19.05.2022

Toyota investiert Millionen: Air Company macht Wodka aus CO2-Emissionen

Saufen für das Klima? Air Company macht es mit seinem Alkohol aus CO2-Emissionen möglich und sammelte bereits 40 Mio. Dollar ein.
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Der Air Vodka der Air Company soll erst der Anfang vieler Produkte aus CO2-Emissionen sein
Der Air Vodka der Air Company soll erst der Anfang vieler Produkte aus CO2-Emissionen sein | (c) Air Company

Sogenannte E-Fuels – das sind synthetische Kraftstoffe, die mit Hilfe von Elektrizität aus CO2 und Wasser hergestellt werden – könnten den Verbrennungsmotor retten, hofft man in Teilen der Autoindustrie. Denn werden sie mit erneuerbarem Strom produziert, sind sie (in der Bilanz) klimaneutral, unterscheiden sich chemisch aber nicht von Benzin, Diesel, Kerosin und Co. Noch ist die neue Technologie aber nicht marktfähig. Ein anderer Usecase für die beschriebene Methode ist das aber offenbar sehr wohl. Das Startup Air Company nutzt das Prozedere, um Ethanol herzustellen – und macht daraus Wodka, Parfum und Händedesinfektion.

Air Company CEO: “Enfernen mit jeder Flasche, die wir herstellen, CO2”

“Wir arbeiten mit Partnern zusammen, die das Kohlendioxid auffangen, bevor es in die Atmosphäre gelangt, und verwenden dieses CO2 dann in unserem Verfahren zur Herstellung der von uns erzeugten Alkohole”, erklärt Gregory Constantine, Co-Founder und CEO von Air Company, in einem Interview mit dem US-Medium CNBC. Und er ist vom positiven Klima-Effekt dieser Methode überzeugt: “Das ist natürlich viel besser für den Planeten, da wir mit jeder Flasche, die wir herstellen, CO2 entfernen.”

Wodka für 65 US-Dollar pro Flasche

Dabei ist das Prozedere, bei dem mittels Elektrolyse Wasserstoff gewonnen wird, der dann in einem Reaktor mit dem CO2 zu Ethanol gewandelt wird, ausgesprochen kostspielig. Am Ende müssen für eine Flasche “Air Vodka” dann stolze 65 US-Dollar auf den Tisch gelegt werden. Geschmacklich soll er jedoch gut sein, schenkt man von CNBC befragten Personen in einer Bar in Manhattan Glauben.

Wette auf E-Fuels? Toyota und JetBlue stiegen bei Air Company ein

Die Herstellungskosten bei Air Company sollen natürlich nicht so hoch bleiben. Zur Weiterentwicklung sammelte das Startup bereits mehr als 40 Millionen US-Dollar ein, und zwar unter anderem von den Investmentgesellschaften des japanischen Autoriesen Toyota und der US-Billigfluglinie JetBlue, sowie von zwei großen GreenTech-Fonds. Und dieses Kapital von Toyota und JetBlue führt wieder zur eingangs erwähnten Möglichkeit. “Wodka ist für uns nur ein Einstiegs-Tor zu allen anderen Produkten und zu den industriellen Anwendungen, die unsere Technologie bieten kann”, erklärt Gründer Constantine CNBC. Sprich: Es stehen auch E-Fuels, darunter auch Flugzeug-Treibstoff, auf der ToDo-Liste. Doch das ist nicht alles. Die Hoffnung ist, mit der Methode auf Dauer alle Erdöl-Produkte substituieren zu können.

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Analyser, CSRD, EU-Taxonomie
(c) - PwC Österreich -Das Konsortium des Projekts "Analyser" beim Kick-Off.

Die Regeln der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die in den kommenden Jahren sukzessive schlagend werden, bedeuten für zahlreiche österreichische Unternehmen eine Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Bei vielen von diesen – auch jene, die freiwillig schon früher als erforderlich mit der Umsetzung starten – werden Schwierigkeiten erwartet, die Anforderungen zu erfüllen, da insbesondere KMU nicht über ausreichend Kapazitäten für interne Nachhaltigkeitsabteilungen verfügen würden.

CSRD und Taxonomie

Dies gilt im Besonderen für die EU-Taxonomie, die ergänzend zur CSRD anzuwenden ist. Gemäß ihr müssen die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens als nachhaltig oder nicht-nachhaltig deklariert werden.

Die Verordnung umfasst umfangreiche und detaillierte Kriterien, die für Ungeübte nicht leicht zu verstehen sind. Deshalb will in einem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt namens “AI Enabled Sustainability Jurisdiction Demonstrator” (Analyser) ein Forschungskonsortium KI-basierte Module entwickeln. Die sollen es auch ungeschulten Anwenderinnen und Anwendern ermöglichen, die gesetzlichen Meldepflichten zu erfüllen. So soll eine Erleichterung für Unternehmen erzielt werden.

“Das oberste Ziel unseres Projekts ist es, die Zahl der KMU zu erhöhen, die selbstständig in der Lage sind, die EU-Taxonomie in guter Qualität zu berichten”, erklärt Maximilian Nowak, der das Projekt bei Fraunhofer Austria leitet.

Das Konsortium

Das Konsortium, bestehend aus Fraunhofer Austria, Universität Innsbruck, Technischer Universität (TU) Wien, Leiwand AI, PwC Wirtschaftsprüfgesellschaft, der Wirtschaftsagentur Niederösterreich ecoplus, Murexin und Lithoz wird dafür Teile des Prozesses mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisieren. Ein Chatbot, der auf einem eigens kreierten Sprachmodell beruht, soll mit den Anwenderinnen und Anwendern im Dialog stehen und sicherstellen, dass alle benötigten Dokumente vorliegen.

Es sind nämlich viele Fragen im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu klären: Welche wirtschaftlichen Aktivitäten gibt es im Unternehmen? Wie umfangreich sind diese? Welche davon sind taxonomiefähig, können also überhaupt nach den Kriterien bewertet werden?

Josef Baumüller, der von Seiten der TU Wien an dem Projekt beteiligt ist, sagt: “Es ist vielen noch nicht bewusst, wie komplex die Anforderungen zunächst an die Datenerhebung und anschließend an die Klassifizierung sind. Die Prozesslandschaft im Unternehmen muss erfasst und auf die Vorgaben der EU-Taxonomie übergeleitet werden, darüber hinaus gilt es, relevante Datenbedarfe zu identifizieren und im Sinne der Effizienz v.a. bereits vorhandene Datenbestände zu nützen.”

CSRD-Berichterstattung eine Herausforderung

Dass eine Unterstützung der Unternehmen unumgänglich ist, sagt auch Stefan Merl von der PwC Österreich GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: “Wir spüren bereits jetzt eine massive Zunahme in den Anfragen von Unternehmen, insbesondere von KMU, die sehen, dass die Erfüllung der CSRD-Berichterstattungspflichten eine große Herausforderung ist. Es führt kein Weg daran vorbei, eine automatisierte Lösung zu entwickeln, die weit über den Automatisierungsgrad bestehender Tools hinausgeht. Genau das wollen wir im Projekt ‘Analyser’ verwirklichen.”

Dabei ist essenziell, dass die im Tool eingesetzte KI fair, nachvollziehbar und korrekt arbeitet. Dafür soll Leiwand AI GmbH die nötige Expertise in das Projekt einbringen.

“In einer so kritischen Angelegenheit wie der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist es besonders wichtig, dass auch Maßnahmen hinsichtlich einer zuverlässigen und fairen KI-Lösung getroffen werden. Durch den Einsatz verschiedener Methoden rund um nachhaltige und vertrauenswürdige KI werden wir dazu beitragen, dass der ‘Analyser’ gesicherte Informationen liefert, fair in Bezug auf Bias und Diskriminierung ist und im Einklang mit dem EU AI Act steht”, sagt Mira Reisinger, Data Scientist bei Leiwand AI.

Das Projekt ist im Herbst 2024 gestartet, läuft über drei Jahre und wird durch die FFG aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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