22.08.2023

Sterben im digitalen Zeitalter: Wiener Startup Aetha entwickelt neue Wege der Trauerbewältigung

Das Wiener Grief-Tech-Startup Aetha widmet sich dem Tabuthema Tod. Mit personalisierten VR-Experiences, die auf den digitalen Footprint und weiteren Daten der User:innen basieren, möchte das Startup das Eintauchen in die ‘Aura’ von Nutzer:innen ermöglichen und damit die Art und Weise, wie wir einander gedenken, ein Upgrade verschaffen.
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Das Aetha-Team. © Aetha

Sterben passiert immer nur den anderen, doch ist es der natürlichste und unumstößlichste Teil des Lebens. Wir alle sterben. Egal ob jung, alt, erfolgreich, wohlhabend, mittellos, egal welcher Subkultur, Gesellschaftsschicht und Nationalität zugehörig. Jedoch ist das Thema Tod noch immer tabu und es wird kaum darüber gesprochen. Um der Art und Weise, wie und wo wir einander gedenken, ein zeitgemäßes Upgrade zu erteilen, haben Christiane Peschek, Charlotte Winkler und Lukas Dworschak das Grief-Tech-Startup Aetha gegründet. 

Das Trio verfolgt mit Aetha das Ziel, den Widerstand gegen den Tod in unserer Kultur in eine Bejahung des Lebens zu verwandeln. Dafür hat das Team ein Tool entwickelt, das sowohl jene, die mitten im Leben stehen, als auch jene, deren Weg bereits Richtung Verabschiedung des Lebens geht, mit einer innovativen, digital erweiterten Selbsterfahrung verbindet. In einer personalisierten XR-Erfahrung, basierend auf den Daten-Footprints der User:in, ermöglicht Aetha das Eintauchen und Erleben der eigenen virtuellen Energie. Als innovatives Self-Care-Ritual entwickelt, ermöglicht das Startup einen neuartigen Zugang zur persönlichen Existenz, Endlichkeit und Erinnerungskultur. 

“Als Gesellschaft sind wir zum ersten Mal mit digitalen Footprints nach dem Ableben konfrontiert”

“Wer Sterben hört, ertappt sich nur allzu schnell dabei an Menschen fortgeschrittenen Alters zu denken, an Krankenhausbetten, Begräbnisse und Testamente  – es sind genau diese Assoziationen, die wichtige Konversationen und überhaupt eine Generalüberholung von Sterbeprozessen verhindern”, sagt Christiane Peschek, die Aetha mitgegründet hat. Daher verfolgt das Aetha-Team die Vision, Menschen dazu zu fördern, während ihrer Lebenszeiten das Ende und das “Darüberhinaus” zu besprechen, um es in eine Achtsamkeit mit sich selbst und dem eigenen Umfeld zu bringen.

 Aetha fördert dabei essentielle Konversationen darüber, wie Menschen vor, während und nach dem Tag X begleitet und erinnert werden möchten. “Der Tod gehört schließlich zum Leben dazu. Als Gesellschaft sind wir außerdem zum ersten Mal damit konfrontiert, dass wir nach unserem Ableben nicht nur physische, sondern auch digitale Footprints hinterlassen, die genauso Teil unseres Selbst und unserer Legacy sind”, erklärt Peschek weiter.

Aetha fetcht Daten für Erstellung der audiovisuellen Aura im mehrstufigen Prozess

Genau auf diesen digitalen Footprints basiert Aetha die VR-basierte Eintauchmöglichkeit in den eigenen digitalen Energieraum, der weitgehend auch nach dem Tag X besteht. “Die Aetha VR-Experience basiert auf einem System aus über 50.000 Partikeln, die sich je nach Dateninputs der User:in zu neuen Rhythmen, Farben und Bewegungsmustern arrangieren und den Prozess des Energie werdens erlebbar machen”, erklärt Peschek. Die Daten für die Erstellung der audiovisuellen “Aura” werden in einem sieben-stufigen Onboarding-Prozess “gefetched”. Die ersten fünf Stufen sammeln Informationen über: 

  •  Kosmische Daten wie Sternzeichen und Planetenkonstellationen 
  •  Umgebungsdaten wie Wetter und Location
  •  Physische und biometrische Daten wie Herzfrequenz und Schlafrythmus
  •  Biografische Daten wie Lebensalter, Lieblingsorte und persönliche Stories
  •  Emotionale Daten wie aktuelles Befinden, Sehnsüchte undFreuden

Sobald alle benötigten Daten gefetcht wurden, macht das Aetha-Team diese in einer immersiven VR-Experience als abstrakte audiovisuelle Aura erlebbar. 

Mit dem daraus erstellten personalisierten System aus binauralen Sound-Frequenzen und die beruhigende Wirkung der abstrakten Bewegungsmuster der Partikel möchte das Aetha-Trio die Entspannung der User:innen fördern sowie durch Selbstreflexion und das Eintauchen in eine abstrakte Welt der eigenen Energie, einen Zustand der Loslösung aus einem vergänglichen Körper ermöglichen. “Wir haben ein reaktives Partikelsystem geschaffen, das gefüttert mit persönlichen Daten, die individuelle Energie eines Menschens festhalten und ein audiovisuelles Eintauchen in diese abstrakte, aus Farben und Bewegungsrythmen bestehende ‘Aura’ ermöglicht. Diese aufregende Erfahrung kann somit einerseits der Person selbst einen komplett neuen Zugang zu sich selbst ermöglichen, als auch über die eigene physische Existenz hinaus weiter existieren und so ein wichtiger Ort für Erinnerung an diesen Menschen werden”, so Peschek. 

Aetha bietet Pokemon-Go-ähnlichen, nicht-konventionellen Erinnerungsraum für Verstorbene 

Aetha ermöglicht Nutzer:innen auch, ihre erfasste Energie an einem Ort ihrer Wahl zu verankern – ein Konzept, das das Gründer:innen-Trio mit Pokemon Go vergleicht. Sobald die Energie an einem Ort hinterlegt ist, wird dieser zu einem symbolischen Ort tiefster Verbundenheit. Abhängig von den Einstellungen der Nutzer:innen können diese Energien von der Allgemeinheit, nur von nahestehenden Personen oder allein von der Nutzer:in selbst, eingesehen werden. 

Vor allem in Zeiten, in denen sich viele Menschen von traditionellen Gedenkstätten wie Friedhöfen entfremdet fühlen, sei dieser innovative Ansatz besonders dafür geeignet, die Freiheit darüber zu haben, einen eigenen Gedenkort zu wählen und diesen durch einen digitalen Pin zu markieren. “Wir kombinieren innovative Forschung mit den Bedürfnissen einer Generation, die tief im Digitalen verwurzelt ist, um eine sanfte Vereinbarkeit von digitalen und materiellen Lebenswelten zu ermöglichen. Durch diese intensive Auseinandersetzung erkannten wir das Potential von Virtual Reality für ein personalisiertes, imersives Ritual, das über die Grenzen des eigenen, endlichen Körpers hinausgeht und als Memento nach dem Tod zurückbleiben kann”, so Peschek.

Aetha möchte letzten Lebensabschnitt junger Patient:innen begleiten

Während des letzten Websummits im November letzten Jahres stellte Aetha seinen ersten Prototypen der Öffentlichkeit vor. Seitdem hat das Trio sein Produkt stetig weiterentwickelt und steht damit kurz vor dem Launch. Den Markteintritt peilt Aetha aktuell noch für dieses Jahr an. Um den Launch zu beschleunigen, befinden sich die Gründer:innen aktuell auf Investor:innenensuche.

Für die Zukunft bestrebt Aetha, jungen Patienten mit schweren Krankheiten zu helfen. Dank VR könnten diese Patienten temporär aus der Isolation und dem belastenden Umfeld eines Krankenhausaufenthalts entfliehen, was wiederum den Umgang mit dem eigenen Sterbeprozess erleichtern könne. Mit diesem Ansatz möchte das Trio zeigen, wie Technologie dazu beitragen kann, den letzten Lebensabschnitt junger Menschen wertvoll zu begleiten.

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Das Managementteam von SignPath.
SignPath Management Team, Paul Savoie CPO, Stefan Wenig CEO & Stephan Brack CSO (c) SignPath

Das Wiener Cyber-Security-Startup SignPath gab ein Investment über fünf Millionen Euro bekannt. Investor ist das niederländische TIN Capital, welches mit seinem “European Cyber Tech Fund” als führender Investor der Cybersecurity-Branche gilt.

SignPath hat sich auf automatisierte Code-Signierungslösungen bei Lieferketten spezialisiert und ging 2023 als Teil von Rubicon IT hervor – auf dessen Sicherheits-Software setzte bereits das österreichische Parlament (brutkasten berichtete).

SignPath: Code Signing aus Wien

Das System von SignPath bietet eine etablierte Lösung zum Schutz von Software-Lieferketten, welches gleichzeitig Compliance gewährleistet. Die Plattform von SignPath lässt sich in CI/CD-Pipelines integrieren und sichert die Integrität des Codes von der Entwicklung bis zur Verteilung, sowie den Schutz vor Manipulationen. Nach eigener Angabe wird die siebenstellige Investition für die Expansion in Europa und den USA verwendet.

„Diese Investition ist ein wichtiger Meilenstein für SignPath“, sagt Stefan Wenig, CEO und CTO des Startups. „Angesichts der zunehmenden regulatorischen Anforderungen wie der Executive Order 14028 in den USA, dem Cyber Resilience Act in der EU und branchenspezifischen Standards verlassen sich unsere Kunden zunehmend darauf, dass wir die Integrität und Qualität ihrer Softwareentwicklungs- und Sicherheitsprozesse gewährleisten. Mit der Unterstützung von TIN Capital sind wir in der Lage, unser Team zu vergrößern und den Betrieb zu skalieren, um mit der Nachfrage Schritt zu halten.“

Über TIN CAPITAL

TIN Capital wurde 1998 gegründet und hat Ende 2023 den “European Cyber ​​Tech Fund V” aufgelegt, der im April 2025 geschlossen wird. SignPath zählt als die zweite Investition aus dem Fonds.

Reinout vander Meûlen, Partner bei TIN Capital, sagt dazu: “Wir glauben fest an die Notwendigkeit robuster Cybersicherheitslösungen und an den Wert europäischer Pioniere wie SignPath. Sowohl Regierungen als auch Unternehmen sind sich bewusst, dass Softwareverletzungen sehr unangenehme, weitreichende Konsequenzen für Nutzer und Anbieter gleichermaßen haben. Wir sehen SignPaths Lösungen für Code Signing und Pipeline-Integrität als ein wesentliches Puzzlestück, um sichere und widerstandsfähige Software-Lieferketten zu gewährleisten.”

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