Selbstfahrende Autos und ein öffentliches Transportsystem ohne menschliche Supervision? Klingt nach einer Utopie. Doch autonome Mobilität könnte strukturellen Problemen wie Arbeitskräftemangel entgegenwirken.
Selbstfahrende Autos und ein öffentliches Transportsystem ohne menschliche Supervision? Klingt nach einer Utopie. Doch autonome Mobilität könnte strukturellen Problemen wie Arbeitskräftemangel entgegenwirken.
“The time is now.” Mit diesen Worten hat Ricky Hudi, Chairman von The Autonomous, das gleichnamige Event am 27. September in der Wiener Hofburg eröffnet. Das Ziel der Veranstaltung: Eine sichere Zukunft autonomen Fahrens zu gestalten und konkrete Maßnahmen zu setzen, um eine Mobilitätsrevolution voranzutreiben. Denn die fahrerlose Fortbewegung von Fahrzeugen, mobilen Robotern und autonomen Transportsystemen könne Lösungsansätze gegen Arbeitskräftemangel und Unsicherheit in puncto Trust, Safety & Security bieten.
Schätzungen des Fraunhofer Instituts zufolge könnten bis 2060 alle Kraftfahrzeuge Deutschlands selbstständig unterwegs sein. Inwiefern diese Prognose tatsächlich Realität werden könnte, haben über 500 Teilnehmer:innen und Branchenexpert:innen im Zuge des The Autonomous Events diskutiert. Die hybride Veranstaltung gab Interessent:innen aus aller Welt die Möglichkeit, die themenbezogenen Talks und Panels in der Wiener Hofburg auch online mitzuverfolgen. Expert:innen und Executives der Branche boten Insights in Forschungs- und Entwicklungsfortschritte rund um die Themen autonome Mobilität und Robotik.
Andreas Urschitz, Chief Marketing Officer der Infineon Technologies AG, sieht branchenübergreifende Zusammenarbeit als unabdingbaren Key Factor für die Zukunft autonomer Mobilität. Konkurrenzkampf könne in einem derart komplexen Themenfeld keinen erfolgversprechenden Fortschritt garantieren. Inhouse Technology soll branchenweit geteilt werden, fachspezifisches Know How müsse als Open Source gehandhabt werden. Ein konsequenter Team Approach sei gefragt, so der CMO von Infineon.
Zur Integration autonomer Mobilität und selbstfahrender Transportsysteme sei jedoch nicht nur branchenübergreifende Kollaboration notwendig, sondern auch Aufklärungsarbeit von Seiten politischer Entscheidungsträger:innen. Was in weiten Teilen der europäischen Gesellschaft auf Unsicherheit stößt, ist unter Expert:innen schon lange eines: Sicher und zukunftsträchtig. Eigens auf autonome Mobilität ausgerichtete “Legal Frameworks” seien notwendig, um vor allem in puncto Datenschutz und -sicherheit das Verständnis in der Bevölkerung zu stärken.
Industrieübergreifende Zusammenarbeit, der sogenannte Collaboration Spirit, sei für eine erfolgsversprechende Zukunft autonomer Mobilität unabdingbar. Laut Georg Kopetz, CEO der TTTech Auto AG, hätten europäische Fachkräfte ausreichend Fachwissen in den Bereichen Safety & Security und Digital Technologies, um die Entwicklung autonomer Transportsysteme voranzutreiben. Allerdings könne lediglich strategische Ressourcenbündelung einen langfristigen Fortschritt sowie Verständnis in der Bevölkerung schaffen. Die sogenannte Cross Industry Fertilization sei das Erfolgsrezept, so der Branchenexperte.
Strukturelle Branchenveränderungen sowie die sukzessive Integration autonomer Transportsysteme in urbane und suburbane Regionen seien angesichts des branchenweiten Arbeitskräftemangels dringlich, so Markus Heyn, CEO der Robert Bosch GmbH. Über 100.000 Fahrer:innen würden dem Fern- und Nahverkehr aktuell fehlen. Autonome Mobilität und Robotik würde, dem Branchenexperten zufolge, neue Zukunftschancen im Transportsektors versprechen und dem branchenweiten Arbeitskräftemangel entgegenwirken. Fehlende Fahrer:innen des Nah- und Fernverkehrs müssten dank selbstfahrender Transportsysteme nicht mehr nachbesetzt werden, so Heyn.
Europa sei in puncto Information & Data Security bestens aufgestellt, so Wolfgang Ebner des Bundesministeriums für Finanzen. Ein weiterer Ausbau des landesweiten 5G-Netzes könnte diesbezüglich ein Meilenstein sein. Vor allem in Hinblick auf die Integration AI-basierter Softwaresysteme seien entsprechende Legal Frameworks notwendig, um auf Umrüstungen in der Mobilitätsszene vorbereitet zu sein. Dies liege, Ebner zufolge, in der Verantwortung politischer Entscheidungsträger:innen. Bisherige Projekte autonomer Transportsysteme haben es - zumindest in Wien - nicht über die Pilotphase geschafft: So wurden die autonomen E-Busse als Teil des öffentlichen Transportsystems in der Aspern-Seestadt Ende Juni 2021 wieder eingestellt.
Neben dem breiten Anwendungsfeld des Internet of Things und AI-basierter Software sei vor allem eines wichtig: Schnelles und effizientes Scheitern. Georg Kopetz der TTTech Auto AG verfolgt dabei die Devise: “Wir müssen schnell und effizient scheitern.” Forschungs- und Entwicklungsarbeit müsse schnell passieren, Synergien genutzt und Erkenntnisse branchenübergreifend geteilt werden. Kopetz betont die Bedeutung eines branchenweiten Team Approaches, um die Zukunft autonomer Mobilität europaweit zu stärken. Die Zukunft autonomer Mobilität und Robotik sei vielversprechend, allerdings nur unter zielführender Ressourcenbündelung und unternehmensübergreifender Zusammenarbeit.
Die The Autonomous Community strebt eine sichere Zukunft autonomen Fahrens an. Unter dem Motto “Act to Impact” diskutieren dieses Jahr mehr als 500 Teilnehmende, Branchenführende und Expert:innen in der Wiener Hofburg über aktuelle Sicherheitsherausforderungen der Automobilitätsszene. Thematisiert wurden nicht nur Sicherheitslücken von künstlicher Intelligenz, sondern auch Data-based Entwicklungen und Level-4-Systeme der Branche.