28.10.2022

Anna Gawin: “Ich mag das Jammern nicht. Wir Frauen sind nicht benachteiligt, wir haben die gleichen Chancen”

Anna Gawin ist Co-Gründerin zweier Unternehmen und erzählt im brutkasten-Interview von ihren Erfahrungen in der Gründungsszene und welche Themen ihr ein besonderes Anliegen sind.
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Anna Gawin über ihre Karriere -Erfahrungen als Gründerin © venimo / AdobeStock; Katharina Schiffl
Anna Gawin über ihre Karriere -Erfahrungen als Gründerin © venimo / AdobeStock; Katharina Schiffl

Denkt man an die österreichische Startupszene, denkt man an junge Männer in ihren 30ern. “Wie passe ich als Zweifach-Mutter mit 40 Jahren in dieses Bild?”, hat sich Anna Gawin vor einigen Jahren noch gefragt, als sie in die Welt der Founder einstieg. Heute vermutet sie in dieser Sorge einen persönlichen Bias. Die Tatsache, dass es in Österreich nur 17 Prozent Gründerinnen gibt und das Durchschnittsalter der Szene noch dazu jünger ist als ihres, habe sie vor ein paar Jahren noch eingeschüchtert – heute wertet sie es als einen klaren Vorteil.

Reife und langfristiges Denken für die Gründung

Als Unternehmerin müsse man alles kombinieren, erklärt die Gründerin im Interview. “Du musst Positivität bewahren, beachten, dass du ein Produkt entwickelst, das von deinen Kund:innen geliebt wird und dich an äußere Umstände anpassen, die sich jederzeit ändern können – die Pandemie ist hierfür das beste Beispiel”, meint Gawin. Mit über 40 würde man dabei andere Eigenschaften mitbringen. Man habe eine gewisse Menschenkenntnis gewonnen, um das richtige Team zusammenzustellen, es gut zu führen und zusätzlich motivieren zu können. Zugleich habe man die Berufserfahrung, die Reife und das langfristige Denken, um das eigene Netzwerk mit allen Stakeholdern und Partnern zu managen. 

Eine Gründung im jungen Alter schließt Anna Gawin aber nicht vollständig aus. Wenn man eine glorreiche Idee habe und sofort gründen möchte, könne man das natürlich auch in jungen Jahren machen. Prinzipiell würde sie aber jedem jungen Menschen einen breiten Erfahrungsschatz empfehlen.

Dennoch wenige Ü40-Startup-Founder

Aber warum gibt es trotz all dieser Vorteile so wenige Menschen, die mit 40 gründen? Anna Gawin vermutet zwei Ursachen. Zum Einen könnte es am mangelnden Selbstvertrauen liegen. Zum Anderen würde das Bild der Startupbranche einige abschrecken, da man sich fühlt als würde man nicht reinpassen, wenn man kein junger Mann ist.

Bereits zweimal gegründet

Drei Jahre vor Beginn der Corona-Pandemie hat Anna Gawin gemeinsam mit ihrem Ehemann Peter Gawin ihr erstes EduTech Social Business “DaVinciLab” gegründet. Inzwischen habe sich das Unternehmen so etabliert, dass sie ihr Arbeitspensum eigentlich reduzieren könnte. “Aber wenn man einmal Unternehmerin wird, dann wird man ein bisschen addicted und will immer mehr” – Daher hat sie 2022 ein weiteres Startup mit ihrem Mann Peter und mit Serial Entrepreneur Ben Ruschin gegründet. Das zweite EduTech-Startup des Founder-Teams Apprentigo bietet Auszubildenden eine Plattform, um deren digitale Kompetenzen in Form von Upskillings zu erweitern.

Frauenförderung: Schon in der Volksschule ansetzen

Als Teilnehmerin in diversen Panels zum Thema Frauen in MINT-Berufen, setzt sich Gawin auch für die Förderung von Mädchen in diesen Branchen ein. Hierzu betont sie allerdings: “Ich mag das Jammern nicht. Wir Frauen sind nicht benachteiligt, wir haben die gleichen Chancen. Ich glaube, es geht darum, den Kuchen an Potenzialen, die in die MINT-Richtung gehen, größer zu machen”. Diesen Kuchen könne man ihrer Meinung nach nur in der Volksschule vergrößern, da man in der Zeit verschiedene Dinge ausprobieren sollte, um die eigenen Präferenzen herauszufinden.

Nicht zurück ins Mittelalter

Dass Anna Gawin sich dem Thema Frauenförderung widmet, erkennt man auch daran, dass sie in Panels von Veranstaltungen wie dem Female Future Festival auftritt. Andere Menschen würden schnell bemerken, wofür man brennt und was einem ein Anliegen ist, erklärt sie im Interview. “Ich habe zwei Töchter und das war mitunter meine Motivation, unser erstes Startup zu gründen. Ich wollte einfach vermeiden, dass meine Töchter im 21. Jahrhundert von ihren Männern finanziell abhängig sind. Denn das wirft uns zurück ins Mittelalter.”

Neben dem Vorurteil, dass Mädchen grundsätzlich weniger Naturwissenschaften liegen würden, erkennt Gawin noch viele weitere Stereotype, gegen die es heutzutage anzukämpfen gilt. Die Vorstellung, dass Lehrberufe weniger Wert wären, als der Werdegang von Akademiker:innen sieht sie als großes Problem, das sie letztendlich zur Gründung ihres zweiten Startups (Apprentigo) geführt habe. Schließlich würde es nicht darum gehen, dass die eine Ausbildung besser als die andere ist, sondern dass es gleichwertige Kompetenzen bzw. Jobprofile gebe, die gesellschaftlich relevant sind.

Die Regeln des Marktes

Grundsätzlich ist sie aber dennoch überzeugt, dass die Regeln des Marktes letztendlich einen ausschlaggebenden Vorteil bringen. Das würde sie auch für ihre persönlichen Erfahrungen als Gründerin feststellen: “Wenn etwas rar ist, dann hast du Vorteile. So furchtbar das auch klingt. Als Frau erlebe ich in meiner Berufswelt eigentlich nur Vorteile. Ob das nun richtig ist, eine Quotenfrau zu sein, weiß ich nicht. Persönlich habe ich aber keine Nachteile erlebt, weil ich eine Frau bin”, meint Gawin. 

Für die Gründerin zählen am Ende des Tages also die Regeln des Marktes und die Wünsche der Kund:innen. “Wenn du ein gutes Produkt hast, dass die Kund:innen lieben, dann ist es egal ob du Mann, Frau, Transgender, schwarz, weiss, oder asiatisch bist. Ob du groß, klein, gebildet oder nicht gebildet bist. Es gibt ein Produkt, es gibt einen Kunden und es gibt einen Markt – das ist das, was am Ende entscheidet.” Für Gawin ist das ein wichtiger Punkt, den sie jedem Menschen mitgeben möchte – auch denen die sozusagen nicht “auf der Butterseite des Lebens” geboren sind. Schließlich sei es für sie vor allem die Digitalisierung, die eine Demokratisierung der Chancen ermöglichen würde. In 10 Jahren könnte das schon ganz anders aussehen, aber jetzt erkenne sie noch die Möglichkeiten, bestimmte Nischen zu finden.

“Wenn du commited bist, wenn du Fokus hast, wenn du fleißig bist, wenn du mit den richtigen Leuten arbeitest, wenn du ein guter Mensch bist, schaust dass du dem Kunden und der Gesellschaft etwas Gutes tust, dann glaube ich, hast du gute Chancen erfolgreich zu sein. Und wenn du nicht erfolgreich warst, dann hast du eine super Erfahrung gemacht, die dich im zweiten Schritt erfolgreich machen wird”, erklärt Anna Gawin abschließend ihre Überzeugung.

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N26-Founder Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf Onlinebank neobank n26
N26-Founder Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf (v.li.) (c) N26

Im Juni hat die Berliner Neobank N26 der beiden Wiener Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal erstmals schwarze Zahlen geschrieben. Nun will das FinTech-Scaleup in ein neues Geschäftsfeld – den Mobilfunk – einsteigen. Das verkündete Stalf bereits beim “Bankengipfel” des deutschen Wirtschaftsmediums Handelsblatt Anfang September – brutkasten berichtete.

Diese Pläne scheinen nun bereits konkreter zu werden: Wie Finance Forward berichtet, soll sich N26 in Gesprächen mit Gigs befinden. So heiße es aus dem Umfeld der beiden Unternehmen.

Das US-Startup Gigs mit Hauptsitz in San Francisco und zwei weiteren Standorten in London und Berlin verspricht seinen Kund:innen, einen Mobilfunkdienst “wie mit Magie” zu starten. Alle Schritte für die Etablierung eines Telefon- und Datenplans werden bei Gigs an einem Ort gebündelt. Mit den Produkten von Gigs können Firmen eigene, gebrandete Mobilfunkdienste anbieten. Offenbar genau das möchte N26 nun tun.

Zusammenarbeit mit Gigs möglich

Offiziell bestätigt wurden die Pläne bisher nicht. Eine N26-Sprecherin schreibt auf die Finance-Forward-Anfrage: “Wir prüfen ständig neue Möglichkeiten, unser Produktangebot zu erweitern und innovative Lösungen anzubieten.” Die Zusammenarbeit mit Gigs wäre aber keine Überraschung, hat das Unternehmen doch als Ziel, stark mit dem Fintech-Sektor zusammenzuarbeiten.

Für N26 scheint aktuell ein guter Zeitpunkt für die Erweiterung der Geschäftsfelder zu sein. CEO Valentin Stalf sagte Anfang September: “Die vergangenen Monate waren die erfolgreichsten bisher.” Das Fintech-Scaleup hat bisher Bankkonten, Aktien- und Kryptohandel sowie Versicherungen im Angebot. Der Kreditbereich soll ausgebaut werden, in drei bis fünf Jahren sei auch ein Börsengang möglich, wie Stalf schätzt.

Die Neobank wurde 2013 noch unter dem Namen Number26 in Berlin gegründet und zählt heute mehr als 8 Millionen Kund:innen und 1.500 Mitarbeiter:innen.

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