22.07.2021

Alibaba Minisite: Wie man auf der B2B Plattform weltweit sichtbarer wird

Interview: Die Sichtbarkeit auf der chinesischen Handelsplattform Alibaba.com ist für Unternehmen im B2B-Bereich enorm wichtig, um einerseits ihre Produkte an den Mann zu bringen und andererseits ihre Bekanntheit zu steigern. Welche Rolle die Alibaba Minisite dabei spielt, hat alibabaminisite.eu-CEO Erich Grillitsch dem brutkasten erzählt.
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Erich Grillitsch
Erich Grillitsch, CEO von alibabaminisite.eu
© Efoodlife/Adobe Stock-wladimir1804

Alibaba.com wird von Unternehmen noch nicht als B2B-Plattform im deutschsprachigen Raum wahrgenommen”, betont Erich Grillitsch, CEO des Consultingunternehmens alibabaminisite.eu powered bei efoodlife GmbH. Das habe sich auch beim digitalen Exporttag 2021 der Wirtschaftskammer Österreich bestätigt, wo man als führender Anbieter für die Entwicklung einer Alibaba Minisite und des Alibaba Minisite Designs in der DACH-Region vertreten war. Als Aussteller nutzte Grillitsch die Möglichkeit der Teilnahme, um die Werbetrommel für das eigene Angebot zu rühren, aber auch um Bewusstseinsbildung zu betreiben. Im Gespräch mit dem brutkasten erklärt der Manager, welche Chancen die Alibaba Minisite als Markenschaufenster für den internationalen B2B-Vertrieb bietet und warum Alibaba nicht mit Amazon vergleichbar ist.

Wieso ist es für Unternehmen im B2B-Bereich so wichtig, auf Alibaba.com vertreten zu sein?

Erich Grillitsch: Alibaba.com ist die größte B2B-Plattform der Welt. Sie fungiert als Bindeglied zwischen Händlern und Käufern und überzeugt mit einer großen Produktpalette angeführt von Nahrung und Getränken über Kosmetikartikel, Schmuck bis hin zu Consumer Elektronik sowie Maschinen und Anlagen. Wer hier vertreten ist, kann seinen Kundenkreis weltweit auf einen Schlag erweitern, vorausgesetzt die Präsentation stimmt und man ist sichtbar.

Aber auch die „Inbound Strategie“ spricht für sich, von Interessenten gefunden zu werden. Dabei wird relevante Information zu Verfügung gestellt 24/7/365 Tage im Jahr. Während im B2B-Vertrieb meist aktiv „Outbound“, das heißt vom Unternehmen auf den Kunden zugegangen wird, und man häufig maximal bis zur Telefonzentrale kommt – das kenne ich aus 20 Jahren Verkaufserfahrung im internationalen B2B-Vertrieb – kommt bei der Inbound Strategie der Interessent direkt auf das Unternehmen zu.

Bevor wir auf die Sichtbarkeit zu sprechen kommen: Beim Thema Online-Marktplatz kommt einem sofort Amazon in den Sinn. Was unterscheidet Alibaba von Amazon?

Der Unterschied liegt nicht nur in der geographischen Herkunft der Anbieter. Denn eigentlich sind die beiden “Riesen” so nicht direkt miteinander vergleichbar. Bei Amazon handelt es ich um eine B2C-Plattfom für Konsument*innen, bei Alibaba.com um den weltweit größten virtuellen Marktplatz für Unternehmen. Auch Amazon verfügt jedoch mit Amazon Business über eine B2B-Plattform und Alibaba mit AliExpress über eine B2C-Plattform.

Und was sind die größten Unterschiede zwischen den beiden B2B-Plattformen?

Bei Alibaba.com fallen bei der Transaktion zwischen den Unternehmen keine Gebühren an, dafür ist aber die Nutzung der Plattform, also des virtuellen Marktplatzes kostenpflichtig. Bei Amazon Business sind im Gegenzug Gebühren bei der Transaktion fällig. Wie stark die B2B-Plattform Alibaba performt zeigt sich auch daran, dass die Umsätze dort bereits im Jahr 2018 das 2,8-fache von Amazon ausgemacht haben.

Dennoch sagen Sie, dass viele Unternehmen auf Alibaba.com nicht ausreichend sichtbar sind. Warum?

In der Fülle an Anbietern kann man nur überzeugen, wenn man ausreichend gesehen wird und es gelingt die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Auf Alibaba.com werden Unternehmen nach Verifizierung des Accounts freigeschalten. Das alleine wird aber nicht dazu führen, dass man Interessenten von sich überzeugt. Der Account an sich verfügt nämlich über keinen sachlogischen Aufbau für die Darstellung des spezifischen Leistungsangebots. Einen solchen bietet aber die Alibaba Minisite an, die als eigene Website auf Alibaba.com gehostet wird. Das wiederum führt dazu, dass sich Unternehmen in der Sichtbarkeit hervorheben und Interessenten besser angesprochen fühlen. Weiters kann die Alibaba Minisite per Ads Kampagnen auf Alibaba.com und auf Google für spezifische Absatzmärkte beworben werden. Der mögliche Erfolg ist damit wesentlich höher.

Wie kann man sich eine Alibaba Minisite vorstellen? welche Informationen sind darauf zu finden?

Die Alibaba Minisite wird nach den CI-Richtlinien vom jeweiligen Unternehmen individuell erstellt. Alle relevanten Informationen werden meist von der bestehenden Webseite, die zumeist aus mehreren “Unterpages” besteht, entnommen und auf einer einzigen Webseite, einer sogenannten Onepage-Website, dargestellt. Der Interessent scrollt für weitere Information nach unten. Am Beispiel von einem herstellenden Unternehmen finden sich auf einen Blick Details zum Produkt, zum Unternehmen, zu den Vorteilen aus Kundensicht, zu Verpackung und Lieferung und zu den Ansprechpersonen.

Was ist der Vorteil gegenüber einem eigenen Onlineshop?

Unternehmen sind schneller beim Kunden und zwar in mehrfacher Hinsicht. Die hohe Frequenz auf Alibaba.com stellt jeden eigenen Onlineshop in den Schatten. Weiters haben Unternehmen als Account-Inhaber Zugang zum Request-for-Quotation (RFQ)-Markt mit aktuell mehr als 1,60 Millionen Anfragen in den vergangenen 90 Tagen. Es kann nach Keywörtern gefiltert und Käufern nach Ländern selektiert werden. Weiters wird die Alibaba Minsite mit dem eigenen Unternehmens- oder Markennamen auf Alibaba.com gehostet. So erreichen Unternehmen mit ihrem spezifischen Leistungsangebot Zielkunden im angestrebten Absatzmarkt. Man kann sich das wie ein Markenschaufenster in die Welt vorstellen.

Können Sie das anhand eines Beispiels näher erklären?

Ein Markenschaufenster für die Welt bietet zahlreiche Vorteile. Es muss jedoch nicht unbedingt eine Marke sein, sondern dabei kann es sich auch um ein Unternehmen oder um ein Produkt handeln. Mit der Alibaba Minisite präsentieren Unternehmen ihren Interessenten ein eindeutiges Leistungsangebot auf einer EINZIGEN Webseite. Denn Sie haben nur 2,6 Sekunden, in denen entschieden wird, ob der Besucher bleibt oder nicht. Dabei basieren 94 Prozent der Eindrücke auf Optik und Design. Die Alibaba Minisite gibt es in 16 Sprachen, verfügbar auf Marktplätzen in 190 Ländern der Welt. Dabei werden alle relevanten Informationen bis zur Kontaktperson abgebildet. Der Interessent kann sich in Kürze umfangreich informieren, sieht er darin eine Lösung für sein Problem, wird er anfragen.

Für welche Unternehmen ist die Alibaba Minisite Ihrer Meinung nach besonders interessant?

Das Angebot richtet sich an KMU’s welche bereits im Export tätig sind oder an solche die im Export tätig werden möchten. Aber auch große Unternehmen können diese Möglichkeit als Türöffner für einen Markteintritt nutzen – im übrigen ist es für einen solchen wohl auch mit Abstand die preiswerteste Variante. Angesprochen fühlen sollen sich sowohl Hersteller als auch Händler und Dienstleistungsunternehmen. Primär geht es darum, als eines der ersten Unternehmen den Marktplatz im Absatzmarkt zu besetzen und Marktanteile aufzubauen. Wenn es um Marktanteile geht, verhält sich der Wettbewerb online ähnlich zum Wettbewerb offline. First come, first served!

Vielen Dank für das Interview.

International gefragt
Auf Alibaba.com werden in mehr als 36 unterschiedlichen Industrien mehr als 340.000 Anfragen täglich verzeichnet. Die meisten Anfragen kommen per Juni 2021 aus den USA und United Kingdom (UK). Unter den Top-10-Anfrageländern finden sich weiters Indien, Canada, Russland und Australien. Aber auch Österreich und Deutschland sind in den Top 10 vertreten.
Die-Top-20 Käufer werden angeführt von den USA. In Europa finden sich weiters United Kingdom (UK), Italien, Deutschland, Frankreich und Spanien in diesem Ranking. Aus Nord- und Südamerika sind Kanada, Brasilien, Mexico und Peru zu nennen; aus Asien Indien, Russland, Türkei, Pakistan, Indonesien, Philippines, Malaysia und Thailand. Ebenfalls Teil der Top-20-Käufer sind Australien und Saudi Arabien.
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v.l. Die beiden Founding Partner Laurenz Sim- bruner und Lukas Püspök | (c) Tina Herzl

Dieser Artikel erschien zuerst in der Jubiläumsausgabe unseres Printmagazins. Ein Link zum Download findet sich am Ende des Artikels.

Spätestens mit dem Sieg von Donald Trump bei den US-Wahlen und der angekündigten Rückkehr seiner „America First“-Politik ist die Debatte über die Technologiesouveränität in Europa neu entfacht. Unter dem Motto „Drill, baby, drill!“ hat Trump zudem angekündigt, die Förderung fossiler Energieträger wie Öl und Gas massiv ankurbeln zu wollen. Gleichzeitig ist Europa in zentralen Industrien wie der Solar- und Batterietechnologie stark von China abhängig. Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich die Frage, welche Marktchancen europäische Climate-Tech-Startups im geopolitischen Spannungsfeld zwischen den USA und China künftig haben.

Diese Frage beleuchten wir aus Investorensicht im Gespräch mit Lukas Püspök und Laurenz Simbruner – sie sind Founding Partner des Wiener Venture-Capital-Fonds Push, der gezielt in Health-Tech- und Climate-Tech-Startups investiert. Püspök leitet zudem das gleichnamige Familienunternehmen, das einer der größten Windkraftbetreiber Österreichs ist.


Wie schätzt ihr die aktuelle Finanzierungslage für Startups aus Investorensicht ein?

Laurenz Simbruner: Die erwartete deutliche Verbesserung bei Dealchancen blieb 2024 aus. Viele hatten die Hoffnung, dass der Markt wieder stärker anzieht, aber das war eher eine vorsichtige Prognose als Realität. Stattdessen erlebten wir ein Jahr, das stark im Zeichen selektiver Investments stand – Flight to Quality und ein klarer Fokus auf Unit Economics und den Weg zur Rentabilität. Besonders Top-Teams und Serial Entrepreneurs hatten es beim Fundraising leichter. Im Bereich Climate-Tech war weiterhin Finanzierung da, vor allem von neueren Fonds, die bereits 2021 und 2022 geraist wurden. Doch auch hier gab es erste Anzeichen von Ernüchterung.

Wie äußern sich diese Anzeichen der Ernüchterung im Climate-Tech-Sektor?

Lukas Püspök: Noch vor zwei Jahren waren die Erwartungen hoch – viele Pitch Decks gingen von extremen Energiepreisen aus, und selbst kleine Einsparungen durch Softwarelösungen wurden als äußerst wertvoll angesehen. Heute sind die Energiepreise in Europa zwar leicht erhöht, aber weitgehend normalisiert. Das führt zu einer gewissen Normalisierung der Nachfrage nach spezifischen Lösungen. Doch der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt: Lösungen im Kampf gegen die Klimakrise sind weiterhin dringend notwendig, und das Potenzial für neue Technologien ist groß. Besonders Boom-Technologien wie Batterien bleiben gefragt. Allerdings erschweren die wirtschaftliche Situation in Europa und der geopolitische Druck zwischen China und den Vereinigten Staaten die Entwicklungen in der Clean-Tech- und Climate-Tech-Branche.

Der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt.

Laurenz Simbruner: Interessant ist auch die Entwicklung bei den Investitionsvolumina: Nach einem Anstieg über drei Quartale gab es zuletzt wieder einen Rückgang. Besonders Deals im Bereich künstliche Intelligenz ziehen hier Aufmerksamkeit auf sich, da viele Mega-Rounds ein Drittel des Investitionsvolumens in Anspruch nehmen. Unsere beiden Bereiche Klima und Gesundheit bleiben jedoch noch immer unter den Top-Verticals. Der Fokus im Climate-Tech-Bereich verschiebt sich hin zu echten Herausforderungen der Energiewende und Industrie. ESG-Monitoring oder reine Energiemonitoring-Lösungen reichen nicht mehr aus – es geht darum, die großen Probleme anzugehen. Beispielsweise spielt die Steuerung zwischen Energieproduzenten, Speichern und Abnehmern eine zentrale Rolle, und hier kann Software Effekte erzielen.

Lukas Püspök: Die Komplexität im Energiebereich steigt enorm, die neue Energiewelt ist wesentlich vielschichtiger und dynamischer als früher. Das schafft ein ideales Umfeld für neue Technologieunternehmen, die mit ihrer Agilität und Innovationskraft Lösungen bieten können, die traditionelle Akteure oft nicht schnell genug umsetzen. In diesem Feld ergeben sich fast zwangsläufig große Wachstumschancen für neue Technologieunternehmen. Die Herausforderungen und Möglichkeiten sind so groß, dass es fast nicht anders kommen kann.

Welche Chancen bestehen für Startups im Energiebereich angesichts der dominanten Marktposition Chinas im Hardwarebereich?

Lukas Püspök: Ja, tatsächlich sind die meisten wesentlichen Technologien mittlerweile fest in chinesischer Hand. Bei Wärmepumpen könnte Europa noch eine kleine Chance haben, aber auch hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Wechselrichtern: Vor einigen Jahren hatten auch die europäischen Hersteller noch eine gewisse Relevanz am Weltmarkt, heute spricht jedoch fast jeder nur noch über Huawei und ein paar andere, die ihre Dominanz klar ausbauen konnten.

Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren nicht einfach aufhalten lassen. China hat ein enormes Production-Know-how aufgebaut. Die Unternehmen dort sind in Forschung und Entwicklung sowie im Bau großer Produktionsanlagen extrem stark geworden. In Europa wird es sehr schwierig, dieses Niveau schnell zu erreichen.

Die USA gehen einen anderen Weg: Mit dem Inflation Reduction Act fließt viel Kapital in den Aufbau von Produktionskapazitäten, was den USA möglicherweise Vorteile verschafft. In Europa fehlen vergleichbar starke Investitionsanreize und langfristige Strategien, wie sie in China und den Vereinigten Staaten umgesetzt werden.

Historisch gesehen sind industrielle Erfolge eng an günstige Energiepreise gebunden.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es für europäische Startups im Energy-Tech-Bereich keine Chancen gibt. Es gibt zahlreiche Felder, in denen sie erfolgreich sein können – von der Ausgleichsenergie über das Energiekostenmanagement bis zur Batterieoptimierung und Implementierung, um nur ein paar zu nennen. Hier bieten sich viele Möglichkeiten zur Wertschöpfung.

Wenn jedoch jemand in Europa eine neue Solarzelle entwickeln möchte, ist Skepsis angebracht, ob eine solche Entwicklung hier wirklich konkurrenzfähig in die Massenproduktion gehen kann. Deshalb liegt unser Fokus ohnehin nicht auf Hardware. Sie kann zwar eine Rolle spielen, aber der Hauptwert sollte immer aus der Softwarekomponente kommen – auch wenn das im Energy-Tech-Bereich manchmal herausfordernd ist.

Welchen Investitionsfokus verfolgt Push im Energiebereich?

Lukas Püspök: Unser Fokus liegt immer auf Asset-Light-Ansätzen, selbst bei Projekten mit Hardwarekomponenten. Wir sind offen, auch Hardware anzusehen, aber der wesentliche Wert wird in Europa öfter durch Software geschaffen, seltener durch herausragende Hardwareentwicklung und Produktion.

Laurenz Simbruner: Das liegt auch daran, dass wir als Tech-Investoren darauf achten, wie leicht Folgefinanzierungen gesichert werden können. Bei reinen Hardware-Investments stoßen wir auf Widerstände: Rund drei Viertel der potenziellen Investoren sagen bei „Hardware only“ Nein. Das erhöht das Risiko, dass eine Anschlussfinanzierung scheitert oder man alternative Finanzierungsquellen wie strategische Investoren oder Family Offices anstreben muss.

Was muss Europa tun, um im Energiebereich Technologiesouveränität zu erlangen?

Lukas Püspök: Europa kann nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn es langfristige, klare Policies ähnlich wie die anderen großen Wirtschaftsräume umsetzt. China hat mit seinen Fünfjahresplänen schon vor Langem begonnen, grüne Technologien und Batterien strategisch zu fördern, und unterstützt seine Unternehmen auf vielen Ebenen. Die USA setzen auf den Inflation Reduction Act, der klare Impulse für die Industrie bietet. Im Vergleich dazu wirkt Europa mit seinen Initiativen wie dem Green Industrial Deal fast zurückhaltend und politisch fragmentiert, was große Schritte erschwert.

Wir brauchen diese Klarheit in der europäischen Politik, um unsere Industrie zu halten und wettbewerbsfähige, günstige Energie zu sichern. Historisch gesehen sind industrielle Erfolge eng an günstige Energiepreise gebunden, und auch für Europa ist der massive Ausbau erneuerbarer Energien alternativlos. Manche Stimmen sprechen sich zwar für mehr Kernenergie aus, aber der gänzlich fossilfreie Ausbau bleibt das Ziel; besonders, da Europa keine großen natürlichen Ressourcen besitzt. Wir müssen so viel wie möglich selbst in Europa erneuerbar produzieren.

Der Fokus im Climate-Tech-Bereich verschiebt sich hin zu echten Herausforderungen der Energiewende und Industrie

Donald Trump hat die US-Wahlen gewonnen und setzt sich für fossile Energieträger ein. Inwiefern ist das eine Gefahr für den europäischen Climate-Tech-Sektor?

Lukas Püspök: Die aktuellen Entwicklungen in den USA stellen für den europäischen Climate-Tech-Sektor aus meiner Sicht keine allzu große Gefahr dar. Wenn die USA erneut aus dem Klimaabkommen austreten und die Schiefergas- und Schieferölproduktion steigern, wird dies zwar Auswirkungen haben, doch Europa wird weiterhin konsequent auf Zukunftstechnologien setzen. Diese klare Haltung stärkt das europäische Ökosystem und zeigt eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber globalen politischen Veränderungen. Insgesamt halte ich den Wahlausgang für die Klimabemühungen für sehr bedauerlich – für die Chancen der europäischen Climate-Tech-Unternehmen aber nicht für eine fundamentale Gefährdung.

Laurenz Simbruner: Viele Climate-Tech-Lösungen dienen primär der Kostenreduktion und der Produktivitätssteigerung. Der Kundennutzen steht dabei im Vordergrund, z. B. durch geringeren Verbrauch oder höhere Effizienz. Die Entscheidung für solche Innovationen ist oft wirtschaftlich motiviert und nicht rein ideologisch. So spielt auch in den USA der wirtschaftliche Nutzen eine entscheidende Rolle – und erneuerbare Technologien wie Photovoltaik setzen sich langfristig durch, wenn sie wirtschaftlich sinnvoll sind.

Lukas Püspök: Letztlich zeigt sich: Technologien setzen sich dauerhaft nur dann durch, wenn sie einen entsprechenden Kundennutzen bringen. In vielen Fällen sind aber Anschubfinanzierungen notwendig, um Technologien wie Photovoltaik zu etablieren und günstige, nachhaltige Lösungen weltweit zu fördern. Der große Photovoltaikboom auf österreichischen Dächern begann weniger aus Umweltgründen oder weil plötzlich jeder grünen Strom wollte; vielmehr wollen wir uns im Lichte der hohen Kosten und der Abhängigkeit von Importen wirtschaftlich absichern. Dieses Prinzip zeigt sich auch in den USA: Zwar könnte man mehr Öl und Gas fördern, und in gewissem Umfang wird das leider auch passieren, aber in vielen Fällen ergeben andere Energieformen wirtschaftlich mehr Sinn. Auch die USA werden PV, Windkraft und Batterien weiter stark ausbauen, hauptsächlich, weil sie in der Stromproduktion zu fast konkurrenzlos günstigen Technologien geworden sind.


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