeitig geht auch die Investitionsbereitschaft zurück: Der Anteil jener Betriebe, die von 500.000,- bis über fünf Millionen Euro pro Jahr für Maßnahmen zur Dekarbonisierung aufwenden wollen, ist von 26 Prozent im Vorjahr auf 17 Prozent gesunken.

Ein wesentlicher Stolperstein ist die fehlende Klarheit bei der Umsetzung europäischer Richtlinien in nationales Recht. Rund ein Viertel der Unternehmen in Österreich weiß noch nicht, ob sie von der neuen Berichtspflicht betroffen sind, was Unsicherheiten bei der Planung verstärkt. Gleichzeitig bleibt die Bürokratie für viele kleinere Unternehmen eine fast unüberwindbare Hürde.



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