AirMate: Founder gründet Kinderschutz-Startup nach Ertrinkungsunfall
AirMate aus Feldkirchen an der Donau, Oberösterreich, hat ein T-Shirt entwickelt, das Kinder vor dem Ertrinken schützen soll. Die Ursprungsidee stammt aus zwei fürchterlichen Erlebnissen, wie der Gründer dem brutkasten erzählt.
Die Grundidee zu AirMate entspringt aus zwei tragischen Vorfällen: 2020 ertrank ein vierjähriges Kind im Dorfsee in Feldkirchen an der Donau. Bereits da wurde bei AirMate-Co-Founder Christopher Brummayer das Bewusstsein dafür geschärft, die Wassersicherheit zu erhöhen. Als dann später auf einer Bachelor-Reise in Kroatien ein weiterer Ertrinkungsunfall geschah, war die Entscheidung gefallen.
AirMate-Ursprung
Brummayer schrieb dazu auf der Website: „Meine persönliche Erfahrung als Zeuge eines Ertrinkungsunfalls hat mich dazu bewogen, ein T-Shirt zu entwickeln, das die Rettungszeiten verkürzt und Leben rettet. Mein persönliches Ziel ist es, Familien vor solchen Tragödien zu bewahren“.
Konkret hatte ein Mitstudent im Pool einen Schlag ins Gesicht bekommen und sein Bewusstsein verloren. Er sank, wurde aus dem Wasser gezogen und reanimiert. „Jeder war perplex“, erinnert sich Brummayer. „Einige haben sich um die Reanimation gekümmert, die anderen den Notruf gewählt, wo es aber auch Probleme gab. Der Euro-Notruf hat uns eine Telefonnummer durchgegeben, wir mussten dann zuerst die exakte Adresse herausfinden und durchgeben.“
All dies habe zwar rund eine halbe Minute gedauert, sich aber wie Stunden angefühlt, weiß der Founder zu berichten. Um die Rettungszeit beim Ertrinken zu verkürzen, gründete er deshalb gemeinsam mit Melissa Leibetseder und zwei weiteren Co-Foundern sein Wasser-Rettungs-Startup und entwickelte AirMate One.
5 Sekunden
Dabei handelt es sich um einen „Ertrinkschutz“, der aus zwei Hauptkomponenten besteht: einem T-Shirt (für Kinder von zwei bis sechs Jahren) aus recyceltem Materialien mit integriertem Sonnenschutz und einem neuartigen elektronischen Auslösemechanismus. Das T-Shirt ist so konzipiert, dass es normal getragen werden kann und die Bewegungsfreiheit des Kindes nicht einschränkt. Der elektronische Auslöser öffnet im Notfall eine CO2-Patrone, die das Shirt aufbläst und das Kind innerhalb von fünf Sekunden in eine sichere Rückenlage dreht.
Ein Vorteil von AirMate One sei seine spezielle Technologie zur Aufmerksamkeitserregung auf „kleinstmöglicher Baugröße“. Sobald das T-Shirt aufgeblasen ist, beginnt der Auslöser zu blinken und spielt einen Notfallton ab, um die Aufmerksamkeit von Erwachsenen in der Nähe zu erregen. Auf diese Weise soll eine schnelle Rettungsreaktion erleichtert werden, selbst wenn keine direkte Aufsichtsperson in der Nähe ist.
AirMate begann als Universitätsprojekt
„Als ich das auf der Bachelorreise miterleben musste, wusste ich, dass ich alles daransetzen werde, damit niemand an diesem schrecklichen Tod sterben muss“, sagt der heutige CEO. „Das AirMate One ist das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses, der durch die Notwendigkeit angetrieben wurde, eine effektive Lösung für die Sicherheit von Kleinkindern in der Nähe von Wasser zu schaffen.“
Das Startup startete als Universitätsprojekt und hat sich seitdem zum Ziel gesetzt, innovative Produkte zu entwickeln, die dazu beitragen, solche Unfälle zu verhindern und die Sicherheit von Kindern weltweit zu verbessern. Das AirMate One ist ab sofort per Crowdfunding erhältlich und kann vorbestellt werden. Die Auslieferung soll im nächsten Jahr starten.
StartUp Burgenland: Vom weißen Fleck zum sichtbaren Player
StartUp Burgenland feiert sein fünfjähriges Bestehen. Von der Qualität der Startups aus Inkubator und Accelerator konnte man sich bei der "StartUp Lounge" überzeugen.
StartUp Burgenland: Vom weißen Fleck zum sichtbaren Player
StartUp Burgenland feiert sein fünfjähriges Bestehen. Von der Qualität der Startups aus Inkubator und Accelerator konnte man sich bei der "StartUp Lounge" überzeugen.
Österreichweit stagnieren die Startup-Gründungen laut Daten des Austrian Startup Monitor seit Jahren. Nicht so im Burgenland. Dort hat sich die Zahl der Startups seit 2021 mehr als verdoppelt. Das Timing ist kein Zufall. Ein Jahr davor, unter den durchaus widrigen Umständen der Corona-Pandemie, wurde StartUp Burgenland gegründet. „Eine Initiative, die wirklich Bestand hat“, wie Leiter Michael Sedlak heute sagt.
Denn die Zahlen der Inkubator- und Accelerator-Programme lassen sich sehen: „2021 haben wir die ersten vier Startups aufgenommen“, erzählt Sedlak bei der „StartUp Lounge“ von StartUp Burgenland im Filmquartier Wien. Und Georg Schönbauer, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland fährt fort: „Mittlerweile stehen wir bei rund 300 Bewerbungen, etwa 40 aufgenommenen Unternehmen, vier Millionen Euro Investment-Volumen und nochmal so viel Fördervolumen.“
„Es kommt darauf an, wie viel Innovationskraft man hat“
Das Burgenland ist damit innerhalb weniger Jahre vom weißen Fleck auf der Startup-Landkarte zum sichtbaren Player geworden. „Das sieht man nicht zuletzt daran, dass kürzlich der Business Angel Day 2025 erstmals in Eisenstadt stattgefunden hat“, sagt Michael Sedlak. Und das alles, obwohl Österreichs östlichstes Bundesland bekanntermaßen jenes mit der geringsten Bevölkerung ist.
„Es wird ja auch regelmäßig vorgebracht, dass ganz Österreich so klein ist. Aber es kommt darauf an, wie viel Innovationskraft man hat, wie viel Ambition man hat, etwas zu erreichen. Da kann auch in kleineren Regionen sehr viel entstehen – wie man auch heute sieht“, meint Karin Tausz, Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) am Rande der „StartUp Lounge“.
Die FFG ist nur einer der zentralen Kooperationspartner von StartUp Burgenland. Ein weiterer ist das Inkubatoren-Netzwerk AplusB, dem die Initiative seit 2022 angehört. Und hier im Speziellen der niederösterreichische Inkubator Accent, mit dem intensive Kooperationsprojekte laufen, etwa gemeinsame „Bootcamps“ für Startups aus den Inkubator- und Accelerator-Programmen. Für Accent-CEO Michael Moll ist dabei klar: „Die Kooperation funktioniert einfach auf diversen Ebenen ganz fantastisch.“
Kooperationen statt Investments?
Sechs Startups – fünf aus dem Accelerator-Programm und eines aus dem Inkubator-Programm von StartUp Burgenland – durften bei der „StartUp Lounge“ im Rahmen eines „StartUp Walk“ ihre Projekte vorstellen. Bevor es soweit war, wurde das Publikum aber noch mit einer kurzen Podiumsdiskussion zum Thema Investments eingestimmt. Denn gerade in der nach wie vor schwierigen Situation in der Startup-Finanzierung können die jungen Unternehmen jeden Tipp gut brauchen.
„Für Startups ist es heute wichtig, schnell Marktzugang zu erhalten. Man sollte daher vielleicht ein Stück vom Investoren-Gedanken weg, hin zu Kooperationen mit großen Unternehmen. Die haben nämlich großes Interesse“, rät Josef Sieber, Berater und ehemals Geschäftsführer der Raiffeisen Lagerhaus GmbH. Auch für Serial-Entrepreneur (u.a. Inoqo) und Investor Markus Linder ist klar: „Man muss frühzeitig Zugang zu potenziellen Kunden gewinnen. Sie werden zu Advocates, die einen weiterempfehlen.“ Und am besten funktioniere das im persönlichen Austausch bei Events.
Etwa bei der „StartUp Lounge“, wo die Gründer:innen ihre Unternehmen nicht nur vor Investor:innen wie Lindner, sondern auch vor einer Reihe potenzieller Kooperationspartner pitchen konnten. Und damit sorgten sie durchaus für Begeisterung. „Man sieht an den Pitches, dass sich im Burgenland in den letzten fünf Jahren sehr sehr viel getan hat – sowohl was die Qualität als auch was die Market-Readiness angeht“, kommentiert Michael Moll. Und Karin Tausz meint: „Besonders beeindruckt hat mich, dass einige dieser Startups wirklich schon einen großen Kundenstock aufgebaut haben und damit auch das Potenzial haben, stark zu wachsen.“
„StartUp Walk“: Wenn die Referenzkunden mitpitchen
Und welche Startups sind es nun, die so überzeugt haben? Beim „StartUp Walk“ hatten Gründer:innen der sechs jungen Unternehmen nicht nur die Chance, ihre Firmen selbst zu präsentieren. Sie waren auch dazu angehalten, Referenzkund:innen zur Unterstützung mitzunehmen, was gleich mehrere davon taten. So konnten Teilnehmer:innen des Events aus erster Hand erfahren, ob die Produktversprechen auch wirklich gehalten werden – mit teilweise durchaus ehrlichen Einblicken. Das waren die pitchenden Startups.
BeResilient / BeanSaver
Das Produkt von BeResilient aus Gols ist schnell erklärt: Premium-Gartendünger aus Kaffeesatz und Schafwolle (brutkasten berichtete bereits). Mittlerweile gibt es den BeanSaver-Dünger des Startups für unterschiedlichste Zwecke, etwa speziell für mediterrane Pflanzen, und in unterschiedlichen Größen zu kaufen. Einer der Partner des Unternehmens ist der Energie-Riese OMV, der den Kaffeesatz aus seinen Viva-Shops an das Unternehmen liefert und den Dünger ebendort wieder verkauft.
Der Konzern ist auch Teil der Zukunftspläne des Startups. „Wir entwickeln uns aktuell in Richtung Ersatz fossiler Öle – etwa Motor- oder Fahrradkettenöle – durch Produkte auf Kaffeesatz-Basis“, verrät Gründerin Vera Amtmann. Ein Forschungsprojekt dazu, bei dem u.a. OMV an Bord ist, werde von der FFG mit 900.000 Euro gefördert. Außerdem stehen eine Erweiterung auf den B2B-Bereich und eine Expansion in Deutschland und Tschechien auf dem Programm, so Amtmann. Daher sei das bislang komplett eigenfinanzierte Startup nun auch auf Investorensuche.
Voltalux
Mit Sitz in St. Margarethen vernetzt Voltalux rund um die beiden Brüder Florian Gajdusek und Maximilian Reimann-Gajdusek über seine Plattform zertifizierte Photovoltaik-Fachbetriebe mit Kund:innen. Dabei soll es „so einfach wie eine Hotelbuchung“ werden, an die eigene PV-Anlage zu kommen, so die Vision.
„Seit der Gründung im September 2024 haben wir bereits 2.500 qualifizierte Anfragen an Partner vermittelt“, erzählt Maximilian Reimann-Gajdusek bei der „StartUp Lounge“. Unter den Kunden befänden sich auch einige bekannte Namen, die er aber aus Datenschutzgründen nicht nennen dürfe, scherzt der Gründer. Und es sollen noch viele dazu kommen. Nicht weniger als 20.000 Anfragen will Voltalux im kommenden Jahr generieren. Ein „sportliches Ziel“, wie der Gründer einräumt, ist das doch ein Fünftel des gesamten Markts.
Balmung
Balmung – so heißt nicht nur das legendäre Schwert Siegfrieds in der Nibelungen-Saga, sondern auch ein KI-Startup aus Oberwart. Was die beiden gemeinsam haben? Auch das Produkt des Startups soll als Super-Waffe fungieren, allerdings nicht zum Drachen-Töten, sondern um KMU in Sachen Verwaltung zu entlasten. „Alle Verwaltungsprozesse in einem Software-System“ – so lautet das Produktversprechen. Dazu zählen etwa Kassa, Warenwirtschaft und Aufgabenverteilung.
„Mittlerweile haben wir zwei bis drei Neukunden-Anfragen pro Tag“, erzählt Gründer Armin Dax-Sinkovits bei der „StartUp Lounge“. In Sachen Sales habe auch StartUp Burgenland dem Unternehmen stark weitergeholfen. Kunde Jacob Meringer, Geschäftsführer des Grazer Camping-Experten Kledo gibt sich jedenfalls überzeugt: „Bei uns läuft alles über das System. Und wir nutzen bei weitem nicht alle Features, die es mittlerweile gibt.“
Mindset Technologies
„Wir verstehen, wie man in ein Hirnkastl reinschaut“, formuliert Christian Kusmitsch, Co-Founder und CEO von Mindset Technologies, salopp. Nachsatz: „Und zwar nicht im Labor, sondern im Feld.“ Mittels KI-gestützter Echtzeit-Videoanalyse von Augenbewegungen, Gesichtsfarbe und weiteren Parametern misst das Startup, das seinen Entwicklungsstandort in Großhöflein betreibt, die Leistungsfähigkeit von Menschen. „Es sind objektive Daten, wie bei einer Pulsuhr“, so Kusmitsch.
Zum Einsatz kommt das System etwa im Training von Pilot:innen, aber auch im Sicherheits- und Verteidigungsbereich sowie im Motorsport. „Es geht nicht nur darum, das Training zu verbessern, sondern letztlich auch Mensch-Maschine-Schnittstellen zu optimieren“, führt der CEO aus. Aus dem Motorsport kommt auch der Referenzkunde, den er zur „StartUp Lounge“ mitbrachte. Martin Rennhofer setzt als Rennsport-Trainer auch auf das System von Mindset Technologies: „Als Christian [Anm. Kusmitsch] mir davon erzählt hat, war ich gleich an Bord. Und es hat sich für uns ausgezahlt.“
PAK Immo
Auf E-Learning hat sich PAK Immo rund um Edris Paknehad spezialisiert. Und zwar mit einem sehr spezifischen Fokus: der Baubranche. „Die meisten Leute im Baugeschäft sind den ganzen Tag auf der Baustelle und haben zeitlich keine Möglichkeit sich weiterzubilden. Denn Kurse für Baumeister, Ziviltechniker und Co. werden im Normalfall in Präsenz unter der Woche abgehalten. Das können sich viele nicht freischaufeln“, so der Gründer des Startups, das aktuell im Inkubator von StartUp Burgenland dabei ist.
PAK Immo bietet daher Online-Vorbereitungskurse für diese Ausbildungen an – teilweise auch im Podcast-Format. „Ich habe oft stundenlange Autofahrten zu Baustellen. Mit diesem System konnte ich die aktiv fürs Lernen nutzen“, erzählt Referenzkunde Safet Gül, mittlerweile Baumeister. Er ist einer von vielen, die das System nutzen. „Wir hatten bislang schon mehr als 100 Teilnehmer – mit 98-prozentiger Erfolgsquote bei den Prüfungen“, so Gründer Paknehad.
Terra Green
Mehr als 100.000 Tonnen Torf werden jährlich nach Österreich importiert. Dabei ist der Torf-Abbau bekanntermaßen ein Umweltproblem. Die EU gab daher das Ziel aus, den Verbrauch des Rohstoffs bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Doch was nun? „Wir lösen das mit Bier“, sagt Markus Derler, Gründer des Startups Terra Green aus Markt Allhau mit einer Flasche Gösser in der Hand.
Die Biermarke ist nicht zufällig gewählt. Großer Kooperationsparter des Startups ist nämlich die Gösser-Mutter Brauunion. Sie liefert Terra Green ihren Biertreber, ein Abfallprodukt beim Brauen. Zusammen mit heimischen Rohstoffen wie Schilf oder Maisstroh wird dieser dann zum Torf-Ersatz – und zwar für den B2C- und den B2B-Bereich. Der potenzielle Impact ist groß: „Wir sparen künftig mehr als 2,5 Millionen LKW-Kilometer im Jahr und können den gesamten Torf-Import um ein Drittel reduzieren“, so Gründer Derler. Mit Gärtnermeister Martin Süss von Compaqpeat holte er dazu einen überzeugten Referenzkunden auf die Bühne.
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