19.07.2023

4metrics: Wie ein Linzer Startup das Sanierungspotenzial von Gebäuden identifiziert

Altbauten sind schön, aber oft schlecht für’s Klima. Das zeigt sich nicht nur auf der Heizrechnung, sondern auch in der Klimabilanz: Immobilien sind für 36 Prozent der EU-weiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Stefan Matheis von 4metrics hat dafür eine Lösung.
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4metrics hilft dabei, Gebäude klimaschonend zu sanieren. (c) 4metrics
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Autos, fossile Brennstoffe und Plastikmüll. Drei Begriffe, die oft mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden. Dass auch Gebäude eine nicht allzu kleine Rolle in der Klimadebatte spielen, weiß 4metrics-Gründer Stefan Matheis: Wer Altbauten saniert, tut dem Klima etwas Gutes und spart bis zu 76 Prozent an Energie.

Um Gebäude schneller klimafreundlicher zu machen, hat Matheis 2022 mit drei Co-Foundern das Startup 4metrics gegründet. Die Idee: Energieausweise von Gebäuden zu digitalisieren, deren Sanierungspotenzial zu identifizieren und CO2-Einsparungen aufzuzeigen.

“Ohne aws gäb’s keine Produktentwicklung”

Mit einer Produktidee als Vision beantragte das vierköpfige Gründerteam eine Förderung der aws im letzten Oktober: “Die aws Pre-Seed-Finanzierung gab uns die notwendigen finanziellen und inhaltlichen Ressourcen, um uns auf die Entwicklung unseres B2B-Tools  zu konzentrieren.”

Darüber hinaus hat die Beratung zu IT- und Schutzrechten sowie zu Strategien im Markenschutz dem Team in seiner Geschäftsentwicklung Richtung geboten. “Die aws hat uns auch in puncto Pressearbeit Türen geöffnet, die wir als junges Unternehmen gar nicht gesehen hätten”, so Matheis. 

Immobilien für 36 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich

Die Dringlichkeit der Sanierungs-Debatte zeigt sich auf EU-Ebene: Immobilien verursachen 40 Prozent des EU-weiten Energieverbrauchs und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen – und das sowohl bei Bau, Nutzung, Renovierung als auch beim Gebäudeabriss. 

Als Maßnahme dagegen haben sich alle 27 EU-Mitgliedsstaaten im Rahmen des europäischen Grünen Deals dazu verpflichtet, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen. Dazu müssen die EU-weiten Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Stand aus dem Jahr 1990 reduziert werden. 

Zehn Millionen Sanierungen in zehn Jahren notwendig

Wie auch die Europäische Kommission sieht 4metrics-Gründer Matheis die Immobilien-Sanierung als notwendige Bedingung, um den Green Deal einzuhalten:  Dafür müssten europaweit in den nächsten zehn Jahren über 40 Millionen Gebäude renoviert werden, erklärt Matheis: “Das ist natürlich eine Kampfansage. Denn ein saniertes altes Gebäude hat im Vergleich zum Ist-Stand ein Energieeinsparungspotenzial von bis zu 76 Prozent.”

Real Metrics sagt CO2-Einsparungen voraus

Um Sanierungspotenziale möglichst schnell zu erkennen, hat das Founderteam von 4metrics eine Lösung entwickelt: “Unser B2B-Tool Real Metrics kann Sanierungspotenziale von Gebäuden schnell und effizient identifizieren”, beschreibt der Gründer sein Produkt. 

“Mit Real Metrics lesen wir Energieausweise von Gebäuden aus und holen uns genau jene Daten, die wir für Sanierungsvorschläge und -simulationen benötigen”, erklärt Matheis. “Gleichzeitig können wir klimabezogene Effekte der Gebäudesanierung mitberechnen. Wir wissen dann zum Beispiel, wie viele Tonnen CO2 und wie viel Energie eine potenzielle Sanierung pro Jahr einsparen könnte.”

Hot Spot: EU-Regulatorik

Matheis betont darüber hinaus die rechtliche Komponente der Sanierungsthematik: Mit dem Klimawandel als Treiber wurden EU- und Bundesregularien präzisiert, darunter die EU-Taxonomie-Verordnung. Diese legt fest, “dass nur jene Wirtschaftstätigkeiten grün sind, die einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Umweltziele leisten” und andere Umweltziele “nicht erheblich beeinträchtigen”, so das Bundesministerium für Klimaschutz und Umwelt. 

Damit diese Verordnung eingehalten wird, sind Finanzmarktakteur:innen und Großunternehmen verpflichtet, Taxonomie-relevante Umsätze und Investitionen offenzulegen. Ein Punkt, in dem Matheis mit Real Metrics helfen kann: “Ein Energieausweis enthält viele Informationen, die wir als Berechnungsgrundlage heranziehen”, so Matheis. “Mit Real Metrics können wir schnell und einfach Potenziale erkennen und dabei unterstützen, gesetzliche Berichtspflichten zu erfüllen.” 

Energieausweis, but make it fast and digital

“Unsere Spezialität sind schnelle und einfache Grobanalysen, die als Grundlage für anschließende Detailplanungen verwendet werden können”, erklärt der 4metrics-Gründer. “Unsere Potenzialanalysen sind Kosten-Nutzen-optimiert. Damit wissen wir genau, was wie saniert gehört und wie viel CO2 eingespart werden kann.”

Mit ihrer Fähigkeit, Energieausweise zu digitalisieren, ihre Daten lesbar aufzubereiten und klimaneutrale Sanierungspotenziale aufzuzeigen, stellt sich das Kerngeschäft des Linzer Startups als Wegweiser zur Erhöhung der Sanierungsquote dar. Denn diese ist in Österreich verschwindend klein, muss dem Klima zugute aber steigen. 

Sanierung bringt Geld und Arbeitsplätze

“Was das Thema Neubau betrifft, sind wir umwelttechnisch gut unterwegs”, meint Matheis. Die aktuelle Sanierungsquote bereitet dem Gründer allerdings Bauchweh: “In der EU liegt die Sanierungsquote zur Zeit bei 0,4 bis 1,2 Prozent pro Jahr. Um bis 2050 tatsächlich klimaneutral zu sein, muss sich die Quote mindestens verdoppeln.”

Im selben Atemzug erwähnt Matheis die Schwierigkeit, die Quote in Anbetracht des Fachkräftemangels zu erhöhen – wenn auch darin wirtschaftliches Aufschwungpotenzial steckt: Denn eine Verdopplung der Sanierungsquote könnte Österreich eine Wertschöpfung von 2,6 Milliarden Euro pro Jahr und 30.000 zusätzliche Arbeitsplätze bescheren, so der Gründer.

“Auf Stuckfassaden wird niemand eine Dämmung knallen” 

Die Sanierungsquote niedrig hält hierzulande unter anderem auch der Denkmalschutz historischer Altbauten: “Auf ein Erstes-Bezirk-Gebäude mit Stuckfassaden wird niemand eine Dämmung knallen”, ist sich Matheis bewusst. Darüber hinaus sieht der Linzer Gründer Potenzial bei der Revitalisierung sanierungsbedürftiger Einfamilienhäuser. In Anbetracht der aktuellen Zinssituation identifiziert der Experte gesellschaftspolitisch unzulängliche Finanzierungsmöglichkeiten privater Sanierungsprojekte. 

“Die Diskussion rund um Immobilien, Klima und Zukunft braucht Ruhe, Mut und Innovationsgeist.”

Stefan Matheis, Co-Founder von 4metrics.

“Ich glaube an Nachhaltigkeit durch Innovation”

Wie sich der Weg zur Klimaneutralität bewältigen lässt? Matheis verfolgt einen klaren Glaubenssatz: “Ich glaube an Nachhaltigkeit durch Innovation. Ich glaube, man muss in die Debatte rund um das Thema Nachhaltigkeit Ruhe bringen. Aktuell gibt es gefühlt zwei Extreme, radikalisiert dafür oder dagegen. Das Leben der Menschen findet aber genau dazwischen statt. Genau in dieser Mitte müssen Maßnahmen gesetzt werden”, beschreibt der Linzer Gründer die gesellschaftspolitische Situation. “Die Diskussion rund um Immobilien, Klima und Zukunft braucht Ruhe, Mut und Innovationsgeist.”

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Die Prewave-Gründer:innen Lisa Smith und Harald Nitschinger | (c) Viktoria Waba / brutkasten

Dieser Beitrag erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe unseres Printmagazins – “Kettenreaktion”. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.

Es ist Anfang August. Draußen klettert das Thermometer auf über 30 Grad, doch im Office von Prewave am Austria Campus im zweiten Wiener Bezirk herrscht angenehme Kühle. Im Inneren des modernen Bürogebäudes wirkt es ruhig, fast schon gelassen. Von außen deutet nur ein kleines Schild an einer unscheinbaren Glastür darauf hin, dass hier Prewave seinen Sitz hat. Das 2017 von Lisa Smith und Harald Nitschinger gegründete Unternehmen zählt aktuell zu den erfolgreichsten Scaleups Österreichs: Erst Ende Juni gab das Unternehmen den Abschluss seiner Series-B-Runde in Höhe von 63 Millionen Euro bekannt. Es handelt sich hierzulande um die zweitgrößte Finanzierungsrunde im ersten Halbjahr 2024. Prewave ermöglicht mit seiner Plattform derzeit über 200 Großunternehmen, Risiken in der globalen Lieferkette zu erkennen und zu minimieren. Zu den Kunden zählen bekannte Global Player, darunter BMW, Lufthansa oder Ferrari.

Wer das Büro betritt, muss sich registrieren – ungewöhnlich in der oft legeren Startup-Welt. Sicherheit wird jedoch bei Prewave großgeschrieben. Das gilt nicht nur für die Serverräume im Inneren des Gebäudes, sondern auch für externe Besucher:innen. Im Empfangsbereich sind Plakate an der Wand angebracht: „Protect your People, Protect your Planet“ prangt hier in großen Lettern – ein Leitmotiv von Prewave. Es wirkt fast wie ein Mantra, das die Werte des Unternehmens für die mittlerweile über 200 Mitarbeiter:innen von Prewave klar definiert. Hier geht es um mehr als nur Risikomanagement der Lieferkette: Prewave ist mit der Mission angetreten, Transparenz und Verantwortung in globalen Lieferketten zu fördern.

Schulfreundschaft und akademische Ausgründung

Die Wurzeln von Prewave liegen im akademischen Umfeld. Lisa Smith begann 2012 ihre Forschung an der Technischen Universität Wien im Bereich Wirtschaftsinformatik. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf Supply Chain Management. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sich Smith mit maschinellem Lernen und Datenanalyse. Sie bilden die Grundlage, um weltweit lokale Ereignisse anhand von öffentlichen Medien, Social Media oder internationalen Handelsdaten in Echtzeit zu erkennen. Parallel zu ihrer akademischen Arbeit nahm Smith an mehreren Inkubationsprogrammen teil. „Wir wurden dazu motiviert, ‚out of the box‘ zu denken und unsere Forschung in Pitchdecks zu verwandeln. In dieser Zeit ist auch der Gedanke immer mehr gewachsen, gemeinsam mit Harald ein Unternehmen zu gründen“, erzählt Smith.

(c) brutkasten / Viktoria Waba

Kennengelernt hatten sich Smith und Nitschinger schon 2002: an ihrem ersten Schultag in der HTL Spengergasse in Wien. Beide waren in derselben Klasse – ein Zufall, der den Grundstein für eine langjährige Zusammenarbeit und Freundschaft legen sollte. „Wir haben gemeinsam Programmieren gelernt und fünf Jahre lang die HTL durchschritten“, erinnert sich Nitschinger “Viele der ersten Mitarbeiter unseres späteren Unternehmens waren ebenfalls aus unserer HTL Abschlussklasse.“ Beide verband eine enge Freundschaft: „Wir waren gut befreundet und sind nach der Matura in Kontakt geblieben. Lisa und ich haben immer das Hobby des Wanderns geteilt“, erzählt Nitschinger weiter. Beim Wandern tauschten sie sich oft über ihre beruflichen Pläne aus. Der Entschluss zur Unternehmensgründung fiel schließlich im September 2016. „Harald und ich waren in einem indischen Restaurant essen und haben darüber gesprochen. Es war keine große Überzeugungsarbeit auf beiden Seiten nötig. Wir haben uns dann entschieden: Wir machen das gemeinsam“, so Smith.

Komplementäre Fähigkeiten

Während Smith ihren PhD-Background an der TU Wien hat, studierte Nitschinger an der FH Joanneum in Graz Internationales Management. Später sammelte er über drei Jahre Erfahrung im Vertrieb einer Grazer Softwarefirma. „Ich würde sagen, wir ergänzen uns auf jeden Fall, haben aber auch einen großen Overlap“, erklärt Smith in Bezug auf die komplementären Fähigkeiten des Gründerduos. „Harald hat auch ein starkes Verständnis für die technischen Themen. Umgekehrt habe ich aber auch Wirtschaftsinformatik studiert und deshalb ebenso ein Verständnis für die betriebswirtschaftlichen Aspekte.“ Und sie ergänzt: „Dieses ganze Thema rund um EnterpriseSoftware-Sales war für mich allerdings komplett neu. Es ist eine ganz andere Denkweise als im akademischen Bereich, wo man sehr genau und exakt arbeitet.“ Ihr Co-Founder fügt schmunzelnd hinzu: „Enterprise-Software-Sales ist mehr eine Kunst als eine Wissenschaft.“

Enterprise-SoftwareSales ist mehr eine Kunst als eine Wissenschaft.

Harald Nitschinger

Unternehmensgründung und Product-Market-Fit von Prewave

Die Unternehmensgründung von Prewave im Sommer 2017 folgte einer klaren Vision. „Unser Ziel war es immer, eine globale Plattform zu bauen, die sich wiederholbar verkaufen lässt“, so Smith. Nitschinger ergänzt: „Es war erstaunlich konstant, wir haben eigentlich nicht wirklich gepivotet. Wir hatten aus Lisas Forschung bereits einen funktionierenden Prototyp, aber es hat uns trotzdem gut zwei Jahre gekostet, den richtigen Product-Market-Fit zu finden.

Nachdem es Smith und Nitschinger gelungen war, die Technologie in ein konkretes Produkt zu überführen, begann Prewave, richtig Fahrt aufzunehmen. Erste finanzielle Unterstützung erhielten sie unter anderem durch eine Förderung der Austria Wirtschaftsservice (aws). Durch zahlreiche Pilotprojekte und enge Zusammenarbeit mit ersten Kunden konnten sie die Technologie verfeinern und auf die Bedürfnisse des Markts zuschneiden. Heute nutzen über 200 Unternehmen weltweit die Plattform von Prewave, um globale Ereignisse in Echtzeit zu erkennen. Im Zentrum steht das Erkennen von Risiken, um anschließend Aktionen setzen zu können.

(c) brutkasten / Viktoria Waba

Von Naturkatastrophen über politische Unruhen bis hin zu Menschenrechtsverletzungen – Prewave überwacht eine Vielzahl von Risiken und warnt Unternehmen frühzeitig. „Unsere Plattform analysiert über 1,3 Millionen Lieferanten in mehr als 400 Sprachen“, erklärt Smith. „Wir können aktuell über 150 verschiedene Risikoereignistypen in Echtzeit erkennen. Das reicht von Umweltverstößen über Streiks bis hin zu Schließungen von Fabriken.”

Die Macht der Daten

Prewave setzt auf öffentlich zugängliche Datenquellen wie Nachrichtenmedien, soziale Netzwerke oder Websites von lokalen Regierungen sowie Sanktionslisten. Für das sogenannte Lieferketten Mapping werden zudem Lieferkettendaten von Kunden hinzugezogen. Diese Informationen werden von der KI in Echtzeit verarbeitet und gefiltert. Ziel ist es, die wichtigsten Risikofaktoren zu identifizieren.

Die größte Herausforderung ist es, die relevanten Daten aus einer riesigen Menge an Informationen herauszufiltern“, sagt Smith. „Wir reden hier von Millionen von Nachrichtenmeldungen täglich. Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.“ In der Arbeit von Prewave geht es nicht nur darum, die Risiken zu erkennen, sondern sie auch verständlich und handhabbar für die Kunden zu machen. Prewave fasst die Daten zusammen, filtert sie nach Relevanz. „Der erste Schritt ist es, relevante Inhalte aus einer Vielzahl von Quellen zu identifizieren. Step zwei ist dann, diese Informationen zu clustern und in eine verwertbare Meldung, einen ‚Actionable Alert‘, für unsere Kunden zu verwandeln“, so Smith.

Reaktives und aktives Handeln

Die Prewave-Technologie zur Überwachung von Lieferketten findet branchenübergreifend Anwendung, einer der Hauptkundenstämme der Plattform ist jedoch die Automobilindustrie. “Gerade in der Automotive-Industrie, die sehr stark von Lieferketten abhängig ist, helfen wir, Risiken frühzeitig zu identifizieren und Maßnahmen zu ergreifen“, so Nitschinger. Als Beispiel führt er BMW an: Der deutsche Automobilhersteller verfügt über 50.000 Lieferanten weltweit. BMW nutzt aktuell die Plattform von Prewave, um frühzeitig Informationen über Risiken in der Lieferkette zu erhalten, bevor diese in westlichen Medien auftauchen. „Es gab Fälle, in denen wir Informationen über Umweltverschmutzung in Entwicklungsländern schon Monate vorher an BMW übermittelt haben, bevor es in westlichen Medien wie dem ‚Spiegel‘ oder der ‚Frankfurter Allgemeinen‘ berichtet wurde“, erklärt Nitschinger. BMW oder andere Kunden von Prewave können so „rechtzeitig darauf reagieren“ und proaktiv Maßnahmen ergreifen. „Das Ziel ist nicht, die Lieferanten abzustoßen, sondern sie zu verbessern“, so Nitschinger.

Unsere Plattform analysiert über 1,3 Millionen Lieferanten in mehr als 400 Sprachen.

Lisa Smith

Prewave versteht sich jedoch nicht als Consulting-Unternehmen, sondern arbeitet im Bereich von Maßnahmen mit Partnern zusammen. „Ein Beispiel ist der TÜV Süd, einer der weltweit größten Auditoren, der Teil unserer Action-Plattform ist. Dort schlagen wir unseren Kunden vor, in bestimmten Fällen Audits oder Trainings mit Partnern durchzuführen, um Risiken in der Lieferkette zu minimieren“, erläutert Nitschinger. Es geht jedoch nicht nur um das reaktive Handeln „Interessanter ist eigentlich fast noch der proaktive Teil. Hier schauen wir uns bereits im Vorfeld an, wo die riskanten Stellen in der Lieferkette sind“, so Smith.

Ein Ereignis, das viele Unternehmen unerwartet getroffen hat, war der Ukraine-Krieg. Viele hätten erst zwei bis drei Wochen nach Kriegsbeginn bemerkt, dass ihre Lieferkette betroffen war, erklärt Nitschinger. „Es kam oft vor, dass Unternehmen erst nachträglich herausfanden, dass Lieferungen nicht mehr kommen, weil sie nicht vom direkten Lieferanten, sondern von einem Unterlieferanten in der zweiten oder dritten Stufe aus der Ukraine stammten.“ Besonders Automobilhersteller waren betroffen, die aufgrund dieser Unterbrechungen mehrere Wochen schließen mussten. Prewave half seinen Kunden, diese Risiken frühzeitig zu identifizieren und das gesamte Liefernetzwerk besser zu verstehen. “Heute zeigen wir unseren Kunden nicht nur, was passiert, sondern auch, was die nächste ‚Ukraine-Situation‘ sein könnte, etwa durch Szenarien wie Taiwan. So können sie schon jetzt proaktive Maßnahmen ergreifen, etwa alternative Lieferanten als Plan B identifizieren“, erläutert Nitschinger.

Prewave: Verdreifachung des Umsatzes im Jahr 2023

In den vergangenen Jahren haben sich geopolitische Unsicherheiten stark auf globale Lieferketten ausgewirkt, etwa die Spannungen zwischen den USA und China oder die Konflikte im Nahen Osten. Hinzu kommen immer strengere Regulierungen, etwa das EU-Lieferkettengesetz, die Batterieverordnung oder die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR). „Das alles zusammen erzeugt einen enormen Bedarf, dass sich alle Unternehmen von Groß bis Klein softwaremäßig neu aufstellen müssen“, erklärt Nitschinger. Das EU-Lieferkettengesetz wird von den beiden Gründer:innen als wichtiger Rückenwind für das Wachstum der Plattform gesehen, allerdings nicht als der einzige Treiber.

(c) brutkasten / Viktoria Waba

Prewave verdreifachte 2023 den Umsatz – genaue Angaben zur Höhe des Umsatzes machen die beiden Gründer:innen allerdings nicht. Smith hält jedoch fest: „Wir sehen gerade eine sehr große Welle vor uns. Mit unserer All-in-one-Lösung können wir Disruptionsrisiken, Nachhaltigkeitsrisiken und Compliance-Risiken bearbeiten. Wir befinden uns im Epizentrum dieser drei Segmente.“

Während viele heimische Scaleups im vergangenen Jahr ihr Wachstum der Profitabilität unterordneten, liegt der Fokus bei Prewave klar auf Umsatzwachstum. „Wir sind ein klassisches VC-finanziertes Startup, bei dem Profitabilität aktuell nicht an erster Stelle steht“, so Smith. Die nächsten drei bis fünf Jahre sieht die Gründerin als „Window of Opportunity“, in dem das Unternehmen so viel Marktanteil wie möglich gewinnen will. „Unsere Aufgabe ist es, jetzt möglichst viel von diesem Markt zu besetzen“, so Smith. Das Ziel ist es, ein initiales Wachstum zu erzielen, bevor es langfristig um Profitabilität und einen möglichen Börsengang (IPO) geht. Ein solcher käme jedoch frühestens in fünf Jahren infrage.

63 Millionen Euro Finanzierungsrunde von Prewave

Die jüngste SeriesB-Finanzierungsrunde in Höhe von 63 Millionen Euro beschreibt Smith als sehr kompetitiv. „Natürlich ist Fundraising immer viel Arbeit, aber es gab viel Nachfrage, was den Prozess erleichtert hat“, so die Gründerin. Die Runde wurde von der britischen Investmentgesellschaft Hedosophia angeführt, weiters beteiligten sich die Bestandsinvestoren Creandum, Ventech, Kompas, Speedinvest und Working Capital Fund. Innerhalb des Teams haben Smith und Nitschinger eine klare Rollenverteilung: „Ich bin die Fundraiserin und Harald ist der Seller. Wir holen beide das Geld aus unterschiedlichen Bereichen rein“, so Smith.

Wir reden hier von Millionen von Nachrichtenmeldungen täglich. Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Lisa Smith

Mit dem gesammelten Kapital setzen die beiden Gründer:innen zwei Prioritäten: „Zum einen werden wir weiterhin in unsere Produktentwicklung und das AI-Modell investieren, um unsere Technologieführerschaft auszubauen. Zum anderen liegt der Fokus auf der internationalen Expansion, vor allem in Europa, wo wir uns als Marktführer positionieren wollen“, sagt Smith.

Prewave legt den Fokus aktuell klar auf den europäischen Markt. Dieser entwickle sich aufgrund von Regulierungen und eines starken Nachhaltigkeitstrends besonders dynamisch. „Der Markt in Europa ist gerade wahnsinnig spannend, und vieles wird durch die europäischen Werte und die Regulatorik getrieben. Deshalb liegt unser Hauptaugenmerk darauf, uns hier als europäischer Marktführer zu etablieren“, sagt Nitschinger. Obwohl der amerikanische Markt ebenfalls interessant ist und Prewave derzeit plant, den ersten Schritt in die USA zu machen, steht Europa im Vordergrund: „Wir befinden uns in der ungewöhnlichen Situation, dass der europäische Markt momentan attraktiver ist als der amerikanische. Europa ist der Hotspot, und alle schauen hierher“, betont Nitschinger.

Die Herausforderungen des Wachstums von Prewave

Prewave wächst rasant – die Mitarbeiter:innenzahl verdoppelte sich innerhalb eines Jahres. Dies stellt das Unternehmen jedoch auch vor eine Reihe von Herausforderungen. „Natürlich ist es nicht einfach, wenn man so schnell wächst. Es geht nicht nur darum, ein bestehendes, laufendes Geschäft erfolgreich zu halten, sondern auch darum, gleichzeitig neue Dinge zu entwickeln und weiterhin innovativ zu bleiben“, erklärt Smith.

Ich bin die Fundraiserin und Harald ist der Seller. Wir holen beide das Geld aus unterschiedlichen Bereichen rein.

Lisa Smith

Eine wichtige Erkenntnis dabei ist, proaktiv zu sein, insbesondere bei Management Entscheidungen. „Man muss immer vorausdenken und sich darauf einstellen, was die Organisation in sechs oder zwölf Monaten braucht“, betont Smith. Ein weiteres Learning ist, dass Change Management mit zunehmender Unternehmensgröße immer komplexer wird. Es ist entscheidend, die Kommunikation und Einbindung aller Mitarbeiter:innen sorgfältig zu planen, um Überraschungen zu vermeiden. Neben diesen organisatorischen Aspekten hebt Nitschinger hervor, dass Qualität vor Quantität stehen muss: „Es sind nicht immer nur mehr Leute die Lösung, sondern die richtigen Leute.”

Trotz der Herausforderungen des schnellen Wachstums sind die beiden Gründer:innen fest entschlossen, neue Maßstäbe im globalen Lieferkettenmanagement zu setzen. „Je größer Prewave wird, desto stärker ist unser Impact; mit jedem neuen Kunden“, sagt Smith über ihre Vision, Menschenrechtsverletzungen und Umweltverstöße in Lieferketten zu vermeiden. Und sie merkt an: „Wir wollen es so machen, dass das Ganze zu besseren Lieferketten führt und nicht zu Bürokratie oder anderen Effizienzverlusten.“ Und so bleibt die Botschaft an der Wand im Prewave Office, „Protect your People, Protect your Planet“, mehr als nur ein Slogan – sie ist auch der persönliche Antrieb der beiden Gründer:innen, die sich einst an ihrem ersten Schultag an der HTL kennenlernten. Zum Abschluss geben Smith und Nitschinger jungen Gründer:innen noch einen Rat mit auf den Weg: „Fragt euch, ob ihr bereit seid, die nächsten zehn Jahre eures Lebens in diese eine Sache zu investieren“, so Smith. Und Nitschinger ergänzt: „Wenn die Antwort Ja ist, dann macht es. Wenn nicht, dann lasst es.”



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