12.06.2024
INNOVATIONSSTANDORT

7 Takeaways aus der aktuellen europäischen Innovationshauptstadt Lissabon

Lissabon ist aktuell europäische Innovationshauptstadt. Die Metropole am Tejo kann im internationalen Vergleich mit einigen Aspekten punkten.
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Lissabon ist aktuell europäische Innovationshauptstadt | (c) Michiel Annaert via Unsplash
Lissabon ist aktuell europäische Innovationshauptstadt | (c) Michiel Annaert via Unsplash

Seit 15 Jahren begibt sich Austria Cooperative Research (ACR), ein Netzwerk gemeinnütziger privater Forschungsinstitute aus Österreich, auf Studienreisen in europäische Städte, um das Innovationssystem anderer Länder unter die Lupe zu nehmen: Lernen von den Besten oder durch Vergleichen draufkommen, was auch bei uns gut oder sogar besser funktioniert. Nach Tel Aviv, Helsinki, London/Cambridge, Oslo und Amsterdam stand diesmal die aktuelle europäische Innovationshauptstadt Lissabon auf dem Programm. Hier sind sieben Erkenntnisse der Studienreise:

1. Wissenschaftsbegeisterung

Es ist vermutlich kein Zufall, dass das Land in der Covid-Pandemie Impf-Europameister wurde. Die Begeisterung für Wissenschaft ist hoch, die Skepsis und Anfälligkeit für Verschwörungserzählungen gering. Laut Umfragen sind 62 Prozent der Portugies:innen “sehr interessiert” an neuen Entdeckungen und technologischen Entwicklungen. In Österreich sind es lediglich 27 Prozent. Dafür sind die Weichen schon vor über 25 Jahren gestellt worden. 1998 wurde das Programm Ciência Viva gegründet, mit dem ein enger Austausch zwischen Unis, Forschungsstätten, Schulen und der Bevölkerung initiiert wurde, auch mit Hilfe so genannter “Science-Centers”. So wurde die Bevölkerung mit Wissenschaft vernetzt und vor allem bei Kindern die wissenschaftliche Neugier geweckt.

2. Von Portugal in die Welt

Das Land ist geographisch, aber auch historisch-kulturell ein ideales Sprungbrett für die internationale Marktbearbeitung, sagt WKO-Delegierte Esther Maca. Insbesondere Teile Afrikas und Südamerikas sind seit Jahrhunderten eng mit Portugal verbunden. Osttimor, Angola, Mozambique und natürlich Brasilien sind von Lissabon aus leicht(er) zu erschließende Märkte, aber auch Quellen für Fachkräfte. Davon können auch österreichische Unternehmen profitieren, die einen Markteintritt in einem der genannten Länder planen.

3. Risikokapital

Venture Capital ist auch in Portugal Mangelware, es gibt jedoch ein interessantes Instrument namens SIFIDE, um F&E in der Wirtschaft anzukurbeln. F&E betreibende Unternehmen können eine Steuergutschrift bekommen. Unternehmen, die keine F&E betreiben, müssen hingegen einen Teil ihres Gewinns in einen Fonds einzahlen. Dieser Fonds darf allerdings nur in frühen Phasen investieren, also nicht in Scaleups. FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth meint, man könne SIFIDE in Österreich für Nicht-F&E-Unternehmen überlegen: “Damit könnte ein Teil des fehlenden VC-Kapitals für junge Unternehmen kompensiert werden.”

4. Augenhöhe

Noch nie hat ACR-Präsidentin Iris Filzwieser so viel Kooperationsbereitschaft und Interesse am Gegenüber erlebt, wie bei den besuchten portugiesischen Institutionen und Forschungsstätten: der Wissenschaft-und-Technik-Fakultät (FCT) der Nova-Uni, dem angrenzenden Science Park Madan Parque und der technischen Hochschule Tecnico Lisboa. “Die Voraussetzung für Zusammenarbeit sind damit hervorragend”, sagt die steirische Unternehmerin.

5. Niedrigschwelligkeit

Portugal hat mit den so genannten CoLabs einiges zu bieten. Von diesen „kollaborativen Laboratorien“ gibt es über 40 im Land, von Lebensmittel bis Holzverarbeitung. Im Alma Science Lab im Madan Parque gibt es etwa einen Schwerpunkt namens “Beyond Paper”, in dem intelligente Papiere vom Einzelhandelsregal bis zur Bieretikette mit Kühlfunktion erforscht werden – im Auftrag von Unternehmen.

6. Durchhalten

Ein ACR-Mitbringsel in Sachen Mentalität ist die portugiesische Fähigkeit zum Durchhalten, für die es sogar ein eigenes Wort gibt: “Desenrascar”. Das Land hat 2011 eine schwere Staatsschuldenkrise erlebt, von den Sparprogrammen der öffentlichen Haushalte ist auch der Innovationssektor nicht verschont geblieben. “Man kann von ihnen lernen, wie man’s mit wenig Mitteln schaffen kann”, ist Präsidentin Filzwieser beeindruckt – wissend, dass auch in Österreich die Bäume nicht ewig in den Himmel wachsen werden.

7. Place to Work

Das Land zählt im EU Innovation Scoreboard zu den „moderaten Innovatoren“ und liegt mit Rang 19 klar hinter Österreich, das derzeit Rang 6 belegt. Doch in einigen Kriterien hat es den EU-Schnitt zuletzt deutlich outperformt: Portugal schafft es, überproportional viele ausländische Doktoranden anzulocken und bietet generell attraktive Forschungssysteme. Vielleicht spielt aber auch ganz einfach nur eine nicht unwesentliche Rolle, dass manchmal nur wenige Minuten zwischen Strand und Uni bzw. Arbeitsstätte liegen…

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Grizzly.jobs jobsuche ki-bot chatbot grizzly
Das Founding Team von Grizzly.jobs: Hinten (v.l.): Kyrillus Mehanni, Oliver Liebmann, Lucas Raschek; Vorne: Christoph Ostertag, Markus Hirzberger

Wie verhält man sich am besten, wenn man einem Grizzly-Bären begegnet? Laut sein oder auf einen Baum klettern? Einer Internet-Recherche zufolge hilft bei einem Angriff wenig, sich tot stellen ist wohl die beste Lösung. Der Vergleich von einem Grizzly zum Jobmarkt ist daher nur schwer zu ziehen, hier braucht es einige Gedankensprünge.

Die hat das junge Wiener Startup Grizzly unternommen, hier trifft man bei der Jobsuche auf einen Bären. Mit seinem KI-gestützten Jobagenten Bärnhard will das fünfköpfige Founding-Team die Jobsuche einfacher und schneller gestalten. Nutzer:innen können in der Web-App mit Bärnhard chatten und angeben, ob bei der Firmensuche zum Beispiel auch Themen wie Nachhaltigkeit berücksichtigt werden sollten. Der Jobagent durchsucht derzeit täglich Jobs von rund 1.500 Unternehmen österreichweit. Findet er etwas Passendes, wird eine kurze Erklärung mitgeliefert, warum diese Stelle gut zu einem passen würde.

Co-Founder und CTO Oliver Liebmann erklärt: “Der Einsatz moderner KI-Technologien wie Large Language Modellen (LLMs) ermöglicht es, tiefergehende Zusammenhänge zwischen den Stellenbeschreibungen und den Nutzerpräferenzen zu erkennen. LLMs gehen über herkömmliche Suchfilter hinaus, die oft auf Schlagwörtern basieren und relevante Stellen übersehen.”

KI-Jobagent Bärnhard sucht den passenden Job

Die Programmierung von Bärnhard hatte eine lange Vorlaufzeit, wie CEO und Co-Founder Markus Hirzberger im brutkasten-Gespräch erklärt. Vor knapp zwei Jahre hatten die drei heutigen Gründer die Ursprungsidee, die damals noch weit von dem Chatbot entfernt war. Im Mittelpunkt stand der Wunsch, die Jobsuche effizienter zu gestalten. Und auch jenen eine Option zu bieten, die bereits arbeiten, aber sich umsehen wollen, welche anderen Jobs angeboten werden. Ohne stundenlang Jobplattformen zu durchsuchen

Nach knapp 100 Gesprächen mit Jobsuchenden begann das Team von Grizzly mit einer Chatlösung zu experimentieren. Hier kam man bald zu guten Ergebnissen. Der Chatbot konnte passende Jobs empfehlen, hatte aber noch keine Datenbank im Hintergrund, um auch die passenden offenen Stellen zu liefern. Österreichweit, von allen Unternehmenswebsites – nicht nur die, die (meist bezahlt) auf Jobplattformen angeboten werden.

70.000 Euro Förderung für Webscraping-Technologie

Eine KI-basierte Webscraping-Technologie für die Suche nach Jobangeboten musste gebaut werden. Bisher wurden solche Webscraper manuell konfiguriert und waren daher nur für spezifische Anwendungsfälle gedacht. Auch Google Jobs zum Beispiel durchsucht seine Angebote vor allem von Jobplattformen und findet dadurch die Stellen auf Unternehmenswebsites oft nicht. Für die Entwicklung dieser Technologie bekam Grizzly auch eine Förderung der Forschungsförderungsgesellschaft FFG in Höhe von 70.000 Euro.

Hirzberger erklärt den Unterschied zu anderen Anbietern so: “Wir greifen die Jobs direkt von den Unternehmensseiten ab, das bietet keine Jobplattform. Darüber hinaus bieten wir nicht nur eine Stichwortsuche, sondern wollen die Nuancen und Zusammenhänge der Interessen unserer User:innen verstehen und dafür etwas Passendes liefern. Kurz gesagt: Ein tiefer gehendes Verständnis für das Interesse, kombiniert mit einer breiten Datengrundlage.”

Bootstrapping-Lifestyle

Das Team hinter Grizzly besteht heute aus fünf Mitgliedern, alle mit technischem Background, wie Hirzberger erklärt. Von Anfang an mit dabei waren neben dem CEO auch Oliver Liebmann (CTO) und Christoph Ostertag (COO). Die beiden Software-Entwickler Kyrillus Mehanni und Lucas Raschek zählt Hirzberger ebenfalls zum Kernteam.

Für die Nutzer:innen soll Grizzly auf jeden Fall kostenlos bleiben. Bezahlmodelle würden hier nicht wirklich funktionieren, sagt Hirzberger. Das Geld soll von Unternehmensseite kommen, ohne aber dadurch die Suchergebnisse zu verfälschen. Im Moment baue man vor allem auf Förderungen, das sei in Österreich gerade am Anfang für Startups eine “Supermöglichkeit”.

Und: “Wir leben den Bootstrapping-Lifestyle und sind sehr sparsam unterwegs”, betont Hirzberger. Derzeit sitzt das Team in einem günstigen Office, in dem es im Sommer gute 30 Grad hatte. Das Team setzte sich dann einfach in den nächsten klimatisierten Zug und arbeitete – dank Klimaticket – von unterwegs.

Namensfindung am Lagerfeuer

Seit Mitte September ist Grizzly.jobs offiziell online. Aktuell sei das Ziel, die Plattform möglichst vielen Leuten zugänglich zu machen, sagt Hirzberger. Auch die Marketing-Aktivitäten werde man hochfahren und hoffentlich alle “technischen Kinderkrankheiten” lösen. “Bis Jahresende ist das Ziel, die Plattform mit den meisten Jobs in Österreich zu sein.” Größere Plattformen in Österreich bieten derzeit circa 20.000 Jobs an, auf dem Markt seien aber über 100.000, wie Hirzberger vorrechnet. Dort wolle man hin.

Und was hat es nun mit den Namen Grizzly auf sich? Ursprünglich war ein weniger tierischer Name angedacht, die Firma gab es in der EU allerdings schon. Die Inspiration kam dann bei einem Sommerabend in der Steiermark: “Wir sind ums Lagerfeuer gesessen und haben immer mehr an Tiernamen gedacht.” Irgendjemand hätte dann einen Bären vorgeschlagen, jemand anderer einen Grizzly. Auch die Domain Grizzly.jobs sei noch frei gewesen. Als auch am nächsten Tag alle im Team von der Idee überzeugt waren, stand es fest: Grizzly und damit Chatbot Bärnhard waren geboren.

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