25.05.2015

Andreas Tschas: “Der wesentliche Zukunftstrend wird die True Economy sein”

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Pioneers-CEO Andreas Tschas bringt Startups auf die Bühne und hält auch eine Keynote-Speech.

Andreas Tschas ist Co-Gründer von Pioneers, das seit vier Jahren das Pioneers Festival veranstaltet. 2.500 Teilnehmer werden ab diesen Donnerstag bei der größten Startup-Veranstaltung Österreichs wieder in der Hofburg anzutreffen sein.

Viele wissen gar nicht, dass das Pioneers Festival nur eines von vielen Produkten von Pioneers ist. Zum Beispiel organisiert das Team dahinter laufend Events auch im Ausland. Von Tokio bis New York. Auf der ganzen Welt. Dann fungiert Pioneers überdies als Berater und Investor.

Das Pioneers Festival im Speziellen ist allerdings jenes Produkt, das nach außen hin medienwirksam sichtbar ist. Vielleicht vergleichbar mit einem Eisberg: Man sieht die Spitze, aber unter Wasser gibt es noch viel mehr. Das Event holt die internationale Startup-Szene auf die Wiener Bühne. Das was am Festival geboten wird, mag auch tatsächlich viel Show sein, aber viel mehr noch steckt eine Vision dahinter, die Andreas mit dem Brutkasten im Gespräch teilt.

Der Familienmensch – “sie gibt mir Kraft” – hat auf der Wirtschaftsuniversität Wien studiert. Dort hat er seinen Schulfreund Jürgen Furian wieder getroffen, mit dem er dann gemeinsam Pioneers startete. Während dem Studium hat er auch das Beratungsunternehmen “icons” ins Leben gerufen. Doch irgendwann stand die Frage im Vordergrund: warum beraten wir andere, wieso machen wir nicht selber Startup oder eigene Projekte? In den Räumen von Microsoft wurde bald danach die erste “Startup Up Live” organisiert. Die Geburtsstunde von Pioneers!

Vor welchen Herausforderungen bist du anfangs gestanden, die Community auf das Pioneers Festival aufmerksam zu machen?

Das war echt harte Arbeit. Schritt für Schritt haben Jürgen Furian und ich die Marke langsam aufgebaut. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis wir ein Geschäftsmodell aufgebaut haben. Eine Zeit, in denen wir nichts verdient haben, aber ein großartiges Team im Hintergrund hatten, das wie wir an die Vision geglaubt hat. Wir sind viel herum gekommen und haben internationale Veranstaltungen gemacht. Nach dem 20. internationalen Event haben wir beschlossen, eine große Veranstaltung zu organisieren, wo wir alle zusammenbringen: Unser Netzwerk, jene Communities, die wir auf unseren Reisen bereits kennengelernt haben.

Wie war das erste Pioneers Festival?

Wir sagen immer, dass wir vier Pioneers Festivals hatten, eigentlich waren es drei und eine “Startup Week”. Das ist eigentlich eine witzige Geschichte. Das ganze sollte im “Haus der Industrie” stattfinden. Da gibt es zwei Räume, die man mieten kann: Den kleinen und den großen Festsaal. Wir haben zwei Monate lang überlegt, ob wir den kleinen oder großen Festsaal buchen sollen – haben uns letztendlich auch für den Größeren entschieden. 1300 Teilnehmer sind gekommen und es wurde richtig kuschelig. Da haben wir zum ersten Mal Aufsehen erregt. Wir haben erstmals internationale Speaker nach Wien gebracht – sogar TechCruch war zum Beispiel vor Ort. Wir waren die Ersten, die Wien in der internationalen “Startup-Community ” positioniert haben.

Danach haben wir uns dann zusammengesetzt. Irgendwie ist dann die Hofburg als Veranstaltungsort gefallen und nach kurzer Überlegung war klar: Die nehmen wir. Diese Entscheidung ist gefallen, ohne je eine Kostenübersicht oder dergleichen gesehen zu haben.

Dabei stelle ich mir die Hofburg teuer vor. Du meintest, ihr habt “gebootstrapped”. Hat man da nicht Angst vorm großen Risiko?

Man hat sicher Momente, wo man Sorge hat. Aber im Grunde bin ich so überzeugt von dem, was wir machen… Klar, es wird immer Rückschläge geben, aber wenn du eine große Vision hast und weißt, wo du hinwillst, dann gelangst du dort auch hin. Es gibt diese Momente, in denen dir einfach weitergeholfen wird. Hansi Hansmann haben wir in einem dieser Momente kennengelernt. Er fragte uns, wie viel wir brauchen, um unsere Idee zu verwirklichen. Als nächstes fragte er nach der Kontonummer. Das war kein Investment, er hat an uns geglaubt und die Vision. Natürlich ist er später als Investor dazu gekommen. Er war der erste, den wir gefragt haben.

Wie ist das an die großen Speaker heranzugehen. Ist es einfach, sie nach Wien zu holen, weil sie die Community unterstützen möchten, oder ist viel Überredungsarbeit notwendig?

Es ist sogar extrem schwer. Wenn wir in London wären… Wir haben es uns mit Wien nicht leicht gemacht. Kunst und Kultur zieht zwar, aber die internationalen Speaker haben alle einen straffen Zeitplan. Denen geht es darum, Business zu machen. Natürlich ist es bei vielen ein Mitgrund, dass sie der Community helfen wollen, aber vor allem geht es ihnen darum, Business zu machen. Was gut funktioniert ist, wenn du sie untereinander vernetzt und sie einen Mehrwert aus den Treffen mit anderen hier vor Ort generieren.

Was nimmst du aus den Gesprächen mit den Speakern persönlich mit? Vielleicht auch, wie viel Faszination spielt da (noch) mit?

Enorm viel. Jürgen macht tolle Arbeit und findet immer die “hidden Champions”. Zum Beispiel hatten wir letztes Jahr die Weltpremiere des ersten fliegenden Autos. Aber die größte Faszination ist, dass wir Menschen mehr “empowered” sind, als jemals zuvor. Alleine, wenn man daran denkt, dass zwei Leute aus Bratislava mit einem Minimum an Budget ein fliegendes Auto bauen!

Heuer haben wir Ethan Lachapelle bei uns zu Gast, der mit 17 Jahren einen 3D Drucker entwickelt hat, der Prothesen macht, die per Gehirn gesteuert werden können. Diese Prothesen kosten nur an die 600 Dollar und sind daher für jeden erschwinglich. Wenn du das erst weiter denkst: Würden wir es schaffen, die jungen Leute zu motivieren und ihnen zeigen, was alles möglich ist und was man alles erreichen kann, dann ist uns als Menschheit keine Grenzen gesetzt. Natürlich muss man mit den richtigen Werten herangehen: nicht nur an den wirtschaftlichen Erfolg denken, sondern auch an den sozial-ökonomischen Einfluss. Tatsache ist, dass nur beschränkte Ressourcen da sind. Hinter diesen Gedanken liegt auch die Faszination hinter Pioneers.

In deinen Augen: Welche Upcoming-Trends haben wir zu erwarten, die das Leben der Menschen beeinflussen werden?

Der wesentlicher Trend ist die “true economy”. Wir werden nicht mehr zwischen old-oder new-economy unterscheiden, die nebeneinander existieren. Vielmehr wird es zu einer Symbiose dieser beiden Welten kommen. Die muss entstehen, weil Innovation von kleinen Firmen kommt, die mit großen Unternehmen, die Know-How und Netzwerk haben, zusammen arbeiten müssen. Aktuell beginnt das beim FinTech Bereich. Die gesamte Banken- und Versicherungsbranche wir von jungen, zahlreichen Startups auf den Kopf gestellt. Die Medienhäuser hatten noch ein wenig Zeit sich umzustellen. Viele haben es gemacht, einige werden vielleicht bald ohne Geschäftsmodell dastehen. Das passiert in jedem Bereich: Energie, Mobilität, Smart Data, Life Science, etc. Wir als Menschheit haben Zugang zu Informationen, wir sind connected.

Kann es denn die eine große Vision rund um Pioneers geben?

Ja! Und zwar, dass Technologie und Unternehmertum die Probleme der Menschen lösen können. Es ist die Aufgabe unserer Generation, die Menschen zu retten. Das müssen wir machen.

Wenn du dir ein Ziel steckst, kannst du das erreichen. Dieses Jahr werden wir wieder eins draufsetzen. Ich freue mich so, dass es nun im Mai stattfindet. Im nächsten Jahr wollen wir das Festival auf die ganze Stadt ausweiten.

Das Pioneers Festival ist am Ende des Tages natürlich eine Show. Die Tickets sind nicht günstig, darum wollen wir auch einen großen Mehrwert bieten. Man geht schließlich hin, um Business zu machen. Ob als Startup, Investor oder Unternehmen, wir wollen, dass jeder etwas mitnimmt. Dieses Jahr gibt es verstärkte Networking-Möglichkeiten, eine “Match-making-App”. Aber das ist erst die Anfangsphase, da wird noch viel mehr kommen in den nächsten Jahren.

Ein Highlight dieses Jahr ist sicher Athos, ein Anzug, der dir genau anzeigt, welchen Muskel du beim Training beanspruchst. Oder Hyperloop.

Ein Vergleich Wien versus London, Dublin, Berlin, Silicon Valley – Kann unsere Hauptstadt zur Gründermetropole werden?

Das wurde ich letzte Woche ein paar Mal gefragt. Auf einer Notenskala gebe ich Wien eine Drei Minus. Deswegen, weil wir zwar eine tolle Förderlandschaft haben und auch die Medien langsam aufspringen, aber international gesehen, wird Wien noch gar nicht als Startup-Hotspot wahrgenommen, bis auf das Pioneer Festival, das man im Valley bereits kennt.

Das Problem: Es gibt lange nicht mehr den Kampf um die besten Talente, sondern um die besten Startups. Das sollten wir nicht verschlafen. Hier ist auch die Unterstützung von der Politik wichtig: Harald Mahrer hat seine Vision formuliert, Österreich zum Gründerland Nummer Eins zu machen, das 40-Punkte-Programm ist wichtig in den Bereichen Internationalisierung oder Bildung. Wenn man Amerika ansieht, was da für Projekte direkt in den Universitäten entstehen, muss Österreich aufholen. Wir produzieren viele Papers, aber keine Startups. Im VC-Bereich, in dem dank Speedinvest echt was auf die Beine gestellt wurde, planen wir was.

Darfst du da schon mehr sagen?

Es gibt noch nichts Konkretes. Es geht um eine Art Campus Idee. Ein Leuchtturm-Projekt. Touristen und internationale Delegationen sollen nicht nur nach Schönbrunn oder in die Oper gehen, sondern auch auf den Campus, wo ihnen die Startup-Szene nahe gebracht wird. Das muss nicht der Pioneers Campus sein, dass wir in den Immobilienbereich gehen, bezweifle ich. Aber dass wir ein Festival veranstalten und tolle Startups nach Wien holen, um diese dann einfach wieder gehen zu lassen, das ärgert mich schon. Das Potential liegt direkt vor unserer Nase!

Was ist deine persönliche Motivation? Was ist dein Tipp für andere Gründer?

Sich Ziele zu stecken und diese immer im Kopf haben. Arnold Schwarzenegger, wie auch immer man zu ihm stehen mag, kann ein Vorbild sein: Er war Governator, Body-Builder, Schauspieler. Er hat immer konsequent das verfolgt, was er erreichen wollte. Man muss wissen, wo man hinwill. Das herauszufinden ist nicht einfach. Es geht um die Fragen: was will ich mit meinem Leben erreichen?

Vielleicht ein kleiner Tipp: ich hab mir meine Ziele auf einen A4 Zettel aufgeschrieben. Jeden Tag in der Früh beim Kaffee oder schon im Büro gehe ich die Punkte durch und visualisiere sie. Ich bin schon beeindruckt, was sich bis jetzt daraus ergeben hat.

Und dann: “Geht nicht, gibt es nicht” Es gibt heutzutage unendlich viele Möglichkeiten!

Vielen Dank.

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Die Kurstafel:

📈 Bitcoin erstmals über 90.000 US-Dollar

In der Folgewoche hatten wir an dieser Stelle schon das Bitcoin-Rekordhoch thematisiert, das unmittelbar nach den Wahlen in den USA erreicht worden ist. Seither ging es weiter deutlich nach oben - zwischenzeitlich sogar über die 90.000-Dollar-Marke. Auf 7-Tage-Sicht liegt der Bitcoin-Kurs 18 Prozent im Plus. Und das nach einer bereits starken Vorwoche, die schon einen klaren Kursanstieg gebracht hatte.

Der Hintergrund ist klar: Die US-Kryptobranche hofft auf einen Kurswechsel in der Politik, nach dem Donald Trump die Präsidentschaftswahl für sich entschieden hatte. Trump hatte sich im Wahlkampf als Bitcoin- und Krypto-Befürworter positioniert. Dabei hatte er auch immer wieder den Kurs der Biden-Regierung kritisiert. Die Börsenaufsicht unter dem von Biden eingesetzten Behördenchef Gary Gensler war insbesondere in den vergangenen beiden Jahren scharf gegen viele Akteure aus der Branche vorgegangen. 

Gensler wird nun abgelöst werden, so viel ist klar. Wer ihm nachfolgt, ist noch offen. Die Stimmung in der US-Kryptobranche könnte so beschrieben werden: Jede andere Person ist besser als Gensler. Die Hoffnung ist aber natürlich, dass möglicherweise sogar eine explizit krypto-affine Person den Posten erhält. Noch ist dies aber offen. Wie auch vieles andere, was die neue Trump-Regierung angeht. 

Aber es geht nicht nur um die Regierung. Denn gleichzeitig mit den Präsidentschaftswahlen wurden auch zahlreiche Sitze im Senat und im Repräsentantenhaus neu gewählt. Und Auswertungen der US-Kryptobörse Coinbase zufolge reüssierten dabei viele Kandidat:innen, die der Branche aufgeschlossen gegenüber stehen (siehe Crypto Weekly #151). Dies erhöht die Chancen, dass die Regulatorik in den USA in den kommenden Jahren günstiger für die Branche werden wird.

🤔 Wann knackt Bitcoin die 100.000-Dollar-Marke? 

Zusammenfassend kann man sagen: Die US-Kryptobranche hofft auf einen Kurswechsel in der Politik - und damit auf bessere Zeiten. Wirklich Konkretes weiß man aber noch nicht. Der Markt ist aktuell also primär von Hoffnung getrieben. Diese ist durchaus berechtigt, aber eben auch mit viel Unsicherheit verbunden. In den kommenden Wochen und Monaten wird sich nach und nach zeigen, was alles Realität werden wird. Die Position des Chefs der Börsenaufsicht wird dabei sicherlich eines der zentralen Themen sein. Aktuell preist der Markt aber einfach eine Verbesserung gegenüber dem Status Quo ein.

Mit zwischenzeitlich über 90.000 US-Dollar hat sich der Bitcoin-Kurs auch schon der immer wieder beschworenen Marke von 100.000 Dollar angenähert. Im Bullenmarkt von 2021 entstand etwa der Social-Media-Trend, dass Bitcoiner:innen ihre Augen in ihren Profilbildern durch Laseraugen ersetzen - und zwar, so die Ankündigung, bis der Bitcoin-Preis 100.000 Dollar erreiche. 

Im damaligen Cycle war allerdings dann bei knapp über 70.000 Dollar Endstation - und ein “Kryptowinter” brach an, der auch den Bitcoin-Kurs massiv nach unten drückte. Im Zuge des Debakels rund um die Pleitebörse FTX sank er bis auf deutlich unter 20.000 Dollar. Zu diesem Zeitpunkt schien die 100.000-Dollar-Marke völlig unerreichbar.

Zwei Jahre später sieht die Situation ganz anders aus. Nach dem bereits starken Jahr 2023 mit einem Plus von rund 150 Prozent ging es 2024 noch einmal weiter nach oben. Schon im März wurde der Höchststand aus 2021 überschritten. Im November dann neuerlich. Dazwischen lag kein spektakulärer Bullenmarkt, der die Schlagzeilen dominierte - aber nach und nach rückte die 100.000er-Marke plötzlich näher. 

🤭 Warum die Antwort darauf egal ist

Mit einem Bitcoin-Kurs von aktuell knapp unter 90.000 Dollar bräuchte es nur noch einen Kursanstieg von etwas mehr zehn Prozent. Und einen solchen kann es am Kryptomarkt durchaus schon einmal an nur einem (starken) Tag geben. Dass die Marke in den nächsten Wochen überschritten wird, ist also durchaus wahrscheinlich. 

Zeigen wird sich dann aber auch wieder einmal etwas anderes: Dass es sich bei allen vielbeschworenen und genau beobachteten Kursschwellen um völlig willkürlich gewählte Marken handelt, deren Überschreiten in Wirklichkeit keine große Bedeutung hat. Klar, ein Bitcoin-Kurs über 100.000 Dollar ist schon ein Statement und zeigt natürlich auch, wie etabliert Bitcoin mittlerweile ist. Aber das tut ein Bitcoin-Kurs von 99.741 Dollar oder von 102.743 Dollar genauso. Zusammenfassend könnte man also sagen: Die 100.000er-Marke wird früher oder später erreicht werden - es bedeutet nur nichts. 


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