13.09.2022

Arbeitsforscher Zellmann über den Irrtum von “Work-Life-Balance” und Polarisierung

Freizeit- und Arbeitsforscher Peter Zellmann sieht Digitalisierung als Werkzeug und erklärt, wieso der Begriff "Work-Life-Balance" falsch verwendet wird und wie Polarisierung einer Gesellschaft schadet.
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Zukunft der Arbeit, Digitalisierung, work-life-balance, quiet quitting, Peter Zellmann
(c) zellmann.net - Arbeitsforscher Peter Zellmann über Arbeitswelt und Polarisierung.

Die “Vier-Tage-Woche” polarisiert. Work-Life-Balance polarisiert. Remote-Work polarisiert. Der Fachkräftemangel schockiert. Und polarisiert. Es bleibt festzuhalten, nicht nur die Welt ist im Wandel, sondern die Arbeit selbst durchläuft starke Veränderungen sowie Anpassungen und sucht eine stabile Normalität, wie sie die letzten Jahrzehnte geherrscht hat.

Die Arbeit und ihre Rollenumkehr

Peter Zellmann ist Autor, Arbeits- und Freizeitforscher. Er leitet seit 35 Jahren das “Institut für Freizeit- und Tourismusforschung“, unterrichtete an der Uni Wien, an der WU, an der Hochschule in Bremen und der Universität Potsdam. Zu Themen wie Freizeit und Tourismus. Er beschäftigt sich seit jeher mit der Arbeitswelt und verfasst Schriften zu Zukunfts- und Lebensstilforschung. In seinen Augen erleben wir aktuell grundlegende Veränderungen in vielen Bereichen.

“Die wichtigste Erkenntnis ist, dass sich die Rolle Arbeitgeber, Arbeitnehmer umgedreht hat”, sagt er. “Heute müssen sich häufig Dienstarbeitsgeber bei Mitarbeitern bewerben. Früher war dies umgekehrt der Fall. Dies gilt vor allem im Dienstleistungsbereich, in der Hotellerie und der Gastronomie.”

Home-Office als neue Dimension

Eine weitere große Umkehr sei, dass der Weg zum Arbeitsplatz in Zukunft viel weniger notwendig sein werde, denn das “Home-Office” habe – dort, wo es möglich sei – eine neue Dimension der Gestaltung der Arbeitswelt aufgezeigt.

“Diese beiden Entwicklungen stehen erst am Beginn. Jetzt allerdings zu wissen, wie es in fünf Jahren aussehen wird, ist reine Scharlatanerie”, betont Zellmann, der jedoch denkt, dass die personenbezogene Dienstleistung der eigentliche Wertschöpfungsfaktor der Zukunft ist und Veränderungen auch in die handwerk-gewerbliche Produktion hineinreichen wird.

Digitalisierung als Werkzeug

“Der entscheidende Faktor in Qualitätserbringung wird sein, wie nahe ich bei meinem Kunden bin und dessen Bedürfnisse ich erfüllen kann. Dies führt zu einer wichtigen Erkenntnis: Die Digitalisierung ist nicht die Zukunft, sondern ein Werkzeug, die Zukunft zu gestalten”, präzisiert der Forscher. “Sie ist wichtig, richtig und unumkehrbar, macht sie aber nicht aus. Digitalisierung und Automatisierung ermöglichen es, mehr Zeit zu haben, den eigenen Mitarbeiter für Gast und Kunden freizuspielen. Ob im Home-Office oder im Büro ist sekundär.”

Dass nicht alle glücklich und einverstanden sind mit dieser und anderen diversen Entwicklungen und neuen Sichtweisen auf die Arbeitswelt – und dagegen argumentieren – ist mittlerweile nichts Neues. Die Art aber, wie diese Diskussion geführt wird, ist für Zellmann jedoch äußerst problematisch. Und eine Abkehr zur Aufklärungsgesellschaft.

Polarisierung als Gesellschaftsproblem

“So wie jeder Diskurs, wird auch dieser sofort polarisiert”, sagt er. “Es gibt nur noch ein ‘entweder oder’, ein ‘ja und nein’, ein ‘richtig oder falsch’. Eine gesellschaftlich schlimmere Entwicklung kann es gar nicht geben. Wir hören nicht mehr zu, um zu verstehen, was mein vis-à-vis meint, sondern um zu antworten.”

Höre man sich Diskussionen im Radio an, sehe sie im TV oder lese sie im Feuilleton oder auf Social Media, so würde man immer den gleichen Effekt sehen. Diskutanten wüssten beim Gegenüber nach ein, zwei Sätzen bereits, was “falsch” sei. Dass es vielleicht noch weitere Erklärungen bräuchte, nicht um recht zu geben, sondern, um zu verstehen, werde meist ignoriert.

“Die Polarisierung ist das Schlimmste an Methodik gesellschaftlicher Entwicklung, die alle Lebensbereiche umfasst hat. Es gibt kein politisches oder wissenschaftliches Thema mehr, das nicht zur Polarisierung überleitet. Auch im privaten Bereich, innerhalb Familien oder zwischen Alt und Jung. Doch statt diesem ‘entweder oder’ gibt es auch ein ‘sowohl, als auch'”, weist Zellmann hin. “Polarisieren heißt nur, dem anderen nicht wirklich zuhören und vermeintlich vorab zu wissen, was wichtig und falsch ist.”

Wenn Begriffe einer Agenda dienen

Dieser Problematik – und geht man tiefer auf die Aussagen des Forschers ein – liegt etwas zugrunde, was sich gerade im Wirtschaftsbereich als verhärtete Fronten erkennen lässt. Während nicht nur gefühlt, Mitarbeiter:innen von Arbeitgebern bessere Bedingungen, mehr Gehalt, flexible Zeiten oder Sinnhaftigkeit im Beruf fordern, so zeigen auch Bewegungen wie “Quiet Quitting” (nur das Nötigste tun), dass der oft vorgeschobene Begriff “Leistung” zunehmend von der Mitarbeiterschaft kritisch gehandhabt wird.

“Freizeit” an sich wird hierbei im selben Atemzug von manchen Seiten, als Methode im Diskurs, bereits negativ konnotiert und dem Hedonisten-Daseins-Wunsch zugeschrieben. Und Faulheit über allen Bedürfnissen gestellt, bei jenen, die Veränderungen in der Arbeitswelt fordern und leben wollen.

Zellmann indes hat einen gänzlich anderen Zugang zu dieser Diskussion und Entwicklung der letzten Jahre. Heutzutage würden Menschen nämlich ihre Lebensstile nach Ganzheitlichkeit im Beruf und Freizeit ausleben wollen. Dies sei dem Wissenschaftler nach “kein Gegensatz”, der vor allem irreführenderweise von Begriffen wie ‘Work-Life-Balance’ propagiert wird, sondern gehöre zusammen.

Work-Leisure-Balance

“Niemandem ist aufgefallen, dass zwischen Arbeit und Leben ebenjener Gegensatz konstruiert wird. Etwa, wenn im Radio am Freitag ‘endlich Wochenende und keine Arbeit’ ausgerufen wird. Menschen wird vorgegaukelt, dass wir so ticken. Wenn, dann wäre eigentlich ‘Work-Leisure-Balance’ der bessere Begriff, weil er das außerberufliche in seine Gesamtheit meint. Denn Freizeit hieß bisher, frei von Arbeit sein, statt frei für etwas.”

In diesem Sinne denkt Zellmann, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – als Ergebnis einer Entwicklung – schlussendlich angekommen ist. Eine Umkehr nicht möglich.

Mensch im Mittelpunkt

Für den Wissenschaftler gilt – für Wirtschaftstreibende ein “learning – , dass heutzutage der Mensch im Mittelpunkt zu stehen habe und man dessen Bedürfnisse ernst nehmen muss. Wenn man wisse, was jenem wichtig sei, dann erst könne man den Markt betreuen. Und man müsse die Fähigkeit entwickeln, Empathie (nicht zu verwechseln mit Sympathie) zu entwickeln, sich also in den anderen für den Augenblick hineinversetzen zu können. “Das muss man einfach lernen”, rät er.

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PÜSPÖK
(c) PÜSPÖK/Alex Lang Photography - PÜSPÖK Agrar-Photovoltaikpark Nickelsdorf II.

Die Europäische Investitionsbank (EIB) stellt der Püspök Unternehmensgruppe 80 Millionen Euro für die Errichtung von sechs Agrar-Solarfarmen im österreichischen Burgenland zur Verfügung. Dieses Vorhaben wird gemeinsam mit der Erste Bank der österreichischen Sparkassen realisiert, die zusätzlich ein Darlehen von 43 Millionen Euro bereitstellt. Davon wiederum werden 28 Millionen Euro durch die EIB refinanziert.

Püspök: Ausbau erneuerbarer Energien

Bis Mitte 2026 werden in Nickelsdorf, Parndorf, Gattendorf und Mönchhof Agri-PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 257 Megawattpeak entstehen, ergänzt durch ein Batteriespeichersystem mit einer Kapazität von 4,1 Megawatt/8,6 Megawattstunden.

Diese Anlagen sollen in der Lage sein, den Strombedarf von 71.000 Haushalten zu decken und damit einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit von Energieimporten leisten.

“Ein schneller Ausbau der erneuerbaren Energien ist entscheidend für die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Die von Püspök geplanten Solarfarmen stellen einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung einer klimaneutralen Energieversorgung dar und tragen dazu bei, Europas Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten zu reduzieren”, sagte Thomas Östros, Vizepräsident der EIB.

REPowerEU

Die Projekte werden auf Grundlage von Marktprämienverträgen gemäß dem österreichischen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz realisiert. Zusätzlich unterstützt der REPowerEU-Plan der Europäischen Union dieses Vorhaben mit dem Ziel, die europäische Abhängigkeit von fossilen Energieträgern rasch zu reduzieren. Dank REPowerEU kann die EIB 72 Prozent der Gesamtkosten von 144 Millionen Euro finanzieren.

“Die Unterstützung der Europäischen Investitionsbank und der Erste Bank ermöglicht uns die Realisierung von sechs Agrar-Photovoltaikparks, die einen Meilenstein auf unserem Weg zu einer nachhaltigen Energiezukunft darstellen. Mit einer Leistung von 257 Megawattpeak beschleunigen wir nicht nur den Weg zur Energieunabhängigkeit Österreichs, sondern leisten auch einen Beitrag zur Erreichung unserer Klimaziele. Durch die Integration eines leistungsfähigen Batteriesystems sorgen wir für eine stabilere Einspeisung und entlasten damit die Netze”, erklärt Lukas Püspök, CEO von Püspök und Founding Partner von Push Venures. “Dieses Projekt ist ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz und eine lebenswerte Zukunft.”

Hans Unterdorfer, Firmenkundenvorstand Erste Bank Österreich, sieht die grüne Transformation der Wirtschaft als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit: “Gleichzeitig ist sie eine enorme Wachstumschance für innovative Unternehmen”, sagt er. “Mit dem Bau der Solarparks adressiert Püspök einen entscheidenden Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Zukunft, nämlich eine verlässliche und nachhaltige Energieversorgung. Daher freut es uns besonders, Partner dieses zukunftsweisenden Projekts sein zu dürfen.”

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