12.07.2017

Amabrush: “Mit so einer starken Resonanz hätten wir nicht gerechnet”

Nach 23 Tagen auf Kickstarter steht das Zahnreinigungstool Amabrush bei mehr als 988.000 Euro. CEO Marvin Musialek erzählt im Interview, wie überrascht er über den riesigen Erfolg ist und wie viel Vorbereitung eine solche Kampagne braucht.
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Amabrush, Marvin Musialek, Standard, ORF - Betrugsverfahren
(c) Amabrush - Amabrush-Gründer Marvin Musialek

Was bedeutet das “Ama” in Amabrush?

Amabrush bedeutet “I’m a brush” in umgangssprachlichem Englisch. Der Name lässt unsere Zahnbürste dem Nutzer mitteilen, was deren genaue Funktion ist. Dadurch ist es möglich, gleich mit dem Namen zu klären, um was es sich bei dem, auf dem ersten Blick etwas komisch aussehenden Gerät, handelt.

Wie fühlt es sich an, wenn das Produkt bei Kickstarter und in den internationalen Medien so gut ankommt?

Auf der einen Seite natürlich sehr gut, weil die harte und anstrengende Vorarbeit belohnt wird. Vor allem wird diese Arbeit durch das Interesse der Nutzer und Unterstützer belohnt, weil man sieht, dass die eigene Idee nicht nur ein Hirngespinst ist, sondern tatsächlich von vielen Menschen gebraucht und gewollt ist. Auf der anderen Seite ist es jetzt natürlich auch mit einer großen Verantwortung verbunden, diese Geräte termingerecht zu liefern.

Habt ihr mit einer solchen Resonanz gerechnet?

Nein, nicht wirklich. Also wir haben schon mit einer guten Resonanz gerechnet, da wir bereits im Vorfeld das Interesse von mehreren tausend Subscribern über unsere Pre-Kickstarter-Webseite geweckt haben. Aber mit so einer starken Resonanz hätten wir nicht gerechnet! Wir dachten, wir müssten wesentlich mehr Aufklärungsarbeit zu unserer Kampagne betreiben, da es sich hierbei ja eigentlich um ein gänzlich neues Produkt handelt. Sprich, wir können nicht mit mehr Features oder einem billigeren Preis, oder höherer Qualität gegenüber der Konkurrenz überzeugen, sondern nur mit dem Konzept als Ganzes. Wir haben unseren Subscribern auch eine Startuhrzeit angegeben und eine Stunde vor dieser Uhrzeit auf den Launch-Button bei Kickstarter geklickt, damit wir noch ein bisschen Zeit haben, das Dashboard und weiteres einzurichten. Allerdings kam schon innerhalb der ersten 30 Sekunden die erste Bestellung ein, und danach hat es nicht mehr aufgehört. Um 17:00 Uhr (unsere offizielle Startzeit) hatten wir nicht einmal die Möglichkeit, unsere Subscriber zu informieren, wir kamen erst 15 Minuten später dazu.

Könnt ihr auch bei dieser Nachfrage den Zeitplan halten?

Unser Zeitplan lässt sich auch mit der hohen Nachfrage sehr gut einhalten. Es ist sogar eher so, dass bei einer hohen Nachfrage unsere Produktionspartner eher bereit sind, unsere Produkte zeitiger und qualitativer zu produzieren. Auch gibt es ja gewisse Mindestabsatzmengen ab denen erst produziert wird. Und Skonti sowie Vorzüge gibt es obendrein, wenn man vorab zahlt. Das können wir nun gewährleisten und können dadurch zumindest einen Stressfaktor minimieren.

Produziert ihr selbst, oder lasst ihr produzieren? Und wo?

Wir produzieren gemeinsam mit Produktionspartnern in Österreich, Deutschland und den USA. Das gewährleistet Qualität sowie kurze Transport- und Entwicklungszeiten für Amabrush. Aber die Aufteilung ist eigentlich klar: “Entwicklung innerhalb, Produktion außerhalb”.

Ihr habt Förderungen erhalten und Investoren an Bord. Wie viel Kapital habt ihr bislang aufgenommen? Was für einen Anteil hältst du an Amabrush?

Wir haben kleine Förderungen in verschiedenen Formen erhalten. Einerseits habe ich mit der AWS impulse XS die bereits vorhandenen Prototypen weiter entwickeln können. Unser Büro wurde auch für ein Jahr lang zu einem Mindestpreis durch die WAW unterstützt, die FFG hat mir mit dem Projekt.Start ein wenig bei der Recherche-Arbeit geholfen und die WKO hilft mir auch im Bezug auf Lohnnebenkosten. Allerdings waren das sehr kleine Förderungen, weswegen ich den Löwenanteil der Entwicklungskosten sowie Gehälter und externe Kosten von Anfang an selbst tragen musste. Klassische Investoren sind noch nicht an Bord, da ich seit Beginn an mein ganzes verdientes Geld immer gleich in Amabrush gesteckt habe, um solange wie möglich Bootstrappen zu können. Eine Kickstarter Kampagne war schon immer geplant. Ich halte momentan alle Anteile an Amabrush, werde aber meinen ersten zwei Mitarbeitern Anteile abgeben, da sie die Umsetzung meiner Idee stark unterstützt haben.

Gibt es schon Kooperationen für den Vertrieb? Sind in den letzten Tagen viele Anfragen hereingekommen?

Ja, die Anfragen sind enorm. Wir bekommen noch immer laufend Emails, plus Facebook-Nachrichten, und Backer-Nachrichten auf Kickstarter selbst, was alles in allem sicher ohne Übertreibung mehr als 1.000 Nachrichten pro Tag ausmacht. Hier ist es sehr schwierig, die Spreu vom Weizen zu trennen, da sich auch etliche “Vertriebsspezialisten” oder “Marketingexperten” oder sonstige Personen melden, die ganz klar eher an der Marge als an dem Produkt interessiert sind. Unser Plan ist es, 2018 den Offline-Vertrieb aufzubauen. Momentan konzentrieren wir uns auf Online-Only, da wir hier die Menschen sehr gut, breit und detailliert über Amabrush aufklären können. Aber Offline wird sicher ein ganz starker Fokus werden in nächster Zeit.

Wann und warum ist der Entschluss für den Standort in San Francisco gefallen?

Wir sind momentan in San Francisco, da es hier wesentlich einfacher ist, mit Herstellern und Spezialisten in Kontakt zu treten. Hier gibt es keine klassischen “Assistenz-Absagen” auf ungewöhnliche Anfragen, hier antwortet oft der Chef selbst und ist stets bemüht, auch jede noch so unseriöse oder naive Anfrage zu beantworten. Weiters war von uns immer geplant, eine Crowdfunding-Kampagne zu starten, und hier kommt man eher mit Mitarbeitern von Kickstarter oder Indiegogo in Kontakt als irgendwo sonst auf der Welt. Aber unser Hauptstandort ist momentan noch Wien, wo auch die Geräte zum Großteil entwickelt werden.

Ein Tipp für Founder, die eine Kickstarter-Kampagne planen: Was ist außer einem überzeugenden Produkt noch wichtig?

Puh, der wichtigste Tipp, den ich vielleicht geben kann, ist wahrscheinlich Vorbereitung. Klingt vielleicht blöd, aber ich habe mich zirka fünf Monate auf die Kampagne vorbereitet. Ich wollte alles von Anfang an richtig machen und es gibt sehr sehr viel zu beachten, sehr sehr viele Tipps und Tricks, und sehr sehr vieles. das man falsch machen kann. Und ich möchte auch sagen, dass selbst mit der vielen Vorarbeit noch etliche Fehler gemacht wurden.
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Ein Butler für jeden in App-Form – mit dieser Ansage startete 2017 die App myAlfred – brutkasten berichtete damals. Schon im Jahr darauf, 2018 folgte – gemeinsam mit einem Investment – das Rebranding des Linzer Startups auf Butleroy. Wieder ein Jahr später, 2019, folgte ein Produkt-Pivot zum reinen Termin-Manager. Und 2020 schließlich – im Lichte der Coronakrise – starteten die Gründer mit Ahoi Kapptn! eine Agentur, der sie fortan den Großteil ihrer Aufmerksamkeit widmeten – brutkasten berichtete. Wie nun bekanntgegeben wurde, wird die App Butleroy mit Jahresende endgültig abgedreht. Aus dem App-Store wurde sie bereits entfernt.

Keine Zeit für Butleroy-Wartung

Den Grund für das Aus beschreibt Co-Founder Philipp Baldauf auf brutkasten-Anfrage kurz und knapp: “Ahoi Kapptn! hat sich gut entwickelt, sodass für die Wartung von Butleroy keine Zeit mehr war.” In einer Aussendung dazu räumt Co-Founder Gregor Pichler aber ein: “Die Entscheidung, die Butleroy-App aus dem App Store zu nehmen, fiel uns nicht leicht.”

Mehrfach von Apple ausgezeichnet

Baldauf führt dort auch einige Erfolge aus den vergangenen Jahren an: “Wir sind stolz darauf, dass die App mehrfach von Apple ausgezeichnet und gefeatured wurde und unseren Nutzer:innen geholfen hat, ihren Zeitplan zu optimieren. Während unseres aufregenden Wachstums konnten wir eine bedeutende Community von treuen Kunden aufbauen, die uns bei jedem Schritt unterstützten.” In der Corona-Pandemie sei man dann aber “mit einigen Finanzierungsherausforderungen” konfrontiert gewesen.

Verkauf und Fortführung von Butleroy-App noch nicht vom Tisch

Eine möglicher Verkauf und damit eine Fortführung von Butleroy steht noch im Raum, wie Pichler anmerkt: “Gleichzeitig prüfen wir, wie sich die Technologien und das Know-how von Butleroy in neuen Kontexten oder Partnerschaften sinnvoll nutzen lassen – und freuen uns dabei über Gespräche mit möglichen Interessenten.” Man habe sogar eine Anfrage von einem potenziellen US-Käufer gehabt, verrät Baldauf auf Rückfrage, “da ist es allerdings an den Verhandlungen gescheitert.”

50 Prozent Umsatzwachstum und Red Bull und Bundesliga als Neukunden von Ahoi Kapptn!

Ahoi Kapptn! vermeldete indessen bereits vergangenes Jahr siebenstellige Umsätze im Digital-Agentur-Geschäft. “Wir steuern dieses Jahr auf knapp 50 Prozent Umsatzwachstum zu”, sagt Baldauf. Auch das Team habe man 2024 um fünf Personen erweitert. Neben anderen habe man zudem Red Bull und die österreichische Bundesliga als neue Referenzkunden gewonnen. Sie kommen zu Namen wie Florian Gschwandtner, ÖFB (Österreichischer Fußball Bund), ROTAX, Linde Verlag und LASK dazu.

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