08.06.2020

AT Space: NÖ-Startup baut Satellitentechnologie für Apple und Facebook

Das 2018 gegründete niederösterreichische SpaceTech-Startup AT Space stellt unterschiedliche Satelliten-Komponenten her. Ein Bauteil wird in mehreren sogenannten "Mega Constellations" unterschiedlicher Tech-Riesen zum Einsatz kommen.
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AT Space: Die Gründer Erwin Neubauer und Michael Kitzmantel
(c) AT Space: Die Gründer Erwin Neubauer und Michael Kitzmantel

Auf den ersten Blick wirkt das “Flow Path Board” des Startups AT Space recht unspektakulär. Bei dem Gegenstand (siehe Bild unten) handelt es sich um einen Bauteil eines Druckreguliersystems, das in der Treibstoffzufuhr von Satelliten eingesetzt wird. Und wie so oft in der Satelliten-Technologie täuscht auch hier der erste Blick.

+++ Enpulsion: Startup eröffnet Satellitenantriebsfabrik in Wr. Neustadt +++

“Flow Path Board”: unscheinbar, aber hoch komplex

Die Fertigung des unscheinbaren, nicht ganz Hand-großen Metallgegenstands dauert etwa einen Monat, erklärt AT Space-Co-Founder Michael Kitzmantel bei einer “virtuellen Betriebsbesichtigung” mit dem niederösterreichischen Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger. Der Bauteil besteht aus mehreren hochkomplexen Schichten – nicht alle Arbeitsschritte werden im Werk des Startups in Hof am Leithagebirge durchgeführt. Allerdings könne man freilich mehrere “Flow Path Boards” parallel herstellen, sagt der Gründer. Das ist auch notwendig, ist der Bauteil doch derzeit das “Zugpferd” des 2018 gegründeten Unternehmens, wie Kitzmantel es nennt. Erst im Herbst vergangenen Jahres in die Produktion gestartet, hat das Startup mit Sitz im Forschungszentrum Seibersdorf bereits 74 Satelliten, die nun im Erdorbit sind, mit der Komponente ausgestattet. Und es stehen Großaufträge an.

AT Space-Bauteil kommt bei “Mega Constellations” zum Einsatz

Das neuartige Druckreguliersystem, dessen Teil das “Flow Path Board” ist, hat nämlich mehrere Vorteile zu den bislang genutzten, die komplexe Rohrsysteme mit zahlreichen Schweißnähten enthalten. Abgesehen davon, dass es erheblich kleiner und leichter ist, punktet es vor allem durch seinen kompakten Aufbau, durch den es deutlich weniger fehleranfällig ist. Es soll daher bei mehreren für die kommenden Jahre geplanten Weltraum-Großprojekten mit jeweils Hunderten Kleinsatelliten (je ca. ein mal ein Meter) zum Einsatz kommen. Etwa zehn dieser sogenannten “Mega Constellations” sollen in den nächsten Jahren ins All geschickt werden, erzählt Kitzmantel.

Neue- Satelliten-Kommunikationsnetze von Airbus, Apple, Facebook und Co.

“Die ‘Mega Constellations’ sollen ein neues Kommunikationsnetz schaffen und auch an entlegensten Orten Internet-Zugang ermöglichen. Für das Projekt Airbus OneWeb Satellites und bei einem weiteren sind wir bereits für mehrere hundert Satelliten fix beauftragt. Es planen etwa auch Apple, Samsung und Facebook ‘Mega Constellations’. Wir hoffen, in den ersten Projekten so überzeugen zu können, dass unser Bauteil auch bei den weiteren zum Einsatz kommt”, sagt der AT Space-Gründer. Wo man ziemlich sicher nicht zum Zug kommen werde, sei das entsprechende Projekt von SpaceX. Dort gehe man generell einem anderen technologischen Zugang nach.

AT Space und Enpulsion: Startup beliefert Startup

Neben dem “Flow Path Board” produziert AT Space noch weitere Komponenten. So versorgt man etwa das Wiener Neustädter SpaceTech-Startup Enpulsion mit einem Bauteil für seine Mini-Satelliten-Antriebe. Für die europäische Weltraumbehörde ESA stellt das Unternehmen im Rahmen einer Kooperation im 3D-Druck-Verfahren einzelne Bauteile her. Derzeit arbeite man auch an weiteren Einsatzmöglichkeiten der bereits entwickelten Technologie im terrestrischen Bereich, erzählt Co-Founder Erich Neubauer, der gemeinsam mit Mitgründer Kitzmantel auch das Unternehmen RHP Technology gegründet hat.

Accent bringt Vernetzung

Bis vor kurzem war AT Space im Accent Tough Tech Incubator. “Wir waren sehr zufrieden mit der Betreuung und dem Netzwerk. Wir wurden mit verschiedensten Unternehmen verbunden, die in Österreich raumfahrtrelevante Themen bearbeiten. Wir wollen auf Dauer ein breiteres Produktportfolio aufbauen und das Netzwerk hilft”, erzählt Neubauer. Und Accent Geschäftsführer Michael Moll ergänzt: “Die Raumfahrt als Zukunftsmarkt ist wichtig für Accent. Wir sind gut vernetzt, etwa auch im Bereich Materialforschung, sind lokaler Partner der ESA in Österreich, und auch von weiteren ESA-Partnern, mit denen wir unsere Startups verbinden können”.

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Lympik
Teamfoto: Links: Tom Schwartz, rechts Thomas Peroutka | (c) Lympik

Bereits im Oktober 2022 hat die ESA in Hinblick auf die olympischen Spiele 2024 in Paris und 2026 in Milano-Cortina Förderungen unter dem Motto “Space for Olympic Games” ausgeschrieben. Europäische Startups und KMUs sollten und sollen weiterhin dabei unterstützt werden, erfolgreiche Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Weltraumtechnologie nutzen und den olympischen Spielen damit Nutzen bringen.

Das niederösterreichische Startup Lympik hat aus dem Topf eine Förderung im unteren sechsstelligen-Bereich erhalten. Damit möchte man seine Produkte weiterentwickeln und Geschäftsfelder ausweiten. Auch eine Folgeförderung stehe im Raum.

Lympik: Angebot ausbauen

“Meine Idee war von Beginn an, Weltraumtechnologie wie Satellitennavigation und -kommunikation, für den Sport zu nutzen”, erklärt der Gründer von Lympik, Thomas Peroutka, der selbst viele Jahre als Leistungssportler aktiv war. “Begonnen haben wir mit einer neuen Art der digitalen Zeitmessung, dann kamen GPS-Tracking und Videoanalyse dazu. Diese Kombination können wir nun dank der ESA-Förderung schneller und umfangreicher ausbauen.” Aktuell ist das ÖSV-Biathlon-Team der erste Testanwender der neuen Lösung.

“In sechs bis neun Monaten wollen wir so weit sein, dass unsere Lösung für digitale Zeitmessung, GPS-Tracking und Videoanalyse für unterschiedliche Sportarten einsatzbereit ist”, so Peroutka weiter.

Bisher konnten in Sportarten wie Ski Alpin oder Langlauf im Training lediglich die Endzeiten sowie drei bis vier Zwischenzeiten verglichen werden. Mit der Technik von Lympik – brutkasten berichtete – sei eine minutiöse Detailanalyse möglich: Etwa, wer an welcher Stelle auf welcher Linie wie viele Millisekunden gewonnen oder verloren hat oder welche Ausrüstung zum Einsatz kam.

Sensoren

“Durch unsere Lösung stehen nicht nur viel mehr Informationen zur Verfügung, die Teams ersparen sich auch viel Zeit- und Personalaufwand bei der Analyse und noch mehr bei der Auswertung. Während bisher immer eine Person während des Trainings alle Eckpunkte manuell in ein Tablet eingeben musste, geht jetzt alles automatisch”, erklärt Peroutka.

Die Athletinnen und Athleten werden vom Startup dazu mit Sensoren ausgestattet und das Training wird gefilmt. Nach dem Training werden die Videos in eine App geladen und automatisch mit den Daten aus der Zeitmessung und dem GPS-Tracking synchronisiert. Nach wenigen Sekunden stehen die Daten aufgegliedert bereit.

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AT Space: NÖ-Startup baut Satellitentechnologie für Apple und Facebook

  • Auf den ersten Blick wirkt das “Flow Path Board” des Startups AT Space recht unspektakulär.
  • Bei dem Gegenstand handelt es sich um einen Bauteil eines Druckreguliersystems, das in der Treibstoffzufuhr von Satelliten eingesetzt wird.
  • 74 davon sind bereits im All – mehrere Hundert werden in Großprojekten mit je Hunderten Kleinsatelliten zum Einsatz kommen.
  • Etwa zehn dieser sogenannten “Mega Constellations” sollen in den nächsten Jahren ins All geschickt werden, erzählt Gründer Kitzmantel.
  • Es planen etwa auch Apple, Samsung und Facebook ‘Mega Constellations’.
  • Für die europäische Weltraumbehörde ESA stellt das Unternehmen im Rahmen einer Kooperation im 3D-Druck-Verfahren einzelne Bauteile her.

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