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Erst diese Woche hat der European Innovation Council (EIC) als Bestandteil von Horizon Europe für sein Arbeitsprogramm 2024 bekannt gegeben, 50 Millionen Euro in Startups und Kleinunternehmen zu investieren, die die Produktion alternativer Proteinquellen weiterentwickeln. Vor allem der Präzisions-Fermentationsprozess, wie ihn unter anderem das Wiener Startup Fermify entwickelt, ist im Förderrennen vorne mit dabei.
Horizon Europe der EU unterstützt Klima und Digitalisierung
Mit 50 Millionen Euro will die Europäische Union gezielt heimische Startups unterstützen, die sich auf die Produktion alternativer Proteine spezialisieren. Ziel sei es indes, Nachhaltigkeit, Effizienz und Resilienz europäischer Lebensmittelversorgungsketten zu stärken.
Das Arbeitsprogramm des EIC steht unter Horizon Europe, dem größten transnationalen Forschungsförderungsprogramm der Welt. Der Budgetrahmen dazu wurde bereits im Dezember des Vorjahres festgelegt. Für 2023 und 2024 wurde ein Unterstützungsbudget von 13,5 Milliarden Euro veranschlagt. Die Mittel des transnationalen Förderprogramms sollen außerdem dazu beitragen, die Klimaziele der EU zu erreichen, die Widerstandsfähigkeit im Energiebereich zu erhöhen und Schlüsseltechnologien in puncto Digitalisierung zu entwickeln.
Proteine für Klima und mit Geschmack
Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Förderung der Präzisionsfermentation. In diesem Prozess werden Organismen wie Hefe eingesetzt, um Proteine wie Molke und Kasein ohne tierische Ressourcen herzustellen. Dabei sollen Geschmack und Textur gleich bleiben – und im besten Fall an die Tierprodukte Käse, Fleisch und Eier erinnern sowie deren Nährstoffe liefern.
Die Finanzierung im Rahmen der Accelerator Challenge des EIC zielt darauf ab, die Entwicklung “tragfähiger Alternativen, die die Landwirtschaft ergänzen”, zu unterstützen. Die EU will dabei vor allem die Produktion von Lebensmittel unterstützen, die unter Nutzung bestehender landwirtschaftlicher Nebenströme entwickelt werden. Dies soll die Nutzung knapper Ressourcen wie Agrarfläche und Wasser entlasten.
Fermentations-Startups boomen, Wiener Startup vorne mit dabei
Auf der Liste der Dealbreaker im international geförderten Fermentationsprozess befinden sich Startups wie Formo (Deutschland), Better Dairy (Großbritannien) und Paleo (Belgien). Im Innovationsrennen mit dabei ist auch das Wiener Biotech-Startup Fermify – gegründet von Eva Sommer und Christoph Herwig im Jahr 2021.
Erst im Juli dieses Jahres erweiterte das Wiener Startup, das vegane Käsealternativen mithilfe der eigens entwickelten “kontinuierlichen Präzisions-Fermentierung” produziert, seine Seed-Finanzierungsrunde auf sechs Millionen Euro (brutkasten berichtete).
Schmeckt gleich und tut Gutes: Darum sind alternative Proteine besser für Körper und Klima
Nicht nur für den menschlichen Körper sind pflanzliche Proteine wesentlich besser als tierische: Zwar enthalten tierische Proteine in der Regel etwas mehr essentielle Aminosäuren, die der menschliche Körper nicht selbst herstellen kann, dennoch entsteht bei Überkonsum von tierischem Protein ein deutlich höheres Risiko für hohen Blutdruck und Diabetes.
Darüber hinaus bringt auch die Produktion von Tierprotein einige negative Nebenwirkungen mit sich: Die Herstellung von Lebensmitteln verursacht ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen, tierische Produkte allein erzeugen 15 Prozent. Für die Nutztierhaltung werden rund 80 Prozent der globalen Agrarflächen verwendet, so eine Studie der Boston Consulting Group (BCG).
Pflanzliche Proteine sparen Treibhausgase
Könnte man den Prozess der Proteinherstellung also in Labore verlagern, würde dies nicht nur Tierleid beenden, sondern auch Agrarflächen freischaufeln und Treibhausgasemissionen eindämmen. Derselben Studie der Boston Consulting Group zufolge würde man bei einer Billionen Dollar-Investition in pflanzliche Proteine rund 4,4 Milliarden Tonnen CO2 einsparen. Bei einer gleich hohen Investition in klimaneutrale Transportmittel würden lediglich 0,5 Milliarden Tonnen CO2 gespart, so die BCG.
Markt in Österreich groß – mit Potenzial nach oben
Mit dem Förderpaket des EIC steht einer klimaneutrale Entwicklung am europäischen Lebensmittelmarkt wenig im Wege. Allerdings unter der Voraussetzung, dass sich auch das Konsumentenverhalten der Europäer:innen in Richtung pflanzlicher Alternativen bewegt. Zahlen der Veganen Gesellschaft Österreich zeigen, dass der Umsatz von pflanzlichen Alternativen von 2021 auf 2022 um sechs Prozent gestiegen ist.
Zum Vergleich: Das Umsatzwachstum pflanzlicher Produkte betrug im Zeitraum von 2020 bis 2022 22 Prozent. Mittlerweile ist der Markt für pflanzliche Alternativen in Österreich 99,6 Millionen Euro groß. Pflanzliche Alternativen entwickeln sich damit besser als der gesamte Lebensmittelhandel – dieser ist im selben Beobachtungszeitraum nämlich nur um fünf Prozent gestiegen.