13.12.2017

Startup Campus: Das ist die neue Strategie von A1

Als der A1 Startup Campus 2015 eröffnete, zog eine bunte Mischung an Jungfirmen ein. Mittlerweile hat es der Mobilfunker auf eine ganz konkrete Sparte abgesehen und beteiligt sich dafür auch an ausländischen Startups.
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Perfekte Symbiose: A1 stellt Daten zur Verfügung, Startups entwickeln neue Geschäftsmodelle. (c) Foto: A1 Startup Campus
Perfekte Symbiose: A1 stellt Daten zur Verfügung, Startups entwickeln neue Geschäftsmodelle. (c) Foto: A1 Startup Campus

ready2order war eines der ersten Startups, die 2015 den neu renovierten vierten Stock im Vermittlungsstellen-Gebäude der A1 im 20. Bezirk in Wien bezogen hatten. Das Team hat längst das kleine Büro im A1 Startup Campus gesprengt. “ready2order hat mit 45 Mitarbeitern das komplette Erdgeschoss bezogen”, sagt Startup-Campus-Chef Mario Mayerthaler. 2018 wird sich das Startup als Alumnus des Accellerator-Programms eine neue Bleibe suchen. Weiters ist das Smart-Parking-Startup Parkbob im Campus auf 20 Mitarbeiter gewachsen und reüssiert bereits international. Im vierten Stock der Treugasse richtet sich inzwischen die nächste Generation des Startup-Campus-Programms ein. Während A1 vor zwei Jahren noch experimentierfreudig Jungfirmen aus unterschiedlichsten Bereichen einlud, hat sich die Strategie mittlerweile stärker verfestigt.

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Adscanner greift traditionelles TV-Werbegeschäft an

Die jüngste A1-Startup-Generation dockt an vorhandene Geschäftsfelder des Mobilfunkers an. Adscanner etwa greift auf das TV-Signal von A1 zu und digitalisiert das Geschäft der Fernsehwerbung. Während die Zuseherzahlen der TV-Sender auf reinen Schätzungen basieren, kann Adscanner die Zuseher in Echtzeit ganz genau beziffern. Mayerthaler: „Damit können Werbekampagnen im Fernsehen ähnlich präzise gesteuert und abgerechnet werden wie Online“. Für diese Disruption des TV-Werbemarktes hat A1 über die Grenzen Österreichs hinweg die Fühler ausgestreckt: Adscanner hat den Hauptsitz in Zagreb und denkt nicht daran, nach Wien zu übersiedeln.

Offline-Werbung digitalisieren

Ebenfalls auf die Digitalisierung von Offline-Werbung spezialisiert hat sich Folyo, das in den A1 Startup Campus eingezogen ist. Außenwerbung auf Fahrzeugen wird von Folyo getracked und eine Datenanalyse bietet detaillierte Einblicke über die Wirksamkeit einer Kampagne. Noch ein AdTech-Startup ist am Campus eingezogen: Mopius ermöglicht die direkte Kundenansprache in Geschäften über Beacons, die mit den Smartphones der Kunden kommunizieren.

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Neue Geschäftsmodelle mit A1-Daten

Inhaltlich hat der Fokus, mit dem A1 teilweise aktiv Startups sucht eine klare Richtung bekommen: von Interesse sind datenbasierte Lösungen, die die Kommunikation mit Kunden präziser steuerbar machen. In diese Kerbe schlägt auch ein Tool, das auf der Aufbereitung von anonymisierten Mobilfunkdaten beruht. Die Lösung von Invenium liefert präzise Daten über Kundenströme für verschiedenste Einsatzszenarien – mehr will A1 aber noch nicht verraten.

Dass die A1-Campus-Startups jetzt so nahe am Geschäft des Gastgebers A1 sind, hat auch für die Jungfirmen klare Vorteile. “Die Startups können unsere Vertriebskanäle perfekt ausnutzen“, sagt Mayerthaler. Ein Beispiel: Eine Softwarelösung, die Lokalbesitzern die Möglichkeit eröffnet, mit Kunden, die ihr WLAN nutzen, zu kommunizieren, kann von A1-Vertriebsmitarbeitern gleich mit der WLAN-Lösung mitverkauft werden.

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⇒ zum Webauftritt des A1 Startup Campus

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Die Projektpartner:innen: von TU Wien, Forschung Burgenland. KEBA und kW-Soltions | (c) kW-Solutions

Bidirektionales Laden eröffnet für E-Autos weitreichende Möglichkeiten, die weit über die klassische Nutzung als Fortbewegungsmittel hinausgehen. Mit dieser Technologie können Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherten Strom wieder zurückspeisen. Dadurch werden sie zu mobilen Energiespeichern, die flexibel in verschiedene Szenarien eingebunden werden können – so zumindest in der Theorie. In der Praxis ist bidirektionales Laden in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Ein neues Forschungsprojekt, an dem das Wiener Startup kW-Solutions beteiligt ist, möchte das nun ändern.

Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

Das ICBC-Projekt legt laut Kasinger großen Wert auf praxisnahe Lösungen. In sechs Arbeitsbereichen werden nun Use-Cases, Schnittstellen und Systemarchitekturen entwickelt, um die Marktfähigkeit sicherzustellen​. Bidirektionales Laden könnte laut dem Gründer für Österreich nicht nur die Elektromobilität attraktiver machen, sondern auch zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.


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