15.09.2022

20 Jahre tech2b: Wo Storyblok, Tractive und MyEsel starteten

Zum 20-jährigen Jubiläum konnte der oberösterreichische Inkubator tech2b eine überzeugende Zwischenbilanz präsentieren.
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Das aktuelle tech2b-Team | (c) Juliana Tasler-Rager / tech2b
Das aktuelle tech2b-Team | (c) Juliana Tasler-Rager / tech2b
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Betrachtet man die oberösterreichsiche Startup-Szene, führt kaum ein Weg am Inkubator tech2b vorbei. Das zeigen auch denkbar prominente Alumni-Unternehmen wie Runtastic, dem schon 2015 der bis dahin größte Exit Österreichs an Adidas gelang, die “Soonicorns” Storyblok und Tractive, die in letzter Zeit nicht nur mit gigantischen Finanzierungsrunden auf sich aufmerksam machten, oder der erfolgreiche Holzfahrrad-Hersteller MyEsel. Und das sind nur vier von rund 300 Startups mit aktuell rund 1.200 Mitarbeiter:innen, die aus dem Inkubator hervorgingen.

60 Mio. Euro Privatkapital und 18 Mio. Euro Förderung in fünf Jahren für tech2b-Startups

Die wiederum entstanden aus bislang 450 Projekten, die von tech2b betreut wurden. Diese Zahlen wurden nun bei der 20-Jahr-Feier des Inkubators präsentiert. Und das Programm, das 2002 mit zwei Mitarbeiter:innen startete und mittlerweile bei 21 steht, kann noch viele weitere überzeugende Zahlen vorweisen. So warben in den vergangenen fünf Jahren tech2b-Startups und -Alumni mehr als 60 Millionen Euro Privatkapital und rund 18 Millionen Euro an Fördergeldern ein. Acht von zehn Unternehmen, die mit Unterstützung des Inkubators im selben Zeitraum gegründet wurden, sind auch heute noch am Markt aktiv.

“Kein Gründungsteam ist gleich, jedes steht vor seinen eigenen Herausforderungen”

“Genau darum geht es – für Wohlstand zu sorgen und mit neuen Lösungen mitzuhelfen, die großen Fragen lösen zu können”, sagt der oberösterreichische Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner dem brutkasten am Rande des Jubiläums-Events. Doch auf dem Weg dahin liegt viel Arbeit. Man setze dabei auf eine individuelle Begleitung der Startups, skizziert tech2b Geschäftsführer Raphael Friedl: “Kein Gründungsteam ist gleich, jedes steht vor seinen eigenen Herausforderungen. tech2b bietet dafür kein Standardangebot, sondern holt die Gründer:innen dort ab, wo sie selbst stehen und geht als erfahrener Partner ein Stück des Weges ins Unternehmerleben mit. Dieser persönliche Ansatz wird von unseren Gründer:innen aber sehr geschätzt und trägt wesentlich zum Gesamterfolg unserer Startups bei”.

tech2b-Geschäftsführer Raphael Friedl (2.v.r.) | (c) Juliana Tasler-Rager / tech2b

Die Stärke dieses Ansatzes bestätigen auch Vertreter:innen der Startups gegenüber dem brutkasten. “Es ist ein Wahnsinn, was wir an Know-how, Hilfe und Mentoring vom gesamten Team bekommen haben”, sagt etwa Barbara Pölzleithner Gründerin und CEO von Hublz. Und Mox Innovations-Gründer Benjamin Mooslechner meint: “Wir sind 2019 ins Inkubationsprogramm gekommen und sie haben uns eigentlich von der ersten Sekunde an immer perfekt unterstützt. Egal ob es um die Entwicklung, das Finden von Technologiepartnern oder von Kunden geht.”

Tractive-Gründer Hurnaus wurde vom tech2b-Teilnehmer zum Mentor

Schon länger liegt die Teilnahme bei Tractive zurück. “Ich kenne tech2b bereits seit 2012. Damals kamen wir mit unserem Gründungsvorhaben zum Inkubator. Besonders das hohe Maß an Vertrauen zwischen dem tech2b Team und uns, ist mir in Erinnerung geblieben. Darüber hinaus wurden wir bei jeglichen Fragen, Bedenken oder Unsicherheiten unterstützt. Mittlerweile habe ich tech2b in meinen Mentoring-Tätigkeiten auch aus einer anderen Perspektive kennen gelernt und bin noch immer von der hohen Qualität und Professionalität begeistert”, erzählt Gründer Michael Hurnaus.

Wirttschaftslandesrat Markus Achleitner (ganz links) testet den Fensterbrett-“Balkon” des Linzer tech2b-Teilnehmers Balcosy | (c) Juliana Tasler-Rager / tech2b

“Die wesentlichen Player der Wirtschaft” von morgen

Geht es nach tech2b Geschäftsführer Raphael Friedl, sollen der Erfolgsstory von Tractive noch viele weitere folgen: “Wenn wir uns in 30 Jahren die Unternehmen ansehen, die heute bei uns gründen, können wir vielleicht sagen: ‘Das sind heute die wesentlichen Player der Wirtschaft’. Ich bin davon überzeugt, dass die unternehmerischen Persönlichkeiten, die bei uns ein- und ausgehen, die Zukunft mitgestalten werden”. Besondere Schwerpunkte für die kommenden Jahre sind dabei übrigens Nachhaltigkeit, MedTech und die Förderung Frauen-geführter Startups.

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AI Landscape 2024, Wasner, Hochreiter
(c) Stock.Adobe/GamePixel - Die AI Landscape 2024 ist da.

Die Austrian AI Landscape von Clemens Wasner (EnliteAI, AI Austria) zeigt AI-Startups und -Unternehmen aus der heimischen Startup-Szene. Das Branding dazu wurde von Andreas M. Keck, Kopf und Gründer von “beamr. brand consulting studio” pro-bono durchgeführt. Es ist bereits die insgesamt achte Ausgabe der österreichischen KI-Landschaft.

AI Landscape 2024 wird größer als ihre Vorgänger

“Heuer gibt es 70 neue Unternehmen, ein Novum in dieser Größenordnung. Es ist ein internationales Phänomen, denn die Eintrittsbarriere für die Gründung eines KI-Unternehmens ist gesunken. Ein Grund ist, dass viele Basistechnologien als ‘open source’ verfügbar sind und nicht mehr von Grund auf selbst entwickelt werden müssen”, erklärt Wasner die gestiegene Anzahl an KI-Unternehmen in Österreich.

Besonders im Bereich “Corporate Early Adopters” zeigt sich eine starke Steigerung. “Unternehmen, die teilweise 100 Jahre alt sind, haben eigene AI-Business-Units aufgebaut, eigene Teams zusammengestellt und sind Joint Ventures eingegangen. AI ist schlussendlich in der Realwirtschaft angekommen”, so der AI-Experte weiter.

Die AI Landscape Austria 2024

(c) EnliteAI, AI Austria, Andreas M. Keck (beamr) – Die gesamte Austrian AI Landscape.

Cybersecurity-Bereich steigt

Allgemein ist festzustellen, dass sich – entgegen der letzten Jahre – mehr Firmen mit “Cybersecurity & Defence” beschäftigen. Die Gründe dafür sind, dass es einerseits, wie erwähnt, mehr Open-Source-Modelle gibt, auf die man zurückgreifen kann, ohne selbst Basis-Modelle entwickeln zu müssen. Andererseits hat der Ukraine-Krieg ein Bewusstsein für diese Branche geschaffen.

Die EU hat etwa am 15. März 2024 das Arbeitsprogramm für den European Defence Fund veröffentlicht. Die offizielle Ausschreibung wurde am 20. Juni geöffnet, eine Einreichung war bis zum 5. November 2024 möglich. Diese Ausschreibung war mit 1,1 Milliarden Euro dotiert, wovon 40 Millionen Euro für disruptive Technologien und 67 Millionen Euro für KMU vorgesehen sind.

AI Landscape: GenAI als Treiber

Einen anderen Faktor für die Steigerung der Anzahl an KI-Firmen in Österreich sieht Wasner darin, dass viele Unternehmen in der Vergangenheit auf Automatisierung gesetzt hätten. Belege erkennen, den E-Mail-Posteingang lesen und ins CRM schieben – das sei mit der eigenen Technologie natürlich limitiert gewesen, durch Generative AI und LLMs (Large Language Models) wären nun sehr viele in diesem Bereich tätig. “Das ist etwas, das weltweit parallel passiert”, so Wasner. “Und Chatbots oder Dashboards beinhaltet.”

Auch bemerkenswert ist, dass im Bereich “Life Science” mittlerweile 30 Unternehmen aus Österreich vertreten sind. Für den KI-Experten “wenig verwunderlich”, da es hierzulande mit LISAvienna, INITS und mit dem Science Park Graz gleich drei Ökosysteme gibt, die in diesem Feld “Firmen produzieren”.

Zudem ist der Proptech-Bereich auffällig stark geworden, was wiederum an der Nutzung von LLMs liegt, zum Beispiel wenn es um die Auswertung von Dokumenten rund um Bauprojekte geht. Überall dort, wo man auf unstrukturierte Daten treffe – Baupläne, etc. – sei nun GenAI vermehrt einsatzbar und das ganze Proptech-Feld gehe “durch die Decke”. Insgesamt, so Wasner, gebe es heuer einfach mehrere große Themenfelder in der heimischen AI Landscape.

Beachtlich sei zudem, dass in der KI-Branche wenig Firmen pleite gegangen sind. “Dieses Jahr habe ich im Vergleich zum Vorjahr nur drei, vier Firmen herunternehmen müssen”, sagt er. “Davor waren es rund 30.”

Doch der KI-Experte warnt vor zu großer Euphorie. Er sieht den Moment jetzt als “Ruhe vor dem Sturm” und erwartet eine Konsolidierungswelle für das kommende Jahr. In diesem Sinne prognostiziert er einen Akquise-Trend, der uns bevorsteht. Größere Firmen würden, so seine Einschätzung, Unternehmen aus der Sparte “Operations & Search” aufkaufen, weil sich deren Angebot als replizierbares Business für Dienstleister auszeichne (Knowledge-Management, Bots, Suche mit LLMs).

Mehr Deregulierung, aber…

Was den europäischen Standort betrifft, wünscht sich Wasner mehr Deregulierung, allerdings nicht unbedingt auf der KI-Seite, wie er sagt. Europas KI-Problem liege vor allem im Umstand begründet, dass es hier schwieriger sei, zu gründen bzw. etwa Mitarbeiterbeteiligungen schwerer zu implementieren wären. “In Europa gibt es 27 Rechtsformen bei der Unternehmensgründung, das ist einfach nicht ‘investible'”, sagt er. Auch seien die Finanzierungen zu gering, vor allem dann, wenn man eine KI-Foundation baue. Mistral aus Frankreich wäre da der einzige Ausreißer, was europäische Top-KI-Firmen betreffe.

Als zweiten Punkt nennt Wasner, dass sich die “Compute-Infrastruktur” als zu klein für den europäischen Raum zeige und es von der EU-Seite Investitionen von mindestens 20 Milliarden Euro – wenn nicht mehr – bräuchte, um im KI-Konzert der Großen eine Chance zu haben. Der dritte und letzte Faktor, den Wasner in Sachen Wettbewerbsfähigkeit erwähnt, ist, auf “skilled immigration” zu setzen, um die besten Talente ins Land zu holen, wie er sagt: “Das allerdings geht nur, wenn man die ersten beiden Punkte löst.”

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