13.05.2024
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

AI:ssociate: KI-Assistent von Wiener Kanzlei-Startup soll Jurist:innen viel Arbeit abnehmen

AI:ssociate soll Dank generativer KI nicht nur juristische Fragen beantworten, sondern auch ausformulierte Texte liefern. Im Hintergrund steht die Wirtschaftskanzlei Grama Schwaighofer Vondrak Rechtsanwälte.
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AI:ssociate-Geschäftsführer Philipp Merzo | (c) Grama Schwaighofer Vondrak Rechtsanwälte
AI:ssociate-Geschäftsführer Philipp Merzo | (c) Grama Schwaighofer Vondrak Rechtsanwälte

Dass Jurist:innen auf absehbare Zeit nicht durch “Robo-Anwälte” ersetzt werden können, wird von ihnen selbst immer wieder beschworen. Zumindest einen Teil ihrer Arbeit – und zwar einen mühsamen und doch essenziellen – kann die KI aber durchaus übernehmen. Das zu beweisen tritt nun die Wiener Wirtschaftskanzlei Grama Schwaighofer Vondrak Rechtsanwälte mit ihrem Startup AI:ssociate FlexCo an.

AI:ssociate: Datenbank mit Rechtstexten trifft OpenAI-KI

Dabei setzt das Unternehmen auf generative KI, konkret auf Sprachmodelle von OpenAI. Diesen steht für ihre Antworten aber ein sehr klar abgegrenzter Informationspool zur Verfügung. “Das Herzstück der App ist eine von uns Anwälten gehostete und gewartete juristische Wissensdatenbank, die knapp 200.000 privatrechtliche und steuerrechtliche höchstgerichtliche Entscheidungen, dutzende Gesetze sowie weitere gemeinfreie juristische Inhalte enthält”, erklärt AI:ssociate-Geschäftsführer Philipp Merzo. Insgesamt enthalte die Datenbank derzeit etwa eine Million Seiten Rechtstexte.

Keine Halluzinationen

Mit Hilfe einer eigens entwickelten Such- bzw. „Retrieval“-Strategie werden Aufgabenstellungen der Nutzer:innen semantisch abgefragt und verarbeitet. “AI:ssociate kann dadurch rechtliche Fragen und Aufgaben in natürlicher Sprache verstehen und Antworten mit präzisen Quellenangaben geben”, so Merzo. “Halluzinationen”, wie man sie von ChatGPT kennt, sollen durch den Ansatz ausgeschlossen sein.

AI:ssociate schreibt auch Texte

Der Assistent kann dabei nicht nur juristische Fragen beantworten, sondern auch Folgefragen bearbeiten, Texte für eine E-Mail, für ein Gutachten oder für eine behördliche Eingabe erstellen, Texte zusammenfassen, in beliebige Sprachen übersetzen, vereinfachen oder stilistisch anpassen. So könne etwa ein elektronischer Verfahrensakt in die “Vektordatenbank” des Startups geladen und die Frage gestellt werden: “Wie begründet die Klägerin das Vorliegen eines Vertrags mit Schutzwirkung zugunsten Dritter?”, erklärt der Geschäftsführer. Nachdem das Sprachmodell geantwortet habe, könne dann etwa die Aufgabe formuliert werden: “Erstelle einen Textbaustein mit Argumenten aus der Judikatur, warum kein Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter vorliegt und die Beklagte daher nicht haftet”.

“Ergebnisse derzeit noch mit jenen von Berufsanwärtern vergleichbar”

Momentan sei man aber noch in der Alpha-Testversion, räumt Merzo ein. “Die Rechercheergebnisse und vorgeschlagenen Falllösungen von AI:ssociate sind derzeit noch mit jenen von Berufsanwärtern vergleichbar und müssen vom Experten auf deren Richtigkeit geprüft werden.” Schon bald soll es aber das nächste Update geben. Später sollen Nutzer:innen die Services als Abo oder auch mit Guthaben, bei dem “ein Cent-Betrag” pro Abfrage zu zahlen ist, kaufen können. Auch die Expansion in den gesamten DACH-Raum ist bereits angedacht.

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FlexCo Aws netidee
(c) AdobeStock

Die FlexCo habe sich “erfolgreich etabliert”, heißt es in einer Aussendung, die das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) heute ausschickte. Dazu die Zahl ein Jahr nach Start der neuen Rechtsform: “rund 800” FlexCos – konkret 784 wurden seit der Einführung gegründet. “Die Zahl zeigt, dass diese neue Möglichkeit bereits gut angenommen wird”, wird dazu Wirtschaftsminister Martin Kocher zitiert. Die Rechtsform werde nicht nur von Startups, sondern auch von anderen kleinen und mittleren Unternehmen genutzt.

FlexCo- und GmbH-Gründungen im Verhältnis 1:17

Setzt man die nun kommunizierte Zahl in den Kontext, kann man allerdings zumindest noch einiges an Luft nach oben attestieren. Den etwas weniger als 800 gegründeten FlexCos stehen laut Daten der “Elektronischen Verlautbarungs- und Informationsplattform des Bundes” (EVI) mehr als 13.500 GmbH-Neugründungen zwischen 1. Jänner und 31. Dezember 2024 gegenüber. Auf eine FlexCo-Gründung kamen im Vorjahr also rund 17 GmbH-Gründungen.

Steigerung um 27 Prozent im zweiten Halbjahr

Zudem gab es nur eine moderate Steigerung bei den FlexCo-Gründungen vom ersten auf das zweite Halbjahr. 336 FlexCos wurden von Jänner bis Ende Juni 2024 gegründet, neun GmbHs in FlexCos umgewandelt, wie brutkasten im Sommer berichtete. Entsprechend kamen im zweiten Halbjahr 439 FlexCo-Neu- bzw. Umgründungen hinzu. Das entspricht einer Steigerung um 27 Prozent. Von einem Boom der neuen Rechtsform kann also jedenfalls nach einem Jahr nicht die Rede sein.

Durchsetzung im Lauf der nächste Jahre?

Doch was nicht ist, kann freilich noch werden. Startup-Anwalt und FlexCo-Experte Keyvan Rastegar schätzte gegenüber brutkasten schon bei der FlexCo-Halbjahresbilanz im Sommer 2024, dass die Durchsetzung der neuen Gesellschaftsform einige Jahre dauern dürfte: “Ich persönlich gehe davon aus, dass der österreichische Markt erst überhaupt vom Neuen erfahren und die Änderungen verstehen muss, bis eine gewisse Vertrautheit einkehrt und dann die Mühlen unaufhaltsam mahlen.”

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