10.06.2022

Arbeitsbedingungen: Dieser Uber-Konkurrent schneidet besonders schlecht ab

Eine neue Studie nimmt in Österreich die sechs Plattform-Unternehmen Lieferando, Mjam, Alfies, ExtraSauber, Bolt und Uber unter die Lupe.
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Prekäre Arbeitsverhältnisse sind bei Plattformarbeit keine Seltenheit © Unsplash
Prekäre Arbeitsverhältnisse sind bei Plattformarbeit keine Seltenheit © Unsplash

Lieferdienste und Online-Supermärkte erlebten in der Zeit der Pandemie einen rasanten Aufschwung. Dass die Arbeitsbedingungen bei Plattformunternehmen oft unterdurchschnittlich sind, wird immer wieder beleuchtet – nun hat das internationale Forschungsprojekt “Fairwork” erstmals auch in Österreich besonders genau hingesehen. Die Untersuchung nahm unter Beteiligung der TU Wien und der Universität Wien sechs Plattformunternehmen unter die Lupe: die Lieferdienste Lieferando und Mjam, den Online-Supermarkt Alfies, die Fahrdienstvermittlungen Uber und Bolt und den Reinigungsdienst ExtraSauber. Das Ergebnis: Auch in Österreich fallen dort Beschäftigte häufig unter die “Working poor” – es gibt aber auch einen Lichtblick.

Wie die Plattformen untersucht wurden

Bei der Untersuchung wurden insgesamt jeweils maximal zehn Punkte vergeben. Beurteilt wurden faire Entlohnung, faire Arbeitsbedingungen, faire Verträge, faire Management-Prozesse und faire Mitbestimmung. Wurde in einem Bereich kein Punkt vergeben, kann das auch an fehlenden Nachweisen liegen, räumen die Forscher:innen ein. Analysiert wurden öffentlich zugängliche Informationen, sowie Informationen aus Befragungen von Management und jeweils sechs bis zehn Beschäftigten. Nur drei Plattformen konnten eine Pro-Stunde-Bezahlung über der Armutsgefährdungsschwelle nachweisen – die liegt derzeit bei 9,32 Euro pro Stunde brutto. Transparente Verträge gab es zwar bei allen Plattformen, aber nur bei einer fanden die Forscher:innen keine unfairen Klauseln.

Schlusslicht erzielte nur einen Punkt

An die Spitze des heimischen Rankings schaffte es Lieferando und zwar auch mit einer hohen Punkteanzahl von acht von insgesamt zehn erreichbaren Punkten. Was Lieferando laut den Forscher:innen von anderen untersuchten Plattformen unterscheidet: es gibt reguläre Dienstverträge, die einem Branchenkollektivvertrag unterliegen. Die meisten Beschäftigten bei Plattformunternehmen sind formal freie Dienstnehmer oder arbeiten auf Basis eines Werkvertrags. Das zweitplatzierte ExtraSauber erzielte bereits nur noch fünf Punkte. ExtraSauber gelang es somit, in jeder Kategorie zumindest einen Punkt zu erreichen – die weiteren fünf Punkte sind Zusatzpunkte in jeder der fünf Kategorien. Alle übrigen Plattformen erreichten weniger als die Hälfte der vollen Punkteanzahl und damit nicht in jeder Kategorie einen Punkt: Mjam vier Punkte, Alfies und Uber zwei und Bolt als Schlusslicht sogar nur einen Punkt.

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Jumug Carbon Recovery Ataleo Insolvenzen
(c) Adobe Stock

Das Unternehmen ilvi mit Sitz in Gleisdorf, Steiermark, digitalisiert mit seiner Hardware-Software-Kombination die Erfassung von Vitalwerten von Patient:innen. 2018 gab es dafür eine knapp siebenstellige Kapitalspritze unter dem Lead von eQventure. Wie nun der KSV (Kreditschutzverband) bekannt gab, wurde ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Graz beantragt.

ilvi: Sanierungsplanquote von 20 Prozent

Es gibt 37 Gläubiger, elf Dienstnehmer:innen und rund 165.000 Euro Aktiva, bei 1,6 Millionen Euro Passiva. Das Unternehmen bietet eine Sanierungsplanquote von 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren vom Tag der Annahme des Sanierungsplanvorschlages an.

Zu den Gründen für die Insolvenz zählen, dass die Umsatzerlöse der ilvi GmbH für das Jahr 2024 nicht erzielt werden konnten. Zudem wurde ein gewährtes Darlehen schneller verbraucht als ursprünglich angenommen. Eine weitere Darlehensvergabe war nicht möglich. Gespräche mit potentiellen Investoren führten ebenfalls zu keinem positiven Abschluss.

2018 gegründet

Zur Geschichte: Die ilvi GmbH wurde am 16. August 2018 von Erwin Berger und Christoph Kauer als Spin-off der Berger Medizintechnik GmbH gegründet. Nach mehreren Wechseln an der Spitze wird das Unternehmen seit dem 14. Mai 2024 durch Geschäftsführer Franz Salomon selbstständig vertreten.

Das Medtech fokussierte sich auf Softwareentwicklung im Bereich der Medizintechnik, insbesondere im Bereich mobiler Datenerfassung im Gesundheitsbereich. Darauf basierend entwickelt, produziert und vertreibt das Unternehmen Medizintechnikprodukte.

Die mobilen Softwarelösungen hingegen zielen darauf ab, die Lebens- und Versorgungsqualität der Patient:innen zu verbessern und gleichzeitig die Gesundheitsversorgung der Zukunft sicherzustellen. Der “Personal Digital Assistant”, der Gesundheitswerte direkt am Krankenbett erfasst, via Bluetooth mit unterschiedlichen Geräten kommuniziert und Daten an das Krankenhaus-Informationssystem überträgt, soll die Arbeitsprozesse des Pflegepersonals digitalisieren und dadurch zugleich optimieren.

Fortführung von ilvi geplant

Die ilvi GmbH beabsichtigt das Unternehmen unter Umsetzung einiger Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen fortzuführen: “Der zu bestellende Insolvenzverwalter wird nunmehr zu prüfen haben, ob eine Fortführung im Interesse der Gläubiger liegt und der vorgelegte Sanierungsplan eingehalten werden kann”, sagt Brigitte Peißl-Schickmair, Leiterin Unternehmensinsolvenz Graz.

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