23.04.2021

Arbeit im Bademantel: Leeres Magdas Hotel als Pop-up-Büro

Das Social Business Magdas Hotel steht aufgrund der Corona-Regeln weitgehend leer. Deshalb darf es jetzt von einer Agentur as Büro genutzt werden.
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Die Wiener Agentur nutzt die leeren Hotelzimmer des Magdas Hotels als Büro © Christoph Gorka
Die Wiener Agentur nutzt die leeren Hotelzimmer des Magdas Hotels als Büro © Christoph Gorka

Das Magdas Hotel beim Wiener Prater liegt derzeit in einem Dornröschenschlaf – wann genau wieder aufgesperrt werden kann, ist unklar. Am Wochenende können Frühstücksboxen, Coffee-to-go und kleine Snacks abgeholt werden. Sonst ist es in den Räumen des schicken Vintage-Hotels in diesen Tagen eher ruhig. Zumindest in den ersten Stock ist nun aber wieder Leben eingekehrt. Die Meetingräume und Hotelzimmer wurden kurzerhand in Büroräume verwandelt und zwar für die Wiener Agentur We Make Stories.

Büro- statt Hotelgäste

Die Gründer Thomas Niederdorfer und Eva Oberdorfer mussten mit ihrem 14-köpfigen Team aus ihrem bisherigen Büro ausziehen und fanden zunächst nichts passendes. Also kam die Idee auf, bei einem ihrer Kunden anzufragen, ob noch ein paar Zimmer frei sind: dem Magdas Hotel. „Statt kuscheligen Hotelbetten gibt es jetzt Schreibtische, Meeting-Räume und Garten werden gerne geteilt. Wir hoffen, dass unsere neuen Bürogäste im magdas Hotel in kreative Hochform kommen und sich bei uns so richtig wohlfühlen“, sagt Gabriela Sonnleitner, Geschäftsführerin des Hotels.

We Make Stories hat zum Einzug im Magdas Hotel eigenen Bademäntel entworfen © We Make Stories
We Make Stories hat zum Einzug im Magdas Hotel eigenen Bademäntel entworfen © We Make Stories

Suite als Besprechungszimmer

Vorerst bis August mietet We Make Stories nun den ersten Stock des Hotels, das früher ein Seniorenheim der Caritas war: Neun Doppelzimmer mit Balkon und eine Suite als Besprechungszimmer. Zum Einzug erhielt jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter einen We-Make-Stories-Bademantel, der “besonders lange Arbeitstage um einiges kuscheliger machen” soll. Das Team fühle sich in der kreativen Umgebung mit dem grünen Prater vor der Türe jedenfalls wohl: „Auf Teppichboden gehen weniger Gedanken kaputt“, meint Copywriterin Nicole Rassar.

Das Magdas Hotel wurde 2015 im Zuge der “Flüchtlingskrise” als Social Business der Caritas Wien gegründet. Das ehemalige Seniorenheim wurde mit Unterstützung von Flüchtlingen umgestaltet und Magdas bildet Flüchtlinge als Lehrlinge in Gastro- und Hotellerieberufen aus. Mitten in der Coronakrise wird im dritten Bezirk ein weiterer Standort aufgebaut, in einem ehemaligen Priesterwohnheim, der von “Die Boys & Marie” als Pop-up-Restaurant-Standort genutzt wurde.

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Universität Innsbruck, Spin-offs
(c) Universität Innsbruck

Vergleicht man die österreichische Spin-off-Landschaft mit jener anderer Länder, erweist diese sich als mager – wären da nicht diverse heimische Universitäten, die proaktiv Spin-offs fördern, wie brutkasten berichtete. Die Universität Innsbruck gilt als einer dieser Innovationstreiber.

Spin-offs in Deutschland

Eine Studie aus dem Oktober 2023 zur Entrepreneurship Performance deutscher Hochschulen ermittelte die Anzahl an Gründungen aus Hochschulen von 2014 bis 2022 und weist diese Werte für die 20 am höchsten gerankten Universitäten in Deutschland aus. Zusammen waren diese 20 Universitäten Ursprung von knapp 4.800 Startups. Dabei gibt es eine ausgeprägte Spitzengruppe mit der TU München (810 Startups) ganz vorne, gefolgt mit weitem Abstand von der TU Berlin (466) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT, 321).

Hierzulande hat sich die Universität Innsbruck seit der Gründung ihrer Beteiligungsgesellschaft im Jahr 2008 über die Uni-Holding an 39 Spin-offs beteiligt. Durch die neu gegründeten Unternehmen wurden seither mehr als 200 neue Arbeitsplätze geschaffen.

“Der Ansatz der Universität Innsbruck, akademisch getriebene Spin-offs wirksam zu unterstützen, zeigt Früchte”, sagt Rektorin Veronika Sexl. “Durch die Unternehmen wird spezialisiertes Grundlagenwissen zum Wohle der Gesellschaft transformiert und diesen strategischen Ansatz werden wir auch in Zukunft weiter forcieren.” Neben Studienangeboten im Bereich Entrepreneurship und dem gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Tirol betriebenen Gründungs- und Innovationszentrum InnCubator stellt die 2008 gegründete Beteiligungsgesellschaft Uni-Holding ein Kernelement der Strategie dar.

AQT und ParityQC als Aushängeschilder

Aktuell hält die Uni-Holding 23 Beteiligungen an Ausgründungen aus der Universität Innsbruck. Diese Unternehmen sind in den Bereichen Digitalisierung, Finanzen, Gesundheit, Ökologie und Technologie tätig. Neben den renommierten Ausgründungen im Bereich der Quantentechnologien – AQT und Parity QC – beschäftigt sich etwa das junge Spin-off QND – Quantum Network Design mit der Simulation von Quantennetzwerken, um die wesentlichen Grundsteine für eine industrielle Implementierung zu legen.

Beispiele der Innsbrucker Spin-offs

Innfoliolytix wäre ein weiteres Beispiel der Spin-off-Strategie: Das Startup macht Kapitalmarktanleger:innen aktuelle Forschungsergebnisse in Form von quantitativen Anlagestrategien zugänglich. Die Universitätsprofessoren Matthias Bank und Jochen Lawrenz vom Institut für Banken und Finanzen sind an der gemeinsamen Gründung und Entwicklung des Unternehmens mit der BTV AG und der Universität Innsbruck beteiligt; seit 2024 gilt Innfoliolytix als eine FMA-lizenzierte Wertpapierfirma. Im November 2024 wurde der vom Startup beratene und von der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft verwaltete Fonds “Quant Global Plus” mit dem Österreichischen Dachfonds Award 2024 des GELD-Magazins in den Kategorien “Aktiendachfonds 1 Jahr” und “Aktiendachfonds 3 Jahre” ausgezeichnet.

KinCon biolabs wiederrum baut seine patentierte Plattformtechnologie weiter aus, um Pharmaunternehmen bei der Lösung medizinischer Herausforderungen, insbesondere bei Krebs und Morbus Parkinson, zu unterstützen. Das von Philipp Tschaikner und Eduard Stefan gegründete Unternehmen entwickelt eine zellbasierte Reportertechnologie, die strukturelle Veränderungen von schwer zu analysierenden Zielproteinen sichtbar macht. Wenn ein Wirkstoffkandidat an einen, spezifisch für das Zielprotein entwickelten Reporter bindet, beginnt der genetisch kodierte Reporter in den Zellen zu leuchten. Damit lasse sich die Wirksamkeit von Medikamentenkandidaten systematisch vorhersagen, sodass die Pharmaunternehmen neuartige Therapien schneller in die klinische Anwendung, d.h. zu den Patient:innen, bringen könnten.

Kartenspiel in USA lizenziert

Das von Physiker:innen an der Universität Innsbruck entwickelte Kartenspiel Seeker Chronicles konnte mittlerweile an den renommierten US-amerikanischen Spieleverlag Wise Wizard Games lizenziert werden. Es verbindet Wissenschaftsvermittlung mit Spielelementen. Dessen Erfinder:innen Hendrik Poulsen Nautrup, Lea Trenkwalder und Fulvio Flamini haben das Spin-off-Unternehmen OneStone Studios gegründet und arbeiten aktuell an Erweiterungen, einer digitalen Version des Spiels und mehreren neuen Spielen, alle mit dem Ziel, Wissenschaft der Gesellschaft näherzubringen.

Arbeitsbedingungen, Arbeitsorganisation und daraus resultierende Beanspruchungen mit dem Ziel zu betrachten, Arbeit “menschenzentriert” zu gestalten und hinsichtlich verschiedener Humankriterien in Unternehmen und Organisationen zum Wohle aller Beteiligten zu verbessern – das ist das Vorhaben von Humane Arbeit. Gegründet von Cornelia Strecker, Christian Seubert und Jürgen Glaser bietet das Spin-off arbeitspsychologische Beratung auf dem aktuellsten Stand wissenschaftlicher Forschung.

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