12.01.2022

ARTI: Wie ein steirisches Startup Weltraumdaten für seine autonomen Outdoor-Roboter nutzt

ARTI - Autonomous Robot Technology GmbH - ist ein Startup mit Sitz in Gössendorf bei Graz und entwickelt Steuerungssoftware für mobile autonome Roboter. Das Besondere: Der Fokus liegt auf untstrukturiertem Outdoor-Gelände.
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Ganz getreu dem Motto „Make Things Move!“ entwickelte das Startup aus Graz zunächst AI-Kits für die Steuerung und Navigation von bodengebundenen Fahrzeugen im Indoorbereich, vor allem für Logistik und Intralogistik. Das Besondere an den AI Kits ist der modulare Aufbau. Jedes der AI Kits löst für sich genommen ein Teilproblem der Robotik-Navigation, zusammengefasst ergeben sie ein komplettes Steuerungssystem für mobile autonome Roboter. Die Flexibilität der Software der AI Kits ist ein zusätzlicher Bonus: Sie ist ohne lange Adaptierungs- und Implementierungsprozesse für eine Vielzahl von Fahrzeugen und Einsatzbereichen verwendbar.

Unstrukturierter Raum als technische Herausforderung

Autonomes Fahren und Automatisierung/Autonomisierung auch abseits der Straße beziehungsweise in Produktions- und Logistikprozessen sind klare Zukunftsthemen. Da ist es nicht verwunderlich, dass es bereits einige Anbieter – neben einigen großen Playern auch vor allem KMU und eine Vielzahl von Startups – am Markt gibt, die das Potenzial autonomer Lösungen sehen und auch am Markt tätig sind. Doch der Bereich der Autonomisierung ist sehr komplex und bietet noch sehr viele Möglichkeiten, die Grenzen des Machbaren zu überschreiten. Forschung und Entwicklung stehen oftmals erst am Anfang und es bestehen sehr viele Nischenbereiche.

Ein Bereich, der in der Robotik-Navigation jedoch noch eine sehr große Herausforderung darstellt, ist der Outdoor-Bereich. Vor allem Umgebungen, die nicht so „strukturiert“ sind wie der urbane Raum (also z.B. Wälder) sind oftmals ein Problem. Genau dieser Herausforderung stellt sich ARTI nun – mit Unterstützung des ESA BIC Incubation Centre Austria.

Robotische Outdoor-Navigation dank Satellitendaten

Gerade weil es technisch sehr herausfordernd ist, hat sich das Startup aus Graz dieser Problematik angenommen. Dabei nutzen sie Satelliten- und Erdbeobachtungsdaten als Basis für die robotische Navigation in der freien Natur. ARTI hat sich das Ziel gesetzt, bodengebundene Fahrzeuge aller Art mit autonomen Fähigkeiten und „Intelligenz“ auszustatten und fangen dort an, wo die übrigen Anbieter von Robotik-Steuerungssoftware aufhören.

Zu ARTIs Kunden zählen Anbieter von Robotik-Leistungen in den verschiedensten Bereichen, hauptsächlich in der Logistik und Intralogistik, aber auch teilweise im Consumer-Robotik Bereich oder Spezialfahrzeughersteller.

Wachstum durch Teamwork und Forschung

Gegründet wurde die ARTI-Autonomous Robot Technology GmbH nach einer Inkubationsphase im Science Park Graz, dem bekanntesten High-Tech Incubator in der Steiermark, als klassisches Bootstrapping-Unternehmen. Um ihre Technologie vorantreiben zu können und über den technologischen state-of-the art hinauszuwachsen, führt das Startup auch zahlreiche Forschungsprojekte mit Universitäten und Forschungseinrichtungen durch.

Die 9 „ARTIsten“ also die ARTI-Teammitglieder sind hochqualifizierte und spezialisierte Software-Entwickler mit universitären Hintergründen in den Bereichen Telematik, Informatik und Mechatronik. Zusätzlich gibt es noch eine Mitarbeiterin für die Bereiche Projektmanagement, Legal, Backoffice und Marketing.

ARTI hat sich das Ziel gesetzt, bodengebundene Fahrzeuge aller Art mit autonomen Fähigkeiten und „Intelligenz“ auszustatten und fängt dort an, wo die übrigen Anbieter von Robotik-Steuerungssoftware aufhören.

Dabei sind die Grazer sowohl ein Dienstleistungs- als auch ein Softwareunternehmen. Einerseits werden Kundenprojekte im Bereich von Spezialfahrzeugherstellern durchgeführt, andererseits verkaufen sie die bereits entwickelten AI-Kits auf Lizenzbasis.

Unklare Regulationen und Fachkräftemangel als Herausforderung

Der starke Wettbewerb in der Branche ist natürlich eine Herausforderung für das Team aus Graz, aber bei weitem nicht die Einzige. Als Startup, das aus Überzeugung seine Software ausschließlich In-House entwickelt, ist es oft schwer, genügend qualifizierte Mitarbeiter:innen im Nischenbereich der Robotik-Software Entwicklung zu finden. Die Möglichkeit des Outsourcings oder Nearshorings zieht die GmbH nicht in Betracht. Auch die teilweise schwierigen oder sogar noch unklaren regulatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen im Bereich Robotik und Autonomisierung erschweren die Arbeit. Das hindert das Team jedoch nicht daran, ARTI weiter wachsen zu lassen. 

Aktuell sucht das Team Kunden und Kooperationspartner, um den Bereich der Outdoor-Robotik voranzutreiben. Außerdem planen die ARTIsten in naher Zukunft, mit der von ihnen entwickelten Robotik-Plattform „CHASI“ in eine Kleinserienproduktion zu gehen; ein großer Schritt für ein Startup. Mit ihrem Projekt des Zustellroboters „TRAI“ wollen die Grazer demnächst einen Testdurchlauf unter realen Bedingungen im semi-öffentlichen Raum starten. Auch hierfür werden noch geeignete Kooperationspartner gesucht.


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Grafiken zur Startup Entwicklung Österreich
Eigene Grafiken, Karte Rechts (c) ASM
mit Visuals

Dieser Artikel erschien zuerst in der Jubiläumsausgabe unseres Printmagazins. Ein Link zum Download findet sich am Ende des Artikels.

Es ist das Jahr 2014, brutkasten wurde soeben gegründet. Im September launcht Bitpanda, damals noch unter dem Namen Coinimal, Runtastic bringt ein Fitnessarmband auf den Markt und Shpock steht kurz vor der Übernahme durch den norwegischen Medienkonzern Schibsted. Die Startup-Szene boomt.

Das alles ist heute zehn Jahre her. Eine lange Zeit, in der in der österreichischen Startup-Szene einiges passiert ist – Erfolgsstorys von großen Exits werden geschrieben, Investor:innen stecken Millionenbeträge in junge Unternehmen, staatliche Gesellschaften wie die FFG vergeben jährlich 100 Millionen Euro für Projekte von Startups. Aber auch Krisen wie die Covid-19-Pandemie erschütterten die Wirtschaft – immer wieder werden Startups insolvent.

All diese Veränderungen versucht der Austrian Startup Monitor (ASM) festzuhalten, hinter dem das Austrian Institute of Technology (AIT) steht. Durch jährliche Umfragen erhebt die Forschungseinrichtung wichtige Daten, die einen Überblick über die Welt der Startups liefern. Diese Daten wurden brutkasten exklusiv zur Verfügung gestellt. Wir haben uns an – gesehen, was sich in den letzten zehn Jahren in der österreichischen Startup-Szene verändert hat.

Gründungsland Österreich

Beginnen wir mit den Neugründungen. Insgesamt 277 Startups wurden 2014 – im Entstehungsjahr von brutkasten gegründet. Anschließend stieg die Anzahl der Gründungen jährlich, bis der Wert 2017 mit 379 Startups seinen bisherigen Höhepunkt erreichte.

Was die Daten des ASM ebenfalls zeigen, ist ein kleiner Rückgang im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie. Doch die Startup-Szene erholt sich schnell, bereits 2021 befinden sich die Neugründungen wieder auf Vorkrisenniveau. Aufgrund der vom AIT ausgewählten Suchstrategien, scheinen neu gegründete Startups erst mit einer zeitlichen Verzögerung bis zu zwei Jahren in den Daten auf. Doch für 2022 bis heute wird, ähnlich der Werte aus Deutschland, eine stabile Anzahl an Neugründungen erwartet  – wenn auch mit einem leichten Rückgang.

Investments: Mehr Deals, Gesamtsumme aber zuletzt rückläufig

Dass Startups über die Jahre vor allem wirtschaftlich immer relevanter werden, zeigen auch die Daten des jährlich erscheinenden EY Start-up-Barometer. Die Studie verrät, dass die Anzahl der Investments für österreichische Startups im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreicht hat. Noch nie zuvor wurden so viele Deals abgeschlossen.

Hier lohnt sich jedoch der Blick auf die Gesamtsumme der Investments. Denn 2023 waren die Investmentbeträge zum zweiten Mal rückläufig. Wie die Daten von EY zeigen, wurden 2023 zwar weit mehr Investments abgeschlossen als jemals zuvor, allerdings gab es keinen einzigen Großdeal im Umfang über 100 Millionen Euro.

2021 war die Anzahl an Investments zwar noch um einiges niedriger als 2023, allerdings katapultierte die Anzahl an Großdeals - wie etwa jene von Bitpanda oder GoStudent - die Summe in eine noch nie da gewesene Höhe. Über 1,2 Milliarden Euro wurde damals in Startups investiert  – mehr als die Hälfte davon alleine durch Großdeals.

Startups werden immer höher bewertet

Neben der Anzahl an Investments steigt auch die Bewertungen der Startups kontinuierlich. Aus den Daten des ASM geht hervor, dass die Investor:innen 2019 noch den Großteil der Startups mit weniger als 2,5 Millionen Euro bewertet haben. Doch bereits im Jahr darauf hat sich alles geändert: Mehr als die Hälfte der Startups erhielt eine Bewertung über dem Schwellwert. 

Seitdem sind die Bewertungen jährlich gestiegen. Im vergangenen Jahr kamen 44 Prozent der heimischen Startups auf eine Bewertung von mehr als fünf Millionen Euro  –  so hoch war der Wert noch nie. Einige Startups haben Bewertungen von über 100 Millionen Euro erreicht.

Startup-Gründung: eine Frage des Geldes

Insgesamt steigt zwar die Anzahl der Investments und auch die Bewertungen. Doch auf welche Finanzierungsformen setzen österreichische Startups überhaupt in welchem Ausmaß?

Die Daten zeigen: Bootstrapping bleibt nach wie vor häufigste Finanzierungsform. Zwei von drei Founder:innen finanzieren ihr Startup aus eigenen Mitteln. Allerdings ist der prozentuale Anteil an eigenfinanzierten Startups seit 2018 stark zurückgegangen. Vor sechs Jahren wurden noch 81 Prozent der Startups gebootstrappt - letztes Jahr waren es nur noch 66 Prozent.

Auch hier zeigt sich, dass öffentliche Förderungen aktuell wieder häufiger werden. Rund die Hälfte der Startups erhielt nationale Unterstützungen. Auch gaben mehr als ein Viertel der Startups an, sich aus dem Cashflow zu finanzieren. Daneben hat gut jedes vierte Startup einen Business Angel hinter sich. Hingegen spielen Finanzierungsmethoden wie Crowdfunding nur mehr eine sehr geringe eine Rolle.

Beliebte Branchen

Vor zehn Jahren war Künstliche Intelligenz noch weitaus weniger verbreitet als heute. Doch die Grundsteine waren bereits gelegt. Aus den Fortschritten im maschinellen Lernen gingen die ersten Pioniere hervor: 2014 übernahm Google das Startup DeepMind und bald danach wurde auch OpenAI gegründet - das Unternehmen hinter der beliebtesten KI ChatGPT. Es sollte aber noch einige Jahre dauern, bis KI auch die österreichische Startup-Szene umkrempelt.

Was aus der Grafik hervorgeht ist, dass IT & Software prozentual gesehen nach wie vor die dominierende Branche bleibt. Startups in der Branche der Life Sciences bekamen in den vergangenen Jahren starken Zuwachs. Ein Rückgang hingegen gab es bei den Anteilen an Hardware-Startups. Sie verlieren über die Jahre immer mehr an Bedeutung – verhältnismäßig setzen sich auch immer weniger Jungunternehmen in der industriellen Technologie an.

Dass Life-Science-Startups beliebter werden, zeigt sich auch bei den Gründungsformen. Akademische Startups, also Unternehmen, die als Spin-Off an einer Universität oder an einer Fachhochschule entstanden sind, machen heute knapp ein Viertel aller Gründungen aus. Aber dennoch: Mehr als jedes zweite Startup wird weiterhin unabhängig gegründet.

Frauen in den Gründungen

Auch der Frauenanteil in den Gründungsteams verändert sich. Nach den Daten des ASM waren vor sechs Jahren nur rund zwölf Prozent der Gründer:innen Frauen, während insgesamt 29 Prozent der österreichischen Gründungsteams zumindest eine Frau im Team hatten.

Bis 2022 stieg der Frauenanteil in den Gründungsteams auf rund 39 Prozent, bevor er vergangenes  Jahr wieder leicht zurückging. Der Anteil der Gründerinnen insgesamt hat sich bei etwa 17 Prozent eingependelt – auch dieser Wert ist leicht rückläufig.

Startups-Teams wachsen

Anhand der Anzahl der Mitarbeiter:innen zeigt sich: Startups wachsen. Vor sechs Jahren, also 2018, waren durchschnittlich 8,2 Mitarbeitende pro Startups angestellt. Nur drei Jahre später, 2021, waren es mit 12,3 Mitarbeiter:innen bereits um die Hälfte mehr. Auch im vergangenen Jahr waren durchschnittlich wieder 12,3 Mitarbeitende pro Startup angestellt.

In welchen Bereichen werden Mitarbeitenden eingesetzt? Am meisten gefragt ist nach wie vor IT und Softwareentwicklung. Jährlich gaben mehr als 40 Prozent der heimischen Startups an, dass sie hierbei Probleme in der Besetzung haben – 2022 war es sogar die Hälfte aller Startups.

Auch Positionen im Sales und in der Produktentwicklung sind gefragt – mehr als ein Viertel der Startups sucht ergiebig nach Angestellten.

Finanzielle Realität

Doch wie viel Umsatz machen die Startups am Ende des Jahres wirklich? Die Antwort wirkt etwas ernüchternd: Nach wie vor geben etwas mehr als ein Viertel der heimischen Startups an, keinen Umsatz zu machen. Ein weiteres Viertel hingegen äußert, dass sie einen Umsatz bis 50.000 Euro hatten – auch dieser Wert bleibt über die Jahre unverändert.

Immerhin kann die andere Hälfte von sich behaupten, einen Umsatz zu erwirtschaften, der darüber liegt. Nicht nur das, auch gibt mehr als jedes zehnte Startup an, bereits einen Umsatz über einer Million Euro zu haben.

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Die Daten, die wir für diesen Artikel verwenden, wurden dem brutkasten vom Austrian Startup Monitoring (ASM) zur Verfügung gestellt, sowie vom EY Start-up Investment Barometer Österreich 2023 abgerufen. Das ASM wird vom Austrian Institute of Technology (AIT) an der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführt. Jährlich befragt die Forschungseinrichtung die österreichische Startup-Szene empirisch. https://austrianstartupmonitor.at/


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