29.03.2020

Konjunktur in der Coronakrise: Wifo erwartet 8,5 Milliarden Euro weniger Konsum

Das BIP in Österreich schrumpft laut einer Prognose des Wifo 2020 um 2,5 Prozent, im Jahr 2021 soll es dann wieder deutlich besser laufen. In punkto Arbeitslosigkeit entpuppt sich die Kurzarbeit als sinnvolles Instrument.
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Arbeitslosigkeit und Konjunktur im Coronavirus
(c) Adobe Stock / Feydzhet Shabanov

Im Rahmen der aktuellen Debatte zum Abschwung der Konjunktur auf Grund des Coronavirus fordert ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian eine Erhöhung des Arbeitslosengelds, gemessen am Nettoeinkommen. Schon zuvor sei die Nettoersatzrate mit 55 Prozent zu niedrig gewesen, sagt Katzian: “Und jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, auch das Arbeitslosengeld anzuheben, weil die Leute keine Chance haben, überhaupt einen Job zu finden”, sagt Katzian in der ORF-Pressestunde: Es gebe mit entsprechenden Maßnahmen deutlich weniger Menschen, die so in die persönlichen finanziellen Nöte und in die Existenzangst kommen.

Arbeitslosengeld 2020: Deutlich mehr Arbeitslose wegen Coronavirus

Allein in der Zeit von 15. bis 27. März ist die Arbeitslosigkeit in Österreich laut Angaben des AMS um 170.800 Personen gestiegen. Ende Februar waren rund 400.000 Menschen in Österreich arbeitslos oder in AMS-Schulungen gewesen. Die endgültigen Zahlen für März werden vom AMS am 1. April veröffentlicht. Katzian hofft nun auf ein “Umdenken in der Gesellschaft”.

Allerdings dürfte der Anstieg der Arbeitslosigkeit laut einer Prognose des Wifo nicht ganz so schlimm sein, wie es aufgrund der aktuellen Zahlen scheint – aber mehr dazu später.

Konjunktur in der Coronakrise: Deutlich weniger Konsum

Klar ist: Die steigenden Arbeitslosenzahlen gehen einher mit der schrumpfenden Konjunktur aufgrund des aktuellen Lockdowns – und in dieser Hinsicht wurde zuletzt eine neue Prognose des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo zur möglichen Entwicklung der heimischen Wirtschaft präsentiert: Demnach werden derzeit zwar mehr Lebensmittel gekauft, aber dafür weniger Kleidung und andere Waren – und bei teuren Anschaffungen wie Autos wird mit Zurückhaltung gerechnet.

+++Daten und Updates zum Coronavirus+++

In Summe könnte die Nachfrage um mehr als 8,5 Milliarden Euro zurück gehen, sagt dazu auch Jürgen Bierbaumer-Polly, Ökonom beim Wifo, im Gespräch mit dem Ö1-Morgenjournal: “Insgesamt gehen wir bei inländischen Haushalten von 5,5 Milliarden Euro weniger Konsum aus, und bei ausländischen Touristen von drei Milliarden Euro.”

Prognose: BIP in Österreich schrumpft 2020 um 2,5 Prozent

Dies sei für die heimische Wirtschaft wohl der größte Nachfrageschock der vergangenen Jahrzehnte: “Der aktuelle Konsumrückgang ist im historischen Vergleich der vergangenen Jahrzehnte wohl einzigartig”, sagt der Ökonom. Bis Ende des Jahres werde es gewisse Nachholeffekte geben, sagt Bierbaumer-Polly: Man erwarte für 2021 dann wieder ein durchschnittliches Konsumniveau.

Im berechneten Szenario des Wifo wurde ein sechswöchiger “Shutdown” bis Ende April, ein teilweises Öffnen der geschlossenen Geschäfte im Mai und halbwegs wieder “Normalbetrieb” ab Juni angenommen. “Die Auswirkungen hängen wesentlich davon ab, wie lange und in welchem Ausmaß die Maßnahmen zur Eindämmung der Virusübertragung in Kraft bleiben”, heißt es dazu einleitend im veröffentlichten Report: “Im gegenwärtigen Umfeld kann daher nur in Szenarien gerechnet werden. Wenn die aktuellen Maßnahmen bis Ende April in Kraft bleiben, im Mai allmählich aufgehoben werden und sich die Lage im Sommer normalisiert, dürfte die österreichische Wirtschaft 2020 um 2,5% schrumpfen.”

Wifo: 42.000 mehr Arbeitslose im Gesamtjahr

Die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten nimmt in diesem Szenario im Jahresdurchschnitt 2020 gegenüber dem Vorjahr um 40.000 ab (minus 1,1%). Die Zahl der Arbeitslosen steigt um 42.000, prognostiziert das Wifo: “Die Arbeitslosenquote erhöht sich gemäß nationaler Definition im Jahresdurchschnitt 2020 auf 8,4 Prozent.”

+++Blümel: Banken werden Kurzarbeit schnell und unbürokratisch vorfinanzieren+++

Insgesamt wird das Arbeitsvolumen 2020 um etwa 3 Prozent  zurückgehen, heißt es in der Prognose des Wifo: Die Umstellung vieler Unternehmen auf Kurzarbeit trage dazu bei, die Effekte auf die Beschäftigung zu mildern. “Annahmegemäß werden etwa zwei Drittel des Rückganges des Arbeitsvolumens durch eine Verringerung der Arbeitszeit aufgefangen, etwa die Hälfte davon durch Kurzarbeit,” heißt es wörtlich beim Wifo.

+++AMS bringt Kurzarbeit-Online-Rechner und Hiobsbotschaft für Unternehmen+++

Das Instrument der Kurzarbeit würde damit deutlich stärker beansprucht als in den Jahren nach der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/09, heißt es weiter: “Damals wurden rund 168 Millionen Euro dafür aufgewandt. Diese Annahme stützt sich auf die hohe Betroffenheit vieler Unternehmen durch temporäre Produktionseinschränkungen und würde Ausgaben von knapp 1 Mrd. Euro nach sich ziehen.”

==> zum Download der aktuellen Wifo-Prognose

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Universität Innsbruck, Spin-offs
(c) Universität Innsbruck

Vergleicht man die österreichische Spin-off-Landschaft mit jener anderer Länder, erweist diese sich als mager – wären da nicht diverse heimische Universitäten, die proaktiv Spin-offs fördern, wie brutkasten berichtete. Die Universität Innsbruck gilt als einer dieser Innovationstreiber.

Spin-offs in Deutschland

Eine Studie aus dem Oktober 2023 zur Entrepreneurship Performance deutscher Hochschulen ermittelte die Anzahl an Gründungen aus Hochschulen von 2014 bis 2022 und weist diese Werte für die 20 am höchsten gerankten Universitäten in Deutschland aus. Zusammen waren diese 20 Universitäten Ursprung von knapp 4.800 Startups. Dabei gibt es eine ausgeprägte Spitzengruppe mit der TU München (810 Startups) ganz vorne, gefolgt mit weitem Abstand von der TU Berlin (466) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT, 321).

Hierzulande hat sich die Universität Innsbruck seit der Gründung ihrer Beteiligungsgesellschaft im Jahr 2008 über die Uni-Holding an 39 Spin-offs beteiligt. Durch die neu gegründeten Unternehmen wurden seither mehr als 200 neue Arbeitsplätze geschaffen.

“Der Ansatz der Universität Innsbruck, akademisch getriebene Spin-offs wirksam zu unterstützen, zeigt Früchte”, sagt Rektorin Veronika Sexl. “Durch die Unternehmen wird spezialisiertes Grundlagenwissen zum Wohle der Gesellschaft transformiert und diesen strategischen Ansatz werden wir auch in Zukunft weiter forcieren.” Neben Studienangeboten im Bereich Entrepreneurship und dem gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Tirol betriebenen Gründungs- und Innovationszentrum InnCubator stellt die 2008 gegründete Beteiligungsgesellschaft Uni-Holding ein Kernelement der Strategie dar.

AQT und ParityQC als Aushängeschilder

Aktuell hält die Uni-Holding 23 Beteiligungen an Ausgründungen aus der Universität Innsbruck. Diese Unternehmen sind in den Bereichen Digitalisierung, Finanzen, Gesundheit, Ökologie und Technologie tätig. Neben den renommierten Ausgründungen im Bereich der Quantentechnologien – AQT und Parity QC – beschäftigt sich etwa das junge Spin-off QND – Quantum Network Design mit der Simulation von Quantennetzwerken, um die wesentlichen Grundsteine für eine industrielle Implementierung zu legen.

Beispiele der Innsbrucker Spin-offs

Innfoliolytix wäre ein weiteres Beispiel der Spin-off-Strategie: Das Startup macht Kapitalmarktanleger:innen aktuelle Forschungsergebnisse in Form von quantitativen Anlagestrategien zugänglich. Die Universitätsprofessoren Matthias Bank und Jochen Lawrenz vom Institut für Banken und Finanzen sind an der gemeinsamen Gründung und Entwicklung des Unternehmens mit der BTV AG und der Universität Innsbruck beteiligt; seit 2024 gilt Innfoliolytix als eine FMA-lizenzierte Wertpapierfirma. Im November 2024 wurde der vom Startup beratene und von der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft verwaltete Fonds “Quant Global Plus” mit dem Österreichischen Dachfonds Award 2024 des GELD-Magazins in den Kategorien “Aktiendachfonds 1 Jahr” und “Aktiendachfonds 3 Jahre” ausgezeichnet.

KinCon biolabs wiederrum baut seine patentierte Plattformtechnologie weiter aus, um Pharmaunternehmen bei der Lösung medizinischer Herausforderungen, insbesondere bei Krebs und Morbus Parkinson, zu unterstützen. Das von Philipp Tschaikner und Eduard Stefan gegründete Unternehmen entwickelt eine zellbasierte Reportertechnologie, die strukturelle Veränderungen von schwer zu analysierenden Zielproteinen sichtbar macht. Wenn ein Wirkstoffkandidat an einen, spezifisch für das Zielprotein entwickelten Reporter bindet, beginnt der genetisch kodierte Reporter in den Zellen zu leuchten. Damit lasse sich die Wirksamkeit von Medikamentenkandidaten systematisch vorhersagen, sodass die Pharmaunternehmen neuartige Therapien schneller in die klinische Anwendung, d.h. zu den Patient:innen, bringen könnten.

Kartenspiel in USA lizenziert

Das von Physiker:innen an der Universität Innsbruck entwickelte Kartenspiel Seeker Chronicles konnte mittlerweile an den renommierten US-amerikanischen Spieleverlag Wise Wizard Games lizenziert werden. Es verbindet Wissenschaftsvermittlung mit Spielelementen. Dessen Erfinder:innen Hendrik Poulsen Nautrup, Lea Trenkwalder und Fulvio Flamini haben das Spin-off-Unternehmen OneStone Studios gegründet und arbeiten aktuell an Erweiterungen, einer digitalen Version des Spiels und mehreren neuen Spielen, alle mit dem Ziel, Wissenschaft der Gesellschaft näherzubringen.

Arbeitsbedingungen, Arbeitsorganisation und daraus resultierende Beanspruchungen mit dem Ziel zu betrachten, Arbeit “menschenzentriert” zu gestalten und hinsichtlich verschiedener Humankriterien in Unternehmen und Organisationen zum Wohle aller Beteiligten zu verbessern – das ist das Vorhaben von Humane Arbeit. Gegründet von Cornelia Strecker, Christian Seubert und Jürgen Glaser bietet das Spin-off arbeitspsychologische Beratung auf dem aktuellsten Stand wissenschaftlicher Forschung.

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Konjunktur in der Coronakrise: Wifo erwartet 8,5 Milliarden Euro weniger Konsum

  • Im Rahmen der aktuellen Debatte zum Abschwung der Konjunktur auf Grund des Coronavirus fordert ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian eine Erhöhung des Arbeitslosengelds, gemessen am Nettoeinkommen.
  • Schon zuvor sei die Nettoersatzrate mit 55 Prozent zu niedrig gewesen, sagt Katzian: “Und jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, auch das Arbeitslosengeld anzuheben, weil die Leute keine Chance haben, überhaupt einen Job zu finden”, sagt Katzian in der ORF-Pressestunde: Es gebe mit entsprechenden Maßnahmen deutlich weniger Menschen, die so in die persönlichen finanziellen Nöte und in die Existenzangst kommen.
  • Allein in der Zeit von 15. bis 27. März ist die Arbeitslosigkeit in Österreich laut Angaben des AMS um 170.800 Personen gestiegen. Ende Februar waren rund 400.000 Menschen in Österreich arbeitslos oder in AMS-Schulungen gewesen.
  • Das Wifo prognostiziert einen Rückgang der Nachfrage in der Wirtschaft um mehr als 8,5 Milliarden Euro.

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