03.06.2019

4 Tipps: Wie man eine drohende Insolvenz abwenden kann

Peter Androsch, Geschäftsführer des Kreditversicherungsmaklers A.C.I.C (Austrian Credit Insurance Counsel), erklärt, wie Startups und KMU reagieren können, wenn die Insolvenz droht.
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“Im Vorjahr mussten in Österreich exakt 4980 Unternehmen Insolvenz anmelden – das entspricht durchschnittlich 13,6 pro Tag”, sagt Peter Androsch, Geschäftsführer des Kreditversicherungsmaklers A.C.I.C (Austrian Credit Insurance Counsel). Vom Konkurs betroffen sind hauptsächlich kleine und mittlere Unternehmen – immer öfter auch Startups.

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Insolvenz: Viele mögliche Auslöser

Androsch nennt einen der häufigsten Gründe: “KMU und EPU haben manchmal nur einen einzigen Großkunden, dem sie stark vertrauen und daher großzügige Lieferantenkredite und Zahlungsziele gewähren. Wird dieser Kunde nun insolvent, kommt es zum Dominoeffekt”. Solche Kettenreaktionen könnten aber auch von Pleite-Gerüchten und anderen Faktoren ausgelöst werden. Und etliche Fehler seien vermeidbar. Der A.C.I.C.-Geschäftsführer hat dazu vier Tipps formuliert, wie gefährdete Unternehmen richtig reagieren und kommunizieren sollten.


1. “Maulkorberlass”: Nur eine Person in der Außenkommunikation

Insolvenz-Gerüchte drängen ein Unternehmen in die Ecke, egal ob die Behauptungen nun stimmen oder nicht. Das Schlimmste, was man machen kann, ist eine Vogel-Strauß-Taktik. Denn dadurch gewinnen die Gerüchte unweigerlich überhand. Lieferanten könnten plötzlich auf Barzahlung bestehen oder die Lieferungen komplett einstellen. Banken könnten Kredite fällig stellen oder keine neuen mehr vergeben. “Der beste Weg zur Aufrechterhaltung der Lieferantenkredite ist eine offensive Kommunikation mit den Banken, Kreditversicherern und Wirtschaftsauskunfteien”, erklärt Androsch.

Falls ein größeres Unternehmen betroffen sein sollte, empfiehlt sich die Beiziehung einer Kommunikationsagentur, weil Medien die Probleme aufgreifen könnten. Falls Inkassoaufträge gegen das eigene Unternehmen laufen und diese lediglich aus Mängelrügen resultieren, sollte dieses Detail sofort gegenüber Kreditauskunfteien und Kreditversicherungen aktiv kommuniziert werden. Das verhindert, dass diese irrtümlich von einer Zahlungsunfähigkeit als Ursache ausgehen. Ganz wichtig ist auch, dass eine einzige Person die Kommunikation nach außen übernimmt. Für die übrigen Mitarbeiter muss ein “Maulkorberlass” gelten.

2. Liquidität steigern: Forderungen verkaufen

“Man sollte dafür gewappnet sein, dass die Lieferanten im Falle einer drohenden Insolvenz neue Aufträge nur mehr gegen Barzahlung ausführen wollen. Eine hilfreiche Erstmaßnahme ist der Verkauf von Forderungen an eine Factoring-Gesellschaft, um Liquidität zu schaffen. Danach hat man Luft zum Atmen und kann sich nach einem Investor umsehen oder andere längerfristige Maßnahmen ergreifen”, erklärt Androsch. Zudem sollten die Betroffenen während dieser Zeit nicht vergessen Skonti von ihren Lieferanten in Anspruch zu nehmen, auch wenn sie nicht ganz freiwillig als Barzahler auftreten. Hier sollte man Selbstbewusstsein demonstrieren, statt sich in die Ecke drängen zu lassen. Der Skonto schafft schließlich nicht nur zusätzliche Liquidität, sondern verbessert auch die Margen.

3. Bei den Kunden auf Zahlungsdisziplin pochen

Höhere Liquidität können Unternehmen auch erreichen, wenn sie die Zahlungsziele bei den eigenen Kunden nicht ausweiten und auf pünktlicher Bezahlung beharren. Zudem muss das Mahnwesen wesentlich rigider werden und im Bedarfsfall bereits nach der ersten Mahnung ein Inkassobüro oder Anwalt mit der Einbringung der offenen Forderungen beauftragt werden. Die dadurch generierte Liquidität kann relativ rasch für die Bedienung der eigenen Lieferverbindlichkeiten herangezogen werden.

4. Kreditlinien optimieren

Neben der offenen Kommunikation über die eigene Situation mit den kreditgebenden Banken kann auch eine Optimierung der Kreditlinien die Liquidität verbessern. Dabei handelt es sich um eine individuelle Kreditobergrenze, die dem Unternehmen von den Banken eingeräumt wird. Als Alternative können sogenannte Garantieversicherungen dienen. Diese Garantien werden von Versicherungen oder anderen Nicht-Banken ausgestellt und führen daher zu keiner Reduktion der Kreditlinien bei den Banken. Von der Funktionsweise erfüllen sie dennoch den Zweck von Kreditlinien.


Prävention: Vorsicht vor “trügerischer Sicherheit”

Insolvenzen bei Startups bzw. KMU und EPU schaffen es zwar selten in die Öffentlichkeit, sie kommen aber wesentlich häufiger vor, als bei großen. Oft steckt dahinter eine trügerische Sicherheit als Ursache. Wenn kleine Unternehmen größere Unternehmen als Kunden haben, zu denen sie eine langjährige Geschäftsbeziehung aufgebaut haben, gewähren sie diesen oft großzügige Lieferantenkredite und Zahlungsziele. Schlittert nun einer dieser Großkunden in die Insolvenz, kommt es bei dessen Lieferanten aufgrund hoher Ausfälle oft zu Folgekonkursen. Erhöht wird die Gefahr noch dadurch, dass kleine Unternehmen gar nicht so selten von einem einzigen großen Abnehmer abhängig sind und daher ein hohes Klumpenrisiko tragen.

Im Gegensatz zu Großkonzernen wissen KMU und EPU zudem häufig nicht über die Existenz von Kreditversicherungen Bescheid, obwohl eine Absicherung als Prävention relativ günstig möglich wäre. Androsch empfiehlt nicht versicherten Unternehmen, zumindest die Bonität des Geschäftspartners ständig im Auge zu behalten, auch wenn die Zusammenarbeit jahrelang hervorragend funktioniert und ohne Komplikationen verläuft. Im Ernstfall würden sich die Ereignisse allerdings erfahrungsgemäß relativ rasch überschlagen, daher sei Prävention in der Regel der einfachste Weg. (PA/red)

⇒ Zur Page der A.C.I.C.

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Der vegane „Camembert“ des Wiener Startups Freundeskreis ist seit Juni dieses Jahres in ausgewählten veganen Supermärkten erhältlich. Co-Gründerin Mona Heiß gibt im Interview mit brutkasten einen Einblick in die nächsten Schritte des Unternehmens.
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Das „Kernteam“: Leo Sulzmann, Mona Heiß und Markus Korn. (c) Freundeskreis

Käsealternativen aus Cashewnüssen, Mandeln, Soja oder Erbsenprotein: Der Markt für Käseersatzprodukte erlebt derzeit eine Hochphase. Auch das Startup Freundeskreis hat es sich zur Mission gemacht, mit seinem pflanzlichen „Cam-mhh-berta“ die Käsewelt zu transformieren. Anstelle von Milchkulturen, die in herkömmlichem Camembert verwendet werden, setzt das Unternehmen auf eine untypische Zutat: Marillenkerne – ein Nebenprodukt der heimischen Obstindustrie.

Ende letzten Jahres konnte Freundeskreis eine Förderung von 400.000 Euro von der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws) sichern – brutkasten berichtete. Mit dieser Förderung bauten sie nicht nur ihre Produktion aus, sondern brachten auch ihren veganen „Cam-mhh-berta“ erfolgreich auf den Markt. Im Interview mit brutkasten berichtet Co-Gründerin Mona Heiß über die Fortschritte des Startups und die Pläne für die Zukunft.

Freundeskreis wird mit weiteren 97.000 Euro gefördert

Seit Juni dieses Jahres ist der pflanzliche “Cam-mhh-berta” in ausgewählten Bio-Supermärkten in Wien erhältlich: Pepper & Ginny (1010), Maran Vegan (1060) und Markta (1090). Das Feedback ist vielversprechend: Nach Unternehmensangaben wurden in den ersten vier Monaten bereits rund 1.000 Stück verkauft.

Nur wenige Monate nach der aws-Förderung konnte sich Freundeskreis eine weitere finanzielle Unterstützung sichern: Die Wirtschaftsagentur Wien stellte über die Förderschiene “Produktion” dem Startup rund 97.000 Euro zur Verfügung. Wie Co-Gründerin Mona Heiß im Interview mit brutkasten verrät, soll das Geld in eine neue Pilot-Käsefabrik in Wien-Penzing fließen, die zugleich als zukünftiger Firmenstandort dienen wird.

Bisher finanziert sich Freundeskreis ausschließlich über Fördermittel. Für die kommenden Monate plant das Team jedoch eine Finanzierungsrunde im Frühjahr, um Investor:innen zu gewinnen und das Wachstum des Startups weiter voranzutreiben.

Marillenkerne liefert Cremigkeit und gesunde Nährstoffe

Freundeskreis entwickelte eine pflanzliche Käsealternative, die primär aus Marillenkernen besteht: den „Cam-mhh-berta“. Laut dem Unternehmen ist dieser geschmacklich und in der Konsistenz kaum von herkömmlichem Camembert zu unterscheiden. Der Grund liege in den Eigenschaften der Marillenkerne, die reich an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren sind. Diese Nährstoffe sorgen demnach nicht nur für gesundheitliche Vorteile, sondern tragen auch maßgeblich zur cremigen Textur bei, erklärt Heiß.

Die Produktion des „Cam-mhh-berta“ erfolgt in „traditioneller Handarbeit“ auf einem Bauernhof im Wienerwald, in einer ehemaligen Käserei. Dabei setzt Freundeskreis auf dasselbe Verfahren, das auch bei der Herstellung von Kuhmilchkäse Anwendung findet. Das Ergebnis sei ein Käse, der sich durch “Cremigkeit, Nachhaltigkeit und Tradition” auszeichnet.

“Cam-mhh-berta” besteht nur aus vier Zutaten

Das Besondere an der Käsealternative sind die Marillenkerne, die als Hauptzutat dienen. Diese fallen normalerweise als Abfall- oder Nebenprodukt der Saft- und Marmeladenproduktion an. Freundeskreis bezieht die Kerne von regionalen Lieferanten, darunter das niederösterreichische Scaleup Kern Tec – brutkasten berichtete. Aus den Marillenkernen wird durch ein speziell entwickeltes Verfahren eine milchige Flüssigkeit gewonnen, die mithilfe von Reifekulturen, veganen Enzymen und Mikroorganismen zum „Cam-mhh-berta“ verarbeitet wird. Die Käsealternative kommt mit nur vier Zutaten aus: Marillenkerne, Salz, Wasser und vegane Reifekulturen.

Ein kritischer Punkt bei der Verarbeitung von Marillenkernen ist die darin enthaltene Blausäure, die gesundheitsschädlich sein kann. Hier hat Gründer und Forscher Leo Sulzmann ein spezielles Verfahren entwickelt, um die Blausäure auf natürliche Weise abzubauen.

Freundeskreis-Team wächst

Hinter dem Food-Startup Freundeskreis stehen Forscher und Geschäftsführer Leonhard Sulzmann sowie Co-Gründerin Mona Heiß. Während Sulzmann sich auf die wissenschaftlichen und technologischen Aspekte konzentriert, verantwortet Heiß die Kreativdirektion und den Markenaufbau. Zum Kernteam gehört außerdem Sales- und Operations-Verantwortliche Markus Korn. Mittlerweile zählt das Team sechs Mitglieder, die gemeinsam am weiteren Ausbau der Marke Freundeskreis arbeiten.

Zukünftig sollen mehr vegane Käsealternativen auf den Markt kommen

Freundeskreis arbeitet aktuell an der Entwicklung weiterer veganer Käsealternativen. Bereits Anfang nächsten Jahres soll eine vegane „Frischkäsevariante“ auf Basis der Marillenkerne auf den Markt kommen. Doch das ist nicht alles: Eine weitere Produktreihe ist bereits in Planung. Co-Gründerin Mona Heiß verrät, dass es sich dabei voraussichtlich um ein Produkt handeln werde, das speziell zum Backen geeignet sei. Langfristig will das Startup außerdem auch einen veganen „Hartkäse“ anbieten. Die Herstellung dieses Produkts ist jedoch komplexer, da es aufgrund des verwendeten Verfahrens eine bestimmte Zeit für die Reifung benötigt.

In den kommenden Wochen soll außerdem ein Online-Shop live gehen, über den die Produkte von Freundeskreis direkt bestellt werden können. Diese Plattform wird zunächst als Testversion betrieben, um herauszufinden, wie gut sich die Produkte für den Direktvertrieb eignen. Geplant ist dabei ein Modell, bei dem die Käsealternativen erst auf Bestellung und nicht auf Vorrat produziert werden. Weiter in die Zukunft gedacht, kann sich das Startup auch den Vertrieb in Supermärkten vorstellen.

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