01.08.2017

Analyse zur Abspaltung: Tag der Entscheidung für Bitcoin

Analyse. Ein Teil der Community wird sich heute abspalten und eine neue Coin gründen - Bitcoin Cash. Grund zur Panik besteht nicht - die Trennung könnte auch einen Befreiungsschlag für Bitcoin bringen. Ein Überblick.
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Wenn Anleger etwas hassen, dann ist das Unsicherheit. An den notorisch hektischen Märkten für Bitcoin und andere Kryptowährungen mag die Toleranzschwelle höher sein – immerhin müssen die Anleger sich seit Jahr und Tag anhören, dass sie in „Tulpenzwiebel“ oder ein „Pyramidenspiel“ investieren. Aber die vergangenen Monate waren dennoch nicht leicht für die Community. Da wurde nämlich heftig gestritten – über die Zukunft von Bitcoin. Heute Nachmittag wird dieser Streit erstmal beigelegt. Ein Teil der Community spaltet sich von Bitcoin ab und gründet eine eigene Coin: Bitcoin Cash.

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Handel heute für ein paar Stunden eingestellt

Auf vielen Börsen wird der Bitcoin-Handel heute deswegen für ein paar Stunden eingestellt. Auch Transaktionen werden bis morgen oft nicht möglich sein. „Das ist noch nie vorgekommen“, sagt Eric Demuth, CEO der österreichischen Plattform BitPanda. „Das ist das erste mal, dass es eine Hardfork gibt.“ Dabei geht es – neben der technischen Details – vor allem um einen Machtkampf zwischen verschiedenen Gruppierungen. Eine wichtige Rolle spielen die Miner, vor allem jene in China. Grund zur Panik gibt es aber nicht. Eher im Gegenteil. Denn mit der „Fork“ (Gabelung) von Bitcoin Cash ist dieser Streit erstmal beigelegt. Die Sektierer bekommen heute ihre 15 Minutes of Fame – aber im Grunde haben sie bereits verloren.

“Segwit” soll mehrere Probleme lösen

Viel wichtiger als die „Fork“ ist das, was jetzt mit Bitcoin geschehen wird. Denn jetzt ist der Weg frei für die technische Weiterentwicklung des Originals. „Die neue Technologie ist das einzige, was zählt“, sagt Eric Demuth. Inzwischen hat die ganze Community (mit Ausnahme der Bitcoin Cash Fraktion) signalisiert, dass man bei dieser Technologie namens „Segwit“ mitmachen will. Nach aktuellem Plan wird diese binnen einer Woche aktiviert. „Dann werden verschiedene Probleme, die es derzeit gibt, eliminiert. Unbestätigte Transaktionen können dann nicht mehr manipuliert werden. Deswegen kann man die Signatur aus dem Block nehmen und mehr Platz schaffen. Das ist der Grundstein für eine Reihe weiterer Technologien.“ Nach „Segwit” soll „Segwit2x“ folgen. Dann wird die Blockgröße zusätzlich auf zwei MB verdoppelt.

Weg für technologische Weiterentwicklung frei

Diese Technologie wurde bei Bitcoins kleinem Bruder Litecoin bereits erfolgreich eingesetzt, was zu einem erheblichen Preisanstieg geführt hat. Kurz: Die Abspaltung sowie die Umsetzung von Segwit beseitigt – erstmal – die Unsicherheit über die Zukunft von Bitcoin. Das sollte dem Markt gut tun. Und was bleibt von Bitcoin Cash? Ein kleiner Teil der Community macht sein eigenes Ding – und wird dabei kaum unterstützt. Gleichzeitig ist der Weg frei für das echte Bitcoin, sich technologisch weiter zu entwickeln. Etwas, das angesichts hoher Gebühren und langer Transaktionszeiten auch dringend notwendig ist. Bitcoin ist ein bisschen zum Opfer des eigenen Erfolgs geworden.

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“Irrglaube, dass man mit BTC Cash free money bekommt”

Am Dienstag Vormittag, wenige Stunden vor der „Fork“, steht der Preis von Bitcoin bei 2500 Euro – nur knapp 100 Euro unter dem zuletzt erreichten Allzeithoch. Grund für diese hohe Bewertung dürfte die Gier sein: Theoretisch ist heute jeder Halter von Bitcoin dazu berechtigt, eine entsprechende Summe an Bitcoin Cash zu erhalten. Dazu muss man seine Bitcoins allerdings in einer Wallet oder auf einer Börse halten, die Bitcoin Cash unterstützen. „Viele Leute haben den Irrglauben, dass sie mit BTC Cash free money bekommen“, so Demuth. „Das ist aber nicht der Fall. In dem Moment, wo das aktiviert wird, werden sich die Preise anpassen. Da wird wohl auch der Preis für Bitcoin kurzfristig fallen. Bis zu 20 Prozent kann ich mir vorstellen.”

Für kurze Zeit zwei identische Blockchains

Technisch ist der Prozess relativ einfach. Für die „Fork“ wird lediglich die Blockchain kopiert. Für kurze Zeit gibt es dann zwei identische Blockchains, dann bewegen sich die beiden Coins auseinander. Bitcoin Cash verspricht die sofortige Vergrößerung der Blocks in der Kette (Blockchain) von einem auf acht MB. Das soll rasche, günstige Transaktionen bringen. Wie der Preis sich entwickelt ist aber von den Anlegern und vor allem von der Unterstützung der Miner abhängig.

Nur eine weitere Altcoin?

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass aus Bitcoin Cash lediglich eine weitere so genannte „Altcoin“ wird – auch wenn die Betreiber sich mehr versprechen. Noch ist nichtmal klar, unter welchem Kürzel die neue Währung laufen soll. Die Befürworter wünschen sich „BCC“ – aber das gibt es bereits und steht für BitConnect. Überhaupt gibt es jetzt schon sieben Altcoins, die den Namen Bitcoin für sich beanspruchen. Bitcoin Cash wird dann die Nummer acht. Die heimische Plattform BitPanda wird Bitcoin Cash nicht unterstützen: „Wir machen das, was alle Großen machen. Wir haben den Leuten gesagt, wenn ihr BTC Cash haben wollt, müsst ihr eure Bitcoins selbst verwalten. Man kann nicht jeden Unsinn unterstützen, den sich irgendein Mining Pool einfallen lässt.”

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Das Gründerteam von Kern Tec | (c) Kern Tec
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Der Marketed Innovation Prize, verliehen von EIT Food, wählt Startups aus der Lebensmittelbranche aus, die „den Übergang zu einem gesünderen und nachhaltigeren Lebensmittelsystem unterstützen“. Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 55.000 Euro vergeben. EIT Food wird vom Europäischen Innovations- und Technologieinstitut (EIT) gefördert, einer Einrichtung der Europäischen Union.

Eines der ausgezeichneten Startups ist das niederösterreichische Unternehmen Kern Tec. Es verwandelt Obstkerne, die normalerweise als Abfall gelten, in hochwertige Zutaten für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Diese finden zudem auch Anwendung in kosmetischen und industriellen Produkten.

Kern Tec: “Die Anerkennung bestärkt uns in unserer Mission”

Luca Fichtinger, Co-Gründer von Kern Tec, freut sich gemeinsam mit seinem Team über den Marketed Innovation Prize. Er sagt: „Die Anerkennung bestärkt uns in unserer Mission, Lebensmittelabfälle in wertvolle, nachhaltige Produkte umzuwandeln. Indem wir Aprikosenkerne zu nahrhaften Snacks aufwerten, wollen wir Abfälle reduzieren und gleichzeitig ein zirkuläreres und nachhaltigeres Lebensmittelsystem fördern. Dieser Preis bestätigt nicht nur unsere Bemühungen, sondern inspiriert uns auch, weiterhin innovative und skalierbare Lösungen zu entwickeln, die zu einem besseren Lebensmittelsystem für alle beitragen“.

Preise für “innovative Lebensmittel-Startups”

Insgesamt vergab EIT Food acht Preise an europäische Startups im Bereich Lebensmittelinnovationen. Mit dem Preis sollen „innovative und einflussreiche Agrar- und Lebensmittel-Startups“ ausgezeichnet werden, die „wirkungsvolle Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt” brachten, wie die Organisation erklärt.

„Diese Gewinner des Marketed Innovation Prize führen den Wandel in unserem gesamten Lebensmittelsystem an, von der Förderung der Proteindiversifizierung bis hin zur Entwicklung KI-gestützter landwirtschaftlicher Lösungen. Sie bieten den Verbrauchern spannende, gesündere Alternativen und geben Lebensmittelproduzenten innovative und nachhaltige Techniken an die Hand, um Effizienz und Produktivität zu steigern“, betont Richard Zaltzman, CEO von EIT Food.

2023: Kern Tec erhielt Investment von 12 Mio. Euro

Kern Tec rund um Gründer-Team Michael Beitl, Luca Fichtinger, Sebastian Jeschko und Fabian Wagesreither startete 2019 mit einer Technologie, um Öle und Proteine aus Obstkernen zu gewinnen. Dabei verwendete man Obstkerne von Marillen, Kirschen und Zwetschken – typische Abfallprodukte der heimischen Obstindustrie. Inzwischen brachte das Startup pflanzliche Alternativen von Milch, Joghurt, Eis und Käse auf Basis von Obstkernen auf den Markt.

Im vergangenen Jahr sicherte sich Kern Tec in einer Series-A-Finanzierungsrunde ein Investment von 12 Millionen Euro – brutkasten berichtete. Die Finanzierungsrunde wurde von Telos Impact angeführt, mit Beteiligung des PeakBridge Growth 2 Fonds und des European Innovation Council (EIC) Fonds. Mit diesem Kapital plante das Unternehmen, international zu expandieren und seine Produktpalette weiter auszubauen.

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