10.12.2019

Wie agiles Arbeiten gelingt | Q&A mit Iris Bergmann von Nagarro

Was bedeutet agiles Arbeiten eigentlich und wie gelingt die Umsetzung? Iris Bergmann, HR-Lead bei Nagarro, hat uns im Interview erklärt, welchen Mehrwert das Organisationsmodell bietet und wie dieses bei Nagarro umgesetzt wird.
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Agiles Arbeiten
Iris Sabine Bergmann (HR Lead bei Nagarro)
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Der Begriff “Agilität” hat in viele Unternehmensbereiche Einzug gehalten – unter anderem auch in den Bereich von HR und in anderen nicht technischen Bereichen. Aber was bedeutet agiles Arbeiten eigentlich? Iris Bergmann, HR Lead bei Nagarro, einem Software- und Digitalisierungsunternehmen, das seit rund einem Jahr auf ein neues, agiles Organisationsmodell setzt, hat uns erklärt, was agiles Arbeiten auszeichnet und wie bei Nagarro dessen konkrete Umsetzung funktioniert.

+++ zum Fokus-Channel: HR +++


Was bedeutet agiles Arbeiten eigentlich? 

Agiles Arbeiten steht bei uns für Flexibilität in jeder Hinsicht. Es bedeutet, zu jedem Zeitpunkt anpassungsfähig zu sein, bisherige Strukturen und Muster zu verändern, einen entsprechenden Mindset bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzustellen. Bei Nagarro ist durch die agile Kultur eine Dynamik und Beweglichkeit zu spüren, die starres Denken in eine Richtung kaum zulässt. Ungewöhnliche Wege sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Je mehr out-of-the box gedacht wird, desto besser. 

Wie funktioniert die konkrete Umsetzung des agilen Arbeitens? 

Wichtig ist, das Ziel zu kennen und zu wissen, wohin das Unternehmen sich entwickeln möchte. Außerdem muss man den eigenen Reifegrad bestimmen. Während in unserer Softwareentwicklung schon agile Experten saßen, fingen andere Bereiche mit der Agilität bei null an. Die Menschen in der Organisation müssen mit den Begrifflichkeiten und der neuen Form des miteinander Arbeitens erst vertraut gemacht werden.

Es braucht einen Rahmen, Zeit um das Neue auszuprobieren. Das bedeutet aber auch Fehler machen zu dürfen. Auch uns passiert es, dass wir in alte Gewohnheiten zurückfallen. Das gehört dazu und ist ok, sofern Kurskorrekturen folgen. Wer keine agilen Experten Inhouse hat, kann mit Unterstützung von Profis aus einer vorübergehenden Sackgasse herausfinden.

Teil des agilen Arbeitens sind unter anderem flache Hierarchien. In welchen Bereichen macht deren Anwendung Sinn? 

Ich persönlich bin ein großer Fan von flachen Hierarchien, da sie die Zusammenarbeit auf Augenhöhe fördern – im Miteinander eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Entscheidungen werden so viel schneller getroffen, da man nicht über Umwege zu Entscheidungen gelangt, sondern im besten Fall selbst entscheidet oder sich auf Augenhöhe mit einem Wissensträger austauscht. Flache Hierarchien verändern die Art der Kommunikation. Sie wird schneller, direkter, erfahrungsgemäß auch informeller. 

Agiles Arbeiten
“Teamleiter” wurden bei Nagarro durch personenbezogene People-Guides ersetzt  | (c) Nagarro

Wie kann die Eigeninitiative und -verantwortung unter Mitarbeitern gefördert werden?

Das ist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht. Das Team muss sich darüber im Klaren sein, was Eigenverantwortung für die tägliche Arbeit bedeutet und die gegenseitige Erwartungshaltung abklären. In der Praxis heißt das mitunter auch, liebgewonnene Handlungsweisen zu ändern. Das fällt nicht immer leicht. Ich finde es hilfreich, sich an Vorbildern und Beispielen zu orientieren, aber auch immer wieder zu ermutigen, Schieflagen offen anzusprechen. Ganz wichtig ist es, einen Rahmen zu geben, der Fehler erlaubt. Es ist OK falsche Entscheidungen zu treffen. Solange das Mindset passt, sind alle auf dem richtigen Weg. 

Seit wann beschäftigt sich Nagarro mit agilem Arbeiten und welche Learnings konnten bisher gemacht werden?

Seit mittlerweile einem Jahr haben wir die agile Methode von der Software-Entwicklung in die anderen Unternehmensbereiche übertragen. Das größte Learning war vermutlich, dass sich durch die Einführung des agilen Arbeitens die Unternehmenskultur drastisch geändert hat. Es bedarf der Mitwirkung aller Beteiligten sowie eines regelmäßigen Blickes auf die Organisation und ihre Bedürfnisse. Wir haben in einer Workshopreihe mit agilen Experten ein gemeinsames Verständnis für die neue Arbeitsweise geschaffen. Die nicht technisch orientierten Bereiche, wie Finance, Marketing und HR durften in einem Intensivtraining die Natur des “agilen Arbeitens” selbst erleben. Das hat unseren Mitarbeiter mehr Selbstorganisation gelehrt. 

Flache Hierarchien erfordern die Eigenverantwortung der Mitarbeiter. Wie äußert sich dies bei Nagarro?

Bei Nagarro haben wir ein Organisationsdesign eingeführt, das sich an das Modell der Holokratie anlehnt. Dadurch wurden die Hierarchien erheblich flacher. Langgelebte Teamstrukturen, inklusive “Teamleiter” wurden durch personenbezogene Gruppen – Konstellationen aus People Guides und Guidees – ersetzt. Die Mitarbeiterführung ist dadurch von der konkreten, inhaltlichen Projektarbeit entkoppelt und es gelingt uns, mehr Fokus auf den einzelnen Menschen zu legen.

Das bedeutet auch, dass sich Guidees ihren Guide selbst aussuchen und im monatlichen Entwicklungsgespräch aktiv einfordern, was sie sich von ihrem People Guide auf dem Weg zur persönlichen Weiterentwicklung wünschen. Die People Guides beschäftigen sich eigenständig und ohne “Auftrag von oben” um die Organisation und ihre Menschen. Was braucht die Organisation, was brauchen die Mitarbeiter, um erfolgreich zu sein, aber sich vor allem auch wohl zu fühlen? Das sind wichtige Fragen für die Mitarbeiterzufriedenheit. 

Welche Strategien verfolgt Nagarro im Rahmen des Recruitings neuer Mitarbeiter und welche Rolle spielt dabei das Thema “Agilität”?

Wir wissen, dass wir im Recruiting sehr schnell sein müssen, denn unsere Zielgruppe ist die derzeit am Markt heißest umkämpfte. Daher haben wir unseren Recruiting Prozess dahingehend adaptiert, dass wir vom Eintreffen der Bewerbung bis zur Angebotslegung nur noch 14 Tage benötigen. Dieser Prozess wird immer wieder evaluiert, nachjustiert und verfeinert. Wir sind noch lange nicht dort wo wir hinwollen, aber auf einem sehr guten Weg. Und mit dem Wissen, dass es kein ultimatives Ziel dieses Weges gibt, sondern dass die Reise selbst das eigentliche Ziel ist, können wir uns ganz entspannt immer wieder selbst neu erfinden.  


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Benefits, Home-Office
(c) GrECo - Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits GrECo.

Es herrscht eine Zeit im Arbeitswesen, in der sich sehr viele Personen mit der Zukunft und davon ausgehend mit Benefits von Unternehmen beschäftigen. Dabei steht vor allem die betriebliche Vorsorge hoch im Kurs. Neun von zehn Befragte finden eine Pensionsvorsorge (91 Prozent), eine private Krankenversicherung (90 Prozent) oder steuerfreie Zukunftsleistungen wie lohnsteuerfreie betriebliche Vorsorge (89 Prozent) bei der Jobsuche besonders attraktiv. Das zeigt die aktuelle “Health & Benefits Studie” des Versicherungsunternehmens GrECo, die sowohl die Arbeitnehmer:innen- als auch die Arbeitgeberseite befragt hat.

Benefits: Anforderungen an Jobs steigen

Die unternehmenseigene Befragung unter österreichischen Unternehmen wurde im Juli und August 2024 durchgeführt, um die Sichtweisen und Strategien der Arbeitgeber zu beleuchten. Diese Umfrage richtete sich an heimische Entscheidungsträger:innen aus den Bereichen “Human Resources” und “Benefits-Management”. Insgesamt nahmen 274 Unternehmensrepräsentant:innen an der Befragung teil. Dabei lag der Fokus auf den geplanten Benefits-Maßnahmen der nächsten zwei Jahre.

“Die Anforderungen an den Job steigen weiter. Viele Arbeitnehmer:innen wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei den alltäglichen Herausforderungen unterstützt. Auch eine zusätzliche Pensions- und Krankenvorsorge, die deutlich über die staatliche Grundversorgung hinausgeht, wird zunehmend geschätzt. Lösungen, die Mitarbeiter:innen auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste”, erklärt Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits bei GrECo.

Für Unternehmen gilt es, sich bewusst zu machen, dass Benefits, die zeitgemäß und besonders relevant für die Lebensqualität der Mitarbeitenden sind, den besten Pull-Faktor darstellen und einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben.

Langfristig vs. kurzfristig

Vor allem langfristige Benefits wie Vorsorgelösungen hätten laut der Umfrage für acht von zehn Befragten (83 Prozent) eine höhere Priorität als kurzfristige Vorteile wie Fitnessangebote. Ein Unterschied zeigt sich jedoch bei der Gen Z, deren Fokus auf anderen Herausforderungen wie beispielsweise mentaler Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Karriere gerichtet ist.

“Das liegt nicht daran, dass die Gen Z Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung nicht schätzt. Untersuchungen zeigen, dass die Gen Z anfälliger für Burnout und Stress ist. Der Mental Health-Aspekt wird somit immer wichtiger, um Fluktuation und geringer Produktivität entgegenzuwirken“, erklärt Schuller. “Es geht hier um ein abgestimmtes Paket, das sowohl Prävention als auch die entsprechende Absicherung im Bedarfsfall sicherstellen kann.”

Bemerkenswert ist, dass trotz aller Bemühungen aktuell 67 Prozent der Unternehmen die Vorteile betrieblicher Vorsorgeleistungen noch nicht ausschöpfen. Dabei bieten steuerfreie Zukunftssicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherung und Pensionszusagen gerade die finanzielle Sicherheit, die sich die Mitarbeiter:innen wünschen würden, so die Studie.

Der Jahresbericht der Pensionsversicherung Österreich zeigt, dass ein Viertel der österreichischen Arbeitnehmer:innen (25 Prozent) noch vor dem Ruhestand berufsunfähig sind und nur vier Prozent der Erwerbstätigen in Österreich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben.

“Diese Lücke wird aber nach wie vor auch in der Praxis von nur rund 17 Prozent der Unternehmen abgedeckt. Auch eine “Pensionszusage” bieten nur 27 Prozent an und das, obwohl sie angesichts der steigenden Lebenserwartung ein wichtiges Angebot wäre, um die Erhaltung des Lebensstandards im Alter sicherzustellen”, liest man im Bericht.

Benefits kein Obstkorb

Im Kampf um die besten Talente steigt der Druck auf die Arbeitgeber, über das Gehalt hinaus ansprechende Sozialleistungen anzubieten. Über ein Drittel (35 Prozent) der heimischen Arbeitnehmer:innen ist sogar bereit, auf zehn Prozent des Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür wichtige Benefits erhalten – in der Gen Z ist es sogar jede:r Zweite (46 Prozent).

Benefits wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten, zählen jedoch nicht dazu. Sie werden viel mehr als selbstverständliche Voraussetzung betrachtet und sind wie der Obstkorb, den nur mehr 24 Prozent als sehr ansprechend bewerten, seit langem kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

“Eine ‚One-size-fits-all-Lösung‘ bei Benefits ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen, die die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen erkennen und entsprechend handeln, sind für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser gerüstet und langfristig erfolgreicher”, so Schuller weiter.

Kommunikation mangelhaft

Aufholbedarf gibt es auch in der Kommunikation: Nur 56 Prozent der Mitarbeiter:innen kennen auch alle angebotenen Benefits. Auf Seite der Arbeitgeber gilt es dringend, eine zugängliche Übersicht der angebotenen Benefits zu schaffen und diese laufend zu kommunizieren. Etwa ein Drittel (32 Prozent) der befragten Unternehmen gibt zudem an, keine genaue Kenntnis darüber zu haben, wie viel Prozent der Lohnsumme für Benefits aufgewendet werden.

“Das zeigt deutlich, dass Unternehmen ihre Kommunikationsstrategie für bestehende Mitarbeiter:innen dringend verbessern müssen, denn 88 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber, der sich um sie kümmert”, fasst Schuller abschließend zusammen. “Nur wer langfristige Absicherung und moderne Arbeitsmodelle kombiniert, wird im Wettbewerb um die besten Talente bestehen können – erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels.”

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Wie agiles Arbeiten gelingt | Q&A mit Iris Bergmann von Nagarro

Iris Bergmann, HR Lead bei Nagarro, einem Software- und Digitalisierungsunternehmen, das seit rund einem Jahr auf ein neues, agiles Organisationsmodell setzt, hat uns erklärt, was agiles Arbeiten auszeichnet und wie bei Nagarro dessen konkrete Umsetzung funktioniert. Agiles Arbeiten steht bei uns für Flexibilität in jeder Hinsicht. Ich persönlich bin ein großer Fan von flachen Hierarchien, da sie die Zusammenarbeit auf Augenhöhe fördern – im Miteinander eigentlich eine Selbstverständlichkeit. “Teamleiter” wurden bei Nagarro durch personenbezogene People-Guides ersetzt. Die nicht technisch orientierten Bereiche, wie Finance, Marketing und HR durften in einem Intensivtraining die Natur des “agilen Arbeitens” selbst erleben. Die People Guides beschäftigen sich eigenständig und ohne “Auftrag von oben” um die Organisation und ihre Menschen.

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