22.01.2020

5 Tech-Lösungen gegen CO2

Was kann man gegen den Klimawandel tun? Diese Frage stellen sich immer mehr Forscher und Entrepreneure. Wir zeigen euch fünf spannende Tech-Lösungen gegen CO2.
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5 spannende Tech-Lösungen gegen CO2
(c) Adobe Stock - Olivier Le Moal

In Zeiten der Klimakrise stellen sich viele die Frage, wie sie die Umwelt entlasten können. Die Antworten auf diese Frage sind vielseitig und manchmal unangenehm, weil sie auf den ersten Blick oft eine Einschränkung der Lebensqualität bedeuten – aber nur auf den ersten Blick. Der große Aufschwung der Thunberg-Bewegung inspiriert nicht nur Jugendliche, sondern auch Unternehmer, Technologie-Treibende und Investoren mit Weitblick. Wir zeigen euch fünf spannende Tech-Lösungen gegen CO2 in unterschiedlichen Entwicklungsstadien:

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5 spannende Tech-Lösungen gegen CO2

1. Blockchain und die Energiegemeinschaft

Die Blockchain-Technologie ist seit ein paar Jahren in aller Munde. Auch in Sachen Klimaschutz räumt man ihr großes Potenzial ein. “SOLshare” etwa schaffte es mit dieser Technologie, einkommensschwache Haushalte in Bangladesch mit Strom zu versorgen. Das peer-to-peer-System ermöglicht es, die überschüssige Solarenergie eines Photovoltaik-Besitzers mit einem Haushalt zu vernetzen. Der Energielieferant verdient Geld dazu, während der Strombezieher leistbare, saubere Energie erhält.

Auch im deutschsprachigen Raum wird die Blockchain-Technologie als große Zukunftshoffnung gesehen, wenn es um Energie-Effizienz geht. Wien Energie beteiligte sich Anfang 2017 an einem Pilotprojekt für den Gashandel von Interbit Ltd. In Kooperation mit Bosch präsentierte man im April diesen Jahres den ersten “Blockchain-Kühlschrank”. Ein derzeit laufendes Projekt könnte als Modell für die Energieversorgung weltweit dienen: 100 Anwohner in der Wiener Krieau bilden mit ihrer eigens erzeugten Solarenergie derzeit eine der ersten Energiegemeinschaften Europas. Die Laufzeit des Projektes ist auf fünf Jahre festgelegt, Wien Energie investiert dabei zwei Millionen Euro.

2. Effiziente Energie aus Abwärme

Die Idee, aus Abwärme Strom zu erzeugen, ist nicht neu. Dies preisgünstig zu bewerkstelligen war bisher aber eine große Herausforderung. Poligy, einem Startup aus Düsseldorf, könnte es gelingen, dies in nächster Zukunft großflächig zu leisten.

Der Wirtschaftschemiker Martin Huber erfand einen zweilagigen Kunststoffstreifen – Bipolymer – der nach demselben Prinzip funktioniert wie auch Bimetalle. Gemeinsam mit dem Unternehmer Artur Steffen gründete er ein Unternehmen, das einen Prototypen entwickelte, der einen solchen Bipolymere mit einem Generator verbindet. Der Vorteil von Bipolymeren ist, dass sie sich aufgrund ihres Längenausdehnungskoeffizienten stärker biegen als Bimetalle. Dieser Biegeeffekt ist so stark, dass er einen Generator in Gang setzt, der wiederum Strom erzeugt. So könnte auch bei Temperaturen zwischen 50 und 200 Grad Celsius rentabel Strom erzeugt werden.

Zu den Vorteilen des Bipolymers gehören laut Unternehmen die niedrigen Herstellungskosten, die bessere Kompatibilität mit anderen Metallen, höhere Empfindlichkeit gegenüber Temperaturschwankungen sowie Korrosionsbeständigkeit.

+++ Startups im Kampf gegen den Klimawandel +++

3. Wegwerfbatterie für Elektroautos

Heutige Elektroautos haben zwei gravierende Probleme: die hohen Anschaffungskosten, obwohl immer noch günstiger als ein Wasserstoffauto und die Kritik am Lithium-Ionen-Akku. Doch was, wenn man diesen Akku ersetzen könnte? Diese Frage hat sich britische Ingenieur Trevor Jackson auch gestellt und konnte heuer nach 20 Jahren Forschung und Arbeit ein Konzept für eine Aluminium-Luft-Batterie entwickeln. Er änderte den stark ätzenden Elektrolyten des Lithium-Ionen-Akku zu einem neuen Elektrolyten, den man laut dem Erfinder sogar trinken könnte.

Die neue Aluminium-Luft-Batterie wird nicht wiederaufgeladen, sondern ausgetauscht und recycelt. Diese Batterie weist eine erheblich höhere Energiedichte als der Lithium-Ionen-Akku auf und E-Autos sollen mit ihr eine Reichweite von fast 2500 Kilometern erreichen. Wenn auch ein Kritikpunkt behoben ist, der zweite besteht derzeit weiterhin, nämlich der Preis. Zum jetzigen Zeitpunkt ist an eine Massenanfertigung nicht zu denken, doch Austin Electric aus Essex arbeitet mit Jackson zusammen, um das Konzept für einen breiteren Markt zugänglich zu machen.

4. Wasserstoff mit Privattankstelle

Autos mit Wasserstoffantrieb gehören ebenfalls zu einer Zukunftsvision für eine saubere Umwelt – aber auch zu den meist diskutierten Tech-Lösungen gegen CO2. Kritiker weisen auf den hohen Energieaufwand, um Wasserstoff zu erzeugen und auch auf die geringe Energieeffizienz bei der Produktion und Lagerung – nur ein Bruchteil der Energie käme tatsächlich im Auto an. Des Weiteren sind die Anschaffungs- und Leasingkosten eines H2-Autos für den Großteil der Bevölkerung nicht realistisch. Doch auch in diesem Gebiet wird geforscht.

An der Schweizer ETH Lausanne arbeitet man derzeit an einem Konzept, das Wasserstoff-Tankstellen in Privathaushalten ermöglichen soll. Die Innovation ist ein Wasserstoffverdichter dessen Kernstück aus dem Metallhydrid ZrMn1.5 besteht. Dieses neuartige Material kann Wasserstoff ohne Energiezufuhr speichern und bei Zufuhr von Wärme als Gas wieder – mit Hochdruck – abgeben. Der Wasserstoff wird also verdichtet und somit verflüssigt, sodass er in den Tank des Fahrzeugs gefüllt werden kann. Um H2-Autos einem breiteren Markt zur Verfügung zu stellen, arbeitet das Team der ETH Lausanne mit dem Industriegasespezialisten Messer Group zusammen. Die Idee ist laut Messer-CEO Hans-Michael Kellner, dass Haushalte mit einer H2-Tankstelle ihren Wasserstoff auch anderen anbieten können.

+++ Elektroauto vs. Wasserstoffauto: Ein Vergleich +++

5. Pumpen wir bald CO2 ins Meer?

Eine kontrovers diskutierte Möglichkeit der CO2-Reduktion stellt die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) dar. Mit dieser Methode sollen die CO2-Emissionen in der Industrie reduziert werden, indem das Kohlendioxid am Kraftwerk abgespaltet und dauerhaft im Boden abgelagert wird. Der CO2-Ausstoß wird dabei zwar reduziert, liegt aber trotzdem viel höher als bei erneuerbarer Energie. CCS-Technik schränkt auch den Wirkungsgrad von Kraftwerken ein und erhöht den Brennstoffverbrauch. Umweltschützer warnen aber vor allem vor einer Verunreinigung des Bodens und Grundwassers.

Aus diesem Grund untersuchten Wissenschafter des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel die Möglichkeit Kohlendioxid im Meeresboden der Nordsee einzulagern. Das 82 Meter tief ins Meer geblasene CO2 löste sich im Wasser auf – es steigen keine Gase in die Atmosphäre. Auch wurde das CO2 dabei von der Strömung so schnell verteilt, dass die Organismen am Meeresboden keinen Schaden nahmen.


Dieser Beitrag erschien in gedruckter Form im brutkasten Magazin #9 „Vom Startup zum Scaleup“ ⇒ hier online Lesen!

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Auch bei greenstart wird unter anderem nach Tech-Lösungen gegen CO2 gesucht – die Bewerbung läuft nur mehr bis 31. Jänner ⇒ zur Bewerbung


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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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