26.03.2024
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

Anyline: Wiener KI-Startup erhält 2,64 Millionen Euro von der FFG

Anyline, das Wiener KI-Startup, möchte die FFG-Förderung dazu nutzen, um das "Closed Loop Training" weiterzuentwickeln, um die Genauigkeit von KI-Modellen zu erhöhen.
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Anyline, FFG
(c) Anyline - Christian Pichler, Chief Technology Officer bei Anyline.

Das Wiener KI-Startup Anyline erzielte nach einem Stellenabbau 2023 heuer ein starkes Umsatzwachstum. Am 20. Februar stellt das Unternehmen zudem eine neue autonome Drohnen-Software vor, die in der Lage ist, ganze Lagerhallen und Distributionszentren selbstständig zu scannen – der brutkasten berichtete. Nun erhielt man über die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) 2,64 Millionen Euro für die letzten drei Jahre.

Anyline nutzt Kapital zur Entwicklung des “Closed Loop Trainings”

Die öffentliche Förderung dient dazu, die Forschung und Entwicklung des “Closed Loop Trainings” (CLT) für Modelle der Künstlichen Intelligenz (KI) zu finanzieren, welche die Erfassung und Digitalisierung analoger Informationen beschleunigen – wie beispielsweise Stromzählerstände oder Reifenflankendaten.

In den letzten drei Jahren hat Anyline CLT als Grundlage für eine hochmoderne KI-basierte Software entwickelt, die Computer Vision, OCR (Optical Character Recognition) und Machine Learning nutzt, um visuelle Informationen schneller und genauer digital zu erfassen. CLT sei eine intelligente, sich ständig verbessernde Methodik, um die Genauigkeit von KI-Modellen zu erhöhen – mit dem Ergebnis, dass sich die Erstellung präziser Datenerfassungslösungen mithilfe von KI-Modellen und Bildverarbeitung von Monaten auf Tage verkürze.

Tech-Stack neu gestaltet

“Anyline hat es sich zur Aufgabe gemacht, die statischen, analogen Informationen unserer Umgebung auf einfache Weise nutzbar zu machen, indem die Kamera eines Smartphones sie ganz einfach erfassen kann”, sagt Christian Pichler, Chief Technology Officer (CTO) bei Anyline. “Die Finanzierung durch die FFG ermöglicht es uns, technische Herausforderungen bei der Umsetzung unserer Vision zu überwinden. Dass eine externe Organisation unsere Vision teilt und bereit ist, zu dieser Innovation beizutragen, ist eine außerordentliche Anerkennung unserer Arbeit. Mit der Unterstützung durch die FFG haben wir unseren Tech-Stack neu gestaltet sowie die Art und Weise, wie wir unsere KI-Modelle trainieren, industrialisiert und automatisiert. Dadurch können wir die Zeit, die wir für die Bereitstellung neuer Lösungen benötigen, drastisch reduzieren.”

Zur Erklärung: Die Genauigkeit ist die größte Herausforderung, wenn mittels Computer Vision und KI-Modellen analoge Buchstaben, Zahlen und Symbole zu erfassen sind – so wie es etwa bei Ausweisen, Stromzählern oder Reifenflankeninformationen der Fall ist. Eine Verbesserung der Genauigkeit von 40 auf 50 Prozent sei dabei viel einfacher zu erzielen als eine Verbesserung von 95 auf 97 Prozent, was im Machine Learning oft als Long-Tail-Problem oder Problem abnehmender Erträge bezeichnet wird.

Anyline: Lösungen innerhalb weniger Tage kreieren

Um diese Genauigkeit zu erhöhen, werden in der Regel größere Mengen an realen Daten benötigt: “CLT generiert auf intelligente Weise die erforderliche Quantität und Qualität von Varianten aus kleineren Datensätzen, um eine höhere Genauigkeit in viel kürzerer Zeit zu erreichen, als es bei Standardmethoden von Machine Learning und KI-Modell-Training möglich wäre”, heißt es per Aussendung. “In den letzten drei Jahren hat Anyline eine CLT-Plattform entwickelt, mit der sich kundenspezifische, KI-basierte Computer Vision-Lösungen innerhalb weniger Tage kreieren lassen. Diese Lösungen produzieren Ergebnisse in bester Qualität und mit hoher Genauigkeit.”

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Tagbase, Riad, LEAP 2025, Authentizität
(c) Tagbase - (v.l.) Mario Uhrer, Manuel Mertl und Felix Exner von Tagbase.

Es war ein persönliches Bedürfnis von Tagbase-Founder Manuel Mertl, das ihn einst auf die Suche nach einer Lösung für Produktauthentizität sandte. Auf seiner Reise stellte er fest, dass viele bestehende Ansätze nicht zuverlässig sind und auf statische Methoden wie QR-Codes oder NFC-Tags setzen, die leicht kopiert werden können. Das Kernproblem dabei: Eine Authentizitätslösung darf nicht kopierbar sein, sonst könnten dieselben Mechanismen auf gefälschte Produkte angewendet werden. Das wusste Mertl.

Tagbase: “Nicht fünf verschiedene Apps”

“Ich entdeckte schließlich einen NFC-Chip, der bei jedem Lesevorgang dynamisch generierte Daten erstellt”, erzählt er heute. “Andere Firmen, die diesen Chip nutzen, setzen jedoch auf dedizierte Mobile-Apps, was ich für unpraktisch halte. Kunden möchten keine fünf verschiedenen Apps installieren, um Produkte unterschiedlicher Marken zu verifizieren.

Daher entwickelte er einen Prototyp, der keine eigene Applikation erfordert, aber dennoch die notwendige Sicherheit bringen soll. “Unsere Lösung kombiniert dynamische Daten, einfache Bedienung und manipulationssichere Technologie, um die Authentizität von Produkten zuverlässig zu gewährleisten”, so Mertl weiter. Oder anders gesagt, User:innen können die Echtheit eines Produkts überprüfen, indem sie einen NFC-Tag mit ihrem Smartphone scannen.

In Mario Uher, aktueller CTO und Felxi Exner, COO, fand Mertl sein Founder-Team und gründete Tagbase. Ein Startup, dessen USP es ist, dass bei der Nutzung ihrer Lösung “keine dedizierte Mobile-App erforderlich ist, um Produkte auf ihre Echtheit zu verifizieren”

“Zusätzlich haben wir eine Blockchain-Integration implementiert. Diese ist nicht zwingend für die Produktauthentizität notwendig, sondern ein zusätzliches Feature. Damit können wir nicht nur die Echtheit eines physischen Objekts nachweisen, sondern auch den Besitz des Objekts digital belegen – beispielsweise durch einen Token in einer Wallet”, erklärt Mertl weiter. “So schließen wir die Lücke zwischen Produktauthentizität und digitalem Eigentum. Unsere Lösung bietet einen umfassenden Ansatz, der sowohl die physische als auch die digitale Dimension abdeckt.”

Pitch in Riad im Februar

Aktuell freut sich das Gründertrio darüber, dass Tagbase als eines von weltweit 120 Startups ausgewählt wurde, um im Februar auf der LEAP 2025 in Riad (Saudi-Arabien) zu pitchen. Die Teilnahme sei das Ergebnis einer “aufregenden Reise”, die im Vorjahr ihren Lauf nahm.

“Im Oktober waren wir unter den ‘Top 10’ beim ‘Cardano Summit’ in Dubai eingeladen, wo wir pitchen durften. Zwei Wochen später gehörten wir zu den Top 100 beim ‘Entrepreneurship World Cup’ (EWC) in Riad und präsentierten unsere Lösung dort”, erläutert Mertl. “Während der Veranstaltung wurde uns die LEAP 2025 bekannt, und wir haben uns sofort beworben. Nun dürfen wir im Februar auf der Bühne für sechs Preise pitchen.” Der Gesamtpreispool des – zum dritten Mal stattfindenden – Wettbewerbs beträgt eine Million US-Dollar, wobei der kleinste Preis für einen Gewinner bei 150.000 US-Dollar liegt.

“Für uns ist die Teilnahme eine großartige Gelegenheit, unsere Lösung international zu präsentieren, wertvolle Kontakte zu knüpfen und potenzielle Investoren sowie Partner zu gewinnen. Es ist ein wichtiger Schritt, um Tagbase.io weiter zu etablieren”, sagt Mertl.

Tagbase: Plugins geplant

Zurzeit befindet sich das Startup in der Pilotphase und arbeitet unter anderem an einer Blockchain-Integration, konkreter an der Erweiterung auf mehrere Blockchains, um digitales Eigentum flexibler nachzuweisen.

Zudem plant man ein WordPress- und Shopify-Plugin, damit Kunden den Verifizierungsmechanismus von Tagbase in ihre eigenen Webseiten oder Webstores integrieren können. “Dabei entscheiden sie, ob die Verifizierung über unsere Plattform oder direkt über ihre Webseite erfolgt. Das schafft Potenzial für Upselling und zusätzliche Produktinformationen”, merkt Mertl an. “Kurzfristig möchten wir so viele Pilotkunden wie möglich gewinnen. Unsere Lösung ist agnostisch und kann in verschiedenen Branchen eingesetzt werden – von der Pharmaindustrie über Luxusgüter bis hin zur Verifizierung von Dokumenten.”

Nach dem Ende der Pilotphase möchte das Gründertrio heuer seine Lösung in verschiedenen Branchen etablieren; Gespräche mit einer Kosmetikmarke, einem Künstler und einem Getränkehersteller seien bereits gestartet. Langfristig möchte sich das Startup als führende Lösung für Produktauthentizität und digitalen Eigentumsnachweis weltweit etablieren.

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