27.07.2023

App Radar: Grazer Startup mit rund 40 Mitarbeiter:innen insolvent

Das Grazer Startup App Radar, das sich auf App-Store-Optimierung spezialisiert hat, schlittert in die Insolvenz. Das Unternehmen hat ein Sanierungsverfahren beantragt.
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App Radar mit Sitz in Graz wurde 2015 von Thomas Kriebernegg und Christian Janesch gegründet, um Unternehmen mit Apps bei der Kundenakquise durch Suchmaschinenoptimierung und Suchmaschinenmarketing in den Google- und Apple App Stores zu unterstützen. Erst im Jänner 2022 gab das Startup den Abschluss einer Pre-Series A-Investmentrunde in Höhe von zwei Millionen Euro bekannt. Zu den Investoren zählten unter anderem eQventure und der aws-Gründerfonds. Zudem holte sich das Unternehmen 2017 und 2018 für das weitere Wachstum bereits je eine Million Euro an Risikokapital.

Passiva in Millionenhöhe & die Ursachen

Wie nun über den KSV1870 bekannt wurde, musste die App Radar Soft­ware GmbH rund um die beiden Geschäftsführer Thomas Kriebernegg & Silvio Nicolas Peruci am Landesgericht Graz ein Sanierungsverfahren ohne Eigen­ver­wal­tung beantragen. Die Passiva belaufen sich laut KSV1870 auf knapp 2,78 Millionen Euro. Demgegenüber stehen Aktiva von rund 237.800 Euro. Derzeit sind rund 20 Gläubiger von der Insolvenz betroffen.

Als Ursache werden laut Schuldnerangaben des KSV1870 die “aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen” genannt, die insbesondere Technologieunternehmen in USA und Großbritannien zu “drastischen Kosteneinsparungsmaßnahmen” im Marketingbereich veranlasst hat. Geringe Marketingbudgets hätte schlussendlich dazu geführt, dass auch bei den angebotenen Leistungen von App Radar gespart wurde und Umsatzziele somit nicht erreicht wurden.

Zum anderen hätten die aktuellen Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (etwa ChatGPT) zu einer “wesentlichen Verschlechterung der Vermögensverhältnisse” beigetragen. Weiters heißt es: “Diese KI-basierten Technologien bieten ähnliche Lösungen wie die Antragstellerin (App Radar) an, dies jedoch zu einem Bruchteil der angebotenen Kosten, wodurch sich der Wettbewerb für die Antragstellerin immens verschärfte.”

AppRadar meldet sich zu Wort

Mittlerweile meldete sich auch AppRadar mit einer eigenen Aussendung zu Wort. Demnach hätte das “Unternehmen ein Sanierungsverfahren beantragt, um der veränderten Marktsituation und der Einführung neuer Technologien wie ChatGPT wirksam zu begegnen.” Geschäftsführer Silvio Peruci wird in einer Aussendung wie folgt zitiert: “Trotz Umsätze in Millionenhöhe mussten wir ein Sanierungsverfahren einleiten, um die Kontinuität für unsere Kunden und unser Unternehmen zu gewährleisten”.

Zum Höhepunkt 65 Mitarbeiter:innen

Auf seinem Höhepunkt verfügte AppRadar über ein globales Team von 65 Mitarbeiter:innen. Laut Angaben des Unternehmens zählte man mehr als 1.000 B2B-Kunden, wovon die meisten Kund:innen aus den USA kamen, gefolgt von europäischen Klienten aus Großbritannien und der DACH-Region kamen.

Im Jahr 2021 übernahm App Radar einen spanischen Konkurrenten, um seine Präsenz auf dem europäischen Markt auszubauen. Ein Jahr später wurde die SaaS-Plattform über die App-Store Optimierung im Bereich der bezahlten Werbung erweitert. Im Jahr 2023 war der österreichische Anbieter der erste, der ChatGPT-basierte Features für App-Vermarkter bereitstellte.

Wie geht es nun weiter

In der Aussendung macht das Unternehmen auch Angaben, wie es nun weitergehen soll. Mit Hilfe des Sanierungsverfahrens sollen nun die Fremdverbindlichkeiten abgebaut werden, um das “Unternehmen langfristig in die Zukunft” zu führen. Dies soll vorerst keine Auswirkungen auf den operativen Betrieb und die Kund:innen von App Radar haben. Die SaaS-Plattform von App Radar hat heute mehr als 50.000 Nutzer:innen.

“Nach acht Jahren harter Arbeit, die in den Aufbau einer der weltweit führenden App Marketing Plattformen und einer sehr bekannten Marke geflossen sind, ist es äußerst bedauerlich, dass wir nun ein Sanierungsverfahren starten müssen”, so Thomas Kriebernegg, der nach der Sanierung eine Weiterführung des Betriebs anstrebt und zusätzlich Gespräche mit potenziellen Käufern führt.

Kriebernegg hat nach Angaben des KSV1870 zuletzt noch 12,63 Prozent der Anteile am Unternehmen gehalten und war damit viertgrößter Anteilseigner der Gesellschaft nach eQventure mit 43,41 Prozent, Michael Müller mit 23,56 Prozent und dem aws Gründerfonds mit 14,56 Prozent. Silvio Nicolas Peruci hielt zuletzt 5,85 Prozent. Für eQventure ist es das erste Sanierungsverfahren im Startup-Portfolio in der zehnjährigen Investment-Geschichte des Unternehmens.

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Elf Jahre nach ihrer Gründung gelingt es der Neobank N26, über einen längeren Zeitraum profitabel zu wirtschaften. Im dritten Quartal dieses Jahres erzielte das Unternehmen zum ersten Mal ein operatives Ergebnis von 2,8 Millionen Euro im Plus. Bereits im Juni konnte die Neobank ihren ersten monatlichen Gewinn verbuchen – brutkasten berichtete.

2024: 440 Mio. Euro Umsatz

Mitte des Jahres äußerte CEO Valentin Stalf die Hoffnung, dass das gesamte Jahr profitabel ausfallen könnte. Fünf Monate später steht N26 jedoch vor einem (unbereinigten) operativen Jahresminus von etwa 20 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag das Minus noch bei 78,3 Millionen Euro.

Die aktuellen Zahlen verdeutlichen, dass es für die Neobank N26 in diesem Jahr deutlich bergauf geht. Der Umsatz wird voraussichtlich rund 440 Millionen Euro erreichen, was einem Wachstum von etwa 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Nahezu die Hälfte davon soll aus Zinserträgen stammen, ergänzt durch Erträge aus der Veranlagung von Kundengeldern und einem wachsenden Anteil aus dem Kreditgeschäft. Der Rest resultiert aus Gebühren und Provisionen.

N26: Transaktionsvolumen von 140 Milliarden Euro

Erstmals überschritt der Betrag der Kundeneinlagen in diesem Jahr die zehn Milliarden Euro. Das Transaktionsvolumen soll 2024 zudem 140 Milliarden Euro erreichen.

Nach der Aufhebung der Wachstumsbeschränkung im Juni, die von der deutschen Finanzaufsicht Bafin aufgrund von Mängeln in der Geldwäsche- und Betrugsbekämpfung verhängt wurde, verzeichnet N26 aktuell mehr als 200.000 Neuanmeldungen pro Monat, wie Stalf verkündet.


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