03.11.2022

200 Mio-Euro-Auftrag für Quantum Computing in Europa: Tiroler Unternehmen ParityQC mit dabei

Das Tiroler Unternehmen ParityQC wurde mitten im Corona-Lockdown 2020 gegründet. Inzwischen konnte sich die Quantum-Computing-Company breit aufstellen und hat neben diversen Kunden nun einen großen Auftrag von DLR an Land gezogen.
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Die Co-Founder und Co-CEOs vom Tiroler Unternehmen ParityQC (v.l.): Magdalena Hauser und Wolfgang Lechner © brutkasten
Die Co-Founder und Co-CEOs von ParityQC (v.l.): Magdalena Hauser und Wolfgang Lechner © brutkasten

Das Tiroler Unternehmen ParityQC entwickelt Anwendungen für kommerzielle Quantencomputer. Mit ihrer 2015 patentierten Architektur möchte das Team rund um das Founder-Duo Magdalena Hauser und Wolfgang Lechner die Software und Hardware von Quantencomputern vorantreiben. Das heißt: ParityQC bietet die Quantenarchitektur für Hardware und Software an, ihre Kunden stehen aber in erster Linie auf der Hardware-Seite. Im Rahmen einer internationalen Ausschreibung vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Gesamtwert von 208,5 Millionen Euro konnte das Innsbrucker Unternehmen nun zwei Aufträge an Land ziehen.

Zwei Ionenfallen-Quantencomputer für DLR

Insgesamt sollen in den nächsten vier Jahren fünf Ionenfallen-Quantencomputer im Rahmen des DLR-Auftrags gebaut werden. Zwei davon wird ParityQC bauen. Dabei beschreibt Co-CEO Wolfgang Lechner im brutkasten-Interview, dass dieses Verfahren grundsätzlich nicht das einzige sei, mit dem das Unternehmen arbeitet. Ebenso beschäftigen sie sich in anderen Kontexten bspw. mit dem Superconducting-Verfahren – also supraleitenden Quantencomputern. Vorteile würden sie in beiden Bereichen sehen.

Wichtiger Auftrag für Europa

Den Auftrag von DLR bezeichnet ParityQC als historisch, da er eine besondere Bedeutung für den Standort Europa habe. Traditionellerweise assoziiere man mit dem europäischen Kontinent bisher noch kein festes Standbein im Quantum Computing, während das private Kapital in den USA und das staatliche Kapital in China bereits seit Jahren sehr starke Ergebnisse hervorbringe. Die große Förderung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt würde dabei unterstützen, das europäische Ökosystem aufzubauen. Bisher hätte man sich bspw. häufig Funding aus nicht-EU-Ländern holen müssen, wenn man als Unternehmen skalieren wollte – das könnte sich zukünftig auch in Europa ändern.

Hauser und Lechner sehen sehr gutes Förderpotenzial in Europa. Zudem sei man hier führend in der Grundlagenforschung. Die Herausforderung für den Kontinent sehen sie aktuell vor allem darin, die Kommerzialisierung zu schaffen und voranzutreiben.

Kein Startup und keine Konkurrenz zu Google, IBM und Co.

ParityQC bezeichnet sich nicht als Startup. Schließlich seien sie nie in das Venture-Capital-Rennen eingestiegen und haben bereits mehr als 10 Jahre Forschungserfahrung, die schlussendlich zur Gründung in 2020 geführt habe. Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren ein internationales Team aufgebaut und erklärt, dass sie vom Fachkräftemangel nicht betroffen sind – und das obwohl Europa mit den Gehältern im Quantum-Computing-Bereich mit Ländern wie Amerika bei weitem nicht mithalten könne. Im Video-Interview erklärt das Gründungsduo, welche Maßstäbe sie setzen und wo das Team von ParityQC in den nächsten Jahren hin möchte.

Da ParityQC die Quantenarchitektur (auch LHZ-Architektur genannt) bietet, betonen sie mehrfach, dass große Player wie Google, IBM oder Amazon nicht in direkter Konkurrenz zu ihnen stehen. “Es wäre sehr naiv, das zu tun”, meint Lechner im Gespräch. Die Arbeit des Unternehmens erstreckt sich also vom Bau des Computers bzw. Chipsdesigns bis hin zu dem Punkt, an dem die Algorithmen angewendet werden.

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CFO Günter Hagspiel, CEO Michael Leitner, Gründer Christopher Schöpf (v.l.n.r.) (c) e.bs AG

Die in Dornbirn ansässige e.battery systems AG (e.bs AG) ist auf die Entwicklung und Herstellung maßgeschneiderter Batterie- und Energiespeichersysteme spezialisiert. Im Jahr 2019 wurde e.bs AG – damals noch als GmbH – als Spin-Off von AKKU Mäser gegründet. Mit der erfolgreichen Finanzierungsrunde und der strategischen Übernahme der deutschen kumkeo GmbH unterstreicht die e.bs AG nun ihren Wachstumskurs der letzten Jahre.

e.bs AG erhält Investment in Höhe von 11 Mio. Euro

Die e.bs AG schließ ihre im Jahr 2023 gestartete Finanzierungsrunde erfolgreich ab und erzielte dabei ein Gesamtvolumen von 11 Millionen Euro. Das Kapital stammt sowohl von bestehenden Aktionären als auch von neuen Investoren. Den größten Anteil trugen die beiden Lead-Investoren Udo Filzmaier und Heinz Senger-Weiss bei.

CFO Günter Hagspiel kommentierte den Abschluss der ersten Finanzierungsrunde: „Wir sind sehr dankbar und stolz, dass sowohl bestehende Aktionäre als auch in etwa im selben Umfang neue Investoren das Unternehmen mit frischer Liquidität für die weiteren Wachstumsziele unterstützen“.

e.bs AG übernimmt deutsches Unternehmen

Neben dem Abschluss der Finanzierungsrunde gab die e.bs AG auch die erfolgreiche Übernahme der kumkeo GmbH bekannt, die künftig unter dem Namen e.bs kumkeo GmbH firmiert. Das in Hamburg und Kiel ansässige Unternehmen ist auf skalierbare IT-Lösungen und digitale Transformationsstrategien spezialisiert, insbesondere im Bereich erneuerbare Energien.

Durch die Fusion entstehe ein „leistungsfähiges, international aufgestelltes Unternehmen“, das seinen Kund:innen künftig ein „noch breiteres Angebot an innovativen und skalierbaren Lösungen“ anbieten will, erklärt CEO Michael Leitner. In den kommenden Monaten sollen die Standorte und Teams beider Unternehmen zusammengeführt werden. Ziel sei es, „Synergien zu nutzen, das Geschäft weiter auszubauen und die gemeinsame Marktpräsenz zu verstärken“.

Konsoldierter Jahresumsatz von 25 Mio. Euro

Die e.battery systems AG entwickelt Batterielösungen, die nicht nur hohe Leistung erbringen sollen, sondern auch auf Ressourcenschonung ausgerichtet sind. Die Gesellschaft hat bereits drei Produktlinien auf den Markt gebracht: Battery Packs, Second-Life Energiespeicher und ein Battery Management System. Ziel sei es, mit leistungsstarken Batteriesystemen die Elektromobilität voranzutreiben. Der Second-Life-Ansatz trägt zur Nachhaltigkeit bei, indem die Energiespeichersysteme erneut einsetzbar sind, so das Produktversprechen. Durch den verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen will die e.bs AG ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Energiewelt leisten.

Durch die Übernahme verfügt das Unternehmen künftig über Standorte in Dornbirn, Hamburg und Kiel, während die Produktion weiterhin durch einen Partnerbetrieb in Niš (Serbien) erfolgt. Das neue Gesamtunternehmen beschäftigt laut eigenen Angaben insgesamt 120 Mitarbeitende und erzielt einen konsolidierten Jahresumsatz von 25 Millionen Euro.

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