22.01.2025
ERÖFFNUNG

AT-C³: Neues Grazer “Chips Competence Center” mit Angebot für Startups

Das AT-C³ ist eines der ersten im Rahmen des "European Chips Act" geförderten Chips-Kompetenzzentren in Europa.
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Computer-Chip, Halbleiter, AT-C³
(c) Brian Kostiuk via Unsplash

Auch wenn er in der Vielzahl aktueller internationaler Themen vielleicht ein wenig untergeht: Der Chip-Mangel bleibt ein Problem für die globale und heimische Wirtschaft. Die EU reagierte darauf bereits vor einiger Zeit mit dem “European Chips Act”, mit dem auch direkte Maßnahmen zur Förderung der Technologie in Europa gesetzt werden. Graz zählt nun zu den ersten von insgesamt 29 Standorten in der Europäischen Union, an denen ein gefördertes “Chips Competence Center” umgesetzt wurde. Das AT-C³ startet heute in den operativen Betrieb.

Acht Millionen Euro investiert – je zur Hälfte von EU-Kommission und FFG

“Die internationale Branchen-Dynamik erfordert es, dass wir keine Zeit verlieren. Deshalb zählen wir mit den Niederländern und Dänen zu den allerersten, die nach der Zuschlagerteilung durch die EU im November des Vorjahres mit dem operativen Betrieb starten”, sagt dazu Robert Gfrerer – als Geschäftsführer des federführenden Silicon-Alps-Clusters Initiator von AT-C³. Acht Millionen Euro werden am Standort für die Industrie der “Electronic & Software Based Systems” (ESBS) investiert. Die Hälfte der Fördersumme kommt von der Kommission der Europäischen Union, die anderen vier Millionen Euro werden über die FFG vom Staat Österreich finanziert.

AT-C³-Team-Postitionen aktuell noch ausgeschrieben

Man wolle die Struktur des Centers schlank halten, betont man bei Silicon Alps, das AT-C³ als eine Geschäftsstelle führt und momentan die operativen Agenden intern abdeckt. Ein aktuelle ausgeschriebenes Team aus Leiter:in und drei Mitarbeiter:innen soll dann im April übernehmen. Ab dem zweiten Quartal soll dann auch die Einreichung von Projektvorschlägen für Unternehmen möglich sein.

Mehrere Partner und drei inhaltliche Schwerpunkte

Hierbei richtet sich AT-C³ neben Leitbetrieben und KMU auch explizit an Startups. Insgesamt sollen 55 Prozent der Fördermittel direkt Unternehmen zugutekommen. Dabei gibt es drei inhaltliche Schwerpunkte, die gemeinsam mit Partnern umgesetzt werden: Chip-Design und System-Integration, Testing, Prototyping & Manufacturing sowie Finanzierung. Dem Konsortiums des AT-C³ gehören neben dem Silicon Alps Cluster (SAC) das Austrian Institute Of Technology (AIT), das Materials Center Leoben (MCL), das Polymer Competence Center Leoben (PCCL), Silicon Austria Labs (SAL), die Technische Universität Graz (TUG) sowie ESBS-Austria als Associated Partner an.

AT-C³ soll “One-Stop-Store” für Industrie und Forschung werden

“Wir wollen zum ‘One-Stop-Store’ für Industrie und Forschung in Österreich entlang der ESBS-Wertschöpfungskette werden. Damit eröffnen wir auch neue Chancen für die österreichische ESBS-Branche in Europa. Und wir leisten einen wesentlichen Beitrag zum europäischen Ziel, bis 2030 durch die Etablierung eines hochmodernen Chip-Ökosystems die Produktionskapazität auf 20 Prozent des Weltmarkts zu erhöhen”, kommentiert Robert Gfrerer.

Design: Möglichkeiten für Startups in Zusammenarbeit mit Silicon Austria Labs

Im Bereich Design-Entwicklung könnten sich Startups und KMU beispielsweise an Partner Silicon Austria Labs (SAL) wenden, heißt es in einer Aussendung. SAL-Geschäftsführerin Christina Hirschl will “High-Risk-/High-Gain-Projekte” vorantreiben, “die auf disruptive Technologieänderungen, innovative Materialanpassungen oder eine massive Weiterentwicklung bestehender Technologien abzielen.” Das erfordere langfristige Planung und erhebliche Investitionen. Das Netzwerk im AT-C³ biete dabei ideale Voraussetzungen. “Für den genannten Use-Case könnte ein High-Risk-/High-Gain-Projekt die Entwicklung eines neuen Chips für die Leistungselektronik bedeuten – inklusive der Anpassung der Kommunikationseinheiten”, konkretisiert Hirschl.

Testing, Prototyping & Manufacturing: Materials Center Leoben als Partner

Im Feld Testing, Prototyping & Manufacturing soll es um Product-Redesign, Produkt-Iteration und um das Ausprobieren und Testen neuer Produktionsvarianten gehen. Hier steht etwa das Materials Center Leoben (MCL) als Partner bereit. “Quick-Wins können für das Upscaling und die nachhaltige Entwicklung von Startups und KMU ganz essenziell sein. Diese können helfen, das Tal des Todes, das zwischen einer guten Idee bzw. einem ersten Prototypen und einem breiten und nachhaltigen Erfolg liegt, zu überwinden”, kommentiert MCL-General Manager Werner Ecker und führt Erfahrungen mit schnellen Produkt-Tests ins Treffen.

Finanzierung: AT-C³ will Startups und andere Unternehmen aktiv unterstützen

Für den Bereich Finanzierung legt Silicon-Alps-Geschäftsführer Gfrerer dar, wie das AT-C³ interessierte Unternehmen dabei unterstützen soll, Expertise für ein Finanzierungskonzept zu erlangen, Kontakte zu Expert:innen herzustellen und Geld aufzutreiben: “Wir können zum Beispiel eine Company-Valuation für ein Chips/Elektronik-Startup organisieren, die üblicherweise sehr teuer, für die Verhandlung mit einem Investor aber unerlässlich ist. Das kann dann eine solide Basis für die Erarbeitung einer Runway-Finanzierung in Kombination von privatem Investment mit einem Co-Investment aus dem Europäischen Chips Fonds sein.”

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“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.

Kollaborativ, transparent, frei zugänglich und nicht profit-orientiert – mit Open-Source-Software wird eine Reihe von Eigenschaften assoziiert. Und oftmals stehen bei der Nutzung ethische Überlegungen im Zentrum. Dabei gibt es auch ganz praktische Gründe, die für eine Verwendung durch Unternehmen sprechen – auch bei der Implementierung von KI-Anwendungen, ist Stephan Kraft, Community Advocate & Business Development OpenShift & Application Services bei Red Hat, überzeugt. In Folge fünf der Serie “No Hype KI” diskutierte er dieses und weitere Themen mit Florian Böttcher, Solution Architect bei CANCOM Austria, Natalie Ségur-Cabanac, Policy Lead bei Women in AI und Patrick Ratheiser, Gründer & CEO von Leftshift.One.

“Thema ein Stück weit aus dieser emotionalen, moralisierenden Ecke herausholen”

“Ich will das Thema ein Stück weit aus dieser emotionalen, moralisierenden Ecke herausholen”, sagt Stephan Kraft. Für Red Hat als weltweit führenden Anbieter für Open-Source-Lösungen für Unternehmen gehen die Argumente für eine Nutzung nämlich weit darüber hinaus. “Es geht nicht darum, Open Source als Selbstzweck zu sehen, um zu den Guten zu gehören”, so der Experte. Tatsächlich sei die Verwendung von Open Source gerade bei der Etablierung von KI im Unternehmen für Startups und KMU eine wichtige Weichenstellung.

Offenheit, um Diskriminierung entgegenzuwirken

Auch Natalie Ségur-Cabanac sieht Open Source als “Key Technology” im KI-Bereich. Für “Women in AI” spiele die Offenheit eine zentrale Rolle: “Diese Offenheit braucht es, um Diskriminierung entgegenzuwirken.” Open Source verbessere den Zugang für Frauen zur Technologie, die Abbildung von Frauen in den Daten und es vergrößere die Möglichkeiten in der Forschung. Man müsse aber auch aufpassen, ob Software wirklich so offen sei, wie behauptet, sagt sie bezogen auf die aktuellen Diskussionen rund um OpenAI, das sich – ursprünglich als offenes Projekt gestartet – zum profitorientierten Unternehmen entwickelte. Es brauche auch eine klare Definition, was “open” sei.

Masse an Möglichkeiten

Leftshift.One-Gründer Patrick Ratheiser betont auch die schiere Masse an Möglichkeiten, die Open Source bietet. “2021 hatten wir weltweit Zugriff auf circa 5.000 Open-Source-Modelle. Jetzt sind es bereits mehr als eine Million.” Die Nutzbarkeit sei also klar gegeben, zudem biete die Technologie eine gewisse Unabhängigkeit und werde über ihre Vielfalt zum Innovationstreiber.

Ist Open Source immer die beste Lösung?

Doch bedeutet das, dass Open Source immer die optimale Lösung ist? Ratheiser sieht das differenziert: “Es ist ganz wichtig zu erkennen, was der Kunde braucht und was in dem Fall gerade notwendig ist. Egal, ob es nun On-Premise, in der Cloud, Open Source oder Closed Source ist.” Florian Böttcher von CANCOM Austria pflichtet hier bei: “Wir setzen genau so auf hybrid.”

Datenstruktur im Hintergrund ist entscheidend

Ein Thema, bei dem bei Open Source Vorsicht geboten ist, spricht Natalie Ségur-Cabanac an. Besonders wichtig sei es bei KI-Anwendungen, eine gute Datenstruktur im Hintergrund zu haben. “Die Verantwortung, dass ein Modell mit sauberen Daten trainiert worden ist, liegt bei den Anbietern. Bei Open Source verschwimmt das ein bisschen. Wer ist wofür zuständig? Das ist eine Herausforderung für die Compliance zu schauen, wo man selbst verantwortlich ist und wo man sich auf einen Anbieter verlassen kann.”

Compliance: Großes Thema – mehr Sichereheit mit professioneller Unterstützung

Stephan Kraft hakt hier ein. Genau aus solchen Gründen gebe es Unternehmen wie Red Hat, die mit ihrem Enterprise-Support für Open-Source-Lösungen die Qualitätssicherung auch im rechtlichen Bereich übernehmen. “Das ist ein ganz wichtiger Teil unseres Versprechens gegenüber Kunden”, so Kraft. Unbedacht im Unternehmen mit Open Source zu arbeiten, könne dagegen in “Compliance-Fallen” führen, pflichtet er Ségur-Cabanac bei.

Das sieht auch Patrick Ratheiser als Thema bei Leftshift.One: “Unsere Lösung ist Closed Source, wir setzen aber im Hintergrund Open Source ein. Wichtig ist, dass wir dem Kunden Compliance garantieren können.” Stephan Kraft empfiehlt Unternehmen bei der Open-Source-Nutzung: “Man kann nicht immer gleich die neueste ‘bleeding edge’-Lösung nehmen sondern sollte etwas konservativer herangehen.”

Infrastruktur: Gut planen, was man wirklich braucht

Unabhängig davon, ob man nun Open Source oder Closed Source nutzt, braucht es für die Nutzung von KI die richtige Infrastruktur. “Es kommt natürlich auf den Use Case an, den ein Unternehmen umsetzen will. Da sind die Anforderungen an die Infrastruktur sehr unterschiedlich”, grenzt Florian Böttcher ein. CANCOM Austria unterstützt seine Kunden in genau der Frage. Anwendungen wie das Training von KI-Modellen würde aus gutem Grund kaum in Österreich umgesetzt. “KI ist sehr stromhungrig und entwickelt viel Hitze. Das ist schwierig für ein eigenes Data-Center im Unternehmen, gerade wenn man die Strompreise in Österreich ansieht”, so Böttcher.

“Rechenleistungs-Hunger” von KI könnte sich in Zukunft verringern

Wichtig sei es letztlich, sich als Unternehmen sehr klar darüber zu sein, was man umsetzen wolle. “Danach, welche Software-Lösung man für seinen Use Case einsetzen muss, richtet sich auch die Infrastruktur”, so Böttcher. Er erwarte aber auch, dass die KI-Modelle im nächsten Entwicklungsschritt effizienter werden und der “Rechenleistungs-Hunger” sich verringere.

Patrick Ratheiser ergänzt: “Es ist grundsätzlich eine Kostenfrage.” Unternehmen müssten sich sehr gut überlegen, ob sie ein eigenes LLM (Large Language Model) betreiben und dieses sogar selbst trainieren wollen, oder lieber doch eine Usage-basierte Lösung wählen. Er sehe bei österreichischen Unternehmen – auch bei größeren – eine klare Tendenz zur zweiten Variante. “Es lässt sich deutlich schneller einrichten, ist kalkulierbarer und auch viel schneller skalierbar”, erklärt Ratheiser.

Etwa im Forschungsbereich sei es jedoch wichtig und notwendig, auch eigene LLMs und die damit verbundene Infrastruktur zu betreiben. Doch auch die Möglichkeit von hybriden Lösungen biete sich an. “Man kann mittlerweile auch Teile in der Cloud lassen und Teile On-Premise. Man kann etwa nur ein datenschutzsicheres LLM selbst betreiben”, erklärt der Experte, der auch bei der Wahl der genutzten Modelle einen hybriden Ansatz empfiehlt: “Man braucht nicht für alle Use Cases das neueste Modell. Manchmal braucht man überhaupt kein LLM.”

Datenschutz: Einige Herausforderungen bei LLMs

Stichwort: Datenschutz. Hier schafft die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im KI-Bereich besondere Herausforderungen, weiß Natalie Ségur-Cabanac, die vorab betont: “Ich persönlich halte die DSGVO für ein gutes Regulierungswerk, weil sie sehr viel Spielraum gibt. Ich sage immer: Datenschutz ist sehr komplex, aber nicht kompliziert.” Konkret seien etwa der Grundsatz der Zweckbezogenheit, also dass man Daten nur für konkrete Zwecke einsetzen darf, und dass man sie minimierend einsetzen muss, relevant für den KI-Bereich. “Da haben wir schon einen Konflikt, weil man ja [bei LLMs] erst einmal schaut, was man aus möglichst vielen Daten machen kann”, so die Expertin.

Ist KI rechtlich innerhalb der EU sogar per se in einem Graubereich?

Auch Transparenzbestimmungen – sowohl in der DSGVO als auch im AI-Act der EU – seien zu beachten. “Wenn ich KI verwende, muss ich auch wissen, was drinnen ist”, fasst Ségur-Cabanac zusammen. Ist KI also rechtlich innerhalb der EU sogar per se in einem Graubereich? “Nein, das glaube ich nicht. Aber man muss seine Hausaufgaben schon gut machen”, sagt die Expertin. Wichtig sei daher auch die im Rahmen des EU-AI-Acts eingeforderte KI-Kompetenz in Unternehmen – im technischen und rechtlichen Bereich.

KI-Kompetenz als zentrales Thema

Patrick Ratheiser stimmt zu: “Neben der Technologie selber sind bei unseren Kunden die Mitarbeiter ein Riesen-Thema. Man muss sie nicht nur wegen dem AI-Act fit bekommen, sondern es geht darum, sie wirklich auf die Anwendungen einzuschulen.” Wichtig seien dabei auch die Kolleg:innen, die sich bereits mit dem Thema auskennen – die “Pioniere” im Unternehmen. “AI Literacy ist sicherlich das Thema 2025 und in nächster Zeit. So, wie wir gelernt haben, mit dem Smartphone umzugehen, werden wir es auch mit generativer KI lernen”, so Ratheiser.

“Einfach einmal ausprobieren”

Stephan Kraft ergänzt: Neben einer soliden Datenbasis und der notwendigen Kompetenz brauche es bei KI – gerade auch im Bereich Open Source – noch etwas: “Einfach einmal ausprobieren. Es braucht auch Trial and Error. Das ist vielleicht oft das Schwierigste für CFOs und Geschäftsführer.” Dieses Ausprobieren sollte aber innerhalb eines festgelegten Rahmens passieren, damit die KI-Implementierung gelingt, meint Natalie Ségur-Cabanac: “Unternehmen brauchen eine KI-Strategie und müssen wissen, was sie mit der Technologie erreichen wollen.” Auch sich mit den zuvor angesprochenen rechtlichen Anforderungen – Stichwort Compliance – zu beschäftigen, komme zeitlich erst nach der Festlegung der Strategie.


Die gesamte Folge ansehen:

Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?

Folge 3: “Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der KI-Praxis”

Folge 4: KI-Geschäftsmodelle: “Wir nutzen nur einen Bruchteil dessen, was möglich ist”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

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