02.05.2019

Andreas Nemeth: “Corporate Venturing als Eckpfeiler der Gesamtstrategie verstehen”

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Andreas Nemeth
(c) Uniqa
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Seit drei Jahren investiert UNIQA in Startups. Welche Ziele hat man sich anfangs gesetzt und was konnte seither umgesetzt werden?

Andreas Nemeth: Das wichtigste Ziel war von Anfang an, eine Brücke zwischen der UNIQA Versicherung und Startups zu bauen und gemeinsam an den Geschäftsmodellen der Zukunft zu arbeiten. Unser Ziel ist es, in neue Ökosysteme einzutauchen, die eine strategische Schnittmenge zum klassischen Versicherungsgeschäft aufweisen und für unsere zehn Millionen Kunden, die wir als UNIQA Gruppe heute betreuen, von hoher Relevanz sind. Konkret haben wir die vier Ökosysteme – Health, Fintech/Insurtech, Mobility und Home – als unsere Targets definiert. Dabei gehen wir wie ganz normale Venture Capital Fonds vor. Wir wollen finanziellen Return erwirtschaften und suchen in diesen Bereichen nicht nur nach neuen Geschäftsideen, sondern insbesondere nach den herausragenden Gründerteams und Startups in Europa. Seit 2016 haben wir in mehr als 10 Startups in verschiedenen europäischen Hubs, wie etwa Berlin, Prag, London, Tallinn und natürlich Wien investiert. Zudem wurde gemeinsam mit Speedinvest und der Raiffeisen Bank International einer der führenden Fintech Fonds Europas mitinitiiert, der sich an FinTech Gründer in Europa – insbesondere in CEE – wendet. Stolz sind wir auch auf einen sehr erfolgreichen Exit im Insurtech Bereich, den wir bereits 2017 realisieren konnten.

Acceleratorprogramme, Hackathons, Inkubatoren oder Preisverleihungen: Möglichkeiten für Corporates, sich im Startup Ökosystem einzubringen gibt es zuhauf. Wieso hat man sich bei UNIQA für direkte und indirekte Investments entschieden?

Das hat mehrere Gründe. Als Risikokapitalgeber geht es uns nicht um die Präsenz auf Innovationsbühnen, sondern um die Realisierung neuer Geschäftsideen. Wir wollen mit unseren Investments Geld verdienen. Wir sitzen mit den Gründern im gleichen Boot und sind allein der Value Creation verpflichtet. Und wir können über das finanzielle Investment hinaus mit Know-how und den Ressourcen der UNIQA Gruppe dabei unterstützen, neuen Geschäftsmodellen und Ideen zum Durchbruch verhelfen. Darüber hinaus verstehen wir uns aber nicht nur als Risikokapitalgeber, sondern als Mitgesellschafter und Partner des Gründerteams. Wichtig ist, dass ein Corporate Venture Capital Vehikel, in unserem Fall die UNIQA Ventures GmbH, eine eigene Governance und rasche Abläufe gewährleisten kann. Da es in Österreich vor unserem Launch keinerlei Aktivität im CVC gab, haben wir uns international nach Best-Practise Modellen umgesehen und uns unser Modell entsprechend aufgesetzt. Zum Glück haben immer mehr Großkonzerne auch hierzulande erkannt, dass Corporate Venturing ein wichtiger Eckpfeiler der Gesamtstrategie sein kann, um sich innovativ und zukunftsfit aufzustellen.

Gibt es Schwerpunkte für das Jahr 2019?

Zum einen werden wir unser Engagement im Health Tech Vertical weiter ausgebauen, da wir hier ein riesiges Potential sehen und durch unsere Investments auch dazu beitragen können, dem Endkunden und Patienten besseren Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen zu verhelfen. Andererseits gibt es erfreulicherweise im UNIQA Ventures Portfolio mehrere Follow-On Investments, bei denen wir mitpartizipieren werden und die Zusammenarbeit zwischen UNIQA und den Startups weiter ausbauen können. Die Startup-Offensive, die wir 2016 eingeleitet haben, wird fortgesetzt und wir freuen uns sehr, die besten Gründern auf ihrem Weg weiterhin begleiten zu dürfen.

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Die Projektpartner:innen: von TU Wien, Forschung Burgenland. KEBA und kW-Soltions | (c) kW-Solutions

Bidirektionales Laden eröffnet für E-Autos weitreichende Möglichkeiten, die weit über die klassische Nutzung als Fortbewegungsmittel hinausgehen. Mit dieser Technologie können Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherten Strom wieder zurückspeisen. Dadurch werden sie zu mobilen Energiespeichern, die flexibel in verschiedene Szenarien eingebunden werden können – so zumindest in der Theorie. In der Praxis ist bidirektionales Laden in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Ein neues Forschungsprojekt, an dem das Wiener Startup kW-Solutions beteiligt ist, möchte das nun ändern.

Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

Das ICBC-Projekt legt laut Kasinger großen Wert auf praxisnahe Lösungen. In sechs Arbeitsbereichen werden nun Use-Cases, Schnittstellen und Systemarchitekturen entwickelt, um die Marktfähigkeit sicherzustellen​. Bidirektionales Laden könnte laut dem Gründer für Österreich nicht nur die Elektromobilität attraktiver machen, sondern auch zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.


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