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Was wäre, wenn wir nur mehr Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die unsere Zukunft nachhaltig verbessern? Dieser Frage gehen Alice Schmidt und Claudia Winkler in ihrer neuen Kolumne für den Brutkasten nach, die neue Ideen und Geschäftsmodelle für eine nachhaltige Zukunft vor den Vorhang holt und künftig monatlich erscheinen wird.
Alice Schmidt arbeitet mit UNO-Organisationen, NGOs, der Europäischen Union und Unternehmen an Nachhaltigkeit und sozialer Transformation in Entwicklungs- und Schwellenländern. Neben diversen Board-Funktionen ist sie an der Wirtschaftsuniversität Wien Lektorin für “Sustainable Business & Management for Tomorrow”.
Claudia Winkler ist leidenschaftliche soziale Innovatorin und Unternehmerin. Sie ist Gründerin mehrerer Unternehmen unter anderem des nachhaltigen Mobilfunkers goood mobile in Deutschland und Österreich Für ihre Arbeit erhielt sie zahlreiche internationale Auszeichnungen u.a. als eine der “Most impactful global Social Innovators” am World CSR Day 2019.
Ihre gemeinsamen Erkenntnisse und Erfahrungen aus mehr als 20 Jahren Forschung und Praxis in über 40 Ländern zu Klimaschutz, Circular Economy, Technologie und nachhaltigem Wirtschaften teilen Alice und Claudia in ihrem neuen Buch “The Sustainability Puzzle” und ab sofort auch in der neuen Brutkasten-Kolumne “An Optimist’s Guide to a Sustainable Future”.
Wir stehen an einem Wendepunkt
Die Pandemie hat jeden Winkel unserer globalen Gesellschaft durchleuchtet und verändert. Im großen gesellschaftlichen Aufräumen sind jetzt Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit an der Reihe. Dass die Zeit drängt, zeigt die immer rasanter werdende Flut von Nachrichten, die uns über Hitzewellen in Kanada, Jahrhundert-Überschwemmungen in Deutschland und Buschbrände in Australien berichten.
Werden wir in der Lage sein, die großen globalen Herausforderungen zu meistern und Gesundheit, Gerechtigkeit und Wohlstand für alle zu sichern?
Wir sind optimistisch. Wir glauben, dass bald eine kritische Masse von Menschen erkannt haben wird worum es geht, was auf dem Spiel steht und was wirklich zählt. Mehr und mehr Menschen verstehen, dass es keinen Sinn macht nur darauf zu schauen, was Nachhaltigkeits-Investments kosten und welche Einschränkungen sie möglicherweise verursachen, sondern dass vor allem die vielmals höheren sozialen Kosten, die durch Nicht-Nachhaltigkeit entstehen, eingepreist werden müssen.
Weiter wie bisher geht also nicht – das ist mittlerweile vielen klar. Die andere gute Nachricht ist, dass die Werkzeuge, die wir für die Lösung unserer großen globalen Herausforderungen wie Klimawandel und sozialer Ungerechtigkeit brauchen, bereits existieren. Nun geht es darum, diese in die Hand zu nehmen und konkrete Lösungen umzusetzen die das große Ganze im Blick behalten.
Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine spannende Geschäftschance.
Alice Schmidt und Claudia Winkler
Keine Angst vor Paradigmenwechsel
Veränderung entsteht zuerst in den Köpfen, und da braucht es viel Mut zur Veränderung. Einiges tut sich schon: So hat die Europäische Kommission am 14. Juli 2021 das “Fit for 55”-Paket präsentiert und zwölf konkrete Vorschläge angenommen, um die Bereiche Klima, Energie, Landnutzung, Verkehr und Steuern in Europa so zu gestalten, dass die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gesenkt werden.
Mit diesem mutigen Plan will die EU-Kommission bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent sein. Dabei bleibt kein Stein auf dem anderen, wir stehen vor einer großen sozialen Transformation. Das „Fit for 55″-Paket beinhaltet die nötigen Rechtsinstrumente für eine grundlegende Neuausrichtung unser Wirtschaft und Gesellschaft, um eine gerechte, „grüne” und lebenswerte Zukunft zu gewährleisten. Das Paket umzusetzen ist kein Kinderspiel, aber es ist notwendig und ein Signal für die Welt jenseits von Europa, dass ein Paradigmen-Wechsel nötig und möglich ist. Denn Europa kann globale Herausforderungen nicht alleine stemmen.
Innovationsgeist ist nötig, um Neues zu schaffen
Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine spannende Geschäftschance. Laut einer Berechnung der Vereinten Nation würde das Erreichen der globalen Sustainable Development Goals (SDGs) ein Potenzial von zwölf Billionen US-Dollar erschließen und 380 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen. Gleichzeitig könnten Klimaschutzmaßnahmen bis 2030 etwa 26 Billionen US-Dollar einsparen.
Diese Zahlen sollten Anreiz genug für alle Innovatoren und Business Developer sein, sich mit Chancen im Nachhaltigkeitsbereich auseinanderzusetzen und aktiv zu werden. Selbst für jene, die mit Nachhaltigkeit, Weltverbesserung & Co bisher nichts am Hut hatten.
Die Zeit für Diskussionen ist vorbei, wir müssen zeigen, dass es möglich ist – denn Beispiele schaffen Realität
Philipp von der Wippel
Beispiele schaffen Realität
Dafür, dass Nachhaltigkeit und Wachstum nicht im Widerspruch stehen, gibt es zahlreiche Beispiele: Die Outdoor-Marke Patagonia, die ganz gezielt auf Kreislaufwirtschaft und Weltverbesserung setzt, das erfolgreiche InsureTech Lemonade in den USA oder Tomorrow Bank, das Deutsche FinTech mit Ethik-Schwerpunkt sind sozial und ökologisch nachhaltig und wirtschaftlich höchst erfolgreich. Sie alle haben die Zeichen der Zeit schon längst erkannt.
Wir brauchen dringend weitere Vorbilder, die sich erfolgreich mit der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft auseinandersetzen, indem sie festgefahrene Strukturen, Gewohnheiten und Denkweisen hinterfragen und neu gestalten. Denn, wie der Impact Unternehmer Philipp von der Wippel in einem mitreißenden TED-Talk sagt: “Die Zeit für Diskussionen ist vorbei, wir müssen zeigen, dass es möglich ist – denn Beispiele schaffen Realität”
Inspiration für Innovatoren
Das ist auch der Grund, warum wir in dieser Kolumne Ideen und Geschäftsmodelle vorstellen, die sich erfolgreich mit der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft befassen, und zwar so richtig und ohne Greenwashing-Ambition.
Menschen sind kreativ und können ihre Energie auch dafür einsetzen, die Welt gerechter und grüner zu machen. Viele mutige Unternehmer:innen weltweit setzen ihre Leidenschaft für eine nachhaltige Zukunft für alle schon lange ein. Viele davon sehen sich wie wir als Systemveränderer, die mit offener, radikaler Kollaboration und einer gesunden Portion Optimismus die Herausforderungen unsere Zeit in Angriff nehmen.
Was wäre, wenn wir ab jetzt nur noch Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die unsere Zukunft nicht zerstören, sondern sie nachhaltig verbessern?
Wenn wir mehr auf das große Ganze schauen, aufhören in Silos zu denken und die Zusammenhänge zwischen sozialen, ökologischen und ökonomischen Faktoren verstehen, können wir ganzheitliche Lösungen entwickeln, deren positive Wirkungen sich gegenseitig verstärken und unbeabsichtigte negative Effekte verhindern. Genau darüber schreiben wir in unserem Buch “The Sustainability Puzzle”, und um weitere konkrete Beispiele geht es in dieser Kolumne.
Eine schöne Herausforderung, oder? Es ist Zeit, aktiv zu werden! Jetzt!
Alice & Claudia
PS: Kennt ihr Unternehmen, von denen wir wissen sollten, also die Euch inspirieren weil sie Nachhaltigkeit als Chance formulieren und konkrete Lösungsansätze entwickeln? Wir freuen uns auf Euer Feedback!