30.04.2024
DAS LEBEN NACH DEM EXIT

Alfred Luger: “Wir haben Menschen gesünder gemacht”

Alfred Luger, Co-Founder von Runtastic, verrät, warum Sport nicht die Motivation zur Runtastic-Gründung war und wie viele Investments er hält.
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Alfred Luger in der zehnten und letzten Staffel-Folge von "Das Leben nach dem Exit". (c) brutkasten

Das gesamte Staffelfinale von “Das Leben nach dem Exit” findet sich am Ende des Artikels.

“Runtastic war und ist nach wie vor einer der größten Exits in unserem Ökosystem”, leitet brutkasten CEO und Co-Founder Dejan Jovicevic das Staffel-Finale der Interview-Serie “Das Leben nach dem Exit” ein. Zu Gast war im Staffelfinale kein anderer als Alfred Luger, Mitgründer des 2009 gegründeten FitTech-Startups Runtastic.

Das Gründerteam – neben Interviewgast Alfred Luger bestehend aus Florian Gschwandtner, Christian Kaar und René Giretzlehner – baute mit dem in Pasching gegründeten Jungunternehmen ein Modell, das später mehrere Investor:innen und Käuferunternehmen anlockte. Gemeinsam kreierte das Team die Basis für das, was Lauf-, Rad- und Outdoor-Sportler:innen heute unter dem Namen “adidas Running” geläufig ist.

Im Januar 2011 stiegen Bernhard Lehner, Alexander Igelsböck und Stefan Kalteis als Investoren ein. Auch Business Angel Hansi Hansmann sah Potenzial am Startup und beteiligte sich im Mai 2012.

Im Oktober 2013 übernahm der Medienkonzern Axel Springer schließlich 50,1 Prozent der Firmenanteile. Fast zwei Jahre später, im Januar 2015, meldete Runtastic über 100 Millionen App-Downloads. Sechs Monate später übernahm Adidas das Paschinger Startup für stattliche 220 Millionen Euro.

“Der bessere Player”

In den ersten Verhandlungen mit Interessenten am Markt habe das Runtastic-Team schnell gemerkt, dass sich Adidas als der “bessere Player” für den Exit herausstellte – und das, “obwohl bei anderen ein höherer Price Tag dahinter war”, meint Luger. Denn im Vorverkaufs-Prozess legte das Team klipp und klar fest, wann genau ein Verkauf zustande kommen würde – und das ausschlaggebende Argument war lange nicht nur die Summe:

“Wir haben schon vorab gesagt, wenn wir uns mit einem gewissen Price Tag und einem gewissen Setup wohl fühlen, dann machen wir das. Auch abgestimmt natürlich mit dem damaligen Mehrheits-Shareholder Axel Springer und dem Hansi. Wir haben gesagt: Wenn wir einen super Partner finden, der strategisch passt, dann fühlen wir uns wohl, unser Baby zu verkaufen. Und das war bei Adidas gegeben”, erzählt Luger im brutkasten-Talk.

Keine Zitterpartie

Lange gezittert habe man beim Runtastic-Kauf nicht. “Das Signing und Closing war am selben Tag innerhalb von einer Stunde erledigt.” Nach dem Frühstückskaffee sei alles reibungslos verlaufen, erinnert sich Luger: “Was aber wichtig war – und das wissen die Profis: Man muss die Banken vor-informieren, weil bei substanziellen Beträgen kann es sein, dass eine Zahlung hängen bleibt und sich der Prozess verzögert.”

Geglückt sei an diesem Tag alles: “Um etwa 12 Uhr mittags war das Geld da. Dann ging es darum: Belegschaft, Mitarbeiter:innen und Presse informieren.” Bei der Mehrheitsübernahme im Jahr 2013 durch Axel Springer sei allerdings sehr wohl ein Monat zwischen Signing und Closing gelegen: “Das war ein interner Prozess mit Aufsichtsrat und Co – und auch in Hinblick auf kartellrechtliche Fragestellungen und das Investitionsschutzgesetz.”

“Adidas war die Kür”

Nach der Übernahme 2015 ist das Gründerteam noch “mindestens drei Jahre” bei Adidas tätig gewesen. Luger selbst war noch sechs Jahre an Bord: “Das Gesamtpaket zählt – und wir haben uns sehr wohl gefühlt”. Die Integration in das Käuferunternehmen verlief locker, meint Luger: “Adidas ist drei Autostunden weg in Bayern – mit ähnlicher Mentalität. Das ist schon ein Unterschied, ob du zum Board-Meeting drei Stunden fahren oder quer durch die Welt fliegen musst.”

Emotional sei es für Luger und seine Kollegen vor allem dann geworden, als unter den Exit ein “Hakerl” gesetzt wurde und der Betrag am Konto gewesen sei. Denn “wir haben uns die ersten drei, vier Jahre wirklich weniger ausbezahlt als ein Praktikant. Wir haben ganz bewusst investiert. Als der Exit durch war, war das schon emotional. Adidas war die Kür, wenn man in der Sportsprache bleibt.”

Um nichts und niemanden zu überrollen, habe man nach der Übernahme und zur Integration von Runtastic in das Käuferunternehmen den Begriff “Firewall” definiert, “demeinsam mit dem damaligen Marketingvorstand von Adidas”, erinnert sich Luger. Die Integrationszeit verlief indes weniger stressig: “Wir haben uns Step-by-Step Adidas angenähert, Projekte gestartet und gemeinsame Prozesse, Initiativen und Co-Branding realisiert.”

“Wir haben die Menschen gesünder gemacht”

Gut sechs Jahre ist Luger noch bei Adidas geblieben – “weil es mit einfach Spaß gemacht hat, mit dem Runtastic Team und mit den Peers von Adidas zusammenzuarbeiten. Es ist nie alles eitel Wonne, aber wir waren auf einer guten Mission und haben ja etwas Gutes getan. Wir haben ja nicht Waffen produziert, sondern die Menschen gesünder gemacht. Das war super.”

Auch Luger musste seine stattlichen Exit-Gelder verwalten – und setzte dabei auf Diversifizierung, wie er im brutkasten-Talk erzählte. Unter anderem legte er einen Teil seines Geldes in Immobilien an – was er heute aber nicht mehr machen würde: “Ich würde das definitiv anders machen. Ich finde Immobilien sind total fad.”

Überinvestiert sei Luger “ganz deutlich in Startups, also ganz hohes Risiko” – allerdings mit vielen Einzelinvestments. Nebenbei streute er sein Anlagerisiko auch auf Fonds – darunter MSCI World oder andere ETFs. Privat zähle der Runtastic-Co-Founder mittlerweile 30 ungleiche Investments – darunter über 10 Co-Investments zu Fonds.

Runtastic “nicht primär wegen dem Sport” gegründet

“Sport war immer ein Thema aufgrund des Produkts”, meint Luger heute. “Wir haben Runtastic zwar nicht primär wegen dem Sport oder weil wir Sportler waren gegründet, sondern von der Business- und Technologie-Seite kommend. Wir sind dann aber selber reingerutscht. Der eine mehr ins Laufen, der andere mehr ins Fitnesstraining – und zwar über unsere Produkte”, so Luger. Sein aktuelles Sportpensum sei phasenabhängig, aber: “Ich würde jedem empfehlen, es zu tun (Anm.: Sport).”


Mehr zur Investor-Tätigkeit sowie Learnings aus der Post-Exit-Zeit von Alfred Luger und dessen aktuellen Projekte gibt es im Staffelfinale der Interview-Serie “Das Leben nach dem Exit”.

Das Staffelfinale der Interview-Serie “Das Leben nach dem Exit” mit Alfred Luger von Runtastic.
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Die Projektpartner:innen: von TU Wien, Forschung Burgenland. KEBA und kW-Soltions | (c) kW-Solutions

Bidirektionales Laden eröffnet für E-Autos weitreichende Möglichkeiten, die weit über die klassische Nutzung als Fortbewegungsmittel hinausgehen. Mit dieser Technologie können Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherten Strom wieder zurückspeisen. Dadurch werden sie zu mobilen Energiespeichern, die flexibel in verschiedene Szenarien eingebunden werden können – so zumindest in der Theorie. In der Praxis ist bidirektionales Laden in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Ein neues Forschungsprojekt, an dem das Wiener Startup kW-Solutions beteiligt ist, möchte das nun ändern.

Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

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